Hermann Josef Abs

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Hermann Josef Abs in den 1970er Jahren

Hermann Josef Abs (* 15. Oktober 1901 in Bonn; † 5. Februar 1994 in Bad Soden am Taunus) war ein deutscher Bankier und von 1957 bis 1967 Vorstandssprecher sowie von 1967 bis 1976 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank AG. Als „Finanzdiplomat“ arbeitete Abs als Ratgeber sehr eng mit Konrad Adenauer zusammen, zudem war er Mitglied in zahlreichen Aufsichtsräten verschiedener Industriekonzerne und galt als ein einflussreicher Kunstmäzen. Der amerikanische Bankier David Rockefeller bezeichnete ihn als „den führenden Bankier der Welt“.[1]

Leben

Gedenktafel am Geburtshaus von Hermann Josef Abs in Bonn, Thomas-Mann-Straße 44

Hermann Josef Abs, geboren als Sohn des Rechtsanwalts Josef Abs (* 6. Dezember 1862 in Euskirchen; † 24. Mai 1943 in Bonn), Vorstandsmitglied der Braunkohlen-Gesellschaft Hubertus, Braunkohlenbergbau in Brüggen an der Erft, Mitglied des Aufsichtsrates der Braunkohlen- und Brikettwerke Roddergrube und Aufsichtsratsvorsitzender der Erft AG,[2] und seiner Ehefrau Katharina, geb. Lückerath, wuchs in einer gläubigen katholischen Familie auf. Bereits sein Großvater war Rechtsanwalt und Notar in Bonn gewesen und hatte es zum königlich-preußischen Justizrat gebracht, der über Verbindungen in der katholischen Zentrumspartei und in der rheinischen Braunkohlewirtschaft verfügte.[3] Nach dem Abitur am Städtischen (humanistischen) Gymnasium in Bonn, dem heutigen Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, absolvierte Abs eine Banklehre beim Bonner Privatbankhaus Louis David und begann anschließend Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Universität Bonn zu studieren. Schon nach einem Semester brach er 1921 das Studium ab, weil seine Familie ihm das Studium nicht mehr finanzieren konnte,[3] um bis 1923 beim Privatbankhaus Delbrück, von der Heydt & Co in Köln,[4] danach für kurze Zeit jeweils bei Banken in Amsterdam, England, den USA und Lateinamerika als Devisenhändler[3] zu arbeiten.

Am 15. Februar 1928 heiratete er Inez Schnitzler, die einer angesehenen Kölner Familie entstammt. Aus der Ehe stammen zwei Kinder. Das Ehepaar ging anschließend für ein paar Monate nach Frankreich und Spanien, ehe Abs 1928 in Amsterdam seine Tätigkeit bei der Bank N.V. Rhodius Koenigs Handelmaatschappij aufnahm. 1929 wechselte er zum renommierten Berliner Privatbankhaus Delbrück Schickler & Co., einem Schwesterinstitut des Kölner Bankhauses Delbrück, von der Heydt & Co.[5]

Eintritt in die Deutsche Bank 1937

Als Nachfolger eines jüdischen Teilhabers wurde Abs 1935 nach Inkrafttreten der Nürnberger Gesetze „Juniorpartner“ bei Delbrück Schickler & Co. in Berlin.[5] 1937 nahm Abs das Angebot an, als Nachfolger des verstorbenen Vorstandsmitgliedes Gustaf Schlieper zur Deutschen Bank zu wechseln. 1938 wurde er in den Vorstand berufen,[6] dessen Mitglied er bis Kriegsende 1945 blieb.

Aufgrund seiner Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse (er sprach fließend Englisch, Niederländisch, Französisch und Spanisch) war er im Vorstand für das Auslandsgeschäft und Industriefinanzierungen zuständig. Hier warb er in neutralen Staaten für die Zeichnung der Kriegskredite des nationalsozialistischen Deutschlands.[4]

