Fließ

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Fließ
Wappen Österreichkarte
Wappen von Fließ
Fließ (Österreich)
Fließ (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Tirol
Politischer Bezirk: Landeck
Kfz-Kennzeichen: LA
Fläche: 47,57 km²
Koordinaten: 47° 7′ N, 10° 38′ OKoordinaten: 47° 7′ 10″ N, 10° 37′ 46″ O
Höhe: 1073 m ü. A.
Einwohner: 3.134 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 66 Einw. pro km²
Postleitzahl: 6521
Vorwahl: 05449
Gemeindekennziffer: 7 06 04
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Dorf 87
6521 Fließ
Website: www.fliess.tirol.gv.at
Politik
Bürgermeister: Hans-Peter Bock (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2016)
(15 Mitglieder)

8 Sozialdemokraten und Parteifreie - Bock H.P., 6 ÖVP Fließ, 1 Einheitsliste Piller

Lage von Fließ im Bezirk Landeck
Lage der Gemeinde Fließ im Bezirk Landeck (anklickbare Karte)FaggenFendelsFissFließFlirschGaltürGrinsIschglKapplKaunerbergKaunertalKaunsLadisLandeckNaudersPettneu am ArlbergPfundsPiansPrutzRied im OberinntalSt. Anton am ArlbergSchönwiesSeeSerfausSpissStanz bei LandeckStrengenTobadillTösensZamsTirol
Lage der Gemeinde Fließ im Bezirk Landeck (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Blick auf Fließ von der Pillerhöhe aus gesehen
Blick auf Fließ von der Pillerhöhe aus gesehen
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Fließ ist eine Gemeinde mit 3134 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Landeck, im Bundesland Tirol (Österreich). Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Landeck.

Von 25. August bis 5. Oktober 2015 hieß die Gemeinde offiziell Fliess.[1][2]

Geografie

Fließ ist ein Haufendorf im Oberen Gericht, das auf einem kleinen Plateau etwa 200 Meter über dem Inntal liegt. Die Ortschaft liegt am Fuß des Krahbergs, der zum Venet-Massiv gehört.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus der einzigen Ortschaft, der Katastralgemeinde Fließ. Die politische Gemeinde besteht aus sechs Fraktionen:

  • Dorf (das eigentliche Fließ)
  • Eichholz
  • Hochgallmigg
  • Niedergallmigg
  • Urgen
  • Piller

und ca. 70 weitere Weiler, wie z.B. Nesselgarten und Neuer Zoll (eine ehemalige Wegzollstelle), die sich über das Inntal und die Hänge links und rechts des Tales verteilen.

Das Gemeindegebiet liegt auf einer Höhe zwischen 800 bis 1580 m ü. NHN. Es umfasst knapp 4.755 ha und reicht im Norden bis zum Wannejöchel im Venetmassiv, im Osten über den Piller Sattel bis ins Pillertal, das nach Nordosten zum Pitztal führt, im Süden bis hinter die Pontlatzer Brücke, im Südwesten über den Inn bis ins Urgtal und Gatschkopf. Eine Besonderheit ist das Eigentum der Gemeinde an der Alpe Zanders mit einer Fläche von etwa 1.070 ha in der Kastralgemeinde Spiss.

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind Faggen, Fiss, Jerzens, Kaunerberg, Ladis, Landeck, Prutz, Tobadill, Wenns und Zams.

Geschichte

In Fließ traten einige bedeutende archäologische Funde zu Tage, wie der Kathreinfund, ein hallstattzeitlicher Schatz, ein bronzezeitlicher Schatzfund vom Moosbruckschrofen am Piller, die Reste eines bronzezeitlichen Hauses im Fließer Ortsteil Silberplan und der Brandopferplatz auf der Piller Höhe.

Zur Römerzeit war Fließ eine wichtige Raststation, was zahlreiche Funde beweisen. Viele der archäologischen Funde sind im Museum Fließ ausgestellt.

Der kleine Ort verfügt über die älteste Kirche dieser Region, der heutigen katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt oder Fließer Maaskirche genannt, von der Grundmauern aus dem 6. Jahrhundert entdeckt wurden. Die über dem Inntal thronende größere Barbarakirche wurde von 1794 bis 1804 errichtet.

