Hamburg-Eidelstedt
Eidelstedt Stadtteil von Hamburg | |
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Koordinaten | 53° 36′ 25″ N, 9° 54′ 22″ O |
Fläche | 8,7 km² |
Einwohner | 36.098 (31. Dez. 2022) |
Bevölkerungsdichte | 4149 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 22457, 22523, 22525, 22527, 22547 |
Vorwahl | 040 |
Bezirk | Eimsbüttel |
Verkehrsanbindung | |
Autobahn | |
Bundesstraße | |
Eisenbahn | A1 |
S-Bahn Hamburg | |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein |
Eidelstedt ist ein Stadtteil im Bezirk Eimsbüttel am nordwestlichen Rand der Freien und Hansestadt Hamburg.
Geografie
Benachbarte Stadtteile und Gemeinden
Eidelstedt grenzt im Norden an den Hamburger Stadtteil Schnelsen, im Osten an Niendorf, im Süden an Stellingen und Bahrenfeld, im Südwesten an Lurup und im Nordwesten an die Schleswig-Holsteinischen Gemeinden Halstenbek und Rellingen.
Gliederung des Stadtteils
Eidelstedt blickt, wie viele Stadtteile des heutigen Hamburg, auf eine lange Geschichte als Bauerndorf zurück. Davon sind jedoch nicht viele Zeugnisse übrig geblieben: aufgelockerte Wohnbebauung aus den 1950er- bis 1970er-Jahren mit Hochhäusern, Wohnblöcken und Einfamilienhäusern und dazwischen zahlreiche vielbefahrene Hauptverkehrswege prägen das Ortsbild. Trotz viel Beton und gelbverklinkerter Einfamilienhäuser ist Eidelstedt ein recht grüner Stadtteil geblieben, der abseits der Hauptstraßen eine ruhige Nähe zum ländlichen Umland zeigt. Das Ortszentrum am Eidelstedter Platz, einem Verkehrsknotenpunkt, hat den Charakter eines mittelgroßen, etwas verstreuten Einkaufszentrums. Die Eidelstedter Feldmark im östlichen Drittel des Stadtteils, jenseits der Autobahn, ist Weideland geblieben und soll als naturnaher Zwischenraum zwischen zwei Hamburger Siedlungsachsen erhalten bleiben.
Geschichte
Eidelstedt, das weit bis ins 18. Jahrhundert hinein noch Eilstede, Eylstedt oder Eylenstede genannt wurde, wurde erstmals als klar umgrenzte Feldmark im Jahre 1588 genannt. Zu dieser Zeit bestand Eidelstedt aus „acht vollen und fünf halben Bauhöfen sowie“ zwölf Katen der Gemeindehirten. Der Name mit der Nachsilbe -stedt weist jedoch bereits auf die sächsische Gründung eines Runddorfes hin, durch einen ersten Siedler namens Eyler und bedeutet entsprechend Wohnstätte des Eylers. Nach einer anderen Lesart wird er von Ilenstätten abgeleitet, einer Blutegelstätte, da bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in der durch den Ort führenden Mühlenau und im Mühlenteich Blutegel zur medizinischen Verwertung gefangen wurden.[1]
1908 noch berichtete Henning Oldekop in seiner Topographie des Herzogtums Holstein von einer überwiegend ländlichen Struktur mit vorwiegend Milchwirtschaft, Garten- und Gemüsebau und zehn Baumschulen und Gärtnereien. Dennoch gab es schon eine ausgedehnte Industrieproduktion (Lack und Firnis, Holzessig, Drahtnetze, Kalksandstein, Dünger, Fischkonserven und Bier), die den Anwohnern der Produktionsstätten im wahrsten Sinne des Wortes „stank“. In den 1920er Jahren verschwand dann das Jaarsmoor im Nordwesten. Der Eidelstedter Brook im Norden und das Sprützfeld im Westen wurden abgeholzt und bebaut.