Kriegswirtschaft und Zwangsarbeiter

Ab 1937 war Abs unter anderem auch Mitglied im Aufsichtsrat der I.G. Farben. 1941 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Kontinentale Öl AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG, einer Maschinenbaufirma in Leipzig-Wahren.[7] Im Herbst 1944 war Abs Aufsichtsratschef der Mechanik GmbH Rochlitz, eines Hydraulik-Herstellers für die Kriegsproduktion,[8] die in Wansleben bei Halle (Saale) ein unterirdisches KZ-Außenlager (Tarnname „Kali-Werk Georgi“) mit ca. 1.000 Zwangsarbeitern und Häftlingen betrieb.[9] Kurz nach dem Angriff auf die Sowjetunion begrüßte Abs in einem flammenden persönlichen Schreiben an den führenden finnischen Bankier Rainer von Fieandt den Krieg gegen die Sowjetunion als Kampf „gegen den größten Feind aller Freiheit und Menschlichkeit“.[10] Bis heute ist ungeklärt, was Abs als Aufsichtsrat der I.G. Farben vom Vernichtungslager Auschwitz und der dortigen Baustelle der I.G. Farben mitbekam. Die I.G. Farben baute für 900 Millionen Reichsmark, in ihrem größten Bauprojekt überhaupt, ein Bunawerk in der Nähe des Vernichtungslagers. 25.000 Häftlinge starben auf der Baustelle oder im Außenlager Monowitz, das von der SS für die I.G. Farben betrieben wurde. Angesichts der großen Geldsumme für die Anlage vermutet der Historiker Tim Schanetzky, dass Abs weitreichende Kenntnisse gehabt habe.[11]

Im Rahmen seiner Tätigkeit als einer der führenden Bankiers Deutschlands und Aufsichtsratsmitglied in über 40 Banken und Industriekonzernen im In- und Ausland pflegte er intensive Geschäftsbeziehungen zur Spitze des OKW-Amtes Ausland/Abwehr. Ein besonders enger Kontakt bestand zum Chef der Abteilung I (Geheimer Meldedienst zuständig für Auslandsspionage und Nachrichtenbeschaffung), Oberst Hans Piekenbrock. Dieser Kontakt gestaltete sich zum gegenseitigen Vorteil, denn Abs war sowohl als Agent der Abwehr als auch als deren Auftraggeber tätig.[12]

„Arisierung“ und NSDAP

Abs war im Vorstand der Deutschen Bank mit der „Arisierung“ (Zwangsverkauf) von jüdischen Unternehmen und Banken betraut. Einige „Arisierungen“ waren Gegenstand US-amerikanischer Ermittlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs (OMGUS-Report[13]). Zu nennen sind hier etwa das Bankhaus Mendelssohn und der Lederkonzern Adler & Oppenheimer. Bei "A & O" handelte es sich um die größte ein Industrieunternehmen betreffende Arisierung der Deutsche Bank AG.[14][15] Abs wurde 1938 Mitglied des Aufsichtsrates. Die „Arisierung“ bestand darin, dass ein von der Deutsche Bank AG geführtes Konsortium 75 % der Aktien übernahm. Die Bank machte beim Verkauf des in "Norddeutsche Lederwerke" umbenannten Unternehmens einen Gewinn von etwa 2,75 Mio. Reichsmark.[16] Der DDR-Schriftsteller Eberhard Czichon erhob Anfang der 1970er Jahre in dieser Sache schwere Vorwürfe gegen Abs, die er aber vor Gericht nicht belegen konnte, und wurde zur Zahlung von 20.000 DM Schadensersatz verurteilt.[16][17] Der britische Historiker Harold James kommt zum Schluss, dass die Deutsche Bank vor allem wegen der komplexen internationalen Wirtschaftsverflechtungen mit Fällen wie dem von Adler & Oppenheimer befasst wurde. Auch Abs’ persönliche Kontakte hätten eine zentrale Rolle bei der „Germanisierung“ von A & O gespielt. Nach der Restitution der Eigentümer nach 1947 blieb Abs Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Im Jahr 1939 übernahm die neu gegründete Erft-Bergbau AG, an der die Familie Abs 50 % der Anteile hielt, den Gewerbebetrieb der Hubertus AG, die mehrheitlich zum Konzern der jüdischen Petschek-Brüder gehört. Sein Vater Josef Abs war dem Unternehmen seit seiner Gründung verbunden und hielt 12 % der Anteile. Die alte Hubertus AG wurde 1941 liquidiert. Die Deutsche Bank übernahm im besetzten Tschechien im Jahr 1939 die Böhmische Union-Bank, die Übernahmen und Transaktionen bei der „Arisierung“ jüdischer Vermögen abwickelte. Eine direkte Beteiligung von Abs an diesen Vorgängen ist umstritten. Der Historiker Lothar Gall sieht keine direkte Verstrickung, da Abs nur Stellvertreter des für das Protektorat Böhmen und Mähren verantwortlichen Vorstands Oswald Rösler war. Rösler selbst, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Böhmischen Union-Bank war, beurteilte erst 1943 die Aktivitäten des verantwortlichen Mitarbeiters Walter Pohle in einer im Vorstand verbreiteten Aktennotiz äußerst kritisch. Abs war Mitglied im Rußlandausschuß der Deutschen Wirtschaft und im Beirat der Deutschen Reichsbank.[4]

