Foça

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Foça
Wappen von Foça
Foça (Türkei)
Foça (Türkei)
Basisdaten
Provinz (il): Izmir
Koordinaten: 38° 40′ N, 26° 45′ OKoordinaten: 38° 40′ 3″ N, 26° 45′ 29″ O
Einwohner: 30.002[1] (2014)
Telefonvorwahl: (+90)
Postleitzahl: 35 xxx
Kfz-Kennzeichen: 35
Struktur und Verwaltung (Stand: 2016)
Bürgermeister: Gökhan Demirağ (CHP)
Website:
Landkreis Foça
Einwohner: 30.002[2] (2014)
Fläche: 204 km²
Bevölkerungsdichte: 147 Einwohner je km²
Kaymakam: Niyazi Ulugölge
Website (Kaymakam):
Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis

Foça ist eine türkische Kleinstadt und der dazugehörige Landkreis in der Provinz Izmir. Nach einer Gebietsreform ist die Stadt einwohner- und flächenmäßig identisch mit dem Landkreis. Es ist die Nachfolgesiedlung der antiken und mittelalterlichen griechischen Stadt Phokaia (Vorlage:ELSalt), auch Phokäa (von der lateinischen Form Phocaea), galloitalisch Foggia. Phokaia lag auf der Halbinsel zwischen dem Golf von Elaia und dem von Smyrna. Sie war von Ioniern besiedelt, lag aber in Äolien. Die Stadt hatte einen Hafen, vor dem die kleine, mit Tempeln und Palästen besetzte Insel Bakchion lag.

Geschichte

Leuchtturm, 1897

Die Einwohner Phokaias unternahmen in archaischer Zeit Seereisen (bis nach Spanien) und gründeten Handelsstützpunkte. Unter Phokaias Kolonien sind Massilia (das heutige Marseille), Lampsakos und Elaia zu nennen. Als die Stadt von den Persern unter Harpagos um 545 v.Chr. eingenommen wurde, wanderten Phokäer in die Kolonien aus, viele nach Korsika in das zwanzig Jahre vorher gegründete Alalia (Aléria).[3] Später ergriff Phokaia für Antiochos III. von Syrien Partei und wurde deshalb von den Römern erobert.

Phokaia war bis zum Ende der byzantinischen Zeit in Kleinasien im 14. Jahrhundert besiedelt. Zwischen 1264 und 1455 war die Stadt unter dem Namen Foggia eine genuesische Kolonie, zuletzt unter der Patrizierfamilie der Gattilusio. Die griechische Bevölkerung des Ortes wurde zwischen 1914 und 1922 vertrieben bzw. im Rahmen des Vertrages von Lausanne zwangsausgesiedelt. Heute wird die Stadt allgemein als Foça bezeichnet, offiziell unterscheidet man allerdings zwischen Eski Foça (Alt-Foça) und dem rund 20 km entfernt liegenden Yenifoça (Neu-Foça).

Von der antiken Stadt sind kaum Reste erhalten geblieben, abgesehen von zwei Felsgräbern in der Umgebung der Stadt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Das heutige Foça ist vom ausländischen Massentourismus weitgehend verschont geblieben und stellt stattdessen ein beliebtes Wochenend- und Ferien-Ausflugsziel der Einwohner von Izmir dar. Der Grund hierfür liegt vorrangig darin, dass sich die türkische Marine an einer direkt an den neuen Hafen angrenzenden Bucht stationiert hat und so eine Ausdehnung des Ortes an der Küste weitgehend verhindert wurde.

In Foça selbst blieb das ursprüngliche Flair erhalten, obwohl auch hier in den letzten beiden Jahrzehnten Ferienhäuser, einige Pensionen und zwei Hotels entstanden sind. Im malerischen Hafen reiht sich ein Fisch-Restaurant an das andere. Hier treffen sich am Wochenende vor allem Einheimische aus Izmir, die dem Trubel der Großstadt entfliehen wollen. Das typische Publikum setzt sich aus der gehobenen türkischen Mittelschicht zusammen: Lehrer, Künstler, Musiker, Ingenieure treffen sich hier.

Wer länger Urlaub macht, zieht Yenifoça ca. 20 km nördlich vor, das landschaftlich nicht so spektakulär liegt, aber ausreichend Hotels und Ferienanlagen für in- und ausländische Touristen bietet.

Bekannt ist Foça auch durch die Sirenen-Inseln, die bereits Homer in seiner Odyssee beschrieben hat. Heute sind sie jedoch mehr dadurch bekannt, dass dort einige der letzten Mönchsrobben des Mittelmeeres leben. Aus diesem Grund darf man die Sirenen-Inseln auch nur noch aus der Ferne betrachten. Sie sind unbewohnt und werden von der einheimischen Bevölkerung dazu genutzt, eine kleine Anzahl Ziegen auszusetzen, die sich von der sehr kargen Vegetation und dem Morgentau als Flüssigkeit ernähren können, da die Inseln über keine natürlichen Wasservorräte verfügen.

Persönlichkeiten

Galerie

Literatur

  • Ayşem Kiliç-Ünlü: Heritage, Economy and Development of Historic Towns after the “Tourism Explosion”: Foça in Western Turkey. In: Elena Korka (Hrsg.): The Protection of Archaeological Heritage in Times of Economic Crisis. Cambridge Scholars Publishing, 2015, ISBN 9781443874113, S. 330–354.
  • Ekrem Akurgal: Phokaia (Foça) Turkey. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  • George Ewart Bean: Kleinasien, Band 1: Die ägäische Türkei von Pergamon bis Didyma. 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1987, ISBN 3-17-009678-8, S. 117–125.
  • Ernst Langlotz: Die kulturelle und künstlerische Hellenisierung der Küsten des Mittelmeers durch die Stadt Phokaia (= Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Geisteswissenschaften. H. 130, ISSN 0570-5649). Westdeutscher Verlag, Köln u. a. 1966.
  • Vera Hell: Istanbul, Ankara und die antiken Stätten an der Westküste der Türkei. Hopfer, Tübingen 1959, DNB 451939506.
  • Michael Neumann-Adrian, Christoph K. Neumann: Türkei, Westküste. Gräfe und Unzer, München 1997, ISBN 3-7742-0345-8.

Weblinks

Commons: Foça – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Türkisches Institut für Statistik (Memento vom 19. Januar 2016 auf WebCite), abgerufen 19. Januar 2016
  2. Türkisches Institut für Statistik (Memento vom 19. Januar 2016 auf WebCite), abgerufen 19. Januar 2016
  3. Herodot berichtet in den Historien 1, 164f. über die Auswanderung von Phokäern in die von ihnen gegründete Kolonie.