Schienenverkehr im Kosovo

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Trainkos

Logo
Rechtsform Öffentliches Unternehmen
Gründung 1999
Sitz Kosovo Polje/Fushë Kosova
Leitung Hasan Ibraj
(Verwaltungspräsident)
Betim Gjoshi
(CEO)
Branche Transportunternehmen
Website www.trainkos.com
Eisenbahnlinien im Kosovo (interaktive Karte)
Bahnhof in Fushë Kosova/Kosovo Polje
Intercity bei Bablak

Trainkos ist die Betreibergesellschaft der Eisenbahnen im Kosovo. Sie wurde 1999 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Kosovo Polje/Fushë Kosova.

Organisation

Im September 2011 wurden die Kosovarischen Eisenbahnen (alb. Hekurudhat e Kosovës; serb. Kosovske Železnice) in zwei Unternehmen geteilt: die Trainkos übernimmt seitdem den Personen- und Güterverkehr mit den Fahrzeugen, während die Infrakos für die Instandsetzung der Bahninfrastruktur zuständig ist.

Geschichte

1873 wurde die erste Eisenbahnlinie auf dem Staatsgebiet des heutigen Kosovo errichtet. Sie führte von Skopje im Süden über Đeneral Janković und Kosovo Polje nach Norden zur Stadt Kosovska Mitrovica. Sie wurde von der Compagnie des Chemins de fer Orientaux (CO) erbaut, welche von Maurice de Hirsch geleitet wurde und unter osmanischer Hoheit stand.

Zwischen 1929 und 1991 wurde die Eisenbahn von den Jugoslovenske Železnice (JŽ) betrieben und ging dann an die Železnice Srbije (ŽS). Nach dem Kosovokrieg 1999 bildeten sich aus den im Kosovo gelegenen Anteilen des Schienennetzes der ŽS die Hekurudhat e Kosovës (HK) oder Kosovske Železnice (KŽ) heraus, die 2001 ihren regulären Betrieb aufnahmen. Zwischen 1999 und 2001 war die Benutzung der kosovarischen Eisenbahnen kostenlos. 2011 änderten die HK ihren Namen in Trainkos.[1]

Schienennetz

Eisenbahnnetz Kosovos

Trainkos betreibt im Land ein Schienennetz von 436,851 Kilometern Länge, von denen 333,451 Kilometer für den Personen- und Güterverkehr und 103,4 Kilometer nur für den Güterverkehr genutzt werden. Das nicht elektrifizierte Netz bestand ursprünglich aus zwei sich in Fushë Kosova kreuzenden Strecken: zum einen eine von Kraljevo in Westserbien über Kosovska Mitrovica und Fushë Kosova nach Skopje in Mazedonien verlaufende Hauptstrecke, zum anderen eine in Ost-West-Richtung verlaufende Nebenstrecke von Niš in Südserbien über die Hauptstadt Priština und Fushë Kosova in zwei Abzweigungen nach Peć und Prizren. Von diesen Verbindungen sind heute die Verbindung von Priština über Fushë Kosova nach Peć sowie von Priština über Fushë Kosova nach Han i Elezit (Mazedonien) in Betrieb. Im Nordkosovo betreibt die serbische ŽS die Verbindung Kraljevo – Zvečan. Die übrigen Verbindungen sind zurzeit ohne Eisenbahnverkehr. Seit Jahren existieren Planungen, den Abschnitt von Prizren nach Albanien zu verlängern, um so einen Anschluss an das Netz der Hekurudha Shqiptare herzustellen. Diese Pläne sind bisher nicht über Absichtserklärungen hinausgekommen.

Betrieb

Personenverkehr

Es werden im nationalen Personenverkehr die Zuggattungen Lokalzug, Freedom of Movement[2] und InterCity unterschieden. Als Rollmaterial kommt meistens eine Y1-Doppeltraktion oder eine Di 3 mit zwei ehemaligen SJ-Personenwagen zum Einsatz; der InterCity besteht normalerweise aus einem ehemaligen SJ-Wagen der Trainkos und einem mazedonischen Personenwagen.

Zwischen Priština und Peć verkehren täglich zwei Lokalzug-Paare, wobei eine Zugkomposition in Peć übernachtet. Die Züge benötigen für diese Strecke knapp zwei Stunden.