James fasst im Hinblick auf eine Reihe von ihm untersuchter Fälle zusammen:

„Abs nutzte eine ungewöhnliche Breite an Kontakten aus – von ausländischen Konzernen wie Unilever, dem Vatikan, über deutsche Wirtschaftsführer bis zu den Verbrechern, die die Übernahmen und Enteignungen in Österreich und der Tschechoslowakei leiteten, bis zu SS und Gestapo. Während er einigen der großen deutsch-jüdischen Dynastien - den Mendelssohns, den Hirschlands, den Oppenheimers und den Adlers – oder den deutsch-tschechischen Petscheks half, verdiente er gleichzeitig Geld für seine Bank und erweiterte seine Kontakte und Interessen […].“

Harold James, The Deutsche Bank and the Nazi Economic War against the Jews, S. 215–216

Eine internationale Historikerkommission beschäftigte sich im Auftrag des Historischen Instituts der Deutschen Bank Ende der 1990er Jahre mit der Frage, ob Abs in der NS-Zeit Kenntnis über die Herkunft bestimmter Goldbestände hatte, welche die Deutsche Bank von der Reichsbank laufend erwarb: Es handelte sich dabei um von der Degussa umgeschmolzenes Gold ermordeter Juden aus den Vernichtungslagern im Osten. Die Kommission fand eine Reihe zuverlässiger Indizien für Abs’ Wissen um die Herkunft des Goldes, zweifelsfrei klären konnte sie die Ausgangsfrage in Ermangelung eines eindeutigen Beweises jedoch nicht.[18]

Hermann Josef Abs hat zeitlebens keiner Partei angehört. 1943 drang die NSDAP im Verlauf der Diskussion um die Reform der Banken ohne Erfolg auf die Entlassung der katholischen Vorstände Clemens Plassmann und Abs. Abs hat stets verneint, ein Teil des Widerstands gegen Hitler gewesen zu sein, auch wenn er Kontakte zu Personen des Widerstands hatte.

Kriegsende und Wiederaufbau

Abs in der Kreditanstalt für Wiederaufbau 1949
Abs mit Adenauer beim Besuch des indischen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru 1956

Nach dem Krieg wurde Abs gemäß Anweisung der Alliierten von seinem Vorstandsposten suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert. Danach wurde er als Finanzberater in der britischen Besatzungszone herangezogen. Im späteren Entnazifizierungsverfahren wurde er in die Kategorie V (entlastet) eingestuft.

Abs war am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich beteiligt, unter anderem von 1948 bis 1952 als Vorstandsvorsitzender der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Während der Vorstandskollege und „Betriebsführer“ bei der Deutschen Bank, Karl Ritter von Halt, als ehemaliges NSDAP-Mitglied fünf Jahre in sowjetischer Haft im Speziallager Nr. 2 Buchenwald verbrachte, hatte Abs die Wartezeit genutzt, um zu den Wirtschaftsfachleuten am Sitz der Militärverwaltung in der Britischen Besatzungszone in Bad Oeynhausen sowie zu Fachleuten der amerikanischen Militärverwaltung in Frankfurt am Main Kontakte zu pflegen und sich als Zeuge der Anklage am Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur Verfügung zu stellen. Mit dem Marshallplan war die Gründung der KfW als der wichtigsten Nachkriegsbank in Westdeutschland verbunden, die diese Gelder zu verwalten hatte.[19] Abs wurde Finanzberater von Bundeskanzler Konrad Adenauer und verhandelte mit den USA über Wirtschaftskredite. Er leitete 1952 in London die Delegation der Bundesrepublik bei den Verhandlungen zur Regelung der deutschen Auslandsschulden.[20] Anfang 1953 endeten die Gespräche mit dem Londoner Schuldenabkommen, welches mit der Rückzahlung von 14 Milliarden DM in kleinen jährlichen Raten und einem Moratorium der Reparationen bis zu einem Friedensvertrag endete.[21] Ein Nebeneffekt des Londoner Schuldenabkommens wurde aus deutscher Sicht lange ausgeblendet, denn unter Reparationen wurden damals auch Entschädigungen für ausländische Opfer des NS-Regimes verstanden. Zwangsarbeitern aus dem Ausland wurden mit dem Hinweis auf das Londoner Schuldenabkommen von deutschen Unternehmen und Gerichten bis in die 1990er Jahre Entschädigungen verweigert.[22]

Der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke forcierte eine Ernennung Abs’ zum Außenminister Deutschlands, der gegenüber sich Adenauer eher zögerlich verhielt und die er nach einer Stellungnahme Abs’ für „eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Opposition“ in außenpolitischen Fragen vollends torpedierte. Adenauer schrieb dem Bankier aber einen freundlichen Brief, in dem er ihm „herzlich“ dankte für die „Bereitwilligkeit, bei einer ernsten Zuspitzung der Situation sich zur Verfügung zu stellen“.[23] Möglicherweise schien Abs die Tätigkeit des „Welt-Bankiers“ von vorneherein interessanter; vor diesem Hintergrund erschlösse sich sein Handeln 1961 als Einflussnahme auf die damalige Bonner Kabinettszusammensetzung zu Gunsten von Adenauer oder dem jüngeren Nachfolge-Außenminister Gerhard Schröder.

1955 bemühte er sich in den USA um die Freigabe der dort seit dem Zweiten Weltkrieg eingefrorenen deutschen Vermögen, war darin aber letztlich nicht erfolgreich.[24] Zum „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“ Ludwig Erhard pflegte Abs ein ironisch-distanziertes Verhältnis.

Deutsche Bank im Nachkriegs-Deutschland

Abs mit seinen Sprechernachfolgern Karl Klasen (l.) und Franz Heinrich Ulrich (r.) am 12. April 1967

1952 nahm Abs seine offizielle Tätigkeit in der Deutschen Bank, Berlin-Düsseldorf, wieder auf, zunächst als Sprecher des Vorstands in der Süddeutschen Bank AG, München, einem der Nachfolgeinstitute der Deutschen Bank. Sein Arbeitsplatz und Wohnsitz blieb allerdings in Frankfurt am Main. 1957 wurde er auch Sprecher des Vorstands der wiedervereinten Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Laut Aussagen des ehemaligen Lockheed-Verkäufers Paul White erhielten Hermann Josef Abs und der damalige Bundesminister Franz Josef Strauß Gelder im Zusammenhang mit dem Verkauf von Flugzeugen des Typs Lockheed Super Constellation und Electra an die Lufthansa.

“White told the FMOD (Foreign Ministry of Defense) that Lockheed had hired Frank Fahle at the suggestion of Herman Abs, that Abs and Strauss had received money in connection with the sale of Constellations and Electras to Lufthansa and that the same pattern of dealing was continuing on the 104 sale.”

Außenministerium der Vereinigten Staaten: Arms Sales in Germany[25][26]

Mit bis zu 30 Aufsichtsratsmandaten, davon 20 als Vorsitzender, war er in den 1960er Jahren eine Schlüsselfigur der deutschen Wirtschaft und der einflussreichste Bankier in Deutschland. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand der Deutschen Bank wurde er 1967 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. 1976 beendete er sein Aufsichtsratsmandat, blieb anschließend bis zu seinem Tod im Februar 1994 Ehrenvorsitzender der Deutschen Bank.

Von 1968 bis 1970 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Friedrich Krupp GmbH.[27] Aufgrund der Vielzahl seiner Aufsichtsratsmandate wurde 1965 bei der Novellierung des Aktiengesetzes die Anzahl der Aufsichtsratsmandate einer Person auf maximal zehn beschränkt (§100 Abs. 2 Satz 1 Aktiengesetz). Im Volksmund wurde diese Beschränkung auch Lex Abs genannt. Abs konnte auf wichtige wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen in der Bundesrepublik (erste Auslandsanleihe, D-Mark-Aufwertung) oder Gesetze (Bundesbankgesetz, das Gesetz über die deutschen Großbanken) Einfluss nehmen.[28]

Abs bewohnte in Kronberg im Taunus von 1953 bis zu seinem Tode 1994 eine 1936 gebaute Villa mit 1200 Quadratmetern Wohnfläche, Gartensaal, Musikzimmer und Ankleidezimmer.[29]

Sein Grab befindet sich in der Friedhofskapelle St. Gertrud von Oedingen, einem Ortsteil von Remagen.[30][31]

Weitere Aktivitäten

1955 wurde er von Kardinal-Großmeister Nicola Kardinal Canali zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 7. Mai 1955 durch Lorenz Jaeger, Großprior der deutschen Statthalterei, investiert. Er war Kollarritter des Ritterordens und als Nachfolger von Alois Hundhammer von 1971 bis 1985 Statthalter der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Abs war 1955 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).[32]

Das Evangeliar Heinrichs des Löwen wurde durch Abs am 6. Dezember 1983 für 32,5 Millionen D-Mark für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert.

Von 1968 bis 1971 gehörte Abs dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Er nahm die Funktion eines ständigen Vertreters des Heiligen Stuhls bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wahr.[4] Er war Vizepräsident der deutschen Sektion des International Christian Leadership Netzwerks.[33] 1963 war er Senator der Max-Planck-Gesellschaft.[34] 1987 stiftete er 1 Million DM für das Bonner Beethoven-Archiv.[27] Auf eigene Kosten ließ Abs die Kapelle auf dem Friedhof Oedingen (Remagen) renovieren. Daraufhin erhielt er 1952 vom Bistum Trier das Recht, in der Kapelle eine Gruft für sich und seine Frau zu bekommen.[35]

Im Jahr 1983 übernahm Abs die Vermittlung beim Verkauf der Münzsammlung des Welfenhauses mit etwa 40.000 Münzen und Medaillen vom damaligen Besitzer Ernst August von Hannover an das Land Niedersachsen. Im August 1983 ersteigerte er das Evangeliar Heinrichs des Löwen, eine bedeutende Handschrift des 12. Jahrhunderts, die im Londoner Auktionshaus Sotheby’s von offiziell unbekannten Besitzern angeboten wurde. Das Buch wurde durch Abs am 6. Dezember 1983 für 32,5 Millionen D-Mark für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert.[36] und war bis zum Erwerb einer Handschrift des Leonardo da Vinci („Codex Leicester“) durch Bill Gates das teuerste Buch der Welt.

1993 gründete Abs zusammen mit Helmut Schmidt, Michael Otto und Gerd Bucerius die Deutsche Nationalstiftung.

Ehrungen und Auszeichnungen

Literatur

  • Konrad Fuchs: Hermann Josef Abs. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 2–6.
  • Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland. Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR: „Braunbuch“. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz, Wissenschaft. Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 1968
  • Eberhard Czichon: Die Bank und die Macht – Hermann Josef Abs, die Deutsche Bank und die Politik. Papyrossa Verlags GmbH, 1995, ISBN 3-89438-082-9
  • Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft – Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, S. 4 (Mikrofiche-Ausgabe: Saur, München 1995, ISBN 3-598-30664-4).
  • Lothar Gall: A man for all seasons? Hermann Josef Abs im Dritten Reich. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. 43, 1998, S. 1–53. ISSN 0342-2852.
  • Tim Schanetky: Unternehmer: Profiteure des Unrechts. In: Norbert Frei (Hrsg.): Karrieren im Zwielicht - Hitlers Eliten nach 1945. Campus Verlag, Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-593-36790-4.
  • Lothar Gall: Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie. Beck, München 2004. ISBN 3-406-52195-9.
  • Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. Bouvier, Bonn 2007, ISBN 978-3-416-03159-2.
  • Christopher Kopper: Bankiers unterm Hakenkreuz. DTV, 2008, ISBN 978-3-423-34465-4.

Filme, Filmbeiträge

  • Gerolf Karwath: Hitlers Eliten nach 1945. Teil 3: Unternehmer – Profiteure des Unrechts. Regie: Holger Hillesheim. Südwestrundfunk (SWR, 2002).

