Grenze zwischen Syrien und der Türkei

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. September 2016 um 09:47 Uhr durch 87.156.226.55 (Diskussion) (Link zu Internationale Allianz gegen den Islamischen Staat). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Grenze zwischen Syrien und der Türkei erstreckt sich vom Mittelmeer bis hin zum Tigris und hat eine Länge von 899 km.[1]

Geschichte

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Niederlage des Osmanischen Reiches wurden die arabischen Provinzen vom Reich abgetrennt. Das heutige Syrien wurde als französisches Völkerbundmandat für Syrien und Libanon gegründet. Die Grenzziehung folgt auf einigen Abschnitten dem Verlauf der Bagdadbahn, so dass die neue Grenzen oft mitten durch Ortschaften wie Tall Abyad und Raʾs al-ʿAin führte. Die Grenzziehung wurde in den Verträgen von Sèvres und von Lausanne beschlossen.

Die seit 1939 türkische Provinz Hatay genießt einen gewissen Sonderstatus, sie wurde von Syrien politisch nie ganz aufgegeben und genießt einen bevorzugten Grenzverkehr und Warenaustausch.

Bürgerkrieg in Syrien

Türkisch-syrische Grenze während des Syrischen Bürgerkriegs
Die syrische Stadt Kasab mit dem Heiligen Berg Mons Casius/Dschabal al-Aqraʾ in der Türkei im Hintergrund, der in mehreren Religionen eine Rolle spielte.

Seit den regierungskritischen Unruhen ab 2011 und dem anschließenden Bürgerkrieg in Syrien verlor die syrische Regierung die Kontrolle über bestimmte Grenzübergänge. Diese Übergänge sind für die Konfliktparteien von essentieller Bedeutung. Zeitweise hielt der syrische Staat nur zwei von elf Grenzübergängen.

Mitte 2012 begann Türkeis Verwicklung in die Bewaffnung der Rebellenmilizen in Syrien, gemeinsam mit Katar und Saudi-Arabien und mit CIA-Unterstützung, von einer gemeinsamen Operationsbasis an der Incirlik Air Base, einem NATO-Stützpunkt im Süden der Türkei.[2]

Am 11. Mai 2013 starben bei dem doppelten Autobombenanschlag in der türkischen Grenzstadt Reyhanli 52 Menschen.

Am 20. Juli 2015 starben während einer pro-kurdischen Versammlung in der türkischen Stadt Suruç etwa zehn Kilometer von der syrischen Grenze entfernt bei dem Bombenanschlag in Suruç 34 Menschen.[3]

Über die türkisch-syrische Grenze werden die Terroristen des IS und der die al-Qaida-nahe al-Nusra-Front mit Nachschub aus der Türkei versorgt.[4][5] Der IS erzielt einen Großteil seiner Einnahmen aus dem Erdölschmuggel in die Türkei, Jordanien und den Iran.[6]

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan telefonierte am 22. Juli 2015 mit US-Präsident Barack Obama, beide Seiten vereinbarten eine engere Kooperation im Kampf gegen den IS, um den Zustrom an Söldner nach Syrien zu unterbinden. Die Türkei willigte ein in die Nutzung der Nato-Luftwaffenbasis in İncirlik durch die Anti-IS-Koalition. Die türkische Regierung wünschte aber weiterhin eine Flugverbots- und Sicherheitszone.

Die Türkei gab 2015 bekannt Teile der Grenze durch eine Mauer zusätzlich sichern zu wollen.[7] Der Bau einer Grenzschutzanlage zwischen der Türkei und Syrien wurde bekannt gegeben, über eine Strecke von 450 Kilometern soll ein Graben ausgehoben werden, über 150 Kilometer ist eine integrierte Sperranlage aus Betonwänden, Stacheldraht, Wachtürmen und Wärmebildkameras geplant und der Grenzverlauf soll mit Drohnen und Zeppelinen ständig überwacht werden. So will die türkische Regierung die Ein- und Ausreise von Terroristen verhindern.[8]

Am 23. Juli 2015 griffen IS-Kämpfer erstmals türkische Soldaten an, am Grenzübergang bei Kilis. Dieser Grenzübergang wurde von einer Koalition von Salafisten und Islamisten kontrolliert, die von der Türkei und Katar unterstützt werden.[8] Dabei wurde ein Soldat getötet und wurden zwei weitere verletzt.

