Norddeutscher Fußball-Verband

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Norddeutscher Fußballverband
Gegründet 15. April 1905
Präsident Eugen Gehlenborg
Adresse Franz-Böhmert-Straße 1 b
28205 Bremen
Meister Herren Werder Bremen II.
Pokalsieger Herren kein Wettbewerb
Meister Frauen SV Henstedt-Ulzburg
Pokalsieger Frauen kein Wettbewerb
Übergeordneter Verband Deutscher Fußball-Bund (DFB)
Untergeordnete Verbände Schleswig-Holst. Fußball-Verb.
Hamburger Fußball-Verband
Bremer Fußball-Verband
Niedersächsischer Fußballverband
Region
Vereine (ca.) 3.818*
Mitglieder (ca.) 1.054.310*
Mannschaften (ca.) 29.017*
*Stand: Juni 2015[1]
Homepage www.nordfv.de

Der Norddeutsche Fußball-Verband ist einer von fünf Regional-Verbänden des Deutschen Fußball-Bundes. Präsident des NFV ist Eugen Gehlenborg. Sitz des Verbandes ist Bremen. Im Bereich des Norddeutschen Fußball-Verbandes sind derzeit 3.818 Fußball anbietende Vereine und 1.054.310 Mitglieder organisiert.[1]

Geschichte

Gegründet wurde der NFV am 15. April 1905 als Zusammenschluss folgender Verbände: Hamburg-Altona (9 Vereine), Bremen (9), Hannover (9), Herzogthum Braunschweig (5), Kiel (3) und Mecklenburg (3). Ferner waren sechs Einzelvereine beteiligt, namentlich der FC Bremerhaven-Lehe und der Geestemünder SC (deren ehemaliger Unterweser -Verband bestand zu dem Zeitpunkt nicht mehr), dazu der Lüneburger FC, Britannia Hildesheim, FC Oldenburg und Lübecker BC.

Vorsitzende bis 1933:

  • 1905–1907 Heinrich Thran (Hamburg)
  • 1907–1909 Hugo Egon Kubaseck (Hamburg)
  • 1909–1914 Paul Koretz (Hamburg)
  • 1914–1924 August Bosse (Hamburg)
  • 1924–1928 Henry Barrelet (Hamburg)
  • 1928–1929 Georg P. Blaschke (Kiel)
  • 1929–1933 Günther Riebow (Aumühle)

Den Vorläuferverbänden war es aufgegeben, sich ab sofort als Bezirke des NFV zu verstehen und zu organisieren, was sie unterschiedlich zügig taten. 1907 teilte der Verband sein Gebiet in nunmehr neun Bezirke neu auf: Schleswig, Holstein, Hamburg-Altona, Mecklenburg, Altmark, Braunschweig, Hannover, Bremen, Oldenburg. Zu Mecklenburg gehörte Vorpommern, nachdem sich dort die ersten Vereine gegründet hatten. Vorübergehend hatte auch das Gebiet um Cassel (damalige Schreibweise) zum NFV gehört, dessen Vereine waren aber schon 1906 in den Rheinisch-Westfälischen Spiel-Verband gewechselt; später wurde die Altmark „abgetreten“.

Im äußersten Norden reichte der Einfluss des NFV de facto nur bis an die heutige deutsch-dänische Grenze, da es nicht gelang, die Vereine aus Nordschleswig zu integrieren. Diese waren seit 1903 im Nordslesvig Fælles-Idrætsforening organisiert, der 1911 zum Eintritt in den Verband aufgefordert wurde, dies aber ablehnte. Daraufhin disqualifizierte der NFV die nordschleswigschen Vereine und meldete dies auch dem dänischen Verband Dansk Boldspil-Union.[2] Nach der Volksabstimmung von 1920 wurde das Gebiet dänisch, der dortige Verband hieß fortan Sønderjysk Idrætsforening.

Von ca. 1910 an nahm die Anzahl der wilden Vereine, die zwar im Verbandsgebiet ansässig waren, aber entweder nur Freundschaftsspiele austrugen oder in Stadt-/Kreisligen spielten, ganz erheblich zu. Viele dieser Vereine (sofern sie den Weltkrieg überstanden hatten) traten nach 1919 in den NFV ein, da dies häufig die Voraussetzung wurde, kommunale Sportstätten (kostenlos oder zumindest preisgünstig) benutzen zu dürfen.[3]

Der NFV war – außer für Fußball – in den ersten 28 Jahren auch für die Leichtathletik in seinem Gebiet „operativ“ zuständig und führte zum Beispiel die alljährlichen Norddeutschen Meisterschaften in dieser Sportart durch. Als in der Zeit der Weimarer Republik immer mehr seiner Mitgliedsvereine weitere Sparten gründeten, trug er dem 1927 Rechnung, indem er sich in Norddeutscher Sport-Verband umbenannte.