Weblinks

Commons: Hermann Josef Abs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nachruf: Hermann Josef Abs, 1901-1994. In: Der Spiegel. 14. Februar 1994, abgerufen am 25. Februar 2016.
  2. Abs, Josef. In: Georg Wenzel: Deutscher Wirtschaftsführer. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1929.
  3. a b c Bernt Engelmann: Meine Freunde, die Manager. dtv, München 1969, S. 57.
  4. a b c d Hermann Josef Abs. In: WHO is WHO. Abgerufen am 11. Dezember 2006.
  5. a b Bernt Engelmann: Meine Freunde, die Manager. dtv, München 1969, S. 58.
  6. Geschäftsbericht für 1937. (PDF) Deutsche Bank, 6. April 1938, S. 15, abgerufen am 26. Januar 2016.
  7. Aktie der Pittler AG
  8. Christoph Pauly, Nico Wingert: Geheimes KZ im Untergrund. In: Der Spiegel. Nr. 19/2006, S. 70 f. ISSN 0038-7452.
  9. Sven Röbel, Nico Wingert: Das vergessene Geheimnis. In: Der Spiegel. Nr. 38/2005, S. 46–50. ISSN 0038-7452.
  10. Dietrich Eichholtz: Krieg um Öl, Ein Erdölimperium als deutsches Kriegsziel. Leipzig 2006, S. 62.
  11. Tim Schanetzky: Unternehmer: Profiteure des Unrechts. S. 100–101.
  12. Julius Mader: Hitlers Spionagegenerale sagen aus. Berlin 1970, S. 36 ff.
  13. OMGUS: Ermittlungen gegen die Deutsche Bank. Herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger. Greno Verlagsgesellschaft, Nördlingen; 544 Seiten
  14. Harold James: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“. C.H. Beck, 2001, S. 90 ff.
  15. Christopher Kopper: Bankiers unterm Hakenkreuz. DTV, 2008, ISBN 978-3-423-34465-4.
  16. a b Deutsche Bank will rauben. In: Der Siegel. 36/1985, S. 68–72, online (abgerufen am 10. März 2011)
  17. Harold James: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“. C.H. Beck, 2001, S. 130, Fußnote 187.
  18. Zeit-online: Das Deutsche Bank-Geheimnis – Deutschland hat sich von seinem Chefbankier ein falsches Bild gemacht. 13. Januar 1998.
  19. Bernt Engelmann: Meine Freunde, die Manager. dtv, München 1969, S. 60.
  20. Klaus Wiegrefe: Die Furcht vor dem F-Wort. In: Der Spiegel. Nr. 9, 21. Februar 2015, ISSN 0038-7452, S. 26–27.
  21. Bernt Engelmann: Meine Freunde, die Manager. dtv, München 1969, S. 65.
  22. Tim Schanetzky: Unternehmer: Profiteure des Unrechts. S. 99.
  23. Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Dezember 2007, S. 9.
  24. Abschlusskommunique vom 4. März 1955, hinterlegt in Ticket:2012073010005395.
  25. "Arms Sales in Germany" (6. Nov 1975). Außenministerium der Vereinigten Staaten, 6. November 1975, abgerufen am 12. Dezember 2010.
  26. “Arms Sales in Germany (6. Januar 1976)”. Außenministerium der Vereinigten Staaten, 6. Januar 1976, abgerufen am 12. Dezember 2010.
  27. a b Harenbergs Personenlexikon 20. Jahrhundert. Harenberg Lexikon Verlag, Dortmund 1992, S. 11.
  28. Abt. Ordner an der Orgel. (PDF) In: Der Spiegel Nummer 45, 1965, S. 49–67. 3. November 1965.
  29. Kronberg: Ex-Abs-Villa wird verkauft: Wohnen wie ein Banker In: Frankfurter Rundschau. 12. Dezember 2010.
  30. frankfurter-personenlexikon.de
  31. knerger.de
  32. Die Geschichte der DGAP. In: dgap.org. Abgerufen am 25. Februar 2016.
  33. Jeff Sharlet: The Family, The Secret Fundamentalism at The Heart of American Power. Harper Perennial, 2008, ISBN 978-0-06-056005-8, S. 166.
  34. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. S. Fischer Verlag, 2003, S. 10.
  35. Abs-Gruft auf knerger.de
  36. Siehe Bericht des damaligen niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst Johann-Tönjes Cassens zur Ersteigerung der Handschrift: Rettung zweier Kulturschätze aus dem Welfenbesitz (PDF).
  37. H.F.: Kein Erbe der Fürsten. Bürger als Mäzene der Museen mit der Jabach-Medaille ausgezeichnet. In: Kölner Stadt-Anzeiger. M. DuMont Schauberg, Köln 21. April 1967.
  38. Bernhard-Harms-Preis. ifw-kiel.de, abgerufen am 15. Juni 2013.
  39. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
VorgängerAmtNachfolger
Alois Hundhammer Statthalter der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
1971–1985
Johannes Binkowski