Erstmals ins Licht der schriftlich bezeugten Geschichte tritt Fließ in den Jahren 1115–1122, als zu „Flies“ Besitz an das Stift Rottenbuch übertragen wurde.[3]

1547 wurde Fließ von einer Naturkatastrophe ereilt, eine Mure verschüttete beinahe den gesamten Hauptort.

Nach einem Großbrand im Jahre 1933 wurde Fließ wesentlich weitläufiger neu errichtet und restauriert. Heute bestehen noch Teile des alten Ortskerns und einige alte Gehöfte in den außerhalb liegenden Weilern.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Fließ

Wirtschaft und Infrastruktur

Fließ verfügt gemeinsam mit Zams über ein kleines Skigebiet. Die Gemeinde hat auch Anteil am Naturpark Kaunergrat.

Vor der Errichtung der Talstraße verlief die Verbindungsstraße von Landeck zum Reschenpass durch den Ort.

Sonstiges

Pillerhöhe

Das Tal der heutigen Pillerhöhe bildete vor mehr als 100.000 Jahren die Fortsetzung des Oberinntals. Der Piller Sattel (wie er auch genannt wird) bildete trotz des steilen Anstiegs vom Oberinntal her eine vielbenutzte Abkürzung vom Engadin über das vordere Pitztal nach Imst. Der „Gachener Blick“ auf 1559 m bietet einen weiten Ausblick auf das obere Inntal. Von hier führen Straßen nach Fließ und in das vordere Kaunertal. Das Gebiet ist reich an kleinen Hochmooren (169 kleinere und größere erfasste Moore), ganz in der Nähe führt auch der Moorlehrpfad „Piller Hochmoor“ vorbei, der mit Schautafeln die Ökologie der Moore erläutert. Zur Dokumentation des Naturreichtums im Naturpark Kaunergrat wurde das auch architektonisch interessante Naturparkhaus Kaunergrat direkt am Gachener Blick errichtet.

Weit über die Grenzen Tirols hinaus bekannt machte die Pillerhöhe aber die Entdeckung eines prähistorischen Opferhügels. Die uralte Kultstätte wurde in den Jahren 1992 bis 1998 vom archäologischen Institut Innsbruck wissenschaftlich erforscht und in mehreren Druckschriften dokumentiert. Die umfangreichen Funde im Aschenhügel rund um den steinernen Altar sind im Archäologischen Museum Fließ ausgestellt: Waffen, Werkzeuge sowie Schmuckstücke aus unterschiedlichsten Materialien zeugen von der über zweitausendjährigen Verwendung des Hügels als Opferstätte von der Bronzezeit bis zum Ende des Römischen Weltreiches um 400 n. Christus. Die Nachbildung einer rätischen Opferprozession aus Eisen, mehrere Stelen mit Informationstafeln sowie freigelegte Felsspalten, in denen Keramik und Bronzebeile gefunden wurden, machen auf die Bedeutung dieser historischen Stätte aufmerksam. Berühmt ist auch der sogenannte „Schatz vom Moosbruckschrofen“ mit einem gut erhaltenen bronzenen Kammhelm, der in der Nähe des „Gachener Blicks“ am Fließer „KULT-UR-Weg“ entdeckt wurde.

Fließer Steppenhänge

Die steilen Trockenhänge in einem etwa acht Kilometer langen schmalen Gürtel zwischen dem Ortsteil Eichholz westlich vom Hauptort und der Pontlatzer Brücke bilden eine Landschaft mit Trockenrasen und Buschwerk. Typisch für trockenwarme inneralpine Täler ist ein Föhrenwald, hier wurde der Wald jedoch längst für Weidenutzung gerodet. Dadurch hat sich eine Pflanzengemeinschaft aus Buschwerk und Rasen angesiedelt. Eine geringfügige Beweidung ist notwendig, um das Zuwachsen mit Büschen zu vermeiden. Das Heckengestrüpp und zur Bewässerung angelegte Steinmäuerchen bieten einen Lebensraum für Schmetterlinge, Insekten und Eidechsen.

Wappen

Das Wappen der Gemeinde Fließ soll an den der ersten bezeugten Besitzer Potzner der Burg Bidenegg erinnern und ist deren Wappen nachempfunden. Zwei gleiche Bergfriede mit Zinnen in blau ragen aus einer Wehrmauer gleicher Farbe auf silbernem Schild. Die blaue Burgsilhouette soll den Blick des Betrachters auf das Wappen gleichsam sperren und wohl auch auf die militärhistorisch bedeutsame Talenge von Pontlatz über dem Inntal verweisen.[4] Die Beschreibung lautet: „In Silber zwei blaue, durch eine Mauer verbundene Zinnentürme“. Das Wappen wurde am 13. Juli 1982 der Gemeinde verliehen.[5]

Persönlichkeiten

  • Joseph Knabl (1819–1881), Bildhauer und Professor der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München
  • Nikolaus Tolentin Schuler, wurde am 10. September 1756 im Schwarzen Adler in Fließ geboren. Von 1797 bis 1805 war er Pfarrer in Fließ. Er ist der Erbauer der Barbarakirche und Gründer des Mutterhauses der barmherzigen Schwestern in Zams. Am 10. März 1831 starb er als Dekan von Zams.
  • Simon Alois Maaß, auch „Der alte Fließer Pfarrer“ genannt, wurde am 6. Mai 1758 in Strengen geboren. Von 1805 bis 1846 war er Pfarrer in Fließ. Weit über die Grenzen Tirols hinaus wurde der alte Fließer Pfarrer als Hellseher, Prophet, Exorzist aber auch als Arzt bekannt. Als Beichtvater war er unermüdlich; oft verbrachte er ganze Tage im Beichtstuhl. Als er 1846 starb, wurde er in der Maaßkirche begraben. Als diese von 1991 bis 1993 renoviert wurde, wurden die leiblichen Überreste nochmals exhumiert und endgültig in einem neuen Holzsarg in der eigens errichteten kleinen Gruft in der Krypta der Maaßkirche beigesetzt. Über dem Grabmal wurde vom Fließer Künstler Engelbert Gitterle ein moderner Lebensbrunnen aus Bronze geschaffen.
  • Josef Ambros Stapf wurde am 15. August 1785 am alten Zoll geboren und war Universitätsprofessor in Innsbruck und Brixen. Josef Ambros Stapf schrieb viele lateinische Bücher über Gott und die Kirche. Er starb 1844 in Brixen.
  • Josef Anton Pfandler wurde am 24. Oktober 1824 in Niedergallmigg geboren. Er war Schüler von Josef Knabl in München und malte viele Kirchenbilder in Tirol. 1862 schuf er das Hochaltarbild der Maaßkirche in Fließ
  • Otto Neururer wurde am 25. März 1882 im Ortsteil Piller geboren. Er war katholischer Priester, NS-Opfer und wurde am 30. Mai 1940 als Häftling im KZ Buchenwald ermordet; 1996 hat man ihn seliggesprochen.
  • Engelbert Gitterle wurde am 24. Februar 1931 in Urgen geboren. Er ist ein österreichischer Künstler und Kunstpädagoge. Engelbert Gitterle war Hauptschuldirektor in Prutz und Professor für Kunsterziehung an der Pädagogischen Akademie in Zams. Werke in Fließ: Kupfertreibarbeit: drei Tore der Barbarakirche, Lebensbrunnen aus Bronze und Glas in der Grabstätte des Simon Alois Maaß.
  • Louis Zotz (1903–1989), Theologe und Hochschulgründer auf den Philippinen, geboren in Piller

Literatur

  • Fließerbuch von Robert Klien

Weblinks

Commons: Fließ – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. LGBl. 81/2015, Art. III, kundgemacht am 25. August 2015, abgerufen am 9. Jänner 2015
  2. 95. Verordnung der Landesregierung vom 22. September 2015, mit der die Änderung des Namens der Gemeinde Fliess von „Fliess“ in „Fließ“ genehmigt wird, kundgemacht am 5. Oktober 2015, abgerufen am 4. März 2016
  3. Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 259 Nr. 295.
  4. Wappen von Tirol, Bezirk »Landeck«, Webseite Tirol Atlas: tirolatlas.uibk.ac.at, abgerufen am 25.August 2016
  5. Verleihungsurkunde, Webseite der Gemeinde Fließ, abgerufen am 25. August 2016