Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

„Hubschrauber“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 87.139.58.52 (Diskussion) wurden auf die letzte Version von Albe ni zurückgesetzt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:1993-07_Dänemark_Seaking_b.jpg|upright=1.3|miniatur|Typischer [[Marine]]hubschrauber, der [[Sikorsky S-61]] ''Sea King'']]
[[Datei:1993-07_Dänemark_Seaking_b.jpg|upright=1.3|miniatur|Typischer [[Marine]]hubschrauber, der [[Sikorsky S-61]] ''Sea King'']]
[[Datei:RAN squirrel helicopter at melb GP 08.jpg|miniatur|upright=1.3|''Eurocopter AS350BA'' der Fleet Air Arm der [[Royal Australian Navy]]]]
[[Datei:RAN squirrel helicopter at melb GP 08.jpg|miniatur|upright=1.3|''Eurocopter AS350BA'' der Fleet Air Arm der [[Royal Australian Navy]]]]
Ein '''Hubschrauber''' ist ein vertikal startendes und landendes [[Luftfahrzeug]], das mittels [[Motor]]kraft einen oder mehrere [[Rotor]]en für Auftrieb und Vortrieb benutzt. Diese arbeiten als sich drehende [[Tragfläche]]n oder Flügel, weshalb Hubschrauber zu den [[Drehflügler]]n zählen.
Ein '''Hubschraubär''' ist ein vertikal startendes und landendes [[Luftfahrzeug]], das mittels [[Motor]]kraft einen oder mehrere [[Rotor]]en für Auftrieb und Vortrieb benutzt. Diese arbeiten als sich drehende [[Tragfläche]]n oder Flügel, weshalb Hubschrauber zu den [[Drehflügler]]n zählen.


Nicht zu den Hubschraubern gezählt werden dagegen Mischformen aus Flugzeug und Drehflügler, wie [[Drehflügler#Hybride aus Dreh- und Starrflüglern|Hybridflugzeuge]] oder nicht [[Lotrichtung|vertikal]] startende Luftfahrzeuge wie [[Tragschrauber]] oder [[Kipprotor]]flugzeuge.
Nicht zu den Hubschraubern gezählt werden dagegen Mischformen aus Flugzeug und Drehflügler, wie [[Drehflügler#Hybride aus Dreh- und Starrflüglern|Hybridflugzeuge]] oder nicht [[Lotrichtung|vertikal]] startende Luftfahrzeuge wie [[Tragschrauber]] oder [[Kipprotor]]flugzeuge.

Version vom 21. Oktober 2011, 13:08 Uhr

Typischer Marinehubschrauber, der Sikorsky S-61 Sea King
Eurocopter AS350BA der Fleet Air Arm der Royal Australian Navy

Ein Hubschraubär ist ein vertikal startendes und landendes Luftfahrzeug, das mittels Motorkraft einen oder mehrere Rotoren für Auftrieb und Vortrieb benutzt. Diese arbeiten als sich drehende Tragflächen oder Flügel, weshalb Hubschrauber zu den Drehflüglern zählen.

Nicht zu den Hubschraubern gezählt werden dagegen Mischformen aus Flugzeug und Drehflügler, wie Hybridflugzeuge oder nicht vertikal startende Luftfahrzeuge wie Tragschrauber oder Kipprotorflugzeuge.

Das vor allem in der Schweiz übliche Synonym Helikopter, kurz auch Heli, ist ein zusammengesetzter Begriff aus griech. hélix, Genitiv hélikos „Windung, Spirale“ und pterón „Flügel“.

Funktion

Starrer Rotorkopf einer Bo 105

Die rotierenden Rotorblätter erzeugen durch die anströmende Luft einen dynamischen Auftrieb. Wie bei den starren Tragflächen eines Flugzeugs ist dieser abhängig von ihrem Profil, dem Anstellwinkel und der Anströmgeschwindigkeit der Luft. Beim schwebenden Hubschrauber entspricht die Anströmgeschwindigkeit der Umlaufgeschwindigkeit. Wenn ein Hubschrauber sich vorwärts bewegt, ändert sich die Anströmgeschwindigkeit, da sich Umlauf- und Fluggeschwindigkeit des nach vorne bewegten Blattes addieren. Beim zurücklaufenden Blatt subtrahieren sie sich, siehe auch Skizze unter Flugleistungen.

