Rauschenberg
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 53′ N, 8° 55′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Marburg-Biedenkopf | |
Höhe: | 227 m ü. NHN | |
Fläche: | 67,32 km2 | |
Einwohner: | 4488 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 67 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35282 | |
Vorwahlen: | 06425, 06427 (Bracht) | |
Kfz-Kennzeichen: | MR, BID | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 34 017 | |
Stadtgliederung: | 7 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Schloßstr. 1 35282 Rauschenberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Michael Emmerich (CDU) | |
Lage der Stadt Rauschenberg im Landkreis Marburg-Biedenkopf | ||
Rauschenberg ist eine Stadt im Norden des Landkreises Marburg-Biedenkopf in Hessen.
Geografie
Geografische Lage
Rauschenberg liegt am Südostrand des Burgwalds, nordöstlich von Marburg und nördlich von Kirchhain. Einige Ortsteile der Gemeinde werden von der Wohra durchflossen.
Nachbargemeinden
Rauschenberg grenzt im Norden an die Stadt Rosenthal (Landkreis Waldeck-Frankenberg) sowie die Gemeinden Wohratal (Landkreis Marburg-Biedenkopf) und Gilserberg (Schwalm-Eder-Kreis), im Osten an die Stadt Stadtallendorf, im Süden an die Stadt Kirchhain, im Südwesten an die Gemeinde Cölbe, sowie im Westen an die Stadt Wetter (alle im Landkreis Marburg-Biedenkopf).
Stadtgliederung
Rauschenberg besteht aus den Stadtteilen Albshausen, Bracht, Ernsthausen, Josbach, Rauschenberg, Schwabendorf und Wolfskaute.
Geschichte
Schon um das Jahr 1000 wurde im heutigen Gebiet von Rauschenberg die Burg Rauschenberg erbaut, in deren Schutz sich dann die Siedlung entwickelte. Durch einen Brand am 8. Mai 1266 wurde die Siedlung Rauschenberg nahezu vollständig zerstört. Graf Gottfried V. von Ziegenhain räumte dem Ort zum Wiederaufbau besondere Befugnisse ein und verlieh ihm am 25. Mai 1266 die Stadtrechte.[2] Als 1450 das Geschlecht der Grafen von Ziegenhain erlosch, fiel die Grafschaft Ziegenhain und damit auch Burg und Stadt Rauschenberg an die Landgrafschaft Hessen. Bald darauf wurde die Burg zum Jagdschloss erweitert.
Im Hundsbachtal bei Ernsthausen befinden sich die Reste der Burg Hundsbach.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Rauschenberg durch schwedische Truppen geplündert. Nachdem zwei Jahre vor Kriegsende das Schloss im Zuge des hessischen Erbfolgekriegs auf Geheiß eines Kasseler Obristen gesprengt wurde, steht dort heute nur noch eine Ruine.
Zur Zeit des napoleonischen Königreichs Westphalen 1806–1813 war Rauschenberg Verwaltungssitz des Kantons Rauschenberg. Bis 1932 bestand das Amtsgericht Rauschenberg.
Eingemeindungen
Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen genehmigte die Landesregierung mit Wirkung vom 31. Dezember 1971 den Zusammenschluss der Stadt Rauschenberg und der Gemeinden Albshausen, Bracht, Ernsthausen, Josbach, Schwabendorf und Wolfskaute im damaligen Landkreis Marburg zu einer Stadt mit dem Namen Rauschenberg.[3]
Franz Berthoud
Zur Zeit des Nationalsozialismus arbeitete Franz Berthoud (1894–1977) als Pfarrer an der Stadtkirche zu Rauschenberg. Er war ein engagierter Gegner des Nationalsozialismus. Als einer der Wenigen weigerte er sich – zusammen mit seiner Frau – 1933 die NSDAP zu wählen. Als dies öffentlich bekannt wurde, bekam er Schwierigkeiten mit der örtlichen SA und geriet unter Druck. Dieser verschärfte sich, als Berthoud 1934 einen sterbenden Juden in der Nachbarschaft besuchte. Dieser Vorgang – im Pfarrarchiv als „Fall Plaut“ dokumentiert – führte zu einem ernsten innerkirchlichen Konflikt, zunächst mit dem Kirchenvorstand, dann aber auch mit der landeskirchlichen Leitung in Kassel. Berthoud blieb standhaft, engagierte sich aktiv als Obmann der Bekennenden Kirche im Kirchenkreis Kirchhain und blieb allen juristischen Verfolgungen bzw. Denunziationen zum Trotz über den Krieg hinaus seiner Kirchengemeinde treu. 1956 verließ er aus gesundheitlichen Gründen die Pfarrstelle und arbeitete als Pfarrer in Hofgeismar und später in Ottrau, wo er 1977 verstarb.[4]
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 6. März 2016 lieferte folgendes Ergebnis,[5] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[6][7]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 26,1 | 6 | 32,0 | 7 | 32,9 | 8 | 30,7 | 7 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 23,1 | 5 | 28,2 | 7 | 36,4 | 8 | 38,8 | 9 | |
FBL | Freie Bürgerliste | 29,7 | 7 | 20,2 | 5 | 20,4 | 5 | 20,8 | 5 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 21,1 | 5 | 19,5 | 4 | 10,4 | 2 | 9,8 | 2 | |
Gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | ||
Wahlbeteiligung in % | 51,4 | 51,4 | 52,4 | 58,8 |
Wappen
Der Stadt Rauschenberg ist durch den Hessischen Minister des Innern am 16. Mai 1990 das nachstehend beschriebene Wappen genehmigt worden.