1927 wurde Eidelstedt (auch wegen seines großen Güterbahnhofs interessant) in Altona eingemeindet, 1937 dann ein Groß-Hamburger Stadtteil.
Am 27. September 1944 wurde am Friedrichshulder Weg, im heutigen Stadtteil Lurup, das Frauenlager Eidelstedt als Außenlager des KZ Neuengamme eingerichtet.
1979 kam es zu einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Hamburg wegen chemischer Kampfmittel- und Giftfunde auf dem Gelände der Chemischen Fabrik Stoltzenberg am Farnhornstieg im südlichen Zipfel von Eidelstedt.
Politik
Für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft gehört Eidelstedt zum Wahlkreis Stellingen-Eimsbüttel-West. Die Bürgerschaftswahl 2015 führte zu folgendem Ergebnis:[2]
Wappen
Blasonierung des Eidelstedter Stadtteil-Logos „Wappen für Eidelstedt“: In Gold wurzelt eine schwarzstämmige Doppeleiche mit breiter grüner Laubkrone und siebzehn goldenen Eicheln. Rechts und links von den Wurzeln in Versalien der Wahlspruch UP EWIG UNGEDEELT. Unterer Schild geteilt: rechts – durch die Schildrundung angeschnitten – in Rot eine silberne dreitürmige Burg mit geschlossenem Tor, über den Turmspitzen ein Kreuz und zwei Sterne (Hamburg Wappen), links in Blau eine silberne vierflügelige Holländerwindmühle. Über dem Wappen kann Schwarz und in voller Wappenbreite in Versalien der Schriftzug HAMBURG-EIDELSTEDT stehen.
Das Wappen für Eidelstedt wurde in den Jahren 2008 bis 2010 in einem quasi basis-demokratischen Prozess unter starker Einbeziehung der Eidelstedter Bevölkerung entwickelt. Initiatoren dieses Prozesses sind die drei Vereine Eidelstedter Bürgerhaus, Eidelstedter Bürgerverein und der Sportverein Eidelstedt. Jeder in Eidelstedt soll die Möglichkeit haben, das Stadtteil-Logo unentgeltlich als Identitätssymbol für seine Zwecke einzusetzen.[3]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Das Eidelstedter Bürgerhaus ist ein Stadtteilkulturzentrum. Es wurde im Oktober 1980 im Gebäude der alten Schule Elbgaustraße gegründet. Neben kulturellen Veranstaltungen wie Theater, Comedy und Konzerten gibt es regelmäßige Kurse in den Bereichen Computer, Gesundheit, Kreatives und Sprache. 1984 fand hier der erste Chaos Communication Congress statt, ein vom Chaos Computer Club jährlich organisiertes Treffen.
Seit 1906 steht im Stadtteil eine Kirche des Architekten Hugo Groothoff, die seit den 1950er-Jahren den Namen Elisabethkirche trägt.
Parks
An der Kieler Straße nördlich der Güterumgehungsbahn liegt der Sola-Bona-Park (⊙ ). Er bildet das südliche Eingangstor zur Eidelstedter Feldmark und hat seinen Namen von einer Inschrift an einer Villa im Park, die heute als KITA genutzt wird: „sola bona quae honesta“ („Nur die Dinge sind gut, die anständig sind“). Der ehemalige Besitzer war ein katholischer Geistlicher, der in Hamburg zum Protestantismus übergetreten war. Er richtete hier einen Gasthausbetrieb ein. Im Park legte er allerlei Laubengänge und Verstecke ein. Um die Ehrbarkeit seines Unternehmens vor der Welt darzutun, brachte er zur Tarnung den obigen Spruch an. Im Haus und Park spielte sich in Wirklichkeit ein höchst liederliches Leben ab.