Durch die Aerodynamik der Rotorblätter entstehen beim Flug asymmetrische Kräfte auf die jeweils nach vorne und nach hinten bewegten Blätter, die bei älteren Modellen durch Schlag- und Schwenkgelenke an der Befestigung, dem Rotorkopf, aufgefangen werden mussten. Neuere Konstruktionen kommen ohne diese Gelenke aus. Rotorkopf und -blätter bestehen bei diesen neueren Modellen aus Materialien, welche die in Größe und Richtung sich ständig ändernden dynamischen Kräfte bewältigen können, ohne dass die Bauteile hierdurch Schaden nehmen. Ein solcher gelenkloser Rotorkopf wurde erstmals bei der Bo 105 durch Blätter aus GFK und einen massiven Rotorkopf aus Titan realisiert. Beim EC 135 wurde dieser zum lagerlosen Rotorkopf weiter entwickelt, der sich bei den meisten Modellen durchgesetzt hat.

Änderung der Flugrichtung

Die zyklische Blattverstellung dient der Steuerung der zweidimensionalen Horizontalbewegung des Hubschraubers durch Neigung der Hauptrotorebene, das heißt zum Einleiten oder Beenden von Vorwärts-, Rückwärts- oder Seitwärtsflug. Hierbei werden die Einstellwinkel der Blätter während des Umlaufs des Rotors (zyklisch) verändert. Zum Vorwärtsflug werden sie so geändert, dass sich die Rotorebene nach vorne neigt, der Auftrieb erhält dadurch eine nach vorne gerichtete Komponente, also eine den Hubschrauber nach vorne treibende Kraft oder Schub. Die zyklische oder rotationsperiodische Blattverstellung ist für jeden Hubschrauber mit feststehendem Rotor für den Schwebeflug unerlässlich.

Mit der kollektiven Blattverstellung oder Pitch verändert der Pilot den Anstellwinkel aller Rotorblätter gleichmäßig, was zum Steigen oder Sinken des Hubschraubers führt. Einfache Konstruktionen, etwa bei verschiedenen Elektroantrieben im Modellbau, ersetzen diese Steuerung durch eine Drehzahländerung. Nachteilig ist dabei die längere Reaktionszeit durch die Massenträgheit des Hauptrotors.

Die Ansteuerung der Rotorblätter erfolgt meist durch eine Taumelscheibe, deren unterer, feststehender Teil vom Piloten mit Hilfe des „kollektiven“ Verstellhebels nach oben oder unten verschoben wird. Mit dem „zyklischen“ Steuerknüppel kann dieser wiederum in jede Richtung geneigt werden. Der obere, sich mit dem Rotor drehende Teil der Taumelscheibe überträgt über Stoßstangen und Hebel an den Blattwurzeln den gewünschten Einstellwinkel auf die Rotorblätter.

Rotorvarianten und Giermomentausgleich

Ummantelter Heckrotor oder Fenestron an einem EC 120
Koaxialhubschrauber KA-27 der russischen Marine.

Man unterscheidet Einrotorsysteme, Doppelrotoren und vier Rotoren (Quadrocopter). Mit Ausnahme des Blattspitzenantriebs wird der Rotor stets durch einen Antrieb im Rumpf in Drehung versetzt. Somit entsteht beim gebräuchlichsten Einrotorsystem an der Rotorachse ein Drehmoment (Giermoment), das eine entgegengesetzte Drehung des Rumpfes bewirkt. Um dies zu vermeiden, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Erzeugung eines seitlichen Gegenschubs entweder durch einen Heckrotor, auch gekapselt als Mantelpropeller beim Fenestron oder durch Schubdüsen beim NOTAR-System.
  • Zwei gegenläufige Hauptrotoren, deren Giermomente sich ausgleichen – durch Anordnung übereinander auf derselben Achse (Koaxialrotor), hintereinander (Tandem-Konfiguration) oder nebeneinander (transversal). Eine weitere Variante sind die ineinander greifenden Rotoren mit nahe zusammen liegenden, zueinander schräg gestellten Drehachsen beim Flettner-Doppelrotor. Beim Sikorsky X2 ermöglicht diese Bauweise auch höhere Geschwindigkeiten – in Kombination mit einem Schubpropeller, der erstmals 1946 beim Fairey Gyrodyne genutzt worden war.
  • Der Quadrocopter verwendet vier Rotoren in einer Ebene und erlaubt allein durch Verstellung von Pitch oder Drehzahl eine Steuerung um alle drei Achsen. Auf Basis dieser Technologie werden auch Muster mit 6, 8 und 12 Rotoren eingesetzt.
  • Nur selten (Cierva W.11), in der Planung (Mi-32) oder im Modellbau (Tribelle, Tricopter) traten Dreifach-Rotoren auf, bei denen das Drehmoment durch leichtes Kippen der Rotorhochachsen oder auch durch Schwenkbarkeit einer der Rotoren ausgeglichen wird.

Ein System mit zwei Rotoren ist zwar technisch die effizientere Konstruktion, da alle Rotoren zum Auf- und Vortrieb genutzt werden; während der Heckrotor im Schwebebetrieb etwa 15% der Gesamtleistung kostet. In der Praxis hat sich aber weitgehend das Einrotorsystem mit einem Heckrotor durchgesetzt. Ökonomisch schlagen hier die niedrigeren Bau- und Wartungskosten bei nur je einem Rotorkopf und Getriebe ins Gewicht, da diese die beiden aufwändigsten und empfindlichsten Baugruppen eines Hubschraubers sind. Bei zwei Rotoren sind zudem auch zwei Motoren samt Kopplungsgetriebe notwendig, um die nicht aussteuerbare Unsymmetrie des Auftriebs bei Ausfall eines der beiden Rotorantriebe zu verhindern.

K-Max mit gegenläufigem Flettner-Doppelrotor

Heckrotoren gibt es in Ausführungen mit zwei bis fünf Blättern. Um den Lärm zu verringern, werden teils vierblättrige Rotoren in X-Form eingesetzt. Eine besonders leise Variante ist der Fenestron, ein ummantelter Propeller im Heckausleger mit bis zu 18 Blättern.

Meist wird der Heckrotor aus dem Hauptgetriebe über Wellen und Umlenkgetriebe angetrieben, so dass seine Drehzahl stets proportional zu der des Hauptrotors ist. Der Schub zur Steuerung um die Gierachse wird dann vom Piloten mit den Pedalen über den Einstellwinkel der Heckrotorblätter geregelt, analog der kollektiven Verstellung des Hauptrotors.

Während des Reiseflugs wird bei vielen Konstruktionen der Heckrotor dadurch entlastet, dass ein Seitenleitwerk das Giermoment weitgehend kompensiert. Dies ist meist durch Endscheiben an der horizontalen Dämpfungsfläche realisiert, die zur Rumpflängsachse schräg gestellt sind; bei einer einzelnen Seitenflosse in der Regel zusätzlich durch ein asymmetrisches Profil.

Sollte der Antrieb ausfallen, können Hubschrauber trotzdem noch landen. Dazu muss der Pilot in einen steilen Sinkflug übergehen, wobei der freilaufende Rotor durch die nun in umgekehrter Richtung, von unten nach oben, strömende Luft in Drehung gehalten wird – eine Autorotation wie beim Tragschrauber. Ein Giermomentausgleich ist dabei nicht notwendig; eine solche Landung ist daher auch beim Ausfall des Heckrotors möglich, zum Beispiel bei Bruch der Antriebswelle, des Winkelgetriebes oder des ganzen Heckauslegers. Kurz vor dem Aufsetzen wird nun der kollektive Einstellwinkel vergrößert und damit der Auftrieb erhöht, um möglichst weich aufzusetzen. Der Verlust der Steuerung um die Hochachse und die Notwendigkeit, den richtigen Moment genau zu treffen, da die kinetische Energie des Rotors nur für einen Versuch ausreicht, macht dieses Manöver jedoch stets riskant.

Steuerung

Cockpit eines Eurocopter AS 332 L1 Super Puma der Bundespolizei

Ein Hubschrauber ist ein nicht eigenstabiles Luftfahrzeug – er hat vor allem im Schwebeflug und langsamen Flug stets die Tendenz, seine Fluglage zu verlassen und in die eine oder andere Richtung zu schieben, sich zu neigen oder zu drehen. Dies ist u. a. darin begründet, dass der Neutralpunkt über dem Rumpf und damit über dem Schwerpunkt liegt. Der Pilot muss diese Bewegungen durch kontinuierliche, entgegen wirkende Steuereingaben abfangen. Bei einer Fluggeschwindigkeit oberhalb von ca. 100 km/h verhält sich ein Hubschrauber ähnlich wie ein Tragflächenflugzeug und ist entsprechend einfach zu steuern.