Meisterschaften bis 1933

Vor der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde der Norddeutsche Meister – mit Ausnahme der Saison 1913/14 (Norddeutsche Liga) – in einer Endrunde ausgespielt. Teilnehmer waren bis einschließlich 1920 nur die Meister der Bezirke, deren Zahl und Namen im Laufe der Jahre variierten. Später wuchs das Teilnehmerfeld auf bis zu 16 Teams an, auch der Austragungsmodus wurde mehrfach geändert. Zuletzt gab es sechs Bezirke: Schleswig-Holstein, Lübeck-Mecklenburg, Groß-Hamburg, Nordhannover (mit Harburg und Wilhelmsburg), den Südbezirk (Hannover/Braunschweig) und Weser-Jade.

1915 fiel die Meisterschaft kriegsbedingt aus, 1916 und 1918 fand hilfsweise ein Wettbewerb mit den Auswahlteams der Bezirke statt (Sieger jeweils: Groß-Hamburg).

Die Meister:

Meister nach Verein

Verein Meister Jahr
Hamburger SV 10 1921, 1922, 1923, 1924, 1925, 1928, 1929, 1931, 1932, 1933
Holstein Kiel 6 1910, 1911, 1912, 1926, 1927, 1930
Victoria Hamburg 2 1906, 1907
Datei:Altona 93-Wappen.svg Altona 93 2 1909, 1914
Eintracht Braunschweig 2 1908, 1913
Arminia Hannover 1 1920
KV Victoria/88 Hamburg 1 1919 (in der Endspielelf standen acht Victoria-Spieler)
Borussia Harburg 1 1917

Nord-Fußball ohne NFV bis 1947

Nach dem 10. Mai 1933 wurden als Folge der nationalsozialistischen Machtergreifung die sieben bestehenden traditionsreichen Regionalverbände (Baltischer Rasensport-Verband, Südostdeutscher Fußballverband, Verband Brandenburger Ballspielvereine, Verband Mitteldeutscher Ballspielvereine, NFV/NSV, Westdeutscher Spielverband und Verband Süddeutscher Fußballvereine) aufgelöst und somit auch keine Regionalmeisterschaften mehr ausgetragen. Der NFV – seit 1927 Norddeutscher Sport-Verband (NSV) – vollzog seine förmliche Selbstauflösung am 16. Juli 1933 beim Verbandstag in Altona. An Stelle der Regionalverbände traten die 16 Sportgaue mitsamt der Gauligen, im Norden waren das Nordmark und Niedersachsen, und zum ersten Mal gab es damit eine reichsweit einheitliche Spielklasse. Die beiden norddeutschen Gau-, später Bereichsligen bestanden von 1933/34 bis 1941/42, anschließend gab es bis 1944/45 mehrere kleinere Gaue. Bis zur Gründung der Fußball-Oberliga Nord 1947/48, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Norden von 1945/46 bis 1946/47 auf Bezirks- oder Landesebene gespielt. Eine Norddeutsche Meisterschaft 1946 musste auf Geheiß der Britischen Militärregierung abgebrochen werden, nachdem bereits zuvor die Vereine aus Kiel und Umgebung keine Reisegenehmigung erhalten hatten.

NFV ab 1948

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte am 4. Dezember 1948 die Neugründung, jetzt wieder als Norddeutscher Fußball-Verband, mit seiner heutigen Mitgliederstruktur und verkleinertem Gebiet (ohne Mecklenburg).

Vorsitzende des NFV:

  • 1948–1953 Heino Gerstenberg (Hamburg)
  • 1953–1962 Hermann Gösmann (Osnabrück)
  • 1962–1975 Ernst Hornbostel (Oldenburg)
  • 1975–1989 August Wenzel (Einbeck)
  • 1989–2006 Engelbert Nelle (Hildesheim) (ab 1997 „Präsident“)
  • 2006–2009 Dieter Jerzewski (Bremen)
  • seit 2009 Eugen Gehlenborg (Garrel, am 20. Juni 2015 erneut im Amt bestätigt[4])

NFV-Pokal

1924 veranstaltete der NFV erstmals einen Pokalwettbewerb für seine Vereinsmannschaften. Er wurde vier Mal ausgetragen, ehe er aufgrund des geringen Zuschauerzuspruchs vorerst eingestellt wurde. Zwischen 1952 und 1974 wurde der Wettbewerb erneut ausgespielt, dieses Mal diente er zur Ermittlung der norddeutschen Teilnehmer am DFB-Pokal; dementsprechend fanden - mit Ausnahme der Jahre 1953 sowie 1955 bis 1960 - auch nur so viele Runden statt, bis alle Teilnehmer für erste DFB-Pokal-Hauptrunde ermittelt waren. Der Austragungsmodus des Wettbewerbs änderte sich häufig, weshalb es beinahe jährlich zu einer anderen Anzahl an Teilnehmern, Siegern und Runden kam.

Gliederung und Mitglieder

Karte des NFV mit Landesverbänden
Datei:LV alle.gif
Logos der Landesverbände des NFV

Der Norddeutsche Verband besteht aus den vier Landesverbänden Niedersächsischer Fußballverband (NFV), Hamburger Fußball-Verband (HFV), Bremer Fußball-Verband (BFV) und Schleswig-Holsteinischen Fußballverband (SHFV).

