Pigeonit

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Pigeonit
Dünnschliff von Pigeonit und Augit (kräftig gefärbt) mit grauweißem Plagioklas aus dem Tipogorree Hills, Tasmanien, Australien (Sichtfeld ~ 4,5 x 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel (Mg,Fe,Ca)2[Si2O6][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Kettensilikate und Bandsilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.01
9.DA.10
65.01.01.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[2]
Raumgruppe (Nr.) P21/c[1] (Nr. 14)
Gitterparameter a = 9,71 Å; b = 8,95 Å; c = 5,25 Å
β = 108,6°[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Zwillingsbildung häufig
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,17 bis 3,46; berechnet: [3,53]
Spaltbarkeit gut entlang {110} und {110}
Bruch; Tenazität uneben
Farbe braun, grünlich braun, hellpurpurfarben braun, schwarz
Strichfarbe grauweiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,683 bis 1,722
nβ = 1,684 bis 1,722
nγ = 1,704 bis 1,752[3]
Doppelbrechung δ = 0,021 bis 0,030[3]
Optischer Charakter zweiachsig positiv

Pigeonit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Mg,Fe,Ca)2[Si2O6][1] und entwickelt prismatische, bis zu einem Zentimeter große, durchscheinende Kristalle von grau-brauner, grünlicher oder schwarzer Farbe.


Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Pigeonit am Pigeon Point im US-Bundesstaat Montana und beschrieben 1900 von Alexander Newton Winchell[4], der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Pigeonit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Aegirin, Augit, Diopsid, Esseneit, Hedenbergit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kosmochlor, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit und Spodumen die Untergruppe der „Klinopyroxene“ mit der System-Nr. VIII/F.01 innerhalb der Pyroxengruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Pigeonit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Kettenbildung und der Zugehörigkeit zu größeren Mineralfamilien, so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Halagurit und Kanoit die „Mg,Fe,Mn-Klinopyroxene, Klinoenstatitgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pigeonit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Klinoenstatit, Klinoferrosilit und Kanoit in der Gruppe der „P2/c Klinopyroxene“ mit der System-Nr. 65.01.01 innerhalb der Unterabteilung der „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Pigeonit bildet sich in hocherhitzten mafischen Gesteinen wie Basalt, die schnell abgekühlt werden. Gleichzeitig darf für die Bildung nur geringe Mengen Calcium anwesend sein, da sonst das ähnliche Mineral Augit entsteht.[5] Typischerweise ist dies in manchen Vulkanen der Fall. Neben diesen findet man es auch in Meteoriten, die auf die Erde gestürzt sind.

Ein typisches Beispiel für einen Vulkan, bei dessen Ausbrüchen Pigeonit entsteht, ist der Soufrière Hills auf der Karibikinsel Montserrat und ein Beispiel für einen Meteoritenfund ist der Cassigny-Meteorit in Frankreich.

Insgesamt konnte Pigeonit bisher (Stand: 2011) an rund 120 Fundorten nachgewiesen werden.[3] Neben seiner Typlokalität Pigeon Point trat das Mineral in den Vereinigten Staaten noch an mehreren Orten der Bundesstaaten Alabama, Arizona, Maine, Massachusetts, Michigan, Nevada, New Mexico, Pennsylvania und Virginia sowie im San-Juan-Gebirge in Colorado, bei Red Oak im Fulton County (Georgia), Lafayette (Indiana), im Gray County (Kansas), bei Beaver Bay in Minnesota, im Stillwater County (Montana), im Moore County (North Carolina), bei Shrewsbury im Rutland County (Vermont), bei Washougal in Washington und am Potato River im Ashland County (Wisconsin).

In Deutschland findet man Pigeonit unter anderem bei Röhrnbach im bayerischen Wald, bei Bad Harzburg im niedersächsischen Harz und im Rockeskyll Vulkankomplex in der rheinland-pfälzischen Eifel.

Weitere Fundorte sind Algerien, die Antarktis, Australien, Brasilien, China, Grönland, Indien, Cogne in Italien, Japan, der Jemen, Libyen, Marokko, Whangarei in Neuseeland, der Oman, Papua-Neuguinea, Rumänien, Russland, Schweden die Slowakei, Spanien, St. Lucia, Südafrika, Südkorea, Stonařov in Tschechien, Ungarn, Usbekistan und das Vereinigte Königreich (Großbritannien).

Auch in Gesteinsproben vom Mond, genauer in der Nähe der Landestelle der Luna 16-Mission im Mare Fecunditatis sowie im Mondmeteorit NWA 773 aus Dchira (Westsahara) konnte Pigeonit nachgewiesen werden.[6]

Kristallstruktur

Pigeonit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14), den Gitterparametern a = 9,71 Å, b = 8,95 Å, c = 5,25 Å und β = 108,6° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Oberhalb von 950 °C geht die Struktur durch einen Phasenübergang in eine ebenfalls monokline Struktur mit der Raumgruppe C2/c über.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
  2. Webmineral – Pigeonite (englisch)
  3. a b c Pigeonite bei mindat.org (engl.)
  4. A. Pabst: A. N. Winchell's observations on plagioclase, 1900; an historical note. In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen. 10, 1965, S. 69–72, doi:10.1007/BF01128616.
  5. J. M. Schwartz, I. S. McCullum: Comparative study of equilibrated and unequilibrated eucrites: Subsolidus thermal histories of Haraiya and Pasamonte. In: American Mineralogist. 2005, 90, S. 1871–1886.
  6. Mindat - Localities für Pigeonite
  7. F. Cámara, M. A. Carpenter, M. C. Domeneghetti und V. Tazzoli: Non-convergent ordering and displacive phase transition in pigeonite: in situ HT XRD study. In: Physics and Chemistry of Minerals. 2002, 29, S. 331–340, doi:10.1007/s00269-002-0241-y

Literatur

  • Pigeonit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (pdf)

Weblinks

Commons: Pigeonite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien