Wanlo
Wanlo Stadt Mönchengladbach
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Koordinaten: | 51° 6′ N, 6° 25′ O |
Höhe: | 67 m ü. NHN |
Einwohner: | 1091 (31. Dez. 2022)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 41189 |
Vorwahl: | 02166 |
Lage von Wanlo im Stadtbezirk West von Mönchengladbach
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Wanlo ist der südlichste Stadtteil von Mönchengladbach und gehört zum Stadtbezirk Mönchengladbach West, bis zum 22. Oktober 2009 Stadtbezirk Wickrath.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wanlo liegt südwestlich des Autobahndreiecks Mönchengladbach-Wanlo, an dem sich die Bundesautobahnen 46 und 61 kreuzen. Somit ist Wanlo durch die A 46 vom übrigen Stadtgebiet getrennt. Nördlich der Autobahn liegt Wickrathberg. Im Osten liegt der Jüchener Ortsteil Hochneukirch und im Süden die Erkelenzer Dörfer Keyenberg, Kuckum und Borschemich. Da Letztere eventuell dem Tagebau Garzweiler weichen, wird Wanlo am Rande des Tagebaus liegen. Die Entscheidung steht seit 2018 aus und wird von der Kohlekommission geprüft.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Wanlo ergibt sich aus dem Zusammenschluss der Silben Wan und lo. Wan bedeutet Wanne, Mulde oder Gewässer und steht für die im nahen Kuckum entspringende Niers, die Wanlo durchfließt. Lo oder Loh bedeutet lichter Wald.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erste urkundliche Erwähnung von Wanlo (im Mühlgau) ist das Jahr 861.
Wanlos Ursprünge reichen bis in das Mittelalter zurück. Im 8. Jahrhundert gehörte es zum Kirchspiel Keyenberg. 1106 wird ein Herimanus de Wanlo in einer Urkunde des Erzbischofs von Köln erwähnt. 1158 bestätigte dessen Nachfolger Friedrich II dem Nonnen-Convent zu Königsdorf seine Besitzungen zu Wanlo.
Nach der Zerstörung von Schloss Dyck im Jahr 1383, verkauft Gerard, Herr zu Dyck (†1394), am 1. Januar 1386, dem Herzog Wilhelm von Jülich, das Dorf Wanlo mit dem Gerichte, den Schöffen, Diensten, Renten und Geldern.[2]
Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor den Schöffen von Wanlo überträgt am 30. September 1510 der Junker „Gerit van Willenraidt“ (Wildenrath) dem Bruder „Arnoldus van Bracht“, Prior zu Wickrath (Wickraide), 5 1/2 Morgen Ackerland im Kirchspiel Wanlo am Hoiterpfad neben den 12 Morgen des Pastors und gelegen zwischen dem Hoitstück, Abels Land, Derick Clais Land und Bertrams Land, für eine Rente von ….[3]
Im Achtzigjährigen Krieg hatten die Bewohner unter Einquartierungen und Brandschatzungen spanischer Truppen zwischen 1585 und 1587 zu leiden und auch der folgende Dreißigjährige Krieg brachte erneut Unheil über den Ort.
Die Chronik: „Martin Schenck von Niedeck und der Junker Wilraid von Wanlo“[4] schildert den Kampf gegen „Martin Schenk von Nideggen“, der 1586 mit 200 Söldnern in Wanlo, Keyenberg und Holtzweiler eingefallen war und den brutalen Mord, an Vater und Sohn von „Wildenrath“ in Wanlo, die sich gegen die Söldner heftig gewehrt hatten. Wanlo wurde vollständig ausgeraubt, 13 Häuser und die Kirche niedergebrannt. Eine hölzerne Tafel mit Wappen in der Sakristei sagt: „Anno 1587 den 14. Februar, sind die Edlen und Ehrenfesten Robert und Bernhard von Wildenrath, Vater und Sohn, auf ihrem Hause zum Deyk, unschuldig und erbärmlich entleibt. R.i.p.“[5] Ort der Auseinandersetzung war das Rittergut Dyck, heute Rittergut Wildenrath.
- Bis 1793 gehörte der Dingstuhl Wanlo zum Amt Kaster im Herzogtum Jülich.
- 1794 bildete die französische Besatzung die Mairie Wanlo im Kanton Odenkirchen. Die Mairie bestand nur aus dem Ort Wanlo.
- 1815 kam die Region zu Preußen. Aus der französischen Mairie wurde die preußische Bürgermeisterei Wanlo, die seit 1816 zum Kreis Grevenbroich im Regierungsbezirk Düsseldorf gehörte.[6] Das benachbarte Kuckum wurde der Gemeinde zugeschlagen.
- 1929 kam die Gemeinde Wanlo in den Landkreis Grevenbroich-Neuß.
- 1934 wurde Wanlo in die Gemeinde Wickrath eingemeindet.
Am 1. Januar 1972 wurde Kuckum aus der Gemeinde Wickrath aus- und in die Stadt Erkelenz eingegliedert.[7]
Am 1. Januar 1975 wurde die Gemeinde Wickrath mit den Städten Mönchengladbach und Rheydt zusammengelegt und verlor die Selbstständigkeit.[7]
Straßennamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Gormannsgasse wurde vor 1964 im Dialekt Matz/Matsch-ges-jaat genannt. Bedeutung: Gasse, die bei Regen matschig war.
- Den Familiennamen Go(i)rman(n) gibt es in Wanlo seit 1535, von diesem Hof stammt der Gladbacher Abt Heinrich Goirmanns (1619–1635). 1964 wurde die Straße benannt aus vormals „Wanlo 95–98 und 121“
- Der „Dachsweg“ hieß vor 1975 Wieselweg
Heutige Straßennamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kuckumer Straße – Heckstraße – Hochstraße – Plattenstraße – Stahlenend – An der Kirche – Schweinemarkt – Gormannsgasse – Alter Sportplatz – Auf der Steinbrücke – Auf dem Stiel – Im Tal – Marderweg – Dachsweg – Am Kappelshof – An der Mühle.
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Wanlo besteht die katholische Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt.
Pfarrer von Wanlo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1327 bis heute[8]
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Judentum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1679 wurde erstmals ein Jude in Wanlo erwähnt. Seither lebten einige wenige jüdische Familien im Dorf. Die größte Bevölkerungszahl wurde 1883 mit 47 Personen erreicht, von da ab sank sie wieder. Die Juden gehörten zur Synagogengemeinde von Wickrathberg.
Die Autorin Hilde Sherman, geborene Zander, wurde 1923 in Wanlo im Haus ihrer Großeltern Joseph Zander und Henriette geborene Kahn geboren. Später verzogen die Eltern mit ihrer Tochter Hilde in das benachbarte Wickrathberg. 1935 wohnte nur noch die verwitwete Jüdin Henriette Zander in Wanlo. Sie wurde 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert und starb dort.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bürgermeister von Wanlo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Personen waren Bürgermeister von Wanlo.[8]
- 1800–1809: Johann Wilhelm Schiller (als Maire)
- 1809–1814: Anton Velder (als Maire)
- 1814–1818: Anton Velder
- 1819–1836: Matthias Steprath
- 1836–Juni 1836: Ferdinand Dreling
- 1848–Januar 1851: Christian Caspers (als Bürgermeisterei – Verwalter)
- 1851–April 1859: Christian Caspers
- 1859–Juli 1875: Ferdinand Dreling
- 1875–Dezember 190:6 Johann Wilhelm Müllers
- 1907–Februar 1931: Karl Fußangel
- 1931–1934: Carl Dißmann
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Katholische Pfarrkirche. Das 1900 errichtete Bauwerk ersetzte eine romanische Pfeilerbasilika aus dem 12. Jahrhundert
- Kappelshof, ein ehemaliger Rittersitz im Norden Wanlos
- Rittergut Wildenrath, an der Straße nach Kuckum; 1251 erwarb der Herzog von Jülich das Rittergut Dyck. Am Ende des 14. Jahrhunderts vergaben die Herzöge es in Erbpacht an die Edelherren von Wildenrath, die dem Gut ihren Namen gaben. Im Wappen findet sich daher noch der Jülicher Löwe. Heute wird das Gut als Restaurantbetrieb und Golfanlage genutzt.
- Das Wanloer Heiligenhäuschen. Das Kapellchen (Josefskapelle) an der Kuckumerstraße ist ein kleiner, rechteckiger, aus Backsteinen errichteter Bau mit einem Satteldach. In den vorderen Balken, über dem Eingang, ist eingeschnitzt:
IHS . ANNO 1667 . DEN 2. JUNIj . MRA . Auf dem inneren Balken ist zu lesen: DIESES H. HAUS BERTRAM HEINRICHS UND TRINGEN ECKEN ZUR EHREN GOTTES GEBAUT. Im zweiten Halbjahr 2012 wurde diese Kapelle in ehrenamtlicher Arbeit von den Mitgliedern des „Rentner-Arbeits-Trupp-Wanlo“ von Grund auf saniert.[10]
Jüdischer Friedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der jüdische Friedhof befand sich am Feldweg zwischen Stahlenend und Hochneukircher Weg hatte eine Größe von 721 Quadratmeter. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er eingeebnet.[11] Heute erinnert nur noch ein Gedenkstein an den Friedhof.
Text der Gedenktafel (im Original nur Großbuchstaben):
Zum ewigen Gedenken / Seit dem 17. Jahrhundert war eine kleine Zahl / jüdischer Bürger in Wanlo ansässig. / Ihre Verstorbenen wurden auf diesem Friedhof beigesetzt. / In den Wirren des 2. Weltkrieges wurde der Friedhof / entfremdet und die Grabsteine zerstört. / Mit der Deportation der letzten jüdischen Bürgerin / im Jahre 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt, / wo sie umkam, endete die Geschichte der Juden in Wanlo. / Zum ewigen Gedenken an die Toten und an die / einstmals in Wanlo bestandene jüdische Gemeinschaft.
Vereine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Wanlo sind verschiedene Vereine tätig, so z. B. eine Karnevalsgesellschaft, eine Bruderschaft, die Freiwillige Feuerwehr Mönchengladbach Einheit Wanlo, eine Dorfinteressengemeinschaft, ein Verein für Luftfahrt M.Gladbach, Rheydt und Umgebung, ein Taubenzuchtverein sowie ein Förderverein des Kindergartens St. Mariä Himmelfahrt Wanlo.
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Prunk in Wanlo (Schützenfest) am 6. Sonntag nach Ostern, zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten
- „Lange Sommernacht“ Dorfsommerfest auf dem Spielplatz „im Tal“
- „Großer Flugtag“ am ersten Sonntag im September
- „Tag der offenen Tür bei der Freiwilligen Feuerwehr Wanlo“ alle zwei Jahre
- Maifeier am 30. April
- St.-Martins-Zug, in der Regel am Montag vor dem 11. November
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Grevenbroich (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 3). Schwann, Düsseldorf 1897, Digitalisat online (S. 66–67)
- Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel, Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-548-20386-8.
- Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet, Mönchengladbach 1985 (ISBN 3-87448-122-0).
- Günter Erckens: Juden in Mönchengladbach, Band 2, Mönchengladbach 1989 (ISSN 0175-4793).
- Alfred Brücher: Unser Wanlo (2011)[12]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Bevölkerung der Stadt Mönchengladbach am Ort der Hauptwohnung nach Stadtbezirken und Stadtteilen am 31.12.2022. (PDF) Stadt Mönchengladbach, abgerufen am 2. April 2023.
- ↑ Theodor Joseph Lacomblet: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Köln ..., Dritter Band, Düsseldorf 1853, S. 79
- ↑ Rudolf Brandts: Inventar des Archivs der Pfarrkirche St. Antonius in Wickrath, Heider 1957, Seite 38
- ↑ Die Heimath: Wochenblatt für Kunde der niederrheinischen Geschichte, Nr. 6, 26. Mai 1875, S. 24 (google books, Abruf am 19. November 2022)
- ↑ Dr. K. Th. Dumont: Geschichte der Pfarreien der Erzdiöcese Köln, Köln 1883, Seite 357
- ↑ Johann Georg von Viebahn: Statistik und Topographie des Regierungs-Bezirks Düsseldorf. 1836, S. 140, abgerufen am 11. November 2022 (Digitalisat).
- ↑ a b Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ a b Aus dem Archiv Katz
- ↑ Wilhelm Janssen: Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. Bd. V. Köln-Bonn 1973 Nr. 169. Unter Verweis auf: HAStK Kunibert, Urkunde 205
- ↑ Harald Wendler: „Rentner-Arbeits-Trupp-Wanlo“ (RATW) saniert die „Josefskapelle“. Harald Wendler, 23. August 2012, abgerufen am 20. Februar 2013.
- ↑ Wanlo. In: Jüdische Friedhöfe in Nordrhein (S-Z). Universität Heidelberg, abgerufen am 2. Dezember 2022.
- ↑ Inhaltsverzeichnis (PDF; 6,6 MB)