Kirchhain
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 49′ N, 8° 55′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Marburg-Biedenkopf | |
Höhe: | 208 m ü. NHN | |
Fläche: | 90,95 km2 | |
Einwohner: | 16.462 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 181 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35274 | |
Vorwahl: | 06422 | |
Kfz-Kennzeichen: | MR, BID | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 34 011 | |
Stadtgliederung: | 13 Stadtbezirke | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Am Markt 6/8 35274 Kirchhain | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jochen Kirchner (parteilos) | |
Lage der Stadt Kirchhain im Landkreis Marburg-Biedenkopf | ||
Kirchhain ist eine deutsche Kleinstadt im Landkreis Marburg-Biedenkopf in Hessen.
Geografie
Geografische Lage
Kirchhain befindet sich in Mittelhessen am Nord(ost)rand des Amöneburger Beckens, etwa 12 km östlich von Marburg. Die Kernstadt liegt nur etwas oberhalb bzw. nordöstlich der Einmündung der Wohra in die Ohm.
Höchste Erhebung des Stadtgebietes ist der 380 m hohe, mit einem Aussichtsturm versehene Burgholz im Norden, an dessen Gipfel sich auch der gleichnamige Ortsteil befindet, der entsprechend der höchstgelegene Vertreter seiner Gattung ist. Der Berg ist der südlichste Ausläufer der sogenannten Gilserberger Höhen, die zur Oberhessischen Schwelle gezählt werden. Letztere ist ein eher mäßig hoher Teil der Rhein-Weser-Wasserscheide, welcher die montaneren Gebirge Kellerwald (im Nordosten) und Vogelsberg (im Südosten) verbindet. Auch der nordwestlichste Ortsteil Emsdorf liegt, in etwas geringerer Höhe (um 300 m über NN), innerhalb dieses Höhenzuges, an dessen Südhängen sich auch noch von Talhöhe aus der (nord)östliche Ortsteil Langenstein (bis 270 m) und der äußerste Norden von Kirchhain-Stadt (bis etwa 280 m) in Richtung Kirchhainer Stadtwald ziehen.
Nach Westen, nordwestlich der Kernstadt, schließt sich hinter der Wohra (und durch diese vom vorgenannten Höhenzug getrennt) der Südliche Burgwald an, an dessen Flanken auch die Ortsteile Himmelsberg und das deutlich westlichere Sindersfeld in Höhen von je um 280 m über NN liegen. Hier befindet sich der Staatsforst Rauschenberg, zu dem auch der nördliche Großteil des Waldes bei Burgholz (nördlich des Stadtwaldes) gehört.
Östlich des Kernstadtgebietes führt die Bundesstraße 454 in Richtung Stadtallendorf unmittelbar über den wieder zur Oberhessischen Schwelle zählenden Neustädter Sattel, der vergleichsweise sanft ansteigt.
Die Gebiete westlich und südlich der Stadt sind durch die sehr weit reichenden, flachgründigen Ackerflächen und Auenlandschaften des Amöneburger Beckens geprägt, die nur durch den singulären Basaltkegel der Amöneburg (3 km südlich der Kirchhainer Kernstadt) unterbrochen werden. Hier liegen - neben den Großteilen der Kernstadt - alle bisher nicht aufgeführten Ortsteile auf Höhen von etwa 190–220 m über NN, wobei sich die westlichen Ortsteile bereits in unmittelbarer Nähe der Lahnberge befinden, während die nördlichen Ortsteile Betziesdorf, Anzefahr und Stausebach unmittelbar mit dem (Südlichen) Burgwald benachbart sind.
Nachbargemeinden
Kirchhain grenzt im Norden an die Stadt Rauschenberg, im Osten an die Stadt Stadtallendorf, im Süden an die Stadt Amöneburg und die Gemeinde Ebsdorfergrund, sowie im Westen an die Stadt Marburg und die Gemeinde Cölbe (alle im Landkreis Marburg-Biedenkopf).
Stadtgliederung
Neben der Kernstadt Kirchhain mit ca. 8.300 Einwohnern verteilen sich weitere 8.900 Einwohner auf die 12 Stadtteile:
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Geschichte
Bereits zu prähistorischer Zeit kreuzte ein Netz von Fern- und Verbindungswegen das Gebiet, in dem später die Stadt Kirchhain gegründet wurde. Schon seit der frühen Jungsteinzeit lassen sich dort fast kontinuierlich verschiedene Siedlungsepochen nachweisen. Der eponyme Menhir von Langenstein ist das herausragende Zeugnis dieser Epoche. Der Höhepunkt des Siedlungsausbaues lag in der jüngeren Eisenzeit (5. Jahrhundert v. Chr.).
Erste territoriale Bildungen begannen jedoch erst im 12. Jahrhunderts n. Chr. 1146 wird die Siedlung erstmals urkundlich unter dem Namen „Werphloh“ erwähnt. Die Region gehörte seinerzeit zu den Landgrafschaften Thüringen und (ab 1247) Hessen, während die benachbarte Amöneburg und weite Teile des Umlandes im Besitz der Erzbischöfe von Mainz waren. Immer wieder kam es seit dieser Zeit zu Auseinandersetzungen zwischen den Mainzern und Hessen um die Landeshoheit. Ab dem 13. Jahrhundert förderten daraufhin die Landgrafen von Hessen den Ausbau Kirchhains als hessisches Bollwerk gegen das mainzische Amöneburg, um die Region kontrollieren zu können. Kirchhain entwickelte sich fortan zum wirtschaftlichen Zentrum des Amöneburger Beckens. Die Stadtrechte hat Kirchhain vermutlich vor 1348 erlangt, als offizielles Stadtgründungsjahr wird jedoch mangels früherer urkundlicher Nachweise erst das Jahr 1352 angesehen.