Verkehr
Durch den Stadtteil verläuft in Nord-Süd-Richtung die Autobahn A 7, am Autobahndreieck Hamburg-Nordwest zweigt davon die A 23 nach Heide (Holstein) ab. Die Bundesstraße 4 führt ebenfalls durch Eidelstedt. Sie verläuft zwischen den Anschlussstellen Hamburg-Stellingen (Nr. 26, im gleichnamigen Stadtteil und an der A 7 gelegen) und Hamburg-Eidelstedt (Nr. 21, an der A 23) auf der Autobahn, die in diesem Bereich 1964 zur Umgehung des Eidelstedter Ortskerns eröffnet wurde. Dennoch ist bis heute die frühere Strecke der B 4 eine vielbefahrene Durchgangsstraße geblieben. Sie wurde in einigen Teilen zweispurig ausgebaut, besitzt jedoch eine Reihe von ein- und anderthalbspurigen Engpässen. Am Eidelstedter Platz trifft sie mit der äußersten der drei Hamburger Ringstraßen, dem Ring 3, zusammen, der im Bereich von Eidelstedt fast durchgehend einspurig ist. Regelmäßige Verkehrsstauungen zu den Spitzenzeiten sind die Folge. Davon mit betroffen sind die Busse des öffentlichen Personennahverkehrs, die ihre hier entstandenen Verspätungen bis in entfernte Stadtteile tragen.
Am südwestlichen Rand Eidelstedts verläuft die Eisenbahnstrecke Hamburg-Altona–Elmshorn mit den umfangreichen Anlagen des Bahnbetriebswerks Hamburg-Eidelstedt, das 1991 auf dem Gelände des stillgelegten Rangierbahnhofs Eidelstedt eröffnet wurde, wo auch die Wartung der ICE-Züge vorgenommen wird. Am nördlichen Rand der Bahnanlagen verläuft die Strecke Diebsteich–Pinneberg der S-Bahn Hamburg mit den Bahnhöfen Eidelstedt (schon auf dem Gebiet von Stellingen) und Elbgaustraße der Linien S21 (Elbgaustraße – Aumühle) und S3 (Pinneberg – Stade). Nordwestlich des letzteren befindet sich das Instandhaltungswerk Elbgaustraße der S-Bahn Hamburg.[4]
Am Bahnhof Hamburg-Eidelstedt trifft die Stammstrecke der Eisenbahn Altona-Kaltenkirchen-Neumünster (AKN), die den Stadtteil in Nord-Süd-Richtung durchquert, auf die S-Bahn-Strecke. Die Züge der AKN (Linie A1) beginnen und enden hier. Der Eidelstedter Bahnhof ist zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 renoviert worden. Außerdem wurde im Jahre 2006 eine kreuzungsfreie Einfädelung der eingleisigen AKN-Strecke geschaffen. Der nördlich und etwas abseits des Eidelstedter Ortskerns gelegene Bahnhof Eidelstedt Ost wurde 2004 durch die modern anmutende Station Eidelstedt Zentrum ersetzt. Ab hier ist die Strecke in Richtung Norden zweigleisig. Am nördlichen Rand des Stadtteils befindet sich seit 2004 der neue Bahnhof Hörgensweg in der Nachbarschaft einiger großer Bau- und Supermärkte und der Julius-Leber-Gesamtschule.
Die südliche Grenze Eidelstedts bildet die Hamburger Güterumgehungsbahn nach Rothenburgsort, die nördlich des Eidelstedter Bahnhofs in den Bereich des ehemaligen Rangierbahnhofs einmündet und dort Anschluss an die Strecke nach Elmshorn–Neumünster hat.
