Linie 3 der Pariser Straßenbahn
Die Linie T3 der Straßenbahn Île-de-France war die erste neue Straßenbahnlinie, die innerhalb der französischen Hauptstadt Paris verkehrt (13., 14. und 15. Arrondissement). Sie wurde 2006 in Betrieb genommen, im Dezember 2012 verlängert und verbindet in zwei Abschnitten auf einer Länge von 22,4 Kilometern die Stationen Pont du Garigliano im Südwesten und Porte de la Chapelle im Norden von Paris. Dabei liegt ihre Trasse auf den Boulevards des Maréchaux, eine Aneinanderreihung von Boulevards, die Paris an seinen Außengrenzen parallel zur Périphérique umgeben, weswegen sie auch als Tramway des Maréchaux bekannt ist.
Geschichte
Nachdem die Buslinien, die Paris entlang der Boulevards des Maréchaux umrundeten (PC 1-3) schon lange an ihre Grenzen stießen, begann man im Jahr 2000 mit der Planung einer Verbesserung des Angebotes durch Kapazitätserhöhung. Man entschied sich für eine normalspurige Straßenbahn, welche aber durchaus umstritten war, da durch ihren Bau der zwangsläufig ohnehin knappe Straßenraum in Paris weiter verkleinert wird. Die oberirdische Linienführung, die alle Pariser Ausfallstraßen kreuzen muss und durch neue Signal- und Ampelanlagen die Flüssigkeit des Straßenverkehrs einschränkt, wurde daher kontrovers diskutiert.
Dennoch begann man im Jahr 2004 mit dem Bau des ersten Teilstückes der Tramway des Maréchaux. Der Bau beschränkte sich nicht auf die Straßenbahntrasse, sondern wurde auch dazu genutzt, diese Boulevards grundlegend umzugestalten. Die Straßenbahn verkehrt durchgehend auf eigener Trasse, welche großteils als Rasengleis ausgeführt ist. Die Kosten für die Errichtung des ersten Stückes und der Umgestaltung der betroffenen Straßenzüge beliefen sich auf rund 320 Mio €.[1] Die Inbetriebnahme erfolgte am 16. Dezember 2006.
2009 begannen Bauarbeiten an einer Verlängerung über den Pariser Osten bis in den Norden zur Metro-Station Porte de la Chapelle. Diese 14,5 km lange Verlängerung mit 26 neuen Stationen wurde im Dezember 2012 in Betrieb genommen. Die Baukosten beliefen sich auf 652 Millionen € für die Straßenbahnstrecke und 149 Millionen € für die damit verbundene Umgestaltung der befahrenen Straßen. Die Kosten werden von der Stadt Paris und der Region Île-de-France getragen.[2] Da eine Strecke dieser Länge sehr verspätungsanfällig geworden wäre, wurde die T3 in zwei Linien mit Umstieg in Porte de Vincennes geteilt: Die T3a verkehrt zwischen Pont du Garigliano und Porte de Vincennes, die T3b zwischen Porte de Vincennes und Porte de la Chapelle.
Die Linie 3 (2006–2012)
Zum Einsatz kamen auf der Linie 3 einundzwanzig 7-gliedrige Garnituren des Typs Citadis 402 von Alstom. Sie bieten 304 Personen Platz, bei 68 Sitzplätzen. Die Maximalgeschwindigkeit der Fahrzeuge liegt bei 60 km/h, welche von sechs Asynchronmotoren mit einer Nominalleistung von 120 kW angetrieben werden. Die Stromversorgung erfolgt über eine Oberleitung mit 750 V Gleichspannung..
Die Linie T3a
Streckenverlauf der Linie T3a
Die Strecke mit einer Länge von 12,4 Kilometern und 25 Haltestellen verläuft auf den Boulevards des Maréchaux im Süden und Südosten der Stadt. Endhaltestelle im Westen ist die Station Pont du Garigliano, an welcher Umsteigemöglichkeit zur Linie RER C besteht. Die Linie kreuzt in weiterer Folge mehrere Métrolinien, die Straßenbahnlinie T2 sowie die Linie RER B bei der Cité Universitaire, einer Studentensiedlung. Weiterhin wird auch das Stadion Stade Charléty durch die Linie angebunden. Ab der Haltestelle Porte d'Italie verläuft die Linie auf ca. 700 m Länge direkt oberhalb der unterirdischen Métrolinie 7. Die drei Haltestellen Porte d'Italie, Porte de Choisy und Porte d'Ivry werden von beiden Linien bedient. Im weiteren Verlauf überquert die Strecke die Seine auf der Pont National, folgt weiter dem Verlauf der Boulevards des Maréchaux und erreicht schließlich ihre Endstation Porte de Vincennes, wo die Gleise mit denen der Linie T3b verbunden sind.
Liste der Haltestellen von Westen nach Osten:
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Depot und Betriebswerkstätten
Der Betriebshof (genannt Ateliers de Lucotte nach einer nahegelegenen Straße, der Rue du Général-Lucotte) liegt südlich der Straßenbahnstrecke in der Nähe des Boulevard périphérique. Das Gelände mit einer Fläche von 1,8 ha hat Abstellgleise für 21 Straßenbahngarnituren und beherbergt auch die Betriebswerkstätten für diese Linie sowie die Streckenleitzentrale (Poste de commandement de la ligne (PCL)).
Streckenverlauf der Linie T3b
Liste der Haltestellen von Süden nach Norden:
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Technische Neuerungen: Energiesparen mit Superkondensator
Im Rahmen des Projekts STEEM (Système de Tramway à Efficacité Energétique Maximisée = Straßenbahn mit maximierter Energieeffizienz) wurde eine Bahn der Linie 3 mit einem Superkondensator ausgestattet, welche zu Testzwecken von Mai 2009 bis September 2010 auf einem 300 m langen Teilstück zwischen den Haltestellen Porte d'Italie und Porte de Choisy jeweils stromlos fuhr. Mit dem Superkondensator ist es möglich einen Großteil der Bremsenergie zu speichern und beim folgenden Fahrzyklus wieder zu verwenden. Dabei konnte gegenüber den nicht umgerüsteten Fahrzeugen eine durchschnittliche Energieersparnis von 16 % erzielt werden.[3]
Betrieb und Fuhrpark
Da die Pariser Straßenbahnlinien untereinander keine Gleisverbindung besitzen, verfügt jede Linie über ihren eigenen Fahrzeugpark. So auch die Linie T3, welche mit 46 Fahrzeugen des Typs Citadis 402 vom Hersteller Alstom betrieben wird. Die Fahrzeuge haben eine Länge von 43,7 m und eine Breite von 2,65 m und fassen 304 Personen. Die Fahrzeuge sind als Zweirichtungsfahrzeuge ausgeführt, sodass an beiden Enden Führerstände sowie auf beiden Seiten Türen vorhanden sind. Dadurch benötigt die Linie keine Wendeschleifen, es wird an den Endstellen nur die Fahrtrichtung geändert.
Die Linie verkehrt täglich zwischen 5:00 und 0:30, an Freitagen und Samstagen bis 1:00. Zur Hauptverkehrszeit beträgt das Intervall 4 Minuten, pro Tag werden 112 000 Fahrgäste befördert.[4]
Im Hinblick auf die geplante Westverlängerung der Linie T3b bestellte das STIF im Juni 2015 zusätzliche 17 Citadis-Züge. 14 Züge sollen Ende 2017 zur Inbetriebnahme dieser Verlängerung bereitstehen. Die drei restlichen werden der Linie T3a zur Kapazitätserhöhung zugeteilt.[5]
Zukunft
Die Verkehrspolitik der Stadt Paris sieht vor, langfristig die Linie 3 zu einer Ringlinie auszubauen.
