Orgelbau Zeilhuber

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Die Firma Zeilhuber ist eine in Altstädten bei Sonthofen im Allgäu ansässige Werkstätte für Orgelbau. Seit Firmengründung durch Josef Zeilhuber entstanden über 200 Neubauten, darunter 1957 die ehemalige Hauptorgel für den Münchner Dom. Die Werkstatt wird in der dritten Generation von Alfons Zeilhuber jun. (* 1965) geführt.

Josef Zeilhuber sen. (1889–1964)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Firmengründer Josef Zeilhuber sen. stammt aus dem oberbayerischen Haag und begann zunächst eine Lehre als Schreiner. Bedingt durch den Umzug seines Lehrherrn ins Umland von Rosenheim gelangte er zur dort ansässigen Orgelbaufirma Müller & Hackl. Prägend für sein Orgelbauerleben wurde die Zeit von 1908 bis 1927 bei Otto Mönch in Überlingen am Bodensee, wo er ab 1914 als Werkstattmeister auch für große Projekte verantwortlich war. Ein von dieser Firma ausgestelltes Arbeitszeugnis zeugt von großer Wertschätzung.

1927 gründete Zeilhuber mit Johann Bottling als Senior-Partner in Augsburg-Pfersee eine Firma mit Namen „Bottling & Zeilhuber Orgel- und Harmoniumbau“. Aus der Augsburger Zeit ging 1927 eine neun Register umfassende Orgel nach Lichtenau (Markt Rettenbach). Das opus 2, eine Orgel mit 21 Registern für die Pfarrkirche Altstädten im Allgäu wurde nicht in Augsburg gefertigt, sondern in den Räumen der Firma Mönch, zu welcher Zeilhuber noch immer gute Kontakte pflegte. Die für Altstädten bestimmte Orgel wurde bei einem Werkstattbrand 1928 vernichtet. Beim zweiten Anlauf für dieses Instrument firmierte Zeilhuber nicht mehr mit Bottling zusammen, sondern alleine unter dem Namen „Orgelbauanstalt Josef Zeilhuber“. Er gab den Firmensitz in Augsburg auf und ließ sich nach mühevoller Überzeugungsarbeit der örtlichen Verantwortlichen in Altstädten nieder. Von hier aus lieferte Josef Zeilhuber in den schwäbischen und oberbayerischen Raum eine beachtliche Zahl von Orgeln, die bis etwa 1950 mit pneumatischer, bei größeren Instrumenten ab 1930 auch mit elektrischer Kegellade ausgestattet waren. Ab 1954 baute die Firma Kegelladen nur noch mit elektrischer Steuerung. Die Prospekte der frühen Jahre sind der Freipfeifen-Ästhetik verpflichtet, entstanden des Öfteren unter Mitarbeit von Architekt Hans Miller aus München und weisen manch kreative Kombination mit barocken Elementen auf (z. B. Altusried – St. Blasius oder Kempten (Allgäu) – St. Lorenz).

Josef Zeilhuber jun. (1913–1996)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der älteste Sohn Josef Zeilhuber jun. erlernte das Orgelbauhandwerk bei Paul Ott in Göttingen, einem Vorreiter der Wiederbelebung des mechanischen Orgelbaus, und bei Mönch in Überlingen. Nach einigen Jahren der Mitarbeit im väterlichen Betrieb schied er Ende der 1940er Jahre aus der Firma aus. Hauptgrund war neben seiner Heirat nach Bruckmühl und seinen künstlerischen Ambitionen die unnachgiebige Haltung des Vaters bezüglich einer Modernisierung des Betriebs hin zum Schleifladenbau, den Josef jun. bei Ott kennengelernt hatte. In Bruckmühl arbeitete er vorwiegend als geschickter und kunstsinniger Holzbildhauer und war nur noch in geringem Umfang als Orgelbauer tätig. Von ihm sollen Instrumente in Albersbach (Hl. Kreuzauffindung, ursprünglich 1969 für Vagen erbaut, II/10), Gempfing (St. Vitus, um 1965, II/20) Kolbermoor (Hl. Dreifaltigkeit, 1967, Chororgel II/8 und Umbau der Hauptorgel II/23)[1], Massenhausen (Mariä Heimsuchung, Verwendung von alten Teilen 1972, II/12) und Bruckmühl stammen.

Alfons Zeilhuber sen. (1922–1986)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst mit dem Eintritt des jüngeren Sohnes Alfons Zeilhuber sen. zu Beginn der 1960er Jahre wandte sich die Altstädtener Firma zögernd der zunächst elektrischen, ab 1968 größtenteils mechanischen Schleiflade zu. Alfons sen. hatte seine Ausbildung im väterlichen Betrieb erhalten, der sich ein Praktikum im Bereich Intonation bei der Firma Gieseke anschloss. Die Umstellung gestaltete sich nicht einfach, da Josef sen. bis ins hohe Alter seinen romantischen Stil pflegte und noch 1957 die knapp 80 Register umfassende Hauptorgel für den Münchner Dom mit Freipfeifen-Prospekt und elektrischen Kegelladen ausgestattet hatte. Alfons sen. leitete die Firma von 1964 bis zu seinem plötzlichen Tod am 10. Januar 1986.

