St. Barbara (Abensberg)

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Außenansicht der Pfarrkirche St. Barbara
Glockenturm

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Barbara in Abensberg, einer Stadt im niederbayerischen Landkreis Kelheim, ist eine spätgotische Hallenkirche, die der heiligen Barbara von Nikomedien (Gedenktag: 4. Dezember) geweiht ist.

Geschichte

Die Pfarrei Abensberg wurde am Michaelistag, dem 29. September 1380, durch den damaligen Regensburger Bischof Konrad VI. von Haimberg errichtet, nachdem 1348 die Stadtrechte Abensbergs durch Herzog Stephan II. von Bayern bestätigt wurden. Zuvor gehört das Gebiet der sogenannten Urpfarrei Gögging an. In der ersten Zeit diente die heutige Filialkirche Mariä Himmelfahrt im Stadtteil Aunkofen als Pfarrkirche. Infolge der Errichtung des Karmelitenklosters mit Kirche ab 1389 stand jedoch auch die noch junge Pfarrei unter Zugzwang, eine eigene Pfarrkirche im Stadtkern zu errichten. Etwa um 1400 dürfte mit dem Bau begonnen worden sein, der etwa um 1450 fertiggestellt wurde. Ursprünglich handelte es sich um eine Saalkirche. Erst 1516 wurde die Kirche durch einen Meister Ludwig aus Pfeffenhausen zu einer dreischiffigen Hallenkirche, wie bei südbayerischen Stadtkirchen häufig anzutreffen, umgebaut und eingewölbt. Die Rundpfeiler zwischen den Schiffen, die bei dieser Maßnahme eingezogen wurden, könnten symbolisch für die Bäume des Paradiesgartens gestanden haben, da im Gewölbe des südlichen Seitenschiffes auch Pflanzenmotive freigelegt werden konnten. Außerdem wurde bei der Maßnahme in der Nähe des Nordportals eine überlebensgroßes Fresko des heiligen Christophorus „geköpft“; noch im 19. Jahrhundert soll das Haupt des Heiligen unter dem Kirchendach deutlich erkennbar gewesen sein.[1]

Im Laufe der Barockzeit wurde die ursprüngliche, spätgotische Ausstattung nach und nach ersetzt. 1698 wurde die heutige Kanzel angeschafft, 1726 das Chorgestühl – heute die einzigen erhaltenen Stücke aus der Barockzeit. Nachdem der Turm 1731 durch Blitzschlag zerstört wurde, sollte es 31 Jahre dauern, bis ein Neubau erstellt wurde. Baumeister war Christoph Wolf aus Stadtamhof, der ein Jahr später auch den Turm der Klosterkirche Weltenburg umgestaltete und diesem ein ganz ähnliches Aussehen verlieh, errichtet zusammen mit dem Zimmerermeister Kaspar Stuber aus Rohr den neuen Turmoberbau. 1797 stellte man einen barocken Hochaltar des einheimischen Schreiner Georg Kobelstetter auf, der 1879 der Regotisierung unter Pfarrer Georg Ott (1862–1885) zum Opfer fiel. Aus neugotischer Zeit sind nur noch die Emporenbrüstung und die Kommunionbank erhalten. 1929 wurde der heutige Hochaltar aufgestellt. Mit der Entfernung der neugotischen Seitenaltäre im Jahr 1956 erhielt die Pfarrkirche ihr heutiges Aussehen. Die letzte Renovierungsmaßnahme erfolgte im Jahre 2002.[1]

Architektur

Außenbau und Portale

Bei der Stadtpfarrkirche handelt es sich um eine dreischiffige, sattelgedeckte Hallenkirche im spätgotischen Stil. Der ausgeschiedene Chor ist dabei etwas breiter als das Mittelschiff. Die Fensteröffnungen sind zeittypisch als Spitzbögen ausgeführt. Im nördlichen Chorwinkel erhebt sich der Glockenturm, dessen quadratischer Unterbau noch in gotische Zeit zurückreicht. Das Obergeschoss des Turmes wird von paarweise angeordneten Pilastern gegliedert, die Kanten sind mit Hohlkehlen versehen. Oberhalb eines reich profilierten Absatzes schließt der Turm mit Welschen Haube, die von einer Pyramide bekrönt wird, nach oben ab. Östlich des Turmes, natürlich mit einer direkten Verbindung zum Altarraum, ist die Sakristei angebaut.[2]