Verlängerung von der Porte de la Chapelle zur Porte d'Asnières
Eine Verlängerung der T3b ab Porte de la Chapelle nach Westen zur Porte d'Asnières ist in Planung.[6] Auf der 4,3 km langen Neubaustrecke sollen 8 Haltestellen entstehen, von denen immerhin 5 einen Umstieg zur Metro oder zum RER ermöglichen. An der Haltestelle Porte de Clignancourt entsteht ein Übergang zur Métrolinie 4 und an der Porte de Saint-Ouen ein Übergang zum Nord-Ost-Zweig der Métrolinie 13. Der Nord-West-Zweig dieser Linie kann – ebenso wie die geplante Verlängerung der Métrolinie 14 und der RER C – über die Haltestelle Porte de Clichy erreicht werden.
Mögliche Nutznießer sind 600 000 Einwohner und 300 000 Beschäftigte, welche im Einzugsbereich der Verlängerungsstrecke im 17. bzw. 18. Arrondissement von Paris bzw. in den Gemeinden Saint-Denis, Saint-Ouen, Clichy und Lavallois-Perret wohnen bzw. arbeiten.[7]
Mit den Baumaßnahmen wurde 2015 begonnen. Die Fertigstellung war zunächst für Ende 2017 vorgesehen.[8] Im Frühjahr 2106 wurde aber bekannt gegeben, dass der Straßenbelag in erheblichem Umfang mit Asbest verunreinigt ist, und deshalb zusätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Als neuer Termin für die Inbetriebnahme dieses Teilstück wird nun der Dezember 2018 genannt.[9]
Verlängerung von der Porte d'Asnières zur Porte Dauphine
Im April 2014 erklärte Anne Hidalgo, die neue Bürgermeisterin von Paris, ab Juni 2014 eine Studie in Auftrag zu geben, um eine Verlängerung der Linie T3b bis zur Porte Maillot zu prüfen und langfristig den Lückenschluss bis zur Brücke Pont du Garigliano zu erreichen. Dadurch würde vor allem die Universität Paris-Dauphine und der Bois de Boulogne besser an den ÖPNV angeschlossen.[10] Nach umfangreichen Planungen wurden zu Beginn des Jahres 2016 mehrere Planungsvarianten vorgestellt: zwei Vorschläge sehen einen Weiterbau bis zur Porte Maillot vor, zwei andere Vorschläge planen sogar bis zur Porte Dauphine.- Vom STIF wurde der Weiterbau bis zu Porte Dauphine im Prinzip schon im Oktober 2015 genehmigt.[11]
Verlängerung von der Porte Dauphine zum Pont du Garigliano
Im Westen des ersten Teilstücks der T3 wurde bereits unmittelbar mit der Inbetriebnahme im Jahr 2006 eine Verlängerung zur Porte d'Auteuil angedacht. Diese Planungen stießen allerdings im 16. Arrondissement auf starken Widerstand der lokalen Bevölkerung und Gewerbetreibenden und wurden längere Zeit nicht mehr verfolgt. Im April 2014 erklärte Anne Hidalgo, die neue Bürgermeisterin von Paris, dass es ihr Ziel sei, langfristig den Lückenschluss bis zur Brücke Pont du Garigliano zu erreichen.
Einzelnachweise
- ↑ Informationsseite des Betreibers mit techn. Daten
- ↑ Informationen der RATP zur Verlängerung der T3
- ↑ Pressemitteilung der RATP (frz.) abgerufen 21. November 2013 (PDF; 108 kB)
- ↑ Ligne 5 de tramway bientôt sur les rails der STIF, PDF. Abgerufen am 30. September 2011.
- ↑ International Railway Journal vom 16. Juni 2015: More Citadis LRVs for Paris Line T3 (englisch) abgerufen am 22. Januar 2016
- ↑ Mitteilung der STIF (PDF; 295 kB)
- ↑ Verlängerung um 4,3 km (frz.) abgerufen am 1. September 2014
- ↑ Mitteilung des STIF vom April 2014 (frz.) abgerufen am 16. April 2014
- ↑ BFM TV vom 15. März 2016: Paris: la mise en service du tram T3 retardée à cause de l'amiante, französisch, abgerufen am 30 März 2016
- ↑ challenges, Ausgabe vom 17. April 2014 (frz.) abgerufen am 17. April 2104
- ↑ PDF-Dokument des STIF: T3 Prolongement du tramway à l'ouest (französisch) vom Herbst 2015; abgerufen am 30. März 2016