Bregenzerwald

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Region Bregenzerwald
Bregenzerwald (rot)
Bregenzerwald (rot)
Lage
Staat: Österreich
Bundesland: Vorarlberg
Politischer Bezirk: Bregenz
Lage: 47° 22′ N, 9° 55′ OKoordinaten: 47° 22′ N, 9° 55′ O
Details
Einwohner: 30.041 (Stand: 30. Juni 2010)[1]
Postleitzahl: 6767, 6861–6888, 6933–6952
Telefonvorwahl: 0551x, 05579, 05583
Kfz-Kennzeichen: B
Adressen
Website: www.bregenzerwald.at

Bregenzerwald ist die Bezeichnung für eine Region im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Diese umfasst im Wesentlichen das Einzugsgebiet der Bregenzer Ach südöstlich von Bregenz, in der Nähe des Bodensees, bis an den Hochtannbergpass.

Der Bregenzerwald ist vor allem für seine Architektur, die Landschaftspflege durch die 3-Stufen Landwirtschaft (Maiensäss), die zugehörigen Sennereiprodukte sowie für den Wintersport bekannt.

Schreibweise und zum Begriff

„Bregenzerwald“ ist die in Vorarlberg und meistens auch im übrigen Österreich gängige Schreibweise. In Deutschland wird zum Teil auch die Schreibweise „Bregenzer Wald“ verwendet. Dieter Seibert, der Autor der Alpenvereinsführer der Region, weist darauf hin, dass die Gegend heute kein reines Waldgebiet mehr ist, sondern eine Kulturlandschaft mit Almen/Alpen, man daher nicht mehr von einem Bregenzer „Wald“ sprechen kann, sondern einen Regionsbegriff vorliegen hat, die getrennte Schreibweise also veraltet wäre.[2]

Der Name Bregenzerwaldgebirge wird dagegen im Zusammenhang mit der Einteilung der Alpen in Untergruppen verwendet. Beide Begriffe sind nicht deckungsgleich. Der Bregenzerwald umfasst auch Teile der Allgäuer Alpen und des Lechquellengebirges. Umgekehrt greift das Bregenzerwaldgebirge auch in die Landschaften des Rheintals, des Walgaus und des Großen Walsertals aus.

Lage und Landschaft

Der Bregenzerwald grenzt im Westen an die im Rheintal befindliche Bodenseeregion, im Norden an Deutschland bzw. Bayern (Landkreise Lindau und Oberallgäu), im Nordosten an das Kleinwalsertal, im Osten am Tannberg an das Arlberggebiet und im Süden an das Große Walsertal.

Gemeinden und Gliederung

Als Hauptort des Bregenzerwalds wird aus historischen Gründen die Marktgemeinde Bezau angesehen, wenngleich die Marktgemeinde Egg sowie die Gemeinden Alberschwende und Andelsbuch einwohnermäßig größer sind.

Gemeinden im Bregenzerwald
  • Vorderer Bregenzerwald
    1. Alberschwende
    2. Doren
    3. Sulzberg
    4. Langenegg
    5. Krumbach
    6. Riefensberg
    7. Lingenau
    8. Hittisau
    9. Sibratsgfäll
  • Hinterer Bregenzerwald
    1. Egg
    2. Andelsbuch
    3. Schwarzenberg
    4. Bezau
    5. Reuthe
    6. Bizau
    7. Mellau
    8. Schnepfau
    9. Au
    10. Damüls
    11. Schoppernau
    12. Schröcken
    13. Warth

    Die Gemeinden Langen und Buch befinden sich zwar in der Region Bodensee-Alpenrhein (Rheintal), sind aber beispielsweise auch Orte der Käsestraße Bregenzerwald.

    Zum vorderen Bregenzerwald gehört geographisch und historisch auch die deutsche Gemeinde Balderschwang (Bayern). 1805 kam der