Neugersdorf

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Wappen Deutschlandkarte
Neugersdorf
Deutschlandkarte, Position der Stadt Neugersdorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 59′ N, 14° 37′ O keine Zahl: Ungültiger Metadaten-Schlüssel 14626340Koordinaten: 50° 59′ N, 14° 37′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Görlitz
Höhe: 433 m ü. NHN
Fläche: 5,53 km2
Einwohner: Ungültiger Metadaten−Schlüssel 14626340 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: Fehler im Ausdruck: Unerkanntes Wort „span“ Einwohner je km2
Postleitzahl: 02727
Vorwahl: 03586
Kfz-Kennzeichen: GR, LÖB, NOL, NY, WSW, ZI
Gemeindeschlüssel: 14 6 26 340
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptstr. 39/41
02727 Neugersdorf
Website: www.neugersdorf.de
Bürgermeisterin: Verena Hergenröder (parteilos)
Lage der Stadt Neugersdorf im Landkreis Görlitz
KarteBärwalder SeeBerzdorfer SeeTalsperre QuitzdorfTalsperre QuitzdorfPolenTschechienLandkreis Sächsische Schweiz-OsterzgebirgeBad MuskauBeiersdorfBernstadt a. d. EigenHerrnhutBertsdorf-HörnitzBoxberg/O.L.Boxberg/O.L.DürrhennersdorfEbersbach-NeugersdorfKottmar (Gemeinde)Gablenz (Oberlausitz)GörlitzGörlitzGroß DübenGroß DübenGroßschönau (Sachsen)GroßschweidnitzHähnichenHainewaldeHerrnhutHohendubrauHorkaJonsdorfKodersdorfKönigshainKrauschwitz (Sachsen)Kreba-NeudorfLawaldeLeutersdorf (Oberlausitz)LöbauMarkersdorf (Sachsen)Markersdorf (Sachsen)MittelherwigsdorfMückaMückaNeißeaueNeusalza-SprembergKottmar (Gemeinde)NieskyKottmar (Gemeinde)OderwitzOlbersdorfOppachOstritzOybinQuitzdorf am SeeReichenbach/O.L.RietschenRosenbachRothenburg/OberlausitzSchleife (Ort)Schönau-Berzdorf auf dem EigenSchönbach (Sachsen)SchöpstalSeifhennersdorfReichenbach/O.L.TrebendorfTrebendorfVierkirchen (Oberlausitz)WaldhufenWeißkeißelWeißwasser/OberlausitzZittauZittauLandkreis BautzenBrandenburg
Karte

Neugersdorf [ˌnɔʏˈɡɛrsˌdɔrf] ist eine sächsische Kleinstadt im Landkreis Görlitz. Die Stadt im Südosten Sachsens liegt an der Grenze zu Tschechien.

Geschichte

Neugersdorf wurde erstmalig im Mai 1306 urkundlich erwähnt. In einer Urkunde der Markgrafen Otto und Woldemar von Brandenburg, Lausitz und Landsberg wurde sie als Gherardesdorpp bezeichnet. Der Ort erhielt Beinamen wie Bösengerhardsdorff (1408), Gerhartstorff malum (1419), Bösengerisdorff (1419), diese legen die Vermutung nahe, dass ungünstige wirtschaftliche Verhältnisse herrschten. Eine weitere Variante mag dem vermeintlichen Räuberunwesen der feudalen Hofbesitzer entsprungen sein.

Am 10. Juni 1429 wurde der Ort vollständig von den Hussiten vernichtet. Die Dorfstatt blieb jahrhundertelang wüst und überwaldete. Eine wechselvolle Geschichte folgte. Der Besitzer wechselte immer wieder. Im Jahre 1657 wurde auf dem Flurstück Gersdorfer Wald das Dorf Neu-Gersdorf gegründet. Seine ersten Bewohner waren Flüchtlinge, die 26 Häuser errichteten. Wenige Jahre später kam es zu einer weiteren Gründung, diesmal von böhmischen Flüchtlingen, die mit acht Häusern Alt-Gersdorf gründeten.

Da die Landwirtschaft keine ausreichenden Voraussetzungen für den Lebensunterhalt bot, nutzten die neuen Bewohner ihre mitgebrachten Kenntnisse der Weberei und begründeten damit eine lange Tradition der Textilwirtschaft in diesem Gebiet.

Obwohl beide Dörfer selbständig waren und verschiedenen Grundherrschaften angehörten, wuchsen sie allmählich zusammen und verschmolzen zunehmend durch persönliche Verbindungen, gemeinsame Vereine und öffentliche Einrichtungen, wie Kirche, Feuerwehr, Standesamt, Sparkasse, Bahnhof, Post.

Die industrielle Blüte des 19. Jahrhunderts brachte auch wirtschaftlichen Aufschwung nach Neugersdorf. Villen, Geschäftshäuser, Fabriken wurden errichtet und neue Bebauungs- und Industriegebiete besiedelt.

Die Textilbranche legte das wirtschaftliche Fundament, dieses wurde unterstützt durch die Einführung der Dampfkraft (3. Februar 1855) und den Eisenbahnanschluss (1. November 1874). Die Entwicklung der Textilindustrie und des Textilmaschinenbaues führte zu Unternehmen von Weltruf.

Am 1. Januar 1899 vereinigten sich die beiden zusammengewachsenen Dörfer Alt-Gersdorf und Neu-Gersdorf zu der neuen Gemeinde „Alt- und Neugersdorf“. Im September des gleichen Jahres wurde der Name auf Neugersdorf geändert. Fünfundzwanzig Jahre später, am 15. Dezember 1924, wurde Neugersdorf zur Stadt erhoben.

