O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee
Originaltitel O Brother, Where Art Thou?
Produktionsland Großbritannien,
Frankreich,
USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2000
Länge 103 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Joel Coen
Drehbuch Ethan Coen,
Joel Coen
Produktion Ethan Coen
Musik T-Bone Burnett,
Carter Burwell
Kamera Roger Deakins
Schnitt Joel und Ethan Coen (unter ihrem Pseudonym „Roderick Jaynes“),
Tricia Cooke
Besetzung
Synchronisation

O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee ist ein US-amerikanischer Kinofilm der Coen-Brüder aus dem Jahr 2000. Der Film spielt im ländlichen Mississippi des Jahres 1937 und ist teilweise an Homers Odyssee angelehnt.

Handlungsort ist der Staat Mississippi im Jahr 1937, in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise. Im Vorspann wird die Odyssee von Homer als Inspirationsquelle des Films genannt. So zitiert der Film durch mehrere Figuren und Szenen Motive aus diesem Werk.

Der Film beginnt mit der Flucht der drei Männer Ulysses Everett McGill, Delmar O’Donnell und Pete aus einer Gruppe von aneinandergeketteten Sträflingen (Chain Gang), die im Gleisbau eingesetzt sind. Das Ziel ihrer Flucht ist der Ort, an dem Everett die Beute seines letzten Raubzuges vergraben haben will. Doch Eile ist geboten, denn angeblich befindet sich das Versteck der Beute in einem Tal, das in vier Tagen durch den Staudamm des Arkabutla Lake geflutet werden soll. Die drei Gefährten beginnen ihre Flucht mit Hilfe eines blinden Eisenbahn-Draisinen-Fahrers, der seherische Fähigkeiten besitzt und ihnen einige Prophezeiungen macht: Unter anderem würden sie auf ihrer Flucht einen Schatz finden, aber nicht denjenigen, den sie suchten, und sie würden eine Kuh auf einem Dach stehen sehen. Die nächste Station der drei Entflohenen ist das Haus von Petes Cousin Wash. Der nimmt sie zunächst auf, verrät sie aber später für eine Belohnung an den bösartigen Sheriff Cooley (der sie durch den Film jagt wie Poseidon Odysseus und einen an Zerberus erinnernden Hund an seiner Seite hat). Mit Hilfe von Washs Sohn gelingt dem Trio die Flucht vor dem Sheriff.

Die Reise entwickelt sich zu einer abenteuerlichen Odyssee. Everett, Pete und Delmar begegnen dem schwarzen Blues-Gitarristen Tommy Johnson, der seine Seele nach eigenen Angaben an den Teufel verkauft hat. Bei der Radiostation von Mr. Lund stellen sich das Trio und Tommy als die „Soggy Bottom Boys“ vor. Für zehn Dollar pro Nase spielen sie einen Song ein, der sich in kürzester Zeit zum Riesenhit in Mississippi entwickelt – was sie aber nicht erfahren, da sie ihre Flucht weiter fortsetzen. In der Nacht wird das Auto der Sträflinge von Polizisten entdeckt, daraufhin trennen sich die Wege von Tommy und dem Trio vorerst. Am nächsten Tag treffen die Sträflinge den bipolaren Bankräuber George „Babyface“ Nelson, der eine Bank überfällt und sie in der Nacht verlässt.

Tags drauf werden die Sträflinge an einem Fluss von drei wunderschönen Sirenen verführt. Als Everett und Delmar wieder aufwachen, ist Pete verschwunden, nur seine Kleider und eine Kröte sind noch da. Delmar glaubt, dass die Sirenen Pete in die Kröte verwandelt haben, und behandelt diese fortan mit äußerster Sorgfalt. Auf ihrer weiteren Reise treffen sie den einäugigen Bibelverkäufer Big Dan, der an einen Zyklopen erinnert. Big Dan lädt Everett und Delmar unter einem Vorwand zu einem Picknick ein, beraubt sie dann und zerquetscht die Kröte.

Schließlich gelangt Everett, immer noch Delmar an seiner Seite, in seinen Heimatort. Der versprochene „Schatz“ existiert gar nicht, sondern Everett ist einzig wegen seiner Ex-Frau Penny (eine Anspielung auf Penelope, die Frau des Odysseus) aus dem Gefängnis geflohen. Diese will er an ihrer bevorstehenden Heirat mit dem erfolgreichen Wahlkampfmanager Vernon T. Waldrip hindern. Später entdecken Everett und Delmar, dass Pete nicht in eine Kröte verwandelt, sondern stattdessen von den Sirenen zum Sheriff gebracht worden und nun erneut Gefangener ist. Sie schleichen sich ins Gefängnis und befreien ihn. Dass Everett sie unter falschem Vorwand zur Flucht überredet hat, sorgt kurz für heftige Missstimmungen zwischen Pete und Everett. Doch da stößt das Trio plötzlich auf eine Versammlung des Ku-Klux-Klans, die Tommy hängen will. Sie verkleiden sich als Klanmitglieder und können Tommy befreien, wobei Bibelverkäufer und Klanmitglied Big Dan von einem brennenden Kreuz erschlagen wird.

In Mississippi steht die Wahl zum Gouverneur an, bei der es für den konservativen Amtsinhaber Menelaus Pappy O’Daniel schlecht aussieht. Gut läuft es für den als progressiv geltenden Gegenkandidaten Homer Stokes, der jedoch insgeheim der Großmeister des Ku-Klux-Klans ist. Bei einer Wahlkampfgala für Stokes verkleiden sich die drei Entflohenen und Tommy als Musiker, damit Everett die ebenfalls anwesende Penny zurückgewinnen kann. Die vier Soggy Bottom Boys spielen dabei zur Begeisterung des Publikums ihren Radiohit; doch Kandidat Stokes erkennt die Musiker als diejenigen wieder, die sein Treffen des Ku-Klux-Klans gestört haben. Stokes lässt bösartige, rassistische Bemerkungen gegen die beliebten Soggy Bottom Boys fallen; daraufhin wirft ihn die Menge aus dem Saal. Kandidat Pappy O’Daniel, der nun keinen Gegner mehr zu fürchten braucht, begnadigt die Gefangenen und nimmt sie in sein Wahlkampfteam auf. Penny will Everett nun erneut heiraten, falls er den Ring ihrer ersten Hochzeit wiederfinde.

Am nächsten Morgen suchen Everett, Pete, Delmar und Tommy nach dem Ring, der sich in dem ehemaligen Zuhause des Ehepaars, einer Waldhütte befinden soll; Everett hatte zuvor behauptet, dass sich hier der Schatz befinde. Plötzlich taucht Sheriff Cooley mit seinen Leuten auf und will sie trotz Begnadigung allesamt auf der Stelle hängen. Als Everett Gott um Rettung anfleht, wird das Tal für das Staudammprojekt geflutet, und ihnen gelingt schwimmend die Flucht (bei der sie eine Kuh auf einem Hüttendach treiben sehen).

Da Everett den falschen Ring aus den Fluten gerettet hat, besteht Penny darauf, dass er weiter nach dem richtigen suche – auch wenn er nun auf dem Grund eines Sees liegt. Als sie streitend mit ihrer Töchterschar die Eisenbahnschienen überqueren, entfernt sich im Hintergrund der blinde Seher auf seiner Draisine.

Der Titel („O Bruder, wo bist du?“) ist in Frühneuenglisch, wie es zu Zeiten Shakespeares gesprochen wurde, und eine Reverenz an Preston Sturges Filmklassiker Sullivans Reisen aus dem Jahr 1941. In dieser Komödie will ein Regisseur unter demselben Titel einen Film über die Große Depression drehen und wandert dafür ebenfalls durch Amerika.[1]

Der Film spielt im Jahr 1937 und lässt zwei historische Persönlichkeiten vorkommen, den Bluesmusiker Tommy Johnson und den Gangster Babyface Nelson. Letzterer war 1937 jedoch bereits tot, er war 1934 an den Folgen eines Schusswechsels mit dem FBI gestorben. Die Figur des Menelaus Pappy O’Daniels ist nicht direkt historisch, aber zwei Gouverneuren nachempfunden: W. Lee O’Daniel, der 1938 in Texas mit Hilfe einer Radiosendung die Wahl gewann, und Jimmie Davis, Gouverneur von Louisiana, der die Verwertungsrechte am Lied You Are My Sunshine erwarb, das im Film auch die Erkennungsmelodie des Wahlkampfs ist.

Die Musik dient in diesem Film nicht nur der Untermalung. Angefangen bei den Worksongs der Sträflinge zu Beginn des Films über das Zusammentreffen mit dem Bluesmusiker Tommy Johnson bis hin zum Auftritt der Flüchtigen als Soggy Bottom Boys bei einer Wahlkampfveranstaltung trägt die Musik wesentliche Teile der Handlung und vermittelt einen Eindruck der wichtigsten Musikstile im ländlichen Süden der USA in den 1930er Jahren wie Blues, Bluegrass und anderer früher Country-Musik, genannt Old-Time Music.