- Wappenbeschreibung
- „Das Wappen der Stadt Rauschenberg zeigt im von Schwarz und Gold geteilten Schild oben einen sechsstrahligen silbernen Stern.“[8]
- Bedeutung
Das Wappen entspricht dem der Grafen von Ziegenhain, den früheren Herren der Stadt. Das Hessische Ortswappenbuch von 1956 (Verlag C. A. Starke, Limburg) zeigt einen achtstrahligen Stern. Dieser erinnert daran, dass Elisabeth, die Witwe des letzten Ziegenhainer Grafen Johann II., eine geborene Gräfin von Waldeck war, die in Rauschenberg (z. B. in die Stadtkirche) viel investierte; der achtstrahlige Stern ist der Waldeckische schwarze Stern auf gelbem Grund.
Städtepartnerschaften
Die Partnerstadt von Rauschenberg ist Westende in Belgien.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
In der Rauschenberger Altstadt befinden sich, insbesondere im Zentrum rund um das Rathaus, viele mehrere hundert Jahre alte Fachwerkhäuser in recht gutem Zustand.
Von der Burg bzw. dem Schloss Rauschenberg sind nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg nur noch geringe Reste vorhanden. Die Ruinen auf dem Hügel oberhalb der Altstadt von Rauschenberg sind frei zugänglich.
Erwähnenswert ist überdies die Stadtkirche zu Rauschenberg. Der älteste Teil, insbesondere das westliche Hauptschiff, stammt aus der Mitte des 13. Jhdt.. Um 1450 wurde die Kirche erweitert (u. a. spätgotischer Chor) und mit einem sehenswerten spätgotischen Altarbild ausgestattet. Der ehemalige Flügelaltar – vermutlich aus der Schule des Konrad von Soest – weist große Ähnlichkeit mit dem berühmten Bad Wildunger Altarbild auf, ist allerdings nicht mehr vollständig erhalten. In der Mitte fehlen einige der Bilder. Möglicherweise stand in der Mitte die an der nördlichen Seitenwand aufgestellte Mondsichelmadonna mit Kind, die ebenfalls auf den Anfang des 15. Jhd. datiert wird.
Unterhalb der Stadtkirche steht das „Metropolitanei“ genannte ehemalige Pfarrhaus aus dem 16. Jahrhundert und talwärts davon das schlossähnliche Burgmannenhaus ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, bis 1812 Wohnsitz der Rauschenberger Burgmannen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
- Rauschenberg ist über die Bundesstraße 3 Frankfurt/Kassel, und die Landesstraßen L3073 und L3077 an das Straßennetz angebunden.
- Im ÖPNV bestehen mehrmals täglich Busverbindungen von und nach Kirchhain und Marburg. Rauschenberg war mit der Wohratalbahn an das Schienennetz (Strecke Kirchhain–Gemünden) angebunden. 1972 wurde der Personenverkehr, 1981 der Güterverkehr eingestellt sowie die Strecke stillgelegt und 1982 komplett abgebaut.
Industrie und Handel
Unmittelbar östlich unterhalb der Kernstadt Rauschenbergs befindet sich, direkt an die Wohra angrenzend, ein Gewerbegebiet, in dem verschiedene mittelständische und Kleinbetriebe angesiedelt sind.
Persönlichkeiten
- Johann Ludwig Konrad Allendorf (* 1693 in Josbach; † 1773 in Halle/Saale)
- Franz Berthoud (1894–1977), Pfarrer an der Stadtkirche zu Rauschenberg
- Johannes Hinderbach (* 1418 in Rauschenberg; † 1486 in Trient), Bischof von Trient
- Johann Spieker (1756–1825), Pfarrer in Rauschenberg
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Martin Röhling: Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. (Niddaer Geschichtsblätter Heft 9) Niddaer Heimatmuseum e.V., Nidda, 2005, ISBN 3-9803915-9-0 (S. 33)
- ↑ Bekanntgabe von Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden durch den Hessischen Minister des Innern vom 20. Dezember 1971 (StAnz. 1972 S. 47) Seite 7 der tif-Datei 4,73 MB
- ↑ Gernot Schulze-Wegener: Pfarrer Franz Berthoud (1894–1977); Ein Leben zwischen Anpassung und Widerstand. In: Hessisches Pfarrblatt, Juni 2012, Herausgeber und Verleger: Ev. Pfarrerinnen- und Pfarrerverein in Hessen und Nassau e.V., Frankfurt, und Pfarrverein Kurhessen-Waldeck, Marburg (S. 56–64) (PDF; 242 kB)
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006
- ↑ Genehmigung eines Wappens der Stadt Rauschenberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessischer Staatsanzeiger Nr. 23/1990, S. 1036)
Weblinks
- Offizielle Stadthomepage
- Illustration von Daniel Meisner von 1624: Raúschenberg; Lætitia Et Honestate (Digitalisat)
Literatur
- Kurt Engel & Theresia Jacobi: Historischer Stadtführer Rauschenberg
- 725 Jahre Stadt Rauschenberg: 1266–1991; Festwoche vom 29. Juni - 8. Juli 1991; Veröffentlicht 1991