In der Diskussion um den Einsatz der Bundeswehr in Syrien merkte Sahra Wagenknecht (Die Linke) Ende November 2015 an: „Es ist eine Schande, dass bis zum heutigen Tag und trotz zahlreicher Ankündigungen der Türkei die Schließung der Grenze immer noch aussteht und der IS so weiterhin ungehindert Nachschub an Dschihadisten und Waffen erhält.“[9]

Grenzübergänge

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap Von Westen nach Osten:

# Türkei Syrien Art Kontrolle in Syrien Koordinaten
1 Yayladağı Gümrük Kapısı Kesab Straße Vier Monate lang in der Hand des IS, später syrische Armee. 35° 54′ 17,9″ N, 36° 0′ 36,4″ O
2 Karbeyaz (Yiğitoğlu) Sınır Kapısı ʿAzmārīn Seit Jahren geschlossen. Wurde früher nur an Feiertagen geöffnet. 2014 unter Kontrolle der FSA.
3 Reyhanlı, genauer: Cilvegözü Sınır Kapısı Dana, genauer: Grenzübergang Bab al-Hawa Straße 2011 FSA, 2013 IS, syrische Rebellen 36° 14′ 0,4″ N, 36° 40′ 50,3″ O
4 İslahiye Sınır Kapısı Maydān Akbis Eisenbahnübergang YPG
5 Öncüpınar Sınır Kapısı Bab al-Salameh Straße Syrische Rebellen
6 Çobanbey Sınır Kapısı ar-Rāʿī Eisenbahnübergang umkämpft
7 Karkamış Sınır Kapısı Dscharābulus Straße IS 36° 49′ 54,5″ N, 37° 59′ 45,9″ O
8 Mürşitpınar Sınır Kapısı Ain al-Arab (kurdisch Kobanê) Straße YPG
9 Akçakale Sınır Kapısı Tall Abyad (kurdisch: Girê Spî) Straße 2012 FSA, 2014 IS, 2015 Burkān al-Furāt 36° 42′ 19,9″ N, 38° 57′ 31,7″ O
10 Ceylanpınar Sınır Kapısı Raʾs al-ʿAin Straße 2012 FSA, 2013 YPG
11 Şenyurt Sınır Kapısı Al-Darbasiyah Straße 2014 YPG
12 Nusaybin al-Qāmischlī Straße, Eisenbahn Steht unter Kontrolle der syrischen Armee, ist für den Warenverkehr geschlossen und wird für humanitäre Hilfe zeitweilig geöffnet.
13 Cizre Sınır Kapısı ʿAin Dīwār Straße Seit Jahren geschlossen, die Brücke wird von türkischen Soldaten bewacht, die syrische Seite steht unter Kontrolle der YPG.

Sonstige internationale politische Grenzen

Syrien hat internationale Grenzen von insgesamt 2253 km. Die Türkei hat internationale Landgrenzen von insgesamt 2648 km; seine Küstenlinie ist etwa 7200 km lang. Die Grenze Türkei-Syrien ist für die Türkei die längste internationale Grenze.

Einzelnachweise

  1. https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/tu.html
  2. Omar Kassem: Do You Want to See Turkey Falling Apart as Well?, 13. Oktober 2015
  3. Beatriz Beiras: Nach Suruç: Türkische Regierung und Kurden auf Konfrontationskurs. In: de.euronews.com. 28. Juli 2015, abgerufen am 26. Oktober 2015.
  4. Jürgen Gottschlich: Angst vor dem Staat der Kurden. In: taz.de. 21. Juli 2015, abgerufen am 25. Oktober 2015.
  5. Patrick Cockburn: Whose side is Turkey on? The Battle for Kobani. In: London Review of Books. 6. November 2014, abgerufen am 24. November 2015 (englisch).
  6. Fazel Hawramy, Shalaw Mohammed, Luke Harding: Inside Islamic State’s oil empire: how captured oilfields fuel Isis insurgency. In: theguardian.com. 19. November 2015, abgerufen am 24. November 2015 (englisch).
  7. Türkei will Mauer an Syriengrenze bauen. In: Zeit Online. 23. Juli 2015, abgerufen am 8. September 2015.
  8. a b Inga Rogg: Die IS-Extremisten greifen die Türkei an. In: nzz.ch. 23. Juli 2015, abgerufen am 26. Oktober 2015.
  9. Hans Springstein: Ja, wer sagt’s denn … In: freitag.de. 19. November 2015, abgerufen am 30. November 2015.
Vorlage:Linked Coordinates ist veraltet; bitte verwende {{Hinweis Seiten-Koordinaten |linked=1}}