Die Bluegrass-Musikerin Alison Krauss steuerte Down to the River to Pray, a cappella gesungen in Begleitung eines Chores zur Filmmusik bei. Hauptdarsteller George Clooney singt Man of Constant Sorrow, den Erfolgshit der Soggy Bottom Boys im Film nicht selbst; die Gesangsstimme lieh ihm Dan Tyminski,[2] ein Mitglied der Band von Alison Krauss, Union Station. Die Bluegrassmusikerin Gillian Welch, die ebenfalls am Soundtrack mitarbeitete, übernahm eine kleine Gastrolle im Schallplattenladen. Gastauftritte hatten auch die Old-Time-Musiker David Holt und Ed Snodderly in der Rolle der Dorfdeppen (im Abspann als Village Idiots bezeichnet), die die FBI-Agenten mit George Nelson in der Menschentraube zum Gefängnis begleiteten. Sie spielen mit Fiddle und Banjo den Song Indian War Whoop.

Der Produzent des Soundtracks, der bei Lost Highway erschien, sich mehr als fünf Millionen Mal verkaufte und mit drei Grammys ausgezeichnet wurde, war T-Bone Burnett.

Deutsche Synchronisation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutschsprachige Synchronfassung entstand 2000 zur deutschen Kinopremiere unter Dialogregie von Sven Hasper, der ebenfalls das Dialogbuch verfasste.[3]

Rolle Schauspieler Dt. Synchronsprecher
Ulysses Everett McGill George Clooney Detlef Bierstedt
Pete John Turturro Stefan Fredrich
Delmar O’Donnell Tim Blake Nelson Joachim Tennstedt
Penny Holly Hunter Cornelia Meinhardt
Big Dan Teague John Goodman Klaus Sonnenschein
Tommy Johnson Chris Thomas King Kim Hasper
Gouverneur Pappy O’Daniel Charles Durning Hans Teuscher
Kandidat Homer Stokes Wayne Duvall Hans-Werner Bussinger
George „Babyface“ Nelson Michael Badalucco Tobias Meister
Sheriff Cooley Daniel von Bargen Frank Glaubrecht
Vernon T. Waldrip, Pennys Verlobter Ray McKinnon Udo Schenk
Mr. Lund, Radiostationsbesitzer Stephen Root Andreas Mannkopff
Wash Hogwallop, Petes Cousin Frank Collison Erich Räuker
der blinde Seher Lee Weaver Michael Chevalier
der „Kleine Mann“ Ed Gale Santiago Ziesmer
Junior O’Daniel, Pappys Sohn Del Pentecost Timmo Niesner
Pappys 1. Wahlkampfmanager J. R. Horne Friedrich G. Beckhaus
Pappys 2. Wahlkampfmanager Brian Reddy Kaspar Eichel
Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes (Tomatometer) 79 %[4]
Metacritic (Metascore) 69/100[5]

O Brother, Where Art Thou? wurde bei Kritikern positiv aufgenommen.

„Ein auf den ersten Blick minimalistischer Film, der jedoch viele Referenzmöglichkeiten erschließt und seine Wurzeln in der Bibel, der antiken Poetik und der amerikanischen Kulturgeschichte offenbart. Ein im positiven Sinne postmoderner Film, der seine Chiffren und Zeichen geschickt zu setzen versteht.“

Lexikon des internationalen Films[6]

Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

O Brother, Where Art Thou? war 2001 für den Golden Globe Award in der Kategorie Bester Film (Musical/Komödie) nominiert, der aber an Cameron Crowes Almost Famous – Fast berühmt ging. George Clooney erhielt für seine Rolle den Golden Globe als Bester Hauptdarsteller. Außerdem waren Kameramann Roger Deakins für die beste Kamera und die Coen-Brüder für das beste adaptierte Drehbuch bei der Oscarverleihung 2001 nominiert.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Artikel über "Sullivan's Travels" beim New Yorker
  2. IMDb Trivia
  3. O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 2. Februar 2021.
  4. O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 29. November 2022 (englisch, 155 erfasste Kritiken).
  5. O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee. In: Metacritic. Abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 30 erfasste Kritiken).
  6. O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.