Spielklassen des Norddeutschen Fußball-Verbandes

Es werden folgende fünf Ligen direkt organisiert:

Vereine in höheren Ligen

Herren Saison 2015/2016

S Bezeichnung Anzahl Vereine
1. Bundesliga 4 VfL Wolfsburg, Werder Bremen, Hannover 96, Hamburger SV
2. 2. Bundesliga 2 Eintracht Braunschweig, FC St. Pauli
3. 3. Liga 2 Holstein Kiel, VfL Osnabrück
4. Regionalliga Nord 18 Hamburger SV II., Hannover 96 II., VfL Wolfsburg II., TSV Havelse, SV Meppen, FC St. Pauli II., Eintracht Braunschweig II., BV Cloppenburg, ETSV Weiche, Goslar 08, BSV Rehden, VfB Oldenburg, Eintracht Norderstedt, Lüneburger SK Hansa, VfB Lübeck, SV Drochtersen/Assel, VfV Hildesheim, TSV Schilksee

Titel

Deutscher Meister (15):

1912: Holstein Kiel, 1923: Hamburger SV, 1928: Hamburger SV, 1938: Hannover 96, 1954: Hannover 96, 1960: Hamburger SV, 1965: Werder Bremen, 1967: Eintracht Braunschweig, 1979: Hamburger SV, 1982: Hamburger SV, 1983: Hamburger SV, 1988: SV Werder Bremen, 1993: Werder Bremen, 2004: Werder Bremen, 2009: VfL Wolfsburg

DFB-Pokal (10):

1960/61: Werder Bremen, 1962/63: Hamburger SV, 1975/76: Hamburger SV, 1986/87: Hamburger SV, 1990/91: Werder Bremen, 1991/92: Hannover 96, 1993/94: Werder Bremen, 1998/99: Werder Bremen, 2003/04: Werder Bremen, 2008/09: Werder Bremen, 2014/15: VfL Wolfsburg

Frauen Saison 2013/2014

Stufe Bezeichnung Anzahl Vereine
1. Frauen-Bundesliga 1 VfL Wolfsburg
2. 2. Frauen-Bundesliga Nord 3 SV Meppen, VfL Wolfsburg II, Werder Bremen

Vorstand und Geschäftsführung

Präsident des Verbandes war von 1989 bis zum Verbandstag am 18. März 2006 Engelbert Nelle (Hildesheim). Auf dem Verbandstag wurde er zum Ehrenpräsidenten gewählt. Als Nachfolger wurde in Lübeck gewählt: Dieter Jerzewski , Präsident des Bremer Fußball-Verbandes. Karl Rothmund (Barsinghausen), Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes, wurde Schatzmeister. Spielausschuss-Vorsitzender wurde Hans-Rainer Hansen (Wanderup/Schleswig-Holstein).

Geschäftsführer war seit dem 1. Januar 2007 Rüdiger Lorenz. Der 63-Jährige war davor Geschäftsstellenleiter des Bundesligisten Energie Cottbus. 2009 hat ihn Stefan Lehmann abgelöst.

Seit dem Verbandstag am 6. Juni 2009 ist Eugen Gehlenborg aus Garrel neuer Präsident. Ihn wählten sämtliche 198 Delegierten. Vorgänger Jerzewski trat nicht wieder an und ist nun ebenfalls Ehrenpräsident.

Kontakt-Daten: Norddeutscher Fußball-Verband, Franz-Böhmert Str. 1 B (Weserstadion), 28205 Bremen

Literatur

  • Walter A. Cordua: 50 Jahre Norddeutscher Fußball-Verband 1905–1955. Hrsg. v. Norddeutschen Fußball-Verband e.V., Hamburg 1955
  • Bernd Jankowski, Harald Pistorius, Jens R. Prüß, : Fußball im Norden. Geschichte – Chronik – Namen – Daten – Fakten – Zahlen. Hrsg. v. Bernd Jankowski im Auftrag des NFV zum 100-jährigen Jubiläum, Peine 2005, ISBN 3-89784-270-X
  • Jens R. Prüß (Hrsg.): Spundflasche mit Flachpaßkorken. Die Geschichte der Oberliga Nord 1947–1963. Essen 1991 (Klartext) ISBN 3-88474-463-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b lt. DFB-Mitgliederstatistik 2015, siehe http://www.dfb.de/index.php?id=11015, aufgerufen am 22. Juni 2015.
  2. vgl. J. Hansen, Idræt i grænselandet, in: Idrætshistorisk Aarbog 1997, Odense 1998, S. 25 f.
  3. Arnd Krüger: Ergänzungen zu den Vereinslisten zur Geschichte des Sports zur Geschichte des Sports in Niedersachsen bis 1914, in: Jahrbuch des Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte (NISH) 4 (2001), 184 – 189.
  4. Webseite des NFV, aufgesucht am 22. Juni 2015