Zwischen Fushë Kosova und Hani i Elezit (Grenze zu Mazedonien) verkehren zwei Freedom of Movement-Zugpaare sowie ein Lokalzug-Paar. Als einzige internationale Personenzugverbindung verkehrt das InterCity-Zugpaar (IC 891/892) von Priština über Fushë Kosova nach Skopje und zurück. In Richtung Fushë Kosova verkehren alle Züge mit Halt an allen Stationen, in der Gegenrichtung halten alle Züge unterschiedlich, einzig der abendliche Lokalzug hält überall. Die Züge benötigen für die Strecke Fushë Kosova-Hani i Elezit knapp anderthalb Stunden.

Bis März 2008 verkehrten zwei weitere Freedom of Movement-Zugpaare von Fushë Kosova bis Lešak (nördlich von Leposavić), dieser Verkehr musste aber aufgrund der Spannungen mit Serbien bis auf Weiteres eingestellt werden.

Güterverkehr

Von Bedeutung ist der nationale Güterverkehr, der mehrere über das gesamte Staatsgebiet verstreute Betriebe wie Kalkwerke und andere bedient. Der internationale Güterverkehr wird auch über Hani i Elezit abgewickelt, das Containerterminal befindet sich in der Nähe des Flughafens Priština bei der Station Miradi.

Nachfolgend eine unvollständige Liste der regelmäßigen Gütertransporte:

  • Kohletransporte Obiliq - NewCoFerronikeli-Werk in Gllogoc. Übergabe von der Kohlemine in Obiliq mittels Werkslokomotive. Meistens alle zwei Tage.
  • Tonerde-Transporte von der Mine Golesh (südwestlich des Flughafens Priština) zum NewCoFerronikeli-Werk in Gllogoc. Meistens täglich.[3]
  • Diverse Güter (Container, Zisternen, Stückgut) zwischen Hani i Elezit (von/nach Mazedonien) und Miradi mit Bedienung von verschiedenen Anschlussgleisen unterwegs. Meistens täglich.

Nordkosovo

Am 3. März 2008 (drei Wochen nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo) gab die serbische Eisenbahngesellschaft ŽS bekannt, dass sie nach neun Jahren wieder die "Kontrolle über ihre Infrastruktur im Nordkosovo" zwischen den Bahnhöfen Lešak (Grenzstation des Kosovo zu Serbien) und Zvečan bei Mitrovica übernommen habe. Sobald die Betriebssicherheit nach den serbischen Bahnstandards überprüft worden ist, werde die ŽS den Eisenbahnverkehr auf dieser Strecke wieder aufnehmen. Dazu sollen auch 50 serbische Eisenbahner, die bislang bei der kosovarischen Eisenbahn tätig waren, nun von der serbischen Eisenbahn übernommen werden. Diese hatten zuvor in Zvečan einen Personenzug, der zwischen Fushë Kosova und Lešak verkehrte, aufgehalten. Die serbische Eisenbahn hatte zum Zeitpunkt der Bekanntmachung die UNMIK-Mission über ihre Entscheidung nicht informiert.[4]

Aktuell (2013) verkehren zweimal täglich Dieseltriebwagen der serbischen Baureihe 711 von Kraljevo über Raška und den Grenzbahnhof Lešak hinaus bis Zvečan, dem letzten Bahnhof vor Mitrovica und zugleich letzten Ort in vorwiegend von Serben bewohntem Gebiet. [5] Es findet über dieses Teilstück sowohl Personen- wie auch Güteraustausch mit Serbien statt, so dass unter anderem Treibstoff ohne Zollabgabe an den kosovarischen Staat in den Kosovo transportiert wird. Die Bahnhöfe sind mit serbischem Personal besetzt, und die Fahrkarten werden in Dinar bezahlt. [6] Die politischen Spannungen verhindern jeglichen Zugverkehr zwischen Zvečan und Mitrovica; ab Mitrovica wird die Strecke grundsätzlich von Trainkos wieder bedient, es gibt aber keinen regelmäßigen Personen- oder Güterverkehr bis Obiliq (Güterzüge) beziehungsweise Fushë Kosova (Personenzüge).