Innenraum

Die Kirche besitzt drei Zugänge: das Westportal, auf das man vom Stadtplatz kommend direkt zugeht, das Südportal zum Barbaraplatz hin und das Nordportal, das in jüngster Zeit einen modernen Vorbau mit Treppenaufgang zur Empore erhielt. In dieser Vorhalle ist auch die Jahreskrippe, deren Figuren zum Teil noch aus der Barockzeit stammen, untergebracht. Das spitzbogige Westportal steht in einer flachen Mauernische mit Netzrippengewölbe. Es ist von einem Kalksteinrahmen in Form eines Wimpergs mit Kreuzblume und seitlichen Fialen umgeben. Über dem ebenfalls kalksteingerahmten Südportal, welches korbbogig ausgeführt ist, ist eine Baldachinnische eingeschnitten. Die Konsolen mit geflügelten Fabelwesen sind noch original gotisch; die Figuren (von links nach rechts) der Heiligen Emmeram, Barbara und Wolfgang wurden in den 1980er Jahren erneuert.[2]

Innenraum

Das Langhaus besteht aus einer dreischiffigen, in fünf Joche gegliederten Halle, an die sich im Osten ein eingezogener Chor anschließt. Der durch einen spitzen Chorbogen eingezogene Altarraum ist breiter als das Mittelschiff und umfasst zwei Joche und einen Fünfachtelschluss. Haupt- und Seitenschiffe sind von einem Netzrippengewölbe überspannt, dessen Rippen aus schlanken Rundpfeilern ohne Kapitelle entspringen. Das hinterste Langhausjoch wird von der Orgelempore überspannt, die sich über alle drei Schiffe hinweg erstreckt. Dabei sind die Pfeifenreihen allesamt in den beiden Seitenschiffen angeordnet.

Ausstattung

Altäre

Der heutige aus Lindenholz geschnitzte Hochaltar der Kirche stammt aus dem Jahr 1929. Er wurde von den Wirtsleuten des Gasthofs Kuchlbauer, Michael und Babette Salleck, gestiftet und von Georg Schreiner gefertigt. Er soll die in dem Gotteshaus vertretenen Stilrichtungen verbinden: der Aufbau als Flügelaltar ist eine Reminiszenz an die Gotik, die etwas steife Ornamentik erinnert an das Barock. Die figurale Darstellung Christi als König im Auszug des Altares ist der Einführung des Christkönigsfestes durch Papst Pius XI. im Heiligen Jahr 1925 geschuldet. Bei ausgeklappten Altarflügeln sind links und rechts des Tabernakels je zwei Reliefs zu sehen; diese zeigen von links nach rechts die Geburt Christi, die Enthauptung der heiligen Barbara, das Martyrium des heiligen Sebastian und die Anbetung der Heiligen Drei Könige. In der Fastenzeit werden die Altarflügel zugeklappt, sodass die rückseitigen Gemälde Christus in der Ölbergangst (links) und Christus in der Rast (rechts) zu sehen sind. Künstler dieser beiden Werke ist Hermann Spatz (1899–1973) aus Germersheim, dessen Werke zu großen Teilen im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Volksaltar und Ambo sind modern. Als Volksaltar wird die 1929 mit dem Hochaltar von Georg Schreiner gefertigte Kredenz verwendet; der Ambo wurde aus Teilen einer schmiedeeisernen Gittertür der Kommunionbank gefertigt, die der ortsansässige Schlossermeister Michael Reithmeier 1928 oder 1929 schuf.[3]

Kanzel und Chorgestühl

Kanzel
Kriegerdenkmal mit Halbfigur der heiligen Barbara
Figurengruppe an der Stirnwand des Nordschiffes

Die barocke Kanzel am ersten nördlichen Pfeiler wurde 1698 angebracht. Der Korpus ist mit gewundenen Säulen und Muschelnischen verziert, welche die Figuren Christi und der vier Evangelisten enthalten. Auf dem Schalldeckel ist eine Papstfigur zu sehen, die wohl den Kirchenvater Gregor den Großen darstellen soll. Die Schnitzereien stammen von dem Künstler Anton Schnidtmann aus Neustadt an der Donau, die Figuren von dem Essinger Bildhauer Ulrich Voraus. In den Kriegswirren des Jahres 1945 traf ein Sprengkörper die Nordwand der Pfarrkirche; durch die Wucht der Detonation fiel der Kanzelkorb in den Mittelgang und wurde stark beschädigt. Nach dem Krieg konnte die Kanzel jedoch wieder originalgetreu restauriert werden. Das ebenfalls barocke Chorgestühl stammt aus dem Jahr 1726.[1]