Anders als im Starrflügel-Flugzeug sitzt der Pilot eines Hubschraubers in der Regel auf der rechten Seite. Zur Steuerung benötigt er beide Hände und Füße: Mit der linken Hand kontrolliert er über einen Hebel die kollektive Blattverstellung (engl. Pitch) und damit den Auftrieb. Um beim Aufstieg den Abfall der Rotordrehzahl zu verhindern, wird auch die Motorleistung und damit das erzeugte Drehmoment erhöht, entweder manuell, mit einem Drehgriff an diesem Hebel, oder automatisch. Mit der rechten Hand kontrolliert der Pilot über den Steuerknüppel die zyklische Blattverstellung, das heißt die Neigung der Taumelscheibe und damit die Bewegung um Längs- und Querachse.

Am Boden finden sich zwei Pedale, mit denen der Heckrotor und damit die Bewegung um die Gierachse gesteuert wird, also die Rechts-Links-Drehung.

Flugleistungen

Geschwindigkeitsüberlagerung am vor- und rücklaufenden Blatt

Hubschrauber erreichen prinzipiell nicht die Flugleistungen von Starrflügelflugzeugen:

Die Höchstgeschwindigkeit liegt meist zwischen 200 und 300 km/h, einige Kampfhubschrauber erreichen über 360 km/h. Der Geschwindigkeits-Rekord liegt bei 400,87 km/h und wurde am 11. August 1986 mit einem Westland Lynx erzielt.

Die Höchstgeschwindigkeit wird dabei durch die Aerodynamik der Rotorblätter begrenzt: Das jeweils nach vorne laufende Blatt hat gegenüber der von vorn anströmenden Luft eine höhere Geschwindigkeit als das nach hinten laufende. Nähert sich nun das vorlaufende Blatt im Außenbereich der Schallgeschwindigkeit, kommt es dort zu Effekten wie Abfall des Auftriebs, starke Erhöhung des Widerstands und große Blattbeanspruchung durch Torsionsmomente. Dies äußert sich zum Beispiel in starken Schwingungen und erschwert so dem Piloten die Kontrolle über den Hubschrauber.

Häufig wird die Geschwindigkeit eines Hubschraubers jedoch durch das rücklaufende Rotorblatt begrenzt: Hier führt die Kombination aus hohem Anstellwinkel (zyklische Verstellung, s. o.) und geringer Strömungsgeschwindigkeit zum Strömungsabriss und damit zum Auftriebsverlust. Viele Hubschrauber kippen daher beim Erreichen der kritischen Geschwindigkeit zuerst auf die Seite, auf der sich die Rotorblätter nach hinten bewegen, bevor die nach vorne bewegten Blätter in den Überschallbereich gelangen.

Auch die Gipfelhöhe ist begrenzt und liegt typisch etwa bei 5.000 Metern, wobei einzelne Modelle bis zu 9.000 Meter erreichen. Der Höhenrekord von 13.716 m (45.000 ft) wurde im Mai 2005 von Didier Delsalle mit einem darauf optimierten Eurocopter AS 350 aufgestellt.

Der Kraftstoffverbrauch eines Hubschraubers liegt bei gleicher Zuladung auf die Flugstrecke bezogen meist deutlich über dem eines Tragflächen-Flugzeugs.

Der Vorteil eines Hubschraubers aber liegt in der Fähigkeit, in der Luft stehen zu bleiben (Schwebeflug, auch Hover genannt), rückwärts oder seitwärts zu fliegen, sowie sich im langsamen Flug um die Hochachse (Gierachse) zu drehen. Weiterhin kann er senkrecht starten und landen (VTOL) und benötigt daher keine Start- und Landebahn. Steht kein regulärer Hubschrauberlandeplatz zur Verfügung, reicht dazu bereits ein ebener und hindernisfreier Platz von ausreichendem Durchmesser.

Entwicklungsgeschichte

Früher Entwurf von Leonardo da Vinci
Modell eines Flugapparates nach einer Patentschrift von Julius Griese 1879; muskelgetrieben und mit einer Strickleiter als "Treibriemen" zur Kraftübertragung.

Eine Auswahl von Meilensteinen bei der Entwicklung des Hubschraubers:

Schon Leonardo da Vinci hatte Ende des 15. Jahrhunderts Skizzen eines Hubschraubers angefertigt, aber erst im 20. Jahrhundert gelang die technische Umsetzung dieser Idee. Pioniere der Hubschrauberentwicklung waren u. a. Jakob Degen, Étienne Oehmichen, Raúl Pateras Pescara, Juan de la Cierva, Louis Charles Breguet, Henrich Focke und Igor Sikorski:

Am 13. November 1907 hob Paul Cornu mit seinem 260 kg schweren fliegenden Fahrrad für zwanzig Sekunden senkrecht vom Boden ab – dem vermutlich ersten freien, bemannten Vertikalflug. Er benutzte Tandemrotoren, die von einem 24 PS starken V8-Motor angetrieben wurden.

Ab 1910 löste Boris Nikolajewitsch Jurjew einige theoretisch-konstruktive Grundprobleme der Stabilität und des Antriebs und entwickelte die Taumelscheibe.

Oehmichen N°2 1922
Pescara No.3 im April 1924
Fw 61 V2

Am 11. November 1922 brachte Étienne Oehmichen erstmals seine Oehmichen No. 2 in die Luft, den wohl ersten zuverlässig fliegenden, manntragenden Senkrechtstarter. Auf ihn geht der Heckrotor zur Stabilisierung des ganzen Fluggeräts zurück.

Bei der Entwicklung seines Autogiro gelangen Juan de la Cierva 1923 wesentliche Lösungen zur Stabilisierung des Rotors eines Drehflüglers, so z. B. die Schlaggelenke.

Am 18. April 1924 schlug der von Raúl Pateras Pescara entwickelte Pescara No.3 den vier Tage vorher von Oehmichen aufgestellten Weltrekord für Rotorflugzeuge um das Doppelte und setzte dabei erstmals zyklische Blattverstellung ein, um den Hauptrotor zum Vortrieb zu nutzen.

Koaxialhubschrauber Gyroplane-Laboratoire von 1935
Datei:Sikorsky vs-300.jpg
Igor Sikorski in seinem VS-300 von 1941

In den frühen 1930er Jahren bauten Louis Charles Breguet und René Dorand mit dem Gyroplane-Laboratoire den ersten, längere Zeit stabil fliegenden Hubschrauber. Er hatte Koaxialrotoren und hielt ab Juni 1935 alle internationalen Rekorde für Hubschrauber.

Die Focke-Wulf Fw 61, die zwei seitlich angeordnete Rotoren benutzte, konnte beim Jungfernflug im Juni 1936 eine Reihe von bisherigen Weltrekorden bei Hubschraubern brechen. Sie war zudem der erste Hubschrauber, mit dem eine Autorotationslandung durchgeführt wurde.

Der erste in Serie gebaute Hubschrauber, ebenfalls mit zwei seitlich angeordneten Rotoren, war 1941 die deutsche Focke-Achgelis Fa 223. Es folgten 1943 die Flettner Fl 282, ebenfalls mit Doppelrotor, und 1944 die Sikorsky R-4 „Hoverfly“ in den USA, die wie ihr Vorgänger Sikorsky VS-300 einen Einzelrotor zusammen mit einem Heckrotor verwendete.

1955 rüstete die französische Firma Sud Aviation ihren Hubschrauber Alouette II mit einer 250 kW-Turboméca Artouste-Wellenturbine aus und baute damit den ersten Hubschrauber mit Gasturbinenantrieb, der heute von allen kommerziellen Herstellern verwendet wird, mit der einzigen Ausnahme der Robinson Helicopter.

Die mit bis heute 16.000 Exemplaren meistgebaute Hubschrauberfamilie, die Bell 204 – militärisch Bell UH-1 genannt – startete am 22. Oktober 1956 zu ihrem Jungfernflug.

Die deutsche Bölkow Bo 105 wurde 1967 als erster Hubschrauber mit einem gelenklosen Rotorkopf zusammen mit GFK-Rotorblättern, die erstmals bei der Kamow Ka-26 zum Einsatz gekommen waren, ausgerüstet. Der Eurocopter EC 135 als aktueller Nachfolger benutzt diese Bauweise in weiterentwickelter Form.

Mil Mi-12, größter Hubschrauber der Welt, mit zwei Rotoren

1968 startete mit der sowjetischen Mil Mi-12 der größte jemals gebaute Hubschrauber. Er verfügt über nebeneinander angeordnete Rotoren, ein Startgewicht von 105 t, bei einer Nutzlast von 40 t und 196 Passagierplätze. Nach drei Prototypen, die eine Reihe von Rekorden erzielten, wurde die Produktion eingestellt.