Alfons Zeilhuber jun. (* 1965)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der vorübergehenden Stilllegung des Betriebs wird die Firma heute von Alfons Zeilhuber jun. (* 1965) weitergeführt. Dieser trat 1986, kurz vor dem Tod seines Vaters, als Lehrling in die Firma ein. Nach Ausführung der noch anstehenden Aufträge ruhte der Betrieb von 1990 bis 1997, da er ohne geeignete Leitung keine Überlebenschancen hatte. Alfons Zeilhuber jun. setzte seine Ausbildung bei Gerhard Schmid in Kaufbeuren fort, wo er seine Frau Christine Albiez, Tochter des Lindauer Orgelbauer Winfried Albiez, kennenlernte. Nach seiner Gesellenprüfung arbeitete Alfons jun. 1988/1989 in Österreich bei Orgelbau Pflüger, Feldkirch, und von 1989 bis 1995 bei Rieger in Schwarzach zusammen mit seiner Frau, die dort besonders im Bereich Intonation Erfahrungen gesammelt hatte. 1996 absolvierte Zeilhuber die Meisterprüfung an der Bundesfachschule für Orgelbau in Ludwigsburg und nahm 1997 in Altstädten die Arbeit mit einem heute fünfköpfigen Team wieder auf.

Orgeln der Firma Zeilhuber (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kursivschreibung zeigt an, dass die Orgel nicht mehr oder nur noch der Prospekt erhalten ist. In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal. Die arabische Zahl in der sechsten Spalte gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand und zu Besonderheiten sowie Links mit weiterführender Information.

Josef Zeilhuber sen.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1927 Markt Rettenbach-Lichtenau II/P 9 Josef Zeilhuber sen. zusammen mit Kompagnon Johann Bottling
1929 Sonthofen-Altstädten St. Peter und Paul II/P 21
1929/30 Penzberg ULF von Wladimir II/P 23 1944 zerstört
1930 Sulzberg Hl. Dreifaltigkeit II/P 26 Umbau der Koulen-Orgel
1930 Obermaiselstein St. Katharina
II/P 9
1930/31 Augsburg St. Anton
III/P 60 Hauptorgel, durch Offner erweitert, neuer Spieltisch von Siegfried Schmid → Orgel
1931 Opfenbach St. Nikolaus II/P 24
1931 Murnau St. Nikolaus II/P 28 altes Gehäuse
1931/32 Oberammergau St. Peter und Paul
II/P 36 im historischen Gehäuse; 1993 erweitert auf III/44
1932 Bad Kohlgrub St. Rochus
I/P 5
1932 Maria Rain Heilig Kreuz
II/P 13
1932 Deining St. Willibald II/P 24 Versetzung aus Opfenbach, nicht erhalten
1932 Haldenwang St. Theodor und Alexander
II/P 28
1933 Rottenbuch Mariä Geburt
II/P 24 weitgreifender Umbau; nicht erhalten
1934 Augsburg St. Anton II/P 15 Chororgel → Orgel
1934/35 Starnberg Maria Hilfe der Christen
III/P 45
1934 Oberstdorf St. Johannes Baptist
III/P 58 1936 Fernwerk hinter dem Hochaltar
1935 Reichertshofen II/P 10
1934 Lindenberg im Allgäu St. Peter und Paul
III/P 55 Freipfeifenprospekt
1935 Antdorf St. Peter und Paul
II/P 18
1935 Starnberg Maria Hilfe der Christen
III/P 45
1936 Argelsried St. Nikolaus
II/P 14 [2]
1936 Bad Hindelang St. Johann III/P 52 Verwendung von Pfeifenbestand aus der Vorgängerorgel von Steinmeyer, Fernwerk im Dachboden des Chorraums
1936 Kempten St. Lorenz III/P 62 Umbau und Vergrößerung der Walcker-Orgel von 1864; 2019/20 klangliche und technische Reorganisation durch Lenter Orgelbau, wobei ein Teil der Anlage und Register von Zeilhuber erhalten geblieben sind → Orgel
1938 Kötz St. Nikolaus (Kleinkötz)
II/P 15 Den Prospekt entwarf der Münchner Bildhauer Hans Miller.
1938 Bad Oberdorf Unserer lieben Frau im Ostrachtal
II/P 8
1947 Eberfing St. Laurentius II/P 22
1948 Fürstenfeldbruck Klosterkirche Fürstenfeld
II/P 25 Chororgel
Orgel
1943–1952 Altusried St. Blasius und Alexander (Altusried) III/P 44 2021 durch Orgelbau Heiß, Vöhringen, renoviert
1948 München-Giesing Königin des Friedens
III/P 37 Teilausbau (urspr. 54 Register geplant); Unter Verwendung von zahlreichem älteren Pfeifenmaterial; später durch Münchner Orgelbau Führer erweitert → Orgel
1950 Ursberg Mutterhauskapelle
III/P 30 Teilbau
1951 Ursberg Hauskapelle St. Maria II/P 15
1952 Mittelberg St. Jodok
II/P 17 2021 von Alfons Zeilhuber jun. renoviert
1952 Witzighausen Mariä Geburt
III/P 28 Umbau und Erweiterung der Koulen-Orgel von 1913 unter Einbau eines Rückpositivs, Umgestaltung des Prospekts nach einem Entwurf des Münchner Bildhauers Jakob Miller → Orgel
1954 Ursberg Hauskapelle St. Camillus II/P 11
1955 München-Haidhausen St. Johann Baptist (neue Pfarrkirche) I/P 6 Chororgel
1956 Peißenberg St. Barbara
III/P 41
1957 München Frauenkirche IV/P 79 Hauptorgel, heute eingelagert im Orgelzentrum Valley
1957 München St. Katharina von Siena
II/P 28 ehemals Andreasorgel der Münchner Frauenkirche.
1994 aus dem Orgelzentrum Valley.
1957/58 Kaufbeuren-Neugablonz Hlgst. Herz Jesu
III/P 40 Schwellwerk erst 1971 ergänzt
1958 Ursberg Kapelle St. Florian
II/P 23
1959 Rückholz St. Georg
II/P 16
1959 Issing St. Margaretha
II/P 12
1960 Wengen St. Johannes der Täufer
II/P 26 Freipfeifenprospekt
1961 Dingolfing St. Josef
III/P 19 1982 zweiter Bauabschnitt Michael Weise

Orgel

1962 Peißenberg St. Johannes Baptist
III/P 46
1962 Söcking St. Ulrich
III/P 31
1963–1965 München-Haidhausen St. Johann Baptist (neue Pfarrkirche) III/P 41 Hauptorgel; zunächst 1963 Teilbau mit 19 Registern → Beschreibung2005 durch Neubau ersetzt; Teile für Orgel in Homburg-Erbach verwendet
1963 Kempten Basilika St. Lorenz
III/P 17 Chororgel Nord; nicht erhalten
1963 Kempten Basilika St. Lorenz
I/10 10 Chororgel Süd; nicht erhalten
1964 Dorfen Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt
III/P 34 2013 Erweiterung durch Orgelbau Utz und Orgelbau Weber auf 40 Register
1964 München Leiden Christi
III/P 39 2012 renoviert von Münchner Orgelbau Johannes Führer

Alfons Zeilhuber. sen.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1970 Regensburg St. Bonifaz
II/P 24 Auxiliarwerk unten von Weise
1973 Ursberg Hauskapelle St. Martha
I/P 4 Steht heute in der Kapelle St. Franziskus.
1973 Planegg St. Elisabeth
III/P 32
1975 Oberstdorf St. Loretto
II/P 7
1976 Obermaiselstein St. Katharina
II/P 14
1978 Kaldorf St. Andreas
II/P 10 [3]
1985 Sonthofen St. Michael
III/P 43 neobarocke Disposition → Orgel
1987 Fischen im Allgäu Frauenkapelle
II/P 7

Alfons Zeilhuber jun.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1997 Waldbrunn Hausorgel II/P 9 zwei Register vorbereitet
2000 Pfronten-Kappel St. Martin I/P 4
2002 Markgröningen Heilig-Geist-Spital II/P 26
2003 Jengen St. Martin
II/P 17
2006 Möckmühl St. Kilian II/P 21 (26)
2007 Bühl bei Tübingen St. Pankratius II/P 18 (21)
2008 Frommern St. Paulus II/P 16 (17) durch Kirchenbrand vernichtet
2009 Eching Magdalenenkirche
II/P 12 (18) 4 Transmissionen, 2 Vorabzüge
Orgel
2013 Bamberg Auferstehungskirche
II/P 29 (32)
2014 Kempten Mariä Himmelfahrt II/P 17

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Kohler: Orgeln und Orgelbauer im Allgäu von 1850 bis zur Gegenwart. Diplomarbeit Augsburg, 2007. Musikhochschule Augsburg/Nürnberg.
  • Orgeldatenbank Bayern (Version 5). Gesellschaft für bayerische Musikgeschichte (2009)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Festschrift zur Orgelweihe Stadtkirche Kolbermoor 2018, S. 16
  2. St. Nikolaus in Gilching
  3. Bistum Eichstätt