Bildwerke und Figuren

Im Altarraum sind verschiedene Gemälde angebracht, die zu früheren Hochaltären gehörten: das Martyrium der heiligen Barbara (um 1797) und das Martyrium des heiligen Sebastian (1765) von dem barocken Hochaltar, beide an der Nordwand, sowie die heilige Barbara im Nazarenerstil (1869), gemalt von Joseph Valentin (1811–1895) für den neugotischen Hochaltar, an der Südwand. Außerdem zieren diverse Figuren, die ebenfalls früheren Altäre entnommen sind, den Chor. So wird der heutige Hochaltar von den Aposteln Petrus und Paulus flankiert, außerdem sind die Heiligen Nikolaus, Wolfgang, Katharina und Margareta zu sehen. Am Chorbogen befindet sich ein barockes Kruzifix mit freitagendem Lendentuch, welches Anfang des 18. Jahrhunderts geschnitzt wurde.[3]

Entlang der beiden Seitenwände ist der von dem Hofmaler Christian Wink (1738–1797) erstellte Kreuzwegzyklus im Rokokostil zu sehen. Unterhalb des ersten südlichen Fensters befindet sich eine Kopie des früheren Gnadenbildes Sankt Gilg am Moos in der gleichnamigen Wallfahrtskirche, die während der Säkularisation abgebrochen wurde. Daraus leitet sich die eines der ältesten und größten Volksfeste Bayerns her, des Abensberger Gillamoos. Außerdem sind im südlichen Seitenschiff eine Figur des heiligen Christophorus mit dem Jesusknaben und – oberhalb des Südportals – eine Kreuzigungsgruppe zu sehen. Während das Kruzifix aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt, werden die frühbarocken Assistenzfiguren Maria und Johannes aus der Zeit um 1600 einem Meister Öllinger aus Regensburg zugeschrieben.[3]

Unter der Empore ist nordseitig das Kriegerdenkmal zu sehen, ein frühes Werk Georg Schreiners, der später die Darstellung des Hochaltares schnitzte. Das neobarocke Denkmal wird von einer Halbfigur der heiligen Barbara als Sterbepatronin mit Kelch und Hostie geschmückt. Über dem Nordportal ist ein nazarenischen Gemälde in einem neugotischen Spitzbogenrahmen zu sehen, der heilige Antonius von Padua, dem das Jesuskind erscheint. Außerdem befinden sich an der Nordwand des Langhauses eine Rokokofigur des heiligen Wendelin von dem Bildhauer Johann Georg Rothmayer sowie eine barocke Pietà. Anstelle des nördlichen Seitenaltares sieht man heute eine spätgotische Skulptur aus der Zeit um 1450, die die heilige Maria mit Kind zeigt. Da die Gottesmutter dem Jesuskind einen Apfel reicht, symbolisiert sie die neue Eva. Im Rücken der Maria spannen zwei Engeln ein baldachinartiges Ehrentuch auf. Die Figurengruppe wird von den Nebenfiguren Franz Xaver (links) und Ignatius von Loyola (rechts) begleitet, beides Bildwerke des späten Rokoko aus der Zeit um 1785. Diese werden dem ortsansässigen Bildhauer Johann Gallus Weber (1751–1807) zugeschrieben, von dem weitere Werke zum Beispiel in der Pfarrkirche Pürkwang oder in der Wallfahrtskirche Bettbrunn befinden.[3]

Wandmalereien

An der Stirnseite des südlichen Seitenschiffs, also an der Stelle des damals beseitigten rechten Seitenaltares, wurde 1956 eine spätgotische Wandmalerei aus der Mitte des 15. Jahrhunderts freigelegt. Darauf ist der heilige Achatius dargestellt, flankiert von der heiligen Barbara (links) und der heiligen Katharina (rechts) dargestellt. Oberhalb zeigt ein deutlich größeres Gemälde den heiligen Leonhard als Befreier und Fürbitter der Strafgefangenen.[3]

An der Stirnwand der Westempore befinden sich drei weitere Wandgemälde. Diese sind laut Bezeichnung im Jahr 1585 entstanden und wurden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg freigelegt. Die Themen von Süd nach Nord sind: die Taufe Jesu, das Jüngste Gericht und die Auferstehung Jesu.[3]