Ortsnamenformen

1732: Gerßdorff, 1759: Neu Giersdorff, 1791: Gersdorf, 1834: Neu-Gersdorf, 1875: Neugersdorf b. Ebersbach

Verwaltungszugehörigkeit

1777: Bautzener Kreis, 1843: Landgerichtsbezirk Bautzen, 1856: Gerichtsamt Ebersbach, 1875: Amtshauptmannschaft Löbau, 1952: Kreis Löbau, 1994: Landkreis Löbau-Zittau, 2008: Landkreis Görlitz

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner[2]
1777 4 besessene(r) Mann, 32 Gärtner,
207 Häusler, 11 Wüstungen
1834 2325
1871 3562
1890 4972
1910 11595
1925 11165
1939 11026
1946 12526
1950 13313
1964 11970
1990 7725
2000 6660
2007 6163

Politik

Wappen

Die Stadt hat ihr Wappentier, den Kranich, von der am Südfuße des Beerberges gelegenen Kranichpfütze, einer alten Viehtränke, entlehnt. So hat bereits 1740 ihr Name den Anlass gegeben einen Kranich im Gerichtssiegel zu verwenden. Im Jahre 1931, sieben Jahre nach der Erhebung zur Stadt, wurde das Stadtwappen, der Kranich mit dem Hufeisen in der rechten Kralle, verliehen. Die Stadtfarben sind Schwarz-Gelb.

Städtepartnerschaften

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Neugersdorf besitzt drei Grenzübergänge für Pkw nach Tschechien. Diese lauten:

  • Neugersdorf / Ortsumgehung S 148 - Rumburk (Rumburg)
  • Neugersdorf / Hauptstraße - Jiříkov (Georgswalde)
  • Neugersdorf / Rudolf-Breitscheid-Straße - Jiříkov (Georgswalde)

Die Stadt liegt außerdem an der Bahnstrecke Bischofswerda-Zittau.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Bismarckturm
  • Bismarckturm, 1904 errichtet
  • Evangelisch-Lutherische Kirche: barocker Kirchenbau, erbaut 1735 bis 1738; nach Umbau- und Sanierungsarbeiten 1872 entstand der 64 Meter hohe Kirchturm (jetzige Form)
  • Wasserturm von 1929, weithin sichtbares Wahrzeichen Neugersdorfs

Gedenkstätten

In einer Grünanlage vor dem Rathaus erinnert ein Ehrenmal an die Opfer des Faschismus.

Sport

Bedeutendster Sportverein von Neugersdorf ist der FC Oberlausitz. Er spielt aktuell in der Landesliga Sachsen (2008/2009). Die sportlich erfolgreichste Zeit war von 2001-2006, als man in der Oberliga Süd spielte.

Regelmäßige Veranstaltungen

Der jährlich stattfindende Jacobimarkt (Gierschdurfer Schiss`n) ist das größte Volksfest der Oberlausitz. Als Geburtsjahr des Jacobimarktes gilt das Jahr 1728, als die Privilegierte Schützengesellschaft vom Fürsten von und zu Liechtenstein ihre "confirmierten Schützenmatrikel" erhielt.

Neugersdorf ist eine Karnevalshochburg mit langer Tradition: - zu DDR-Zeiten NKC (Neugersdorfer Karnevalsclub) - ab 1991 Oberlausitzer Karnevalsgesellschaft - OKG.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Johann Gottlob Schneider sen. (1753–1840) Organist und Kantor.
  • Johann Christian Friedrich Schneider (1786–1853) Organist an der Thomaskirche zu Leipzig. Musikdirektor am Leipziger Stadttheater. Hofkapellmeister in Dessau. Schuf Konzerte und Chorwerke. Ehrendoktor der Universitäten Leipzig und Halle.
  • Johann Gottlob Schneider jun. (1789–1864) genannt „Orgelkönig“, wurde in Leipzig Nachfolger seines Bruders als Organist an der Universitätskirche und später Hoforganist an der Evang. Hofkirche (Sophienkirche) zu Dresden.
  • Ernst Moritz Ludwig Ettmüller (1802–1877) Professor für altdeutsche Sprache und Literatur am Obergymnasium in Zürich, später an der Universität. Er war eng befreundet mit Richard Wagner, Gottfried Keller und Ludwig Uhland.
  • Carl Melzer (1849–28. Februar 1928) von 1880-1916 Pfarrer von Neugersdorf. Im Jahre 1903 brachte er die "Chronik von Neugersdorf" heraus.
  • Hermann Ullrich (1900–1986), Botaniker, Ordinarius in Bonn und Stuttgart

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Neugersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Literatur

  • Autorenkollektiv: Die südöstliche Oberlausitz mit Zittau und dem Zittauer Gebirge. Reihe Werte unserer Heimat Bd. 16. Akademie Verlag. Berlin 1971.
  • Karl August Fritsche: Chronik der Stadt Neugersdorf. Ortsgeschichte der Parochie Gersdorf. Verlag Ostsachsen Druckerei. Löbau 1929. (Nachdruck der Originalausgabe von 1857) (Digitalisat)
  • Carl Melzer: Chronik von Neugersdorf. Verlag Teller & Roßberg. Neugersdorf 1903. (Digitalisat)
  • Stadt Neugersdorf (Hrsg.): Neugersdorf. Stadt am Hutungsberg. Lusatia-Verlag. Bautzen 2007.

Weblinks

Commons: Neugersdorf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien