Universität Basel
Universität Basel | |
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Gründung | 4. April 1460 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Basel, Schweiz |
Rektorin | Andrea Schenker-Wicki |
Studierende | 12'729 (2015)[1] |
Professoren | 377[1] |
Jahresetat | 745 Mio. CHF (2015)[1] |
Netzwerke | Eucor |
Website | www.unibas.ch |
Die Universität Basel wurde im Jahr 1460 gegründet und ist damit die älteste Hochschule der Schweiz.
Die universitären Einrichtungen sind über die Innenstadt verteilt. Das Kollegienhaus aus dem Jahr 1939 mit mehreren Hörsälen und einer Aula für 500 Personen sowie Arbeits- und Verwaltungsbüros liegt auf der Südseite des Petersplatzes.[2] Die Universitätsbibliothek Basel ist eine der bedeutendsten Bibliotheken der Schweiz.
Geschichte
Bereits während des Basler Konzils (1431–1449) bestand eine Konzilsuniversität. Die Stiftungsurkunde für eine permanente Universität in Form einer päpstlichen Bulle von Papst Pius II. stammt vom 12. November 1459, die Gründungsfeier fand am 4. April 1460 statt. Den Betrieb nahm die Universität am Folgetag auf. Erster Rektor war der von Fürstbischof Johann von Venningen eingesetzte Dompropst Georg von Andlau. Ursprünglich verfügte die Universität Basel über vier Fakultäten – und zwar jene der Artisten, eine medizinische, eine theologische und eine juristische. Die Artistenfakultät (artes liberales) diente dabei bis 1818 als Grundlage für die drei anderen Studienfächer. Ursprünglich lagen sämtliche Hörsäle der Universität in Gebäuden am Rheinsprung.
Basel war schon wegen der Strahlkraft des Bischofs und der verschiedenen Orden seit langer Zeit Anziehungspunkt und Durchgangsort für Kleriker, Mönche und Intellektuelle und damit Ort der intellektuellen (theologischen, philosophischen und juristischen) Debatte und qualifizierte nicht zuletzt dadurch (nicht nur wegen der geografischen Lage an der Sprachgrenze und im Zentrum Europas und der guten Erreichbarkeit) als Austragungsort für das Basler Konzil. Dieses prägte die Stadt entscheidend und nachhaltig, so dass es zur Gründung der Universität Basel durch Papst Pius II., der früher als junger Kleriker als Schreiber am Konzil mitgearbeitet hatte, gekommen ist. Somit konnte der intellektuelle Austausch auch nach dem Konzil institutionalisiert und weitergeführt werden. Unmittelbar in den ersten hundert Jahren erfuhr die Universität einen grossen Aufschwung, kamen doch sofort grosse Gelehrte in die Stadt, was Basel zu einem Zentrum der frühen Buchdruckerkunst und des Humanismus (v.a. durch den Kleriker und Augustiner-Chorherren Erasmus von Rotterdam) machte. Die erste Erwähnung der Universitätsbibliothek Basel datiert von 1471. Die Bibliothek, die heute mit über drei Millionen Büchern und Schriften eine der grössten Bibliotheken der Schweiz ist, war in ihren Anfangszeiten recht unbedeutend. Erst durch die Eingliederung von Bücherbeständen aus den durch die Reformation von 1529 aufgelösten und verstaatlichten Klöstern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und den Aufschwung des humanistischen Buchdrucks in Basel gewann sie enorm an Umfang und an Bedeutung.
Mit der wachsenden Bedeutung der Naturwissenschaften wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere neue Fächer geschaffen. Die erste Studentin an der Universität war die Medizinerin Emilie Frey, welche sich 1890 immatrikulierte. Im Jahr 1937 wurden die Naturwissenschaften offiziell in der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zusammengefasst. Das weltweit bekannte Biozentrum der Universität Basel kam 1971 dazu. Die Zusammenlegung der wirtschaftswissenschaftlichen Fächer führte 1988 zur Bildung des Wirtschaftswissenschaftlichen Zentrums (WWZ). 2003 erfolgte die Gründung der Fakultät für Psychologie.
- Rektoren
- Liste der Rektoren an der Universität Basel
- Werner Arber, Mikrobiologe, 1986–1988
- Karl Pestalozzi, Germanist, 1990–1992
- Luzius Wildhaber, Jurist, 1992–1994
- Hans-Joachim Gütherodt, Physiker, 1994–1996
- Rene Frey, Wirtschaftswissenschaftler, 1996–1998
- Ulrich Gäbler, Kirchenhistoriker, 1998–2006
- Antonio Loprieno, Ägyptologe, 2006–2015
- Andrea Schenker-Wicki, Betriebswirtschaftlerin, seit 1. August 2015
Administration und Aufbau
Die Universität fällt in den Zuständigkeitsbereich der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Seit dem 1. Januar 1996 wurde vertraglich eine wesentlich stärkere Beteiligung des Kantons Basel-Land festgelegt. Diese war notwendig geworden, da in den 1980er und 1990er Jahren eine Verlagerung der Herkunft der Studierenden vom Stadt- zum Landkanton zu verzeichnen war. Am 11. März 2007 haben die Baselbieter Stimmbürger mit beinahe 85 Prozent einer gemeinsamen Trägerschaft rückwirkend per 1. Januar 2007 zugestimmt. Die Basler Hochschule ist damit die erste Universität, die von zwei Halbkantonen gemeinsam und gleichberechtigt finanziert und geführt wird.
Mit dem Inkrafttreten des neuen Universitätsgesetzes 1996 hat die Universität das Recht auf Selbstverwaltung erhalten. Oberstes Entscheidungs- und Aufsichtsorgan der Universität Basel ist der Universitätsrat, dessen stimmberechtigte Mitglieder von beiden Basler Halbkantonen („beider Basel“) gewählt werden.
Die Universität ist Mitglied der Europäischen Konföderation der Oberrheinischen Universitäten (EUCOR).
Die Universität in Zahlen
Zu Beginn des Herbstsemesters 2007 waren an der Universität Basel 9'196 Studierende und 2'164 Doktorierende eingeschrieben. Der Frauenanteil lag laut Jahresbericht 2008 bei 55,3 Prozent. Schliesst man auch die Studierende in universitären Weiterbildungen, Studenten in Austauschprogrammen und Hörer mit ein, so zählte nach einer fast 550-jährigen Geschichte die Universität Basel im Herbstsemester 2007 zum ersten Mal über 11'000 Studierende. 317 Professoren (15,8 Prozent Frauenanteil) lehrten 2008 an der Universität Basel. Die staatliche getragene Hochschule verfügt über ein Jahresetat von 538,9 Millionen Schweizer Franken.
Fakultäten und Forschungsschwerpunkte
Heute gliedert sich die Universität Basel in sieben Fakultäten:
- Theologische Fakultät
- Juristische Fakultät (Liste von Rechtswissenschaftlern)
- Medizinische Fakultät
- Philosophisch-Historische Fakultät
- Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
- Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
- Fakultät für Psychologie
Laut der Ende 2012 vorgestellten „Strategie 2014“, die für die Leistungsperioden 2014–2017 und 2018–2021 gilt, fokussiert sich die Universität Basel in Forschung und Lehre auf sechs thematische Schwerpunkte, nämlich Life Sciences, Bildwissenschaften, Nanowissenschaften, Nachhaltigkeits- und Energieforschung, European and Global Studies sowie Narrativität.[3] Die medizinische Forschung wird in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Basel geleistet. An der Universität Basel sind zwei Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) angesiedelt: Bildkritik und Molecular Systems Engineering. Der NFS Nanowissenschaften (2001–2013) wurde in das Swiss Nanoscience Institute übergeführt; der NFS Sesam wurde 2009 eingestellt.[4]
Das Departement Physik betrieb von 1959 bis 2013 mit dem Reaktor AGN-211-P einen funktionsfähigen Forschungsreaktor.[5] Das Departement Pharmazeutische Wissenschaften der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist Träger des Pharmazie-Historischen Museums (seit 1925). Die Medizinische Fakultät ist Träger des Anatomischen Museums (seit 1824). Das 2005 geschaffene Fach Gesellschaftswissenschaften der Philosophisch-Historischen Fakultät wurde 2013 gestrichen.[6]
Rankings
In den vergangenen zehn Jahren wurde die Universität Basel in den gängigen internationalen Hochschulrankings zumeist den weltweit besten zweihundert Universitäten zugerechnet, wobei der einzelne Rang von Jahr zu Jahr stärkeren Schwankungen unterworfen war.[7] Im Academic Ranking of World Universities des Jahres 2016 liegt sie in der Ranggruppe 101-150.[8] Die QS World University Rankings verzeichnen sie 2016 auf Rang 141[9] und das THE World University Ranking führt sie 2016–2017 an 98. Position.[10]
Berühmte Persönlichkeiten
Eine der berühmtesten Personen, die an der Universität lehrten, war der deutsche Philosoph und Dichter Friedrich Nietzsche (lehrte in Basel griechische Sprache und Literatur).
An der Universität Basel haben unter anderem gelehrt:
- Bonifacius Amerbach
- Johann Jakob Bachofen
- Karl Barth, Theologe
- Arthur Baumgarten
- Philipp Bechius (1521–1560)
- Carl Albrecht Bernoulli
- Daniel Bernoulli
- Jakob Bernoulli, Mathematiker
- Johann Bernoulli
- Erasmus, Humanist
- Karl Binding
- Edgar Bonjour, Historiker
- Sebastian Brant
- Jacob Burckhardt
- Ernst Ludwig Ehrlich
- Thomas Erastus
- Adolf Gasser
- František Graus
- Hans Rudolf Guggisberg
- Wolfgang Holzgreve
- Karl Jaspers, Philosoph
- Otto Kirn
- Joachim Latacz
- Peter Luder (1468)
- Herbert Lüthy
- Jacob Achilles Mähly (1864)
- Rudolf Massini der Ältere
- Rudolf Massini der Jüngere
- Markus Mattmüller
- Karl Meuli
- Sebastian Münster
- Walter Muschg, Schriftsteller
- Johannes Oekolampad, Reformator
- Franz Overbeck
- Alexander Markowitsch Ostrowski
- Heinrich Ott
- Paracelsus, Heilkundler
- Amandus Polanus von Polansdorf
- Adolf Portmann
- Edgar Salin
- Christian Friedrich Schönbein
- August Socin, Arzt
- Jeschajahu Leibowitz, Mediziner und Biochemiker
- Johann Jacob Spreng
- Andreas von Tuhr, Jurist (* 1864; † 1925)
- Hans-Peter Tschudi
- Wilhelm Vischer-Bilfinger
- Hermann von der Goltz
- Wilhelm Wackernagel
- Luzius Wildhaber, Jurist
- Theodor Zwinger III.
Die Universität Basel wurde unter anderem besucht von:
- Jonas Breitenstein, Dichterpfarrer
- Leonhard Euler, Mathematiker
- Albrecht von Haller
- Franz Heinrich Höltich, Jurist
- Johann Adolph Höltich, Jurist
- Beatrice Weder di Mauro, Wirtschaftswissenschaftlerin
- Johann Caspar Pflaume, Jurist
- Johann Diedrich Schaffshausen
- Alfons Karl Zwicker
- Ulrich Zwingli, Reformator
- Carl Gustav Jung, Psychiater und Psychotherapeut
- Jeanne Hersch, Philosophin
Die Universität Basel kann zwei Nobelpreisträger in Medizin aufweisen: Tadeus Reichstein (1950) und Werner Arber (1978).
Mit der Universität Basel verbundene Institute
- Schweizerisches Tropen- und Public-Health-Institut
- Friedrich-Miescher-Institut
- Basel Institute on Governance
- Schweizerische Friedensstiftung
Bedeutende Gebäude der Universität
Die Alte Universität in Basel ist ein mittelalterliches, gelbes Gebäude am Rheinsprung in der Grossbasler Altstadt, mit einer Hofarkade am Rhein. 1859/60 wurde das Haus unter der Leitung von Johann Jakob Stehlin dem Jüngeren umgebaut und aufgestockt. Bis 1939 war dort der Hauptsitz der Universität.[12] Koordinaten: 47° 33′ 29,2″ N, 7° 35′ 25″ O; CH1903: 611414 / 267500
Das 1939 eröffnete Kollegienhaus am Petersplatz beherbergt zahlreiche Hörsäle sowie die grosse Aula der Universität. Ebenso befindet sich dort eine Cafeteria, die universitäre Sozialberatung, das Büro des Universitätssports, und die Stelle für die Anmeldung neuer Studenten.
Das Biozentrum und das Pharmazentrum befinden sich an der Klingelbergstrasse. Diese Gebäude sind miteinander verbunden, und beinhalten Hörsäle, Praktikumsräume und Computerräume, die vor allem von Studenten der Biologie, Pharmazie und der Informatik genutzt werden. Ansonsten ist dort die universitäre Pharmazie- und Molekularbiologie-Forschung angesiedelt. Auf dem benachbarten "Schällemätteli" wird an der Stelle des damaligen Gefängnisses ein neues Zentrum für die biologische Forschung erstellt. Seit 2013 entsteht mit einem 73 Meter hohen Hochhaus der neue Hauptbau, der Biozentrum-Turm.
Das Bernoullianum – direkt bei der Universitätsbibliothek gelegen – steht unter Denkmalschutz und wurde 1872 als erstes der Naturwissenschaft dienendes Uni-Gebäude erstellt.
Am Nadelberg befinden sich einige Seminare, unter anderem jene für englische Sprach- und Literaturwissenschaft, in spätmittelalterlichen Gebäuden. Die derzeit jüngsten Gebäude der Universität sind jene der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften am Bahnhof Basel SBB.
Literatur
- Edgar Bonjour: Die Universität Basel von den Anfängen bis zur Gegenwart 1460–1960. Basel 1960; 2. Auflage. Helbing und Lichtenhahn, Basel 1971.
- Albrecht Burckhardt: Geschichte der Medizinischen Fakultät zu Basel 1460–1900. Basel 1917.
- Franz Egger: Die Universität Basel. Hauptdaten ihrer Geschichte 1460–2010. Reinhardt, Basel 2010, ISBN 978-3-7245-1667-5.
- Mario König: In eigener Sache. Die Universität Basel unterwegs zu Autonomie und neuer Trägerschaft 1985–2010 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft. Band 89). Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal 2010, ISBN 978-3-85673-282-0.
- Georg Kreis: Die Universität Basel 1960–1985. Hrsg. von der Akademischen Zunft anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens als Festgabe an die Universität. Helbing und Lichtenhahn, Basel, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-7190-0945-9.
- Georg Kreis: Orte des Wissens. Die Entwicklung der Universität Basel entlang ihrer Bauten. Merian, Basel 2010, ISBN 978-3-85616-505-5.
- Andreas Staehelin: Geschichte der Universität Basel 1632–1818. 2 Bände. Basel 1957.
- Andreas Staehelin: Geschichte der Universität Basel 1818–1835. Basel 1959.
- Andreas Staehelin (Hrsg.): Professoren der Universität Basel aus fünf Jahrhunderten. Bildnisse und Würdigungen. Basel 1960.
- Albert Teichmann: Die Universität Basel in den fünfzig Jahren seit ihrer Reorganisation im Jahre 1835. Schultze'sche Universitäts-Buchdruckerei (F. Reinhardt), Basel 1885.
- Rudolf Thommen: Geschichte der Universität Basel 1532–1632. Basel 1889 (online)
- Wilhelm Vischer: Geschichte der Universität Basel von der Gründung 1460 bis zur Reformation 1529. Basel 1860.
- Hans Georg Wackernagel (Hrsg.): Die Matrikel der Universität Basel [1460–1817/18]. 5 Bände. Verlag der Universitätsbibliothek, Basel 1951–1980.
Weblinks
- Website der Universität Basel
- Website des Historischen Seminars Basel zur Geschichte der Universität, entstanden zum 550. Jubiläum der Uni Basel
- Geschichte der alten Universität am Rheinsprung auf altbasel.ch
- Georg Kreis: Universität Basel. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Jahresbericht 2015 der Universität Basel (PDF, 1.3 MB)
- ↑ Dorothee Huber: Das Kollegienhaus der Universität Basel. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 449). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2003, ISBN 3-85782-449-2.
- ↑ TagesWoche vom 23. November 2012.
- ↑ NFS Sesam auf der Website des Schweizerischen Nationalfonds
- ↑ www.kernenergie.ch ( vom 15. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Aline Wanner: Uni Basel streicht Fach. Gesellschaftswissenschaften werden nicht mehr angeboten. In: Aargauer Zeitung. 1. März 2013, ISSN 1661-0539 („Claudia Opitz, Dekanin der Philosophisch-Historischen Fakultät, sagt, das Fach, das erst 2005 eingeführt wurde, habe sich nicht bewährt.“).
- ↑ Zusammenfassende Übersicht der Rankings aller Schweizer Universitäten.
- ↑ Academic Ranking of World Universities 2016
- ↑ QS University of Basel Rankings
- ↑ THE World University Ranking, University of Basel
- ↑ Uni News: Alte Universität bereit fürs Frühjahrssemester. Abgerufen am 7. September 2016.
- ↑ Martin Möhle: Alte Universität Basel. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 795, Serie 80). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2006, ISBN 978-3-85782-795-2.