Lommatzsch

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Wappen Deutschlandkarte
Lommatzsch
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lommatzsch hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 12′ N, 13° 18′ OKoordinaten: 51° 12′ N, 13° 18′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Meißen
Höhe: 168 m ü. NHN
Fläche: 66,63 km2
Einwohner: 4805 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 01621–01623
Vorwahl: 035241
Kfz-Kennzeichen: MEI, GRH, RG, RIE
Gemeindeschlüssel: 14 6 27 130
Stadtgliederung: 39 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Markt 1
01623 Lommatzsch
Website: www.lommatzsch.de
Bürgermeister: Anita Maass
Lage der Stadt Lommatzsch im Landkreis Meißen
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Karte

Lommatzsch ist eine Kleinstadt im Landkreis Meißen in Sachsen, Deutschland.

Geografie

Lommatzsch liegt inmitten der Lommatzscher Pflege, einem landwirtschaftlich geprägten Gebiet mit hervorragenden Lößböden zwischen den Tälern des Keppritzbaches und des Ketzerbaches.

Stadtgliederung

Ortsteile sind Albertitz, Altlommatzsch, Altsattel, Arntitz, Barmenitz, Birmenitz, Churschütz, Daubnitz, Dennschütz, Dörschnitz, Grauswitz, Ickowitz, Jessen, Klappendorf, Krepta, Lautzschen, Löbschütz, Lommatzsch, Marschütz, Mögen, Neckanitz, Paltzschen, Petzschwitz, Piskowitz, Pitschütz, Poititz, Prositz, Rauba, Roitzsch, Scheerau, Schwochau, Sieglitz, Striegnitz, Trogen, Wachtnitz, Weitzschenhain, Wuhnitz, Zöthain und Zscheilitz.

Geschichte

Der Name der Stadt leitet sich her von Glumaci, den Daleminziern, die sich wiederum nach ihrer heiligen Quelle Glomaci (sprich glomatschi) nannten.

Die Stadt wurde 1286 erstmals urkundlich erwähnt. Am 12. August 1330 verleiht Landgraf Friedrich dem Burggrafen zu Meißen den Bierzins zu Lommatzsch. Damit war in der Stadt das Braurecht vorhanden. 1386 gab es einen Bürgermeister und einen Rat, die Ratsverfassung von 1412 sah einen Bürgermeister und 9 Ratsmitglieder vor. 1504 Baubeginn der jetzt noch vorhandenen Wenzelskirche. Es wurden an den von früher stammenden Turm drei gotischen Spitzen aufgesetzt und ein Langhaus angebaut. Die Reformation wurde 1539 eingeführt und Ambrosius Naumann wird erster evangelischer Stadtpfarrer. 1550-55 erfolgte die Erbauung des Rathauses in der heutigen Größe. 1591 bekam die Wenzelskirche ihre erste Kirchturmuhr. Die Pest machte auch Lommatzsch zu schaffen, so kam es 1607 und 1611 zu insgesamt 1350 Pesttoten. Die folgenden Jahre waren vom Dreißigjährigen Krieg gezeichnet. So kam es 1632 zum Ausbrennung und Einäscherung der Stadt durch kaiserliche Truppen und um 1645 zu erneuten Bränden von Häusern und Scheunen durch die Schweden. 1722 wurde auf dem Markt eine kursächsische Postdistanzsäule aufgestellt, die sich dort bis 1857 befand und heute in Form einer Nachbildung wieder befindet (Fragmente der Originalsäule im Museum). 1814 wurde eine neue Orgel für die Kirche eingeweiht. Lommatzsch bleibt von der deutschen Revolution nicht unberührt, so kommt es 1849 zum ersten Lommatzscher Anzeiger, 1854 zur Erbauung eines Gerichtsgebäudes und 1857 zur Gründung eines Gewerbevereins. 1859 Einweihung des Hauptgebäudes der Schule und Gründung 1865 der Freiwilligen Feuerwehr. 1873 erfolgte die Trennung von Kirche und Schule, so dass fortan 2 Bürgerschulen existierten. 1878 wird an der Schule die Turnhalle errichtet. 1877 Eröffnung der Eisenbahnstrecke nach Riesa und 1880 nach Nossen. 1909 folgte die Schmalspurbahn Wilsdruff–Gärtitz nach Meißen und 1911 nach Döbeln.

Zum Ende des 2. Weltkrieges ergab sich ein ständiger Frontenwechsel von deutschen Truppen und Verbänden der Roten Armee: Vom 25. - 28. April wurde Lommatzsch von der Sowjetunion eingenommen und vom 29. April - 5. Mai wieder von Deutschen. In diesen Tagen ließen SS-Männer 36 von der Zivilbevölkerung denunzierte Zwangsarbeiter und einen weiteren unschuldigen sechzehnjährigen Jungen, der angeblich eine Schreibmaschine gestohlen haben sollte, an der Kirche aufstellen und erschossen sie mit einer MG-Salve. Als nach der Schlacht um Berlin mehr sowjetische Truppen zu Verfügung standen, flüchtete die SS aus Lommatzsch und die Rote Armee marschierte ein.

Wappen

Beschreibung: In Silber hinter einer torlosen roten Zinnenmauer ein rotes Gebäude mit kreuzbestecktem Giebel und zwei gezinnten Seitentürmen mit blauen Spitzdächern und goldenen Knäufen; im offenen goldenen Tor des Gebäudes unter hochaufgezogenem Fallgatter ein aufgerichteter schwarzer Löwe.

Der erste Wappennachweis ist auf einem Siegel, das sich an einer Urkunde von 1461 befand. Zwischen 1623 und 1627 gab es ein weiteres Wappen, gezeichnete von Dilich. Die heutige gültige Fassung entstand 1912[2].

Gedenkstätten

  • Grabstätte und Ehrenmal an der Stadtkirche für eine unbekannte Anzahl von Zwangsarbeitern mehrerer Länder, die bei einem Massaker am 29. April 1945 von SS-Männern erschossen wurden
  • Gedenkanlage auf dem Friedhof des Ortsteiles Dörschnitz für 36 unbekannte KZ-Häftlinge, die in Dörschnitz und Klappendorf im April 1945 ermordet wurden. Die Anlage wurde 1947 im Beisein von Otto Nuschke eingeweiht

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Lommatzsch von Norden

Lommatzschs historischer Stadtkern ist durch unterirdische Gänge, angelegt im 15. und 16. Jahrhundert, durchzogen. Sie wurden als Keller genutzt, boten aber auch Schutz vor Krieg und Feuer.

Seit 1926 kam es ab und an zu katastrophalen Einstürzen, die sich bis heute fortsetzen. Die genaue Lage einiger Gänge ist unbekannt. Sie sind aber zum Teil begehbar und in gutem Zustand.

Seit 1995 wird daran gearbeitet, die noch gut erhaltenen Keller zu sanieren und aufzuarbeiten. Die städtischen Bauten werden somit vor weiteren Einstürzen geschützt. Gleichzeitig wird aber auch mit der Einrichtung der Schaubergkeller der wichtigen Bedeutung der Anlagen im Mittelalter gedacht, ein Stück Geschichte der Stadt wird wieder zum Leben erweckt und erhalten.

Das Schaubergkellerareal ist 122,5 Meter lang, hat eine Sohlentiefe von 4 - 7 m, eine Ganghöhe von ungefähr 1,75 m und ein Hohlraumvolumen von 320 m³.

  • Wenzelskirche von 1514
  • Marktplatz mit dem 1555 erbauten Rathaus

In der Wenzelskirche steht der Fünfkinderstein, von dem in der Chronik berichtet wird: "Anno 1688 d 25 Junii hat Fr. Maria Samuel Kühnens Bürgers und Kürschners in der Meißnischen Gasse Eheweib 5 Kinder auf einmahl innerhalb rund halben Tages als 3 Söhne und 2 Töchter zur Welt gehohrn abgelegt." Lommatzsch 1688 (Paditz 1987).

"Die Fünflinge von Lommatzsch" ist einer der ersten genauer dokumentierten Fälle einer höhergradigen Mehrlingsgeburt. Ein Kind verstarb gleich nach der Geburt, zwei weitere nach 2 Tagen. Das vierte Kind lebte etwa 6 Tage und das letztgeborene verstarb im Alter von 8 Wochen. Dieses Ereignis war für damalige Zeiten derart ungewöhnlich, dass der sächsische Kurfürst Johann Georg III in einem Brief darüber unterrichtet wurde (Paditz, 1987).

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Das Stadtgebiet wird von der Bundesstraße 6 berührt und hat dadurch gute Verbindungen nach Meißen und Riesa. Die noch im Bau befindliche S85 stellt in Zukunft eine gute Anbindung zu den Autobahnen A 4 sowie A 14 und damit nach Dresden (ca. 20 min) und Leipzig (ca. 40 min) dar. Seit 1998 findet auf der durch Lommatzsch laufenden Bahnstrecke Riesa-Nossen kein Zugverkehr mehr statt, wodurch die Stadt mit der Eisenbahn nicht mehr zu erreichen ist.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

  • Simon Sten (1540-1619) Pädagoge, Ethnologe, Philologe, Historiker und Literaturwissenschaftler
  • Jens Kürbis (* 1965), Handballspieler und Journalist

Literatur

  • o. A.: Lommatzsch im Wandel der Zeit. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1995, ISBN 3-89570-098-3
  • Karlheinz Blaschke: Lommatzsch und Lausick. Zwei "Kirchstädte" in Sachsen. In: Peter Johanek (Hrsg.) unter Mitarbeit von Uwe John: Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze von Karlheinz Blaschke (= Städteforschung : Reihe A, Darstellungen Bd. 44). Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1997, S. 342-351. ISBN 3-412-06897-7 . 2., unveränderte Auflage ebd. 2001. ISBN 3-412-02601-8 .
  • R. Naumann: Lommatzsch in Vergangenheit und Gegenwart. in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Band XXI, Heft 1-3/1932, S. 75-82

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Lexikon Städte und Wappen der DDR, Dr. habil. Karlheinz Blaschke, Prof. Dr. sc. Gerhard Kehrer, Heinz Machatscheck, VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig, 1979, 1. Auflage

Weblinks