Grabdenkmäler und Ölbergrelief

Unter dem Gillamoos-Gnadenbild St. Ägidius im Inneren der Kirche befindet sich das Grabdenkmal des allseits beliebten Abensberger Pfarrers und Lizenziaten der Theologie Ignatius Ponschab (1765–1787), der bis zu seiner Auflösung 1773 dem Jesuitenorden angehörte. Etwa an der gleichen Stelle ist auf der Außenseite die Grabplatte für den vormaligen Augustiner-Chorherren Ambrosius Mindl aus dem Kloster Indersdorf eingelassen, der von 1794 bis zu seinem Tod 1799 Pfarrer von Abensberg war.[2]

Auf der rechten Seite des Südportals erinnert ein Rotmarmorepitaph mit einem Relief an den im Jahr 1500 verstorbenen Abensberger Pfarrer Erasmus Rabein. Daneben befindet sich ein Kalksteinepitaph für die 1549 verstorbene Richilla Dorfpeck, die Gemahlin des Abensberger Richters Stephan Dorfpeck. Über der Inschrift ist die Reliefdarstellung eines Engels eingemeißelt, der die Wappen der Eheleute hält. Rechts davon sieht man eine von Säulen gerahmte Sandsteintafel, die – bereits stark verwittert – die Auferstehung Christi zeigt. Links neben dem Südportal ist eine Relieftafel aus Rotmarmor in die Außenmauer eingelassen, welche die Jahreszahl 1498 trägt und Jesus Christus mit seinen Jüngern am Ölberg darstellt.[2]

Weitere Grabdenkmäler wurden 2002 aus konservatorischen Gründen in die Vorhalle auf der Nordseite verbracht.[2]

Orgel

Die heutige Orgel – die fünfte in dieser Kirche – wurde 1961 von der Firma Michael Weise aus Plattling gebaut, wobei Teile des Vorgängerinstruments wiederverwendet wurden. Die vier Teilwerke befinden sich am linken und rechten Ende der Empore. Das Instrument besitzt 28 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal.[4]

Geläut

Die Pfarrkirche besitzt ein sechsstimmiges Salve-Regina-Geläut mit der Tonfolge as0-c1-es1-f1-as1-b1. Die siebte und kleinste Glocke, die noch aus dem Jahr 1732 stammt, zählt nicht zum Hauptgeläut und wird nur als Sterbeglocke geläutet. Hier die Glocken im Einzelnen:[5][6]

Nr. Name Gussjahr Gießer Gewicht [kg] Schlagton
1. Barbaraglocke 1947 oder 1949 Johann Hahn, Landshut 3550 as0+4
2. Marienglocke 1902 oder 1921 2000 c1-?
3. Patrona-Bavariae-Glocke 1947 oder 1949 1078 es1-6
4. Michaelsglocke 741 f1-4
5. Josefsglocke 433 as1+6
6. Bruder-Konrad-Glocke 304 b1-2
7. Sterbeglocke 1732 Johann Sedlpaur, Straubing ? ?

Literatur

  • Hans-Josef Bösl (Hrsg.): Sankt Barbara Abensberg - Wie es war und ist, Abensberg 2005.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Bayern II - Niederbayern. Bearbeitet von Michael Brix. Deutscher Kunstverlag, 2. durchgesehene und ergänzte Auflage, München 2008, ISBN 978-3-422-03122-7, S. 1–2.
  • Hans-Josef Bösl: Pfarrkirche Sankt Barbara Abensberg - Geschichtlicher Werdegang, Geistliches Profil, Abensberg 2012.

Weblinks

Commons: St. Barbara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Hans-Josef Bösl: Pfarrkirche Sankt Barbara Abensberg – Geschichtlicher Werdegang, Geistliches Profil, S. 6–10.
  2. a b c d e Hans-Josef Bösl: Pfarrkirche Sankt Barbara Abensberg – Geschichtlicher Werdegang, Geistliches Profil, S. 22–26.
  3. a b c d e f Hans-Josef Bösl: Pfarrkirche Sankt Barbara Abensberg – Geschichtlicher Werdegang, Geistliches Profil, S. 11–21.
  4. Willibald Kerschensteiner: Die Orgeln in den Kirchen der Pfarrei St. Barbara – Abensberg, in Hans-Josef Bösl (Hrsg.): Sankt Barbara Abensberg – Wie es war und ist, Abensberg 2005.
  5. Abensberg, Stadtpfarrkirche St. Barbara. Online auf glockenklaenge.de. Abgerufen am 17. Juli 2016.
  6. Abensberg (KEH) - St. Barbara: Läuten zur Sonntag-Abendmesse. Online auf www.youtube.com. Abgerufen am 17. Juli 2016.

Koordinaten: 48° 48′ 54,9″ N, 11° 50′ 49,1″ O