Pontresina

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Pontresina
Wappen von Pontresina
Wappen von Pontresina
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Maloja
BFS-Nr.: 3784i1f3f4
Postleitzahl: 7504
UN/LOCODE: CH PTR
Koordinaten: 788951 / 151706Koordinaten: 46° 29′ 24″ N, 9° 54′ 0″ O; CH1903: 788951 / 151706
Höhe: 1805 m ü. M.
Höhenbereich: 1728–4048 m ü. M.[1]
Fläche: 118,18 km²[2]
Einwohner: 2100 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 18 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
32,1 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.gemeinde-pontresina.ch

Lage der Gemeinde
Karte von PontresinaAlbignaseeLej da ChampfèrLago BiancoLago di LeiLago di GeraLago di LivignoLago di S. Giacomo-di FraéleLago di PoschiavoLago di Monte SplugaLai da MarmoreraSilserseeSilvaplanerseeSt. MoritzerseeStazerseeSufnerseeItalienRegion AlbulaRegion BerninaRegion ViamalaRegion Engiadina Bassa/Val MüstairRegion PlessurRegion Prättigau/DavosBever GRBever GRBregagliaCelerina/SchlarignaMadulainMadulainPontresinaLa Punt Chamues-chSamedanSamedanS-chanfSils im Engadin/SeglSilvaplanaSt. MoritzZuozZuoz
Karte von Pontresina
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Pontresina (deutsch/italienisch; Rumauntsch Puter Puntraschigna/?) ist eine politische Gemeinde in der Region Maloja des Kantons Graubünden in der Schweiz. Die Gemeinde liegt als nördlicher Talort des Berninapasses im Val Bernina, einem Seitental des Engadins.

Name

Die Deutung der ersten urkundlichen Erwähnungen pontem sarasinam (1137) und Ponte Sarracino (1303) ist umstritten, einige Historiker übersetzen es mit «Sarazenen-Brücke» und sehen einen Zusammenhang der Namensgebung mit dem Einfall der Araber in die Schweiz des 10. Jahrhunderts. Einer anderen Erklärung folgend leitet sich der Name von einer Brücke ab, die nach ihrem Erbauer Saraschin «Ponte sarasinae» benannt wurde.

Wappen

Blasonierung: Gespalten von Schwarz und Gold (Gelb), überdeckt von einer silbernen (weissen) Bogenbrücke

Bereinigtes Wappen aus dem Jahre 1934 mit Bezug auf den Gemeindenamen (redendes Wappen). Die Brücke stellt die Punt Ota dar.

Geographie

Historisches Luftbild aus 300 m Höhe von Walter Mittelholzer von 1919

Pontresina ist die einzige Ortschaft im höchstgelegenen Seitental des Engadin. Sie ist umgeben von Berggipfeln, die bis über 4000 m hoch sind. Diese Lage ist seit dem 19. Jahrhundert Anziehungspunkt für Bergsteiger. Besonders beeindruckend ist das Massiv des Piz Bernina. Weitere bekannte Berge sind Las Sours (Zwei Schwestern), Piz Alv und Piz Languard.[5]

Am Berninapass liegen die beiden Pontresiner Skigebiete Diavolezza (2978 m) und Lagalb (2893 m). Vom Dorfkern führt eine Sesselbahn zur Alp Languard (2330 m). Etwas ausserhalb von Pontresina, auf halbem Weg nach Samedan, liegt in Punt Muragl die Talstation der Standseilbahn nach Muottas Muragl (2456 m).

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1900 1950 1980 1990 2000[6] 2005 2010 2012 2014 2019
Einwohner 270 488 774 1726 1604 2191 1911 1994 2080 2161 2147

Sprachen

Ursprünglich benutzten die Bewohner Puter, ein rätoromanisches Idiom, zur Verständigung. Doch mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs wurde die Sprache rasch zurückgedrängt. Bereits 1880 gaben nur noch 45,7 % der Einwohner Romanisch als Muttersprache an. Der kontinuierliche Rückgang des Romanischen hält bis heute an (letzter Wert von 2000: 7,94 %). Einzige Amtssprache der Behörden ist heute Deutsch. Trotzdem war die offizielle Unterrichtssprache an der Primarschule bis vor wenigen Jahren nur Romanisch; heute wird vom Kindergarten (scouletta) an bis zur 9. Klasse durchgehend bilingual auf Romanisch und Deutsch unterrichtet. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:

Sprachen in Pontresina (GR)
Sprachen 1880 1900 1941 1970 Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anteil Anzahl Anteil Anteil Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 252 51,64 % 990 57,36 % 993 61,91 % 1264 57,69 %
Rätoromanisch 45,7 % 164 33,61 % 26,7 % 16,22 % 250 14,48 % 194 12,09 % 174 7,94 %
Italienisch 362 20,97 % 290 18,08 % 353 16,11 %
Portugiesisch 198 9,04 %
Andere Sprachen 72 14,75 % 124 7,18 % 127 7,92 % 202 9,22 %
Einwohner 488 100,00 % 1726 100,00 % 1604 100,00 % 2191 100,00 %

Bemerkenswert ist der Anteil der Italienischsprachigen, der seit Jahrzehnten über dem Romanischen liegt. Dritthäufigste Sprache im Jahr 2000 war Portugiesisch mit 9,04 % Anteil an der Gesamtbevölkerung, was auf die Hotelangestellten zurückzuführen ist. 1990 konnten sich immerhin noch 32,4 % auf Romanisch verständigen; im Jahr 2000 waren es 25,3 %. Die Gemeinde ist somit faktisch dreisprachig.

Religionen und Konfessionen

1549 wurde die Reformation eingeführt. Das Dorf ist heute paritätisch evangelisch-reformiert und römisch-katholisch. Die reformierte Kirchgemeinde[7] ist Teil der Evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden, die römisch-katholische Teil des Bistums Chur.

Herkunft und Nationalität

Von den Ende 2005 1911 Bewohnern waren 1377 (= 72 %) Schweizer Staatsangehörige.

Geschichte

Ansicht von Pontresina um 1880

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Spaniolaturm
Kirche Sta. Maria

Pontresina verdankt seine Bedeutung der Lage am Bernina-Pass und dem Fremdenverkehr. Im Mittelalter war der Ort bedeutsamer als das benachbarte St. Moritz. An diese Zeit erinnern jedoch nur noch wenige Gebäude, da zu Beginn des 18. Jahrhunderts Pontresina von einem Grossfeuer heimgesucht wurde. Nachdem 1850 ein erster Gasthof eröffnet wurde, begann der Tourismus zu blühen. 1871 wurde der Bergführerverein gegründet.[5] Im Sommer 1885 zählte man schon 2000 Gäste.

Einen weiteren Schub erhielt der Ort im Jahre 1908 durch die Eröffnung der Berninabahn, die später mit der Rhätischen Bahn fusionierte. Bis 2011 fand in der Systemtrennstelle von Pontresina der Lokwechsel für den Bernina-Express statt. Heute kommen Zweistromtriebzüge zum Einsatz.

Während der beiden Weltkriege wurde der Berninapass gegen Angreifer aus dem Puschlav bei der Sperrstelle Berninahäuser befestigt.

Sehenswürdigkeiten

Kirchen

Sehenswert sind auch die Kirche Sta. Maria aus dem 12. und 13. Jahrhundert, die in ihrem Innern mit zahlreichen Fresken versehen ist, und die barocke Dorfkirche San Niculò. Bis 1975 stand im Dorfzentrum ein anglikanisches Gotteshaus, die Holy Trinity Church.

Sport

Skilanglauf

Pontresina pflegt seit Jahren eine grosse Tradition zum nordischen Skisport. Langlauf- und Biathlon-Weltcups, Continental Cups, FIS-Rennen, Schweizer Meisterschaften, Junioren-WM und viele regionale und Nachwuchsrennen wurden dort ausgetragen. Zu den spektakulärsten Anlässen zählten die auf der mit Kunstschnee belegten Dorfstrasse durchgeführten Nachtsprints mit hochkarätiger Beteiligung von Weltcupathleten durch den Ortskern. Seit 2008 ist Pontresina im Rahmen des Engadin Skimarathons ausserdem Zielort des neueingeführten Halbmarathons. Ab der Saison 2016/17 wird in Pontresina zudem der Prolog der Langlauf-Rennserie Ski Classics ausgetragen.

Ski Alpin

Mit einer Abfahrt der Herren fand am 5. Dezember 1982, zum Auftakt der Weltcupsaison 1982/83, letztmals ein Alpines Skiweltcuprennen in Pontresina statt. Damals gewann der Österreicher Harti Weirather vor seinem Landsmann Franz Klammer und dem Schweizer Peter Müller. Als zweitbester Schweizer klassierte sich der Bündner Conradin Cathomen auf dem vierten Rang. Die Plätze fünf und sechs belegten Helmut Höflehner und Ken Read. Zuletzt war Pontresina im Jahre 2003 Austragungsort bei der FIS Alpinen Ski-WM St. Moritz-Pontresina.

Skispringen

1907 begann man im Engadin mit dem Bau der Berninaschanze, die offiziell im Winter 1912 als 40-m-Schanze eingeweiht wurde. In den zwanziger Jahren beschloss man auf der linken Seite des Rosegtals eine neue grössere Schanze zu bauen, die Weiten bis zu 80 m ermöglichen sollte. 1925 eröffnete der Skiclub Bernina Pontresina diese Anlage mit einem internationalen Wettkampf. In den Jahren danach erfolgten viele grosse Sprungläufe, wobei in manchen Wintern bis zu vier Wettbewerbe durchgeführt worden sind. In dieser Zeit gehörten Pontresinas internationale Skispringen zu den sportlich führenden Veranstaltungen in Europa. So sprang hier 1928 der Schweizer Bruno Trojani als erster Springer der Welt über 70 m. Ein weiterer Weltrekord gelang Adolf Badrutt 1930 mit 75 m 1948 fand das letzte Springen auf der Berninaschanze statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfielen beide Schanzen.

Andere Sportarten

Vom Muottas Muragl führt im Winter eine Schlittelbahn ins Tal.

Rund um Pontresina gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wandernd auf einfachen und anspruchsvollen Touren die Bergwelt zu erkunden.

Pontresina war 2012/13 Startort und ist seither Durchgangsort des Gebirgslaufs Swiss Irontrail.

Persönlichkeiten

Bilder

Literatur

  • Ottavio Clavuot: Pontresina. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2010.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
Commons: Pontresina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Archivierte Kopie (Memento vom 7. Oktober 2015 im Internet Archive)
  6. Ottavio Clavuot: Pontresina. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2010.
  7. http://www.pontresina-reformiert.ch
  8. Chesa Campell
  9. Umbau und Erweiterung Chamanna da Tschierva
  10. Ferdinand Sauerbruch, Hans Rudolf Berndorff: Das war mein Leben. Kindler & Schiermeyer, Bad Wörishofen 1951; zitiert: Lizenzausgabe für Bertelsmann Lesering, Gütersloh 1956, S. 203–207.
  11. Otto Kober. In: Sikart, abgerufen 2. Februar 2016.