Fahrzeugmaterial

Trainkos
nach Belgrad (Železnice Srbije)
Staatsgrenze zu Serbien
Leshak/Lešak
Leposaviq/Leposavić
Zveçan/Zvečan
Mitrovica
Vushtrria/Vučitrn
Prilluzha/Prilužje
Obiliq/Obilić
nach Niš (Železnice Srbije)
Staatsgrenze zu Serbien
Livadhia/Livadica
Podujeva/Podujevo
Bardhosh/Devet Jugovića
Priština
Fushë Kosova/Kosovo Polje
Golesh-Mine
Gllogoc/Glogovac
Bardh/Belacevac
Klina
Peć
Xërxa/Zrze
Krusha e Vogël/Mala Kruša
Prizren
geplante Verlängerung nach Albanien
Miradi/Teretna
Lipjan/Lipljan
Bablak/Babljak
Ferizaj/Uroševac
Gurëz/Grlica
Kaçanik/Kačanik
Han i Elezit/Đeneral Janković
Staatsgrenze zu Mazedonien
nach Skopje (Makedonski Železnici)

Die Fahrzeuge stammen aus Beständen der ehemaligen Jugoslawischen Eisenbahnen JŽ sowie Importen aus verschiedenen europäischen Ländern.

Lokomotiven

An Lokomotiven sind sowohl ehemals jugoslawische Diesellokomotiven der Baureihe 661 von General Motors vorhanden wie auch aus Norwegen importierte Nydqvist och Holm-Lokomotiven und eine dieselhydraulische Lokomotive der Baureihe Vossloh G 1700-2 BB. Auf der InnoTrans 2010 wurde zudem eine vom kroatischen Lokomotivenhersteller Gradelj modernisierte General Motors JT 38 CW-DC vorgestellt.

Während im Güterverkehr alle Loktypen zum Einsatz kommen, werden für Personenzüge nur die NOHABs verwendet. Dies sind im Normalfall alle Personenzüge zwischen Fushë Kosova und Hani i Elezit und im Ausnahmefall Personenzüge zwischen Fushë Kosova und Peć.

Fahrzeugnummer Typ Status
001 Ehemals JZ 661 128 De facto ausrangiert, Ersatzteilspender
002 Ehemals JZ 661 132 Betriebsfähig, Güterverkehr
003 Ehemals JZ 661 228 Betriebsfähig, Güterverkehr
004 Ehemals JZ 661 231 Betriebsfähig, Güterverkehr
005 Ehemals NSB Di 3a 619 "NOHAB" Betriebsfähig, Personen- und Güterverkehr
006 Ehemals NSB Di 3a 633 "NOHAB" Generatorschaden, in Reparatur (Stand Juli 2009)
007 Ehemals NSB Di 3b 641 "NOHAB" Betriebsfähig, Personen- und Güterverkehr
008 Ehemals NSB Di 3b 643 "NOHAB" Betriebsfähig, Personen- und Güterverkehr
009 Vossloh G 1700-2 BB Betriebsfähig, Güterverkehr
2 061 501 Modernisierte General Motors JT 38 CW-DC

Triebwagen

Normalerweise wird der gesamte Verkehr zwischen Fushë Kosova und Peć mit von Fiat gebauten, ehemaligen SJ-Triebwagen der Baureihe Y1 abgewickelt. Gelegentlich kommen auch Y1 auf der Strecke nach Hani i Elezit zum Einsatz. Weiter sind ebenfalls von Fiat gebaute ehemalige FS-Triebwagen der Baureihe ALn 668 vorhanden, diese werden aber aktuell nicht benötigt und sind in Fushë Kosova abgestellt.

Fahrzeugnummer Typ Status
1528, 1531, 1534 Ehemals FS ALn 668 Grundsätzlich betriebsfähig, kleinere Defekte, aktuell nicht benötigt
01, 02, 03, 04 Ehemals SJ Y1 1281, 1304, 1306, 1313 01, 02, 04 betriebsfähig, 03 unbekannt

Wagenmaterial

Vorhanden ist sowohl Wagenmaterial aus dem Bestand der ehemaligen JŽ wie auch gebrauchte Fahrzeuge aus ganz Europa. Alle lokbespannten Züge werden derzeit mit aus Schweden importierten Schnellzugswagen (sowie im Falle des IC mit einem Wagen der Mazedonischen Eisenbahnen MŽ) gefahren.

Bilder

Lokomotiven

Triebwagen

Literatur

Weblinks

Commons: Trainkos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zur Umbenennung: bac: Neuzugang in Kosovo. In: Eisenbahn-Revue International 12/2011, S. 602.
  2. Freedom of Movement steht hier für den UNDP-organisierten Verkehrsdienst für die nationalen Minderheiten, d.h. Serben und Roma.
  3. Kosovo Railways, Ferronikeli in 2.0 Mln Euro Transport Deal
  4. Der Standard, 3. März 2008
  5. [1]
  6. Reisebericht zum "Balkan-Express"