Benutzer:Mdgrafrath/Baustelle

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Wappen Deutschlandkarte
Mdgrafrath/Baustelle
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Mdgrafrath/Baustelle hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 7′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 48° 7′ N, 11° 10′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Fürstenfeldbruck
Verwaltungs­gemeinschaft: Grafrath
Höhe: 550 m ü. NHN
Fläche: 14,43 km2
Einwohner: 4064 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 282 Einwohner je km2
Postleitzahl: 82284
Vorwahl: 08144
Kfz-Kennzeichen: FFB
Gemeindeschlüssel: 09 1 79 125
Gemeindegliederung: 5 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 64
82284 Mdgrafrath/Baustelle
Website: www.grafrath.de
Bürgermeister: Hartwig Hagenguth (Bürger für Grafrath)
Lage der Gemeinde Mdgrafrath/Baustelle im Landkreis Fürstenfeldbruck
KarteAmmerseeLandkreis Aichach-FriedbergLandkreis StarnbergLandkreis MünchenLandkreis Landsberg am LechLandkreis DachauMünchenAdelshofen (Oberbayern)AllingAlthegnenbergEgenhofenEichenauEmmering (Landkreis Fürstenfeldbruck)FürstenfeldbruckGermeringGrafrathGröbenzellHattenhofen (Bayern)JesenwangKottgeiseringLandsberiedMaisachMammendorfMittelstetten (Oberbayern)MoorenweisOberschweinbachOlchingPuchheimSchöngeisingTürkenfeld
Karte

Grafrath ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Grafrath. Sie erstreckt sich auf beiden Seiten der Amper rund 10 km südwestlich von Fürstenfeldbruck und 30 km westlich von München.

Die Gemeinde entstand im Jahr 1972 durch den Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Gemeinden Unteralting und Wildenroth. Zu Unteralting gehörten die Weiler Mauern und Grafrath, zu Wildenroth der Ortsteil Höfen. Ursprünglich sollte auch das Dorf Kottgeisering dabei sein, lehnte aber einen Zusammenschluss ab und blieb so innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Grafrath eine selbständige Gemeinde. Die Gemeinderäte von Unteralting und Wildenroth hingegen sprachen sich in getrennten Sitzungen einstimmig für eine Fusion unter dem Namen Grafrath aus.

Ortsteile und ihre Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unteralting[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsteil Unteralting geht zurück auf die Bajuwarensiedlung Alamuntinga (Alting). Ihre Anfänge lagen wohl ursprünglich auf der nördlichen Seite der Amper im Bereich der Marienkirche zu Höfen, wo heute noch die Pfarrkirche von Unteralting steht. In Zusammenhang mit der Klostergründung des Grafen Rath/Rasso dürfte das Dorf Alting auf die Südseite der Amper verlegt worden sein. Da es damit nicht mehr auf dem Gebiet des Bistums Freising, sondern wie die Gründung des Grafen Rath und das spätere Herrschaftsgebiet der Andechser im Gebiet des Bistums Augsburg lag, baute Graf Rath oder die Grafen von Andechs für das Dorf eine eigene Kirche, die St. Mauritiuskirche. Nach dem Untergang der Andechser fiel der Ort mit der Mauritiuskirche an die Herren von Seefeld. Im Jahr 1477 wurde das Dorf wieder in das Bistum Freising eingegliedert, gleichzeitig die 804 in einer Freisinger Taditionsurkunde zum ersten Mal erwähnte Marienkirche in Höfen als Pfarrkirche bestimmt und die Mauritiuskirche in Unteralting zur Filialkirche herabgestuft. In den Urkunden des Klosters Fürstenfeld, dem die neue Pfarrei inkorporiert wurde, findet sich regelmäßig die Bezeichnung: "Pfarrei der seligen Jungfrau Maria zu Höfen, auch Kottalting genannt". Nach Auflösung der Herrschaft Seefeld 1848 kam Unteralting als selbständige Gemeinde innerhalb des Regierungsbezirks Oberbayern zunächst zum Landgericht Starnberg, ab 1862 zum Bezirksamt Bruck. Die Mauritiuskirche, die in der Nachfolge der Andechser eine Eigenkirche der Herren von Seefeld gewesen war, wurde vom Erzbistum München und Freising übernommen. [2]

Mauern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kapelle St. Georg in Mauern

Das Dorf Mauern mit der kleinen St. Georgskirche liegt etwa zwei Kilometer südöstlich von Unteralting. Es gehörte wie Unteralting zur Herrschaft Seefeld. Hauptsächlicher Grundherr war bis zur Säkularisation das Kloster Fürstenfeld, dem auch die Kapelle direkt unterstand. Nach der Säkularisation kauften die Bürger von Mauern die Kapelle dem Staat ab, so dass sie heute im Besitz der Nachfolgegemeinde Grafrath ist. Bei der Gemeindebildung 1818 wurde Mauern als Weiler der Gemeinde Unteralting zugeordnet. Die Ähnlichkeit des Ortsnamens (älteste Form "Muron") mit dem lateinischen "muri" hat zur Vermutung Anlass gegeben, es handle sich um eine Römersiedlung. Dafür gibt es zwar keine archäologischen Befunde, auf Grund der Lage zwischen den Römerorten Schöngeising und Walchstadt ist dies aber nicht auszuschließen. Die Ableitung des Ortsnamens von "Moor" ist von der Lage und von der Sprachgeschichte her unwahrscheinlich.

Grafrath[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Rath, später Rasso genannt, war in der Karolingerzeit (9. Jahrhundert) königlicher Amtsträger (Comes) im Ammersee-Ampergebiet. Er errichtete auf der damals noch Wörth genannten Amperinsel ein Kloster und eine Kirche und wurde nach dem Tod in dieser Kirche bestattet. Da der Graf schon im Mittelalter vom Volk als Heiliger verehrt und sein Grab von den Menschen als Wunderstätte aufgesucht wurde, erhielt die Kirche den Namen "St. Grafrath". Wegen der Bekanntheit der Wallfahrtskirche nahmen auch die Gemeinden Unteralting und Wildenroth bei ihrem Zusammenschluss den Namen Grafrath an. Die namengebende Kirche wird aber immer am Rande der Gemeinde liegen, da Graf Rath die Kirche auf einer Landzunge in das von Stegen bis Grafrath reichende Ampermoos hineinbaute.[3] Es ist bekannt, dass Moore bereits in vorchristlicher Zeit häufig "kultische Orte" waren, so dass sich vielleicht auch von daher die Entstehung der früher weit bekannten Wallfahrt nach Grafrath erklärt.[4] Bei der Gemeindebildung 1818 wurde Wörth/Grafrath als Weiler zunächst der Gemeinde Schöngeising zugeordnet. Als 1848 nach Auflösung der Herrschaft Seefeld Unteralting ganz der staatlichen Verwaltung unterstellt wurde, konnte auch Grafrath zur unmittelbar benachbarten Gemeinde Unteralting gezogen werden.

Wildenroth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Amper bildete im Mittelalter die Grenze zwischen dem Herrschaftsbereich der Andechser südlich des Flusses und dem der Wittelsbacher nördlich des Flusses. Die Andechser beherrschten den Übergang über die Amper vor dem Amperdurchbruch beim heutigen Ampersteg (Die Amperbrücke bei der St. Rassokirche, über die heute die Bundesstraße 471 führt, wurde erst 1893 gebaut). In Konkurrenz zu den Andechsern richteten die Wittelsbacher Anfang des 13. Jahrhunderts etwas flussabwärts einen eigenen Amperübergang ein und siedelten dort Menschen an. Zum Schutz des Übergangs ließen sie auf der Anhöhe eine stattliche, durch Wälle und Gräben gesicherte Burg erbauen, deren Reste heute noch als Burgstall Wildenroth sichtbar sind. Zum ersten Mal bezeichnet sich 1260 ein Ministeriale des Bayernherzogs in einer Benediktbeuerner Urkunde nach diesem Ort als Konrad von Wildenroth. Da nach dem Ende der Andechser auch das Gebiet südlich der Amper an die Wittelsbacher fiel, hatte die Burg keine strategische Bedeutung mehr. So schenkte Herzog Ludwig IV., der spätere Kaiser Ludwig der Bayer, im Jahr 1322 Wildenroth dem Kloster Fürstenfeld. Die Burg wurde geschleift, nur die Nikolauskapelle ließ man stehen, weshalb die Anhöhe die Bezeichnung Kapplberg erhielt. Die Überreste der verfallenen Kapelle wurden 1778 ins Tal befördert und mit ihnen in der Dorfmitte von Wildenroth auf der Amperinsel eine neue Nikolauskapelle errichtet.[5]

Höfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsteil Höfen mit der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und dem Friedhof von Grafrath liegt auf halber Höhe am nördlichen Hochufer der Amper. Die Anhöhe ist Teil des Moränenwalls, den der Ammerseegletscher während der letzten Eiszeit durch Geröll und Geschiebelehm im ganzen Gemeindegebiet von Grafrath aufgehäuft hat. Höfen markiert gleichzeitig den Punkt, wo das Schmelzwasser des Ammerseegletschers den Moränenwall durchbrach und sich im Lauf der Zeit immer weiter eintiefte. So entstand ein enges Durchbruchtal (Ampertal/Amperschlucht), das unterhalb von Höfen beginnt. Im Bereich von Höfen entstand wohl gleichzeitig mit Geisering (Kysalheringa) die Bajuwarensiedlung Alting (Alamuntinga). Im Laufe der Christianisierung wurde in Höfen eine gemeinsame Kirche erbaut. Sie ist nicht nur bis heute Pfarrkirche der Pfarrei Unteralting, sondern war es auch bis 1867 für Kottgeisering.[6]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Grafrath

Ein Ortsplan von Grafrath und Mauern mit Fuß- und Wanderwegen ist bei der Gemeindeverwaltung zu den üblichen Öffnungszeiten erhältlich.

Wallfahrtskirche St. Rasso[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche St. Rasso (Ansicht von Süden)

Die Wallfahrtskirche zum hl. Rasso birgt in sich das Grab und die Gebeine des Kirchenstifters Graf Rath/Rasso. Der heutige barocke Kirchenbau, eine der bedeutendsten Barock-/Rokokokirchen Süddeutschlands, wurde 1688/95 neu erbaut, und zwar wie die Vorgängerkirche in der Weise, dass das Grab des Grafen Rath/Rasso im Zentrum der Kirche liegt. Bauherr war das Chorherrenstift Dießen, zu dem St. Grafrath bis zur Säkularisation gehörte. Baumeister war der bekannte Vorarlberger Michael Thumb (Kirchen in Ellwangen und Obermarchtal) und nach seinem Tod 1690 sein Bauführer Michael Natter (Kirchen in Kaufering, Utting und Füssen). In den Jahren 1752 bis 1759 wurde das Innere der Kirche im Rokokostil neu gestaltet. Die Dießener Chorherren beauftragten dazu die damals bekanntesten Künstler: den Baumeister Johann Michael Fischer (Raumschale), den Augsburger Akademiedirektor und Maler Johann Georg Bergmüller (Deckenfresken), die Wessobrunner Johann Michael Feichtmayr und Johann Georg Üblhör (Stuckaturen) und die Münchner Bildhauer Johann Baptist Straub und Ignaz Günther (Hochaltar). Wegen ihrer Geräumigkeit hat die noch im Bistum Augsburg liegende Wallfahrtskirche die Funktion einer Pfarrkirche für die Katholische Ortspfarrei "Maria Himmelfahrt Unteralting", die mit der Pfarrkirche in Höfen zum Erzbistum München und Freising gehört.

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Höfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche Mariä Himmelfahrt in Höfen/Grafrath

Die Marienkirche in Höfen wurde wohl zu Beginn des 15. Jahrhunderts errichtet, vermutlich auf den Fundamenten jener frühmittelalterlichen Kirche (Tuffsteinunterbau!), die in einer Freisinger Urkunde von 804 als "Marienkirche in Alting" erwähnt ist. Einen bemerkenswerten Gegensatz zu der kleinen und im Innern einfach ausgestatteten Kirche bildet der große und mit kunstvollem Maßwerk verzierte Turm aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Über einem quadratischen Grundriss von 5,80 auf 5,80 Metern erhebt er sich bis zu einer Höhe von 56 Metern, ist also schon im gemauerten Teil mehr als doppelt und mit der Spitze rund viermal so hoch wie die Kirche. Außer der Kirche gab es in Höfen bis Ende des 19. Jahrhunderts keine weiteren Gebäude. Der Pfarrer wohnte im Pfarrhof in Unteralting (bis 1979 die Franziskaner im Kloster bei der St. Rassokirche die Betreuung der Pfarrei übernahmen).

St. Mauritius Unteralting[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche St. Mauritius in Unteralting

Die St. Mauritiuskirche mit dem Friedhof von Unteralting liegt auf einem eingeebneten Plateau am Westhang des Moränenwalls, der sich hier nach dem Amperdurchbruch in südlicher Richtung fortsetzt. Die Kirche wurde 1674 neu errichtet, nachdem die alte Kirche baufällig war. Wie später die St. Rassokirche erhielt sie auf dem westlichen Dachfirst einen kleinen Zwiebelturm. Der heutige Turm kam erst knapp hundert Jahre später dazu (1768). In der Form wurde er dem Kirchturm von Höfen angeglichen. Er fügt sich nicht nur harmonisch an die Kirche an, sondern bereichert auch den Prospekt der heutigen Gemeinde Grafrath. Neben der Kirche steht der 1756 erbaute und heute unter Denkmalschutz stehende alte Pfarrhof (dazu gehörige Pfarrkirche in Höfen!).

Im Friedhof befindet sich auf der Südseite der Kirche das Grab der Eltern des bekannten Komponisten Carl Orff, die mit ihrem Sohn ab 1898 regelmäßig nach Unteralting zur Sommerfrische kamen und ab 1908 bis zum Tod (1949 und 1960) hier im eigenen Haus wohnten. (Der Komponist wurde 1970 Ehrenbürger von Unteralting, erhielt aber auf seinen Wunsch hin sein Grab in Andechs.)

ev. Michaelskirche Grafrath[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ev. Michaelskirche in Grafrath

Die Michaelskirche wurde vom Architekten Ernst Fischer 1964 erbaut. Der quadratische Grundriss mit dem Altar in der Mitte symbolisiert das Weltganze mit seinen 4 Himmelsrichtungen und knüpft in ihrer Zeltform an das Heilige Zelt im Alten Testament an das Wandernde Gottesvolk, dessen Heimat nicht in der Zeitlichkeit liegt, an.
Der Kirchenmaler Hubert Distler gestaltete ein Bildprogramm in Form eines Frieses, das eine Auslegung des Namens Erzengel Michael enthält. Der 1,50m hohe und 48m lange Wandfries in farbigem Halbrelief aus Holz zeigt die wesentlichen Etappen der Heilsgeschichte. An der Stirnwand ist Gott der Schöpfer in Gestalt eines geflügelten Sonnenkreises mit mächtigen Schwingen dargestellt. Der schwingende Kreis ist mit dem Dreieinigkeitszeichen versehen. Als weitere Zeichen ist der brennende Dornbusch des Mose, in dessen Zweigen ebenfalls das Trinitätszeichen schwebt. Vom Bild der geflügelten Schöpfersonne über dem Altar ziehen sich die Gestirne des Himmels herüber zur rechten Seitenwand. An der Eingangswand findet sich das genaue Pendant zu Gott, gestaltet mit denselben Mitteln des geflügelten Kreises. Die goldhelle Scheibe, mit einem schmalen weißen Kreuz ist von zwei Engeln flankiert und erhebt sich über einem Grab mit zwei Totenschädeln (Adam und Eva?). Auf der rechten Seite ist Christus mit den Wundmalen dargestellt. Über dem Portal der Michael-Kirche befindet sich eine Darstellung, deren Thema die Ausbreitung des Evangeliums durch den Apostel Paulus über die Grenzen des Orients, der Provinz Asia, hinweg nach Europa ist. Zur Linken folgt der Bezug der Offenbarung des Johannes mit den großen Hoffnungsbildern des christlichen Glaubens: dem Buch mit den 7 Siegeln, dem himmlischen Jerusalem, der Wohnstätte Gottes, es ist mit wenigen Ziegeldächern südlicher Häuser nur angedeutet und rechts über der Orgel die 7 Leuchter.
Türgriffe, Kreuz und Altarleuchter sowie Kanzel und Opferstock sind Entwürfe von Pfarrer W. Remshard, dem Ortspfarrer zur Zeit der Erbauung. Außen an der Wand rechts von der Eingangstür befindet sich außerdem ein eichengeschnitztes äthiopisches Kreuz, das der Kirchengemeinde am 1. Advent 1986 von äthiopischen Asylbewerbern zum Dank überreicht wurde.
Ein Projekt der Evangelischen Kirchengemeinden Herrsching und Grafrath heißt Begegnungen, Gedanken und Übungen auf dem Rasso Pilgerweg. Mit diesem Pilgerprojekt knüpft die evangelische Gemeinde heute wieder an den Gedanken des wandernden Gottesvolkes an. Hier ist auch eine der Stationen nach Andechs.


Tiefes Tal und Wolfsgrube[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tiefes Tal - Toteisloch in Grafrath - Unteralting

Nur wenige hundert Meter vom Ortsende von Unteralting entfernt findet sich ein ungewöhnliches Geotop, das in einer spätmittelalterlichen Urkunde bereits als "Tiefes Tal" erwähnt ist. Tatsächlich handelt es sich weniger um ein Tal als um einen ringsum geschlossenen Talkessel mit einem Durchmesser von bis zu 200 Metern und einer Tiefe von rund 20 Metern. Es handelt sich um ein so genanntes Toteisloch, das am Ende der letzten Eiszeit entstand, als ein Teil des Ammerseegletschers durch Geschiebe vom abfließenden Hauptgletscher getrennt und mit Geröll überdeckt wurde. So hielt sich das tote Eis noch lange Zeit. Als es später ebenfalls schmolz und das Wasser im Boden versickerte, blieb in der Landschaft die große, kesselförmige Vertiefung zurück.

Ein ähnliches Toteisloch, genannt Wolfsgrube findet sich auf der anderen Seite der Amper nördlich der Bundesstraße 471. Bei diesem Toteisloch wurden vom Bayerischen Geologischen Landesamt Schautafeln aufgestellt, die die Entstehung des Geotops erklären.[7]

Parapluie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parapluie in Unteralting - Grafrath auf einer Anhöhe über der Amper

Gegenüber dem nördlichen Friedhofseingang von Unteralting führt zunächst eine kleine Stichstraße, dann ein Fußweg auf das südliche Hochufer über der Amper. Der höchste Punkt des Ufers ist der westliche Bergsporn über dem hier beginnenden Ampertal. Bekannt ist der Platz unter dem Namen "Parapluie", so genannt nach einem regenschirmartig überdachten Rundsitz, den der 1919 gegründete "Verschönerungsverein Grafrath-Wildenroth und Umgebung" an dieser Stelle errichtet hat.

Nach einer erst jüngst entdeckten Handschrift des Dießener Chorherren Innozenz Keferloher aus den Jahren um 1640 stand auf dieser Anhöhe die Burg des Grafen Rath/Rasso. Dazu passt die mittelalterliche Überlieferung, wonach Graf Rath/Rasso Kirche und Kloster "am Fuße seiner Burg" errichten ließ. Zu Keferlohers Zeit war hier oben noch die alte, dem Erzengel Michael geweihte Burgkapelle zu sehen, von der heute nichts mehr übrig ist. Nur der Teil des Hochufers, der sich weiter nach Nordosten erstreckt, trägt noch den Namen Michaelsberg.[8]

Höhenweg und Amperschlucht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Parapluie aus führt ein Höhenweg das Hochufer entlang bis zur Amperbrücke in Wildenroth. Kurz vor der Amperbrücke zweigt eine Straße ab in die Amperschlucht, die man bis nach Schöngeising durchwandern kann. Auf halbem Weg erreicht man die Sunderburg.

Kapplberg (Schlossberg) von Wildenroth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Dorfmitte aus führen Fußwege auf den einstigen Burgberg. Gut zu erkennen ist dort noch die für das 13. Jahrhundert typische Anlage einer befestigten Burg, bestehend aus Kernburg auf dem westlichen Bergsporn und Vorburg auf dem östlich anschließenden Plateau, beide geschützt durch Wall und Graben.

In der irrigen Annahme, hier habe einst die Burg des Grafen Rasso gestanden, ließ im Jahre 1900 der damalige Mühlenbesitzer von Wildenroth ein Denkmal errichten mit der Inschrift "Rassoburg 900". Im gleichen Jahr errichtete er - dies wohl am ursprünglichen Standort der Nikolauskapelle - wieder eine Kapelle, die er seinem Namenspatron St. Leonhard widmete. Auf der Kernburg ließ er außerdem ein Kreuz aufstellen und darunter auf der südlichen Seite eine Lourdesgrotte anlegen. An dieser Stelle wurde anlässlich der 750-Jahrfeier der Erstnennung von Wildenroth eine Schautafel aufgestellt, die in Bild und Text die wichtigsten Informationen zur Anlage und Funktion der Burg bietet.

Von der Burg führt ein Weg in nördlicher Richtung unter der viel befahrenen Bundesstraße hindurch zum Toteisloch Wolfsgrube (siehe tiefes Tal), wo man anhand der hier aufgestellten Schautafel das Geotop besonders gut studieren kann.

Forstlicher Versuchsgarten Grafrath[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 34 ha große Forstliche Versuchsgarten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, der 1881 im Bereich zwischen Kapplberg von Wildenroth und der 1873 eröffneten Bahnlinie München-Buchloe angelegt wurde, diente dem Versuchsanbau fremdländischer Baumarten, so dass sich im Garten rund 200 fremdländische Baumarten aus Amerika, Europa und Asien finden. Der älteste Mammutbaum ist über 120 Jahre alt. Heute werden neben der Forstpflanzenzüchtung auch die Auswirkungen von Luftschadstoffen auf Bäume erforscht. Zudem dient der Garten der Umweltbildung. So kann er im Sommer an Werktagen und zu bestimmten Veranstaltungen auch am Wochenende bei freiem Eintritt besichtigt werden.

Grabhügelfeld in der Haberlaich, Mühlhart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einer der größeren Grabhügel in der Nähe Grafraths

Das Grabhügelfeld liegt im Wald verborgen südlich des Sportplatzes an der Mauerner Straße. Bei Beginn des Waldes folgt man dem Weg links und kann die Hügel deutlich erkennen. Das Feld besteht aus ca. 250 Hügeln, die sowohl in der Bronze-, Urnenfelder-, Hallstatt- und Latènezeit angelegt wurden. Der Zeitraum wird wohl von 1600 v. Chr. bis 4. Jahrhundert v. Chr. reichen.[9]
Teller, Schüsseln, Schalen und Töpfe, gefunden bei Grabungen im Hügelfeld, sind im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck ausgestellt.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sitzverteilung im Gemeinderat.
Jahr CSU/Bürgervereinigung SPD Grüne Freie Wähler Einigkeit Bürger für Grafrath Freie Wähler DORFGEMEINSCHAFT AMPERTAL Grafrath FDP gesamt Wahlbeteiligung in %
2008 5 1 2 4 4 0 0 16 71,9
2002 6 2 1 3 3 1 0 16 69,9

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grafrath ist über die Linie S4 Geltendorf–Ebersberg an die S-Bahn München angeschlossen. Über die Bundesstraße 471 besteht eine Verbindung zur Bundesautobahn 96 München–Lindau, Anschlussstelle Inning, und nach Fürstenfeldbruck sowie weiter zur Bundesautobahn 8 München–Stuttgart–Karlsruhe an der Anschlussstelle Dachau/Fürstenfeldbruck.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ratho/Rasso, Graf (comes) im Ammersee-Amper-Gebiet während der Karolingerzeit, Kirchenstifter, Klostergründer, Volksheiliger
  • Carl Orff (1895–1982), Komponist, verbrachte in seiner Jugend mit seinen Eltern die Wochenenden und Sommerferien in Unteralting („zweite Heimat“)
  • Godela Orff-Büchtemann, Tochter von Carl Orff, Schauspielerin und Musikpädagogin (*1921)
  • Heinrich Rubner (* 1925), Historiker und Forstwissenschaftler
  • Winfried Müller (* 1953), deutscher Historiker

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mdgrafrath/Baustelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Meßmer: Graf Rath und sein Hof in Wörth. Thalhofen 2011, ISBN 978-3-941013-58-2.
  • Hejo Busley, Toni Drexler, Carl A. Hoffmann, Paul-E. Salzmann, Klaus Wollenberg (Hrsg.): Der Landkreis Fürstenfeldbruck. Natur – Geschichte – Kultur. Fürstenfeldbruck 1992, ISBN 3-9803189-0-7.
  • Walter Irlinger, Toni Drexler, Rolf Marquardt (Hrsg.): Landkreis Fürstenfeldbruck – Archäologie zwischen Ammersee und Dachauer Moos. Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2079-7.
  • Wolfgang Völk: Heimatbuch Grafrath, Kottgeisering, Schöngeising. Grafrath o.J.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Ernst Meßmer: Graf Rath und sein Hof in Wörth. Thalhofen 2011, S. 37-43 und S. 140-152.
  3. Ernst Meßmer: Graf Rath und sein Hof in Wörth. Thalhofen 2011, S. 18-23.
  4. Walter Irlinger, Toni Drexler, Rolf Marquardt (Hrsg.): Landkreis Fürstenfeldbruck – Archäologie zwischen Ammersee und Dachauer Moos. Stuttgart 2007, S. 42ff.
  5. Walter Irlinger, Toni Drexler, Rolf Marquardt (Hrsg.): Landkreis Fürstenfeldbruck – Archäologie zwischen Ammersee und Dachauer Moos. Stuttgart 2007, S. 184-187.
  6. Ernst Meßmer: Graf Rath und sein Hof in Wörth. Thalhofen 2011, S. 146-152.
  7. Toteisloch Wolfsgrube. auf der Webseite des Bayerischen Geologischen Landesamtes
  8. Ernst Meßmer: Graf Rath und sein Hof in Wörth. Thalhofen 2011, S. 55-61.
  9. Walter Irlinger, Toni Drexler, Rolf Marquardt (Hrsg.): Landkreis Fürstenfeldbruck – Archäologie zwischen Ammersee und Dachauer Moos. Stuttgart 2007, S. 136-139.

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