In Eidelstedt verkehren die Metrobuslinien 4 (Wildacker – Hauptbahnhof ZOB/Altstadt) und 21 (Teufelsbrück, Fähre – U Niendorf Nord) sowie die Schnellbuslinie 39 (Teufelsbrück, Fähre – U Wandsbek Markt). Zusammen mit den Stadtbussen der Linien 181 (U/S Sternschanze – Jaarsmoor), 183 (Bahnhof Altona – Kalvslohtwiete), 185 (Neißestraße – Ellerhoop, Dorfstraße), 186 (S Othmarschen – S Halstenbek), 281 (S Krupunder – U Lattenkamp), 283 (Kalvslohtwiete – Elbe-Einkaufs-Zentrum) und 284 (Neißestraße – IKEA Schnelsen) sowie den drei Nachtbuslinien 603 (Rathausmarkt – Grothwisch), 613 (S Elbgaustrasse – S Krupunder) und 623 (S Elbgaustrasse – Quickborn) hat der Stadtteil eine Gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Medien
In Eidelstedt erscheint seit mehr als 30 Jahren eine Stadtteilzeitung, der „Eidelstedter Anzeiger“ mit einer Auflage von rund 30.000 Exemplaren. Am 18. August 2012 erschien der „Eidelstedter Anzeiger“ zum ersten Mal unter seinem neuen Namen „MARKT“. Als weitere Publikation erscheint das „Eidelstedter Wochenblatt“.
Vereine
- Der Eidelstedter Bürgerverein arbeitet seit seiner Gründung eng mit anderen Vereinen zusammen, um die Interessen des Ortsteils Eidelstedt zu fördern. Er formuliert das Ziel, gemeinsame Interessen zu pflegen und Menschen im Stadtteil zusammenzubringen. Er versteht seine Arbeit als kommunalpolitisches Engagement. Er organisiert Informationsveranstaltungen und Freizeitangebote.
- Kreative Kids Hamburg e. V. ist ein Verein mit Sitz in Eidelstedt und hat zum Ziel, die kreativen Angebote, speziell in den Gebieten mit besonderem Förderbedarf, auszubauen.
Öffentliche Einrichtungen
- Die Freiwillige Feuerwehr Eidelstedt hat ihre Dienststelle am Furtweg.
- Der Dienstsitz Hamburg des Bildungs- und Wissenschaftszentrums der Bundesfinanzverwaltung (früher: Zolltechnische Prüfungs- und Lehranstalt) befindet sich im Baumacker.
- Des Weiteren ist das Eidelstedter Bürgerhaus zum Teil auch öffentlich.
Bildung
- Gymnasium Dörpsweg
- Grundschule Rungwisch
- Stadtteilschule Eidelstedt (mit 2 Standorten: Lohkampstraße und Niekampsweg)
- Grundschule Furtweg
- Grundschule Heidacker
- Grundschule Baumacker
- Staatliche Berufsschule G12
- Berufsbildungswerk Reichsbahnstraße
Sport
- Der Schwimmverein SV Poseidon Hamburg betreibt am Olloweg ein eigenes Freibad
- SV Eidelstedt von 1880 e. V. (Nach der Fusion des Eidelstedter Sportverein 1910 e. V. mit ETSV Altona-Eidelstedt von 1880 e.V. am 1. Juli 2003 größter Sportverein in Hamburgs Westen)
- SV Krupunder/Lohkamp e.V.
- SC Elbgau von 2005 e. V.
- TuS Eidelstedt von 1969
- Inter Eidelstedt e.V.
Literatur
- Jäger, Peter (2007): Hamburg-Eidelstedt. Sutton-Verlag, Erfurt, ISBN 978-3-86680-155-4
- Karin Kuppig: Eimsbüttelbuch. Mit Eidelstedt, Hoheluft-West, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Stellingen. Junius, Hamburg 2012, ISBN 978-3-88506-496-1
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Horst Beckershaus: Die Namen der Hamburger Stadtteile. Woher sie kommen und was sie bedeuten, Hamburg 2002, ISBN 3-434-52545-9, S. 34
- ↑ Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2015 (Wahlkreisstimmen) im Vergleich zur Bürgerschaftswahl 2011 Wahlkreis 6 Stellingen-Eimsbüttel-West. (PDF; 17,4 KB) Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, 2015, abgerufen am 9. März 2016.
- ↑ Wappen für Eidelstedt, Informationen der Initiatoren des Wappens zur Entwicklung des Stadtteil-Logos. Abgerufen am 27. September 2012.
- ↑ Werkstattbriefe S-Bahn Hamburg ( vom 17. Februar 2013 im Internet Archive), Stand 2010, abgerufen am 30. Dezember 2015