Seit dem 15. Jahrhundert bildeten die wichtigen Handelsstraßen „Lange Hessen“ und Köln-Leipziger-Handelsstraße in Kirchhain einen Straßenknoten und begünstigten damit die weitere wirtschaftliche Erschließung der Stadt. Die gute Verkehrsanbindung führte jedoch im Dreißigjährigen Krieg dazu, dass Kirchhain einige Male besetzt wurde, zeitweilig Hauptquartier verschiedener Armeen war, und damit unter der häufigen Einquartierung von Truppen zu leiden hatte. 1636 waren in und um die Stadt etwa 12.000–14.000 Soldaten untergebracht. Für die damalige Stadtbevölkerung von ca. 1.000 Einwohnern war dies eine enorme Belastung.
Ebenfalls unter den Kriegswirren zu leiden hatte Kirchhain im Siebenjährigen Krieg, auch hier führte die gute Verkehrslage die Truppen immer wieder in die Stadt.
Von 1821 an war Kirchhain Kreisstadt des neugeschaffenen Verwaltungskreises Kirchhain, bis dieser 1932 mit dem Kreis Marburg zusammengelegt wurde.
Von der jüdischen Bevölkerung Kirchhains, welche vom Ende des 16. Jahrhunderts in Kirchhain ansässig war, ist Elchanan Henle Kirchhain, der bekannteste. Sein Grabstein ist auf dem jüdischen Friedhof Kirchhains erhalten.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 40,6 | 15 | 39,3 | 15 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 40,3 | 15 | 47,1 | 17 |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 9,6 | 4 | 7,4 | 3 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 5,7 | 2 | – | – |
UWG | Unabhängige Wählergemeinschaft | 3,9 | 1 | 6,2 | 2 |
Gesamt | 100 | 37 | 100 | 37 | |
Wahlbeteiligung in % | 53,6 | 60,5 |
Städtepartnerschaften
- Plomelin, Frankreich, Bretagne (seit 1966, gegründet und gelebt im jetzigen Stadtteil Betziesdorf)
- Doberlug-Kirchhain, Brandenburg (seit 1989)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Im Kirchhainer Ortsteil Himmelsberg befindet sich eine einst als Tanzlinde fungierende alte Sommerlinde. Sie wird als 1000-jährige Linde bezeichnet und ist seit 1971 Naturdenkmal. 2001 erschien ihr Motiv auf einer Sondermarke der Deutschen Post.
Bauwerke
- Das Rathaus, Wahrzeichen der Stadt, wurde um 1450 in Fachwerk erbaut.
- Das Haus „Zum blauen Löwen“, erbaut 1612, Geburtshaus des Dichters Eberhard Werner Happel
- Evangelische Stadtkirche St. Michael aus dem 15. Jahrhundert
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Der „Blaue Löwe“
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Stadtkirche St. Michael und Gillhof
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Stadtmauer mit Hexenturm
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Stadtmauer mit Hexenturm
Wirtschaft und Infrastruktur
Stadtaufbau
Kirchhain ist nach einem für Hessen typischen Städtebau aufgebaut. In der Mitte der Stadt befindet sich die Fußgängerzone mit den meisten Geschäften, darum herum liegen Wohngebiete, und am Süd-, Ost- und Westende liegen Industriegebiete.
Verkehrsanbindung
Kirchhain ist mit der B 62 und der B 454 ans Bundesfernstraßennetz angebunden. Eine Eisenbahnverbindung besteht mit der Main-Weser-Bahn von Frankfurt über Gießen, Marburg und Treysa nach Kassel. In Kirchhain halten der Regionalexpress und der Mittelhessen-Express.
Söhne und Töchter der Stadt
- Katharina Lips, aus Betziesdorf 1672 in einem Hexenprozess als angebliche Hexe hingerichtet
- Eberhard Werner Happel (1657–1690), Dichter
- Elchanan Henle Kirchhain (1666–1757), Autor des jiddischen Moralbuches Simchat ha-Nefesch
- Johann Heinrich Fenner von Fenneberg (1774–1849), Mediziner
- Otto Schweinsberger (1904–?), Jurist
- Benedikt Stilling (1810–1879), Mediziner, Anatom
- Leo Strauss (1899–1973), Philosoph
- Wilhelm Noll (* 1926), Motorradgespann-Weltmeister
- Fritz Cron (* 1925), Motorradgespann-Weltmeister
Literatur
- Hermann Dippel, Paul Koch: Kirchhain einst und jetzt. Marburg 2001, ISBN 3-89445-282-X
- W.G. Soldan, H. Heppe: Geschichte der Hexenprozesse. Band 2, hg. von Max Bauer, Hanau/Main, Nachdruck der 3. Auflage von 1911, S. 96-98.
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
Weblinks
Linkkatalog zum Thema Kirchhain bei curlie.org (ehemals DMOZ)