1977 fand der Jungfernflug des größten in Serie gebauten Helikopters statt, der Mil Mi-26, die bis heute produziert und eingesetzt wird.

Ab 1983 entstand mit der RAH-66 Comanche ein Kampfhubschrauber mit Tarnkappentechnik, dessen Fertigung jedoch kurz vor Erreichen der Einsatzreife 2004 gestoppt wurde.

1984 flog erstmals die Sikorsky X-wing, deren Rotor beim Vorwärtsflug angehalten und festgestellt wird und dann als zusätzliche Tragfläche dient. Wie bei anderen VTOL-Konzepten sollen damit gegenüber reinen Drehflüglern bessere Flugleistungen erreicht werden. Es blieb bei einem Prototyp.

Unfälle

Abgestürzter Hughes AH-64 Apache Kampfhubschrauber

Verglichen mit Tragflächenflugzeugen weisen Hubschrauber eine deutlich höhere Unfallhäufigkeit auf: Zwischen 1980 und 1998 verzeichnete die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) bei Hubschraubern statistisch pro einer Million Abflüge 54 Unfälle mit sechs Toten, bei Tragflächenflugzeugen lediglich zehn Unfälle mit 1,6 Toten. Die Unfallursachen liegen dabei anteilig mit über 80 % im menschlichen Versagen.

Aus Sicht der Technik sind Hubschrauber nicht unsicherer als Tragflächenflugzeuge und werden unter den gleichen Zuverlässigkeitsforderungen ausgelegt und zugelassen. Die höhere Unfallgefahr kann mehr durch die Einsatzbedingungen erklärt werden: Rettungsdienste und Militär können einen Einsatzort nicht vorher bestimmen, Hindernisse wie Antennen oder Stromleitungen sind dem Piloten dann nicht bekannt. Einsätze im Hochgebirge, wie Lastentransport und Bergrettung, können wiederum durch die geringere Luftdichte und Abwinde den Antrieb an die Leistungsgrenze bringen. Bei dessen Ausfall sind zudem die Bedingungen für eine Autorotations-Landung häufig schlecht.

Verwendung

Der Betrieb eines modernen Hubschraubers ist im Vergleich zu einem Flächenflugzeug mit vergleichbarer Zuladung deutlich teurer. Dennoch ergeben sich aufgrund seiner Fähigkeit, auf unvorbereitetem Gelände starten und landen zu können, eine Reihe von zusätzlichen Einsatzgebieten, unterscheidbar in zivile und militärische.

Zivile Verwendung

Rettungshubschrauber EC 135 des ADAC

Die häufigste Verwendung in Mitteleuropa ist der Bereich Luftrettung mit dem Rettungshubschrauber, wovon es allein in Deutschland über 50 Stützpunkte gibt. Weitere Spezialisierungen stellen Intensivtransporthubschrauber, Großraum-Rettungshubschrauber, Notarzteinsatzhubschrauber und Bergrettungsdienst dar. Auch bei der Polizei und bei der Feuerwehr sind Hubschrauber zu einem wichtigen unterstützenden Faktor geworden.

Für den zivilen Passagiertransport wiederum werden Transporthubschrauber eingesetzt, etwa bei Bohrinseln, wo sie ein wichtiges Element der Logistik darstellen. Eine weitere Anwendung ist der Frachttransport, wenn Güter schnell direkt an einen bestimmten Ort zu bringen sind. Im Hochgebirge ist der Transport von Baumaterial und Bauteilen mangels geeigneter Landwege oft wichtig für die Errichtung und Versorgung von alpinen Einrichtungen. Gleiches gilt für Montagearbeiten an unzugänglichen Stellen, mitunter werden Hubschrauber dort auch als Baukran eingesetzt. Alpine Schutzhütten, die nicht mit Fahrzeugen erreichbar sind und bis in die siebziger Jahre mit Tragtieren oder bei schwierigeren Zugangswegen mit Trägern versorgt wurden, erhalten heute den Lebensmittelnachschub überwiegend mit dem Hubschrauber. In nicht mechanisierbaren steilen Weinbergen wird der Pflanzenschutz zum Teil mit Hubschraubern durchgeführt. Im Touristikbereich werden Rundflüge angeboten.

Modellhubschrauber bekommen zunehmend Bedeutung, da sich die Technik stetig entwickelt hat und der Pilot sein Hobby auch in Innenräumen ausüben kann. Ferngesteuerte Kleinhubschrauber werden daneben auch kommerziell als „fliegender Kamerakran“ eingesetzt und ermöglichen so Kamerafahrten, die sonst nur mit deutlich größerem Aufwand oder gar nicht realisierbar waren.

Statistische Daten

In Deutschland sind derzeit (Stand 2009) 780 Drehflügler bzw. Hubschrauber zugelassen.[1] Sie haben alle die Kennzeichenklasse H, tragen also eine Luftfahrzeugkennzeichen der Form D-HXXX.

Militärische Verwendung

US-Kampfhubschrauber AH-1W Super Cobra

Überwiegend zum Truppentransport eingesetzt (Transporthubschrauber), sind weitere typische militärische Anwendungen

Siehe auch: Militärhubschrauber, Hubschrauber der Bundeswehr

Technik-Artikel

Weitere Details zu Bauweise und Technik von Hubschraubern finden sich in diesen Artikeln:

Varianten der Bauweise zum Drehmomentausgleich
Heckrotor-KonfigurationHubschrauber mit seitlichen RotorenTandem-KonfigurationKoaxialrotorFlettner-DoppelrotorBlattspitzenantrieb
Verwandte Flugzeug-Bauweisen
TragschrauberFlugschrauberWandelflugzeugSenkrechtstarterVTOL
Rotor
RotorkopfTaumelscheibeSchlaggelenkSchwenkgelenkRotorblatt
Auftrieb und Vortrieb
Schwebeflug
Landevorrichtung
Hubschraubertriebwerk

Wichtige Hersteller

Französische Aérospatiale SA-315 Lama als Kamerahubschrauber
Marinehubschrauber russischer Bauart, Mil Mi-14 der polnischen Marine

Europa:

Südamerika:

Asien:

Afrika:

Nordamerika:

Siehe auch

Literatur

in chronologischer Sortierung:

  • Engelbert Zaschka: Drehflügelflugzeuge. Trag- und Hubschrauber. C.J.E. Volckmann Nachf. E. Wette, Berlin-Charlottenburg 1936, ASIN B0046IAMSC.
  • Rolf Besser: Technik und Geschichte der Hubschrauber, Bonn 1996, ISBN 3-7637-5965-4.
  • Kyrill von Gersdorff, Kurt Knobling: Hubschrauber und Tragschrauber. Bernard & Graefe, Bonn 1999, ISBN 3-7637-6115-2.
  • Heinrich Dubel: Helikopter Hysterie Zwo, Berlin 2000, ISBN 3-929010-77-1.
  • Steve Coates, Jean-Christophe Carbonel: Helicopters of the Third Reich, 2003, ISBN 1-903223-24-5.
  • Ernst Götsch: Luftfahrzeugtechnik, Motorbuchverlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02006-8.
  • Walter J. Wagtendonk: Principles of helicopter flight. Aviation Supplies & Acad., Newcastle 2003, ISBN 1-56027-217-1.
  • Yves Le Bec: Die wahre Geschichte des Helikopters, Chavannes-près-Renens 2005, ISBN 2-8399-0100-5.
  • Walter Bittner: Flugmechanik der Hubschrauber – Technologie; das flugdynamische System Hubschrauber; Flugstabilitäten; Steuerbarkeit. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-23654-6.
  • Marcus Aulfinger: Hubschrauber-Typenbuch. Motorbuch Verl., Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02777-0.
  • J. Gordon Leishman: Principles of helicopter aerodynamics.Cambridge Univ. Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-85860-1.
  • Helmut Mauch: Das große Buch der Hubschrauber – Geschichte, Modelle, Einsatz. GeraMond, München 2009, ISBN 978-3-7654-7001-1.

Film

  • Himmelsreiter – Die Geschichte der Hubschrauber. Dokumentation, Deutschland, 2006, 52 Min., Regie: Mario Göhring, Peter Bardehle, Produktion: NDR, arte, Erstsendung: 19. April 2006, Inhaltsangabe von arte
  • Professor Oehmichens fliegende Maschinen Dokumentation, Frankreich, 2009, 52 min., Regie: Stephane Begoin; Produktion: arte F, Erstsendung: 20. Juni 2009, Inhaltsangabe von arte

Einzelnachweise

  1. Luftfahrtbundesamt
Commons: Kategorie:Hubschrauber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hubschrauber – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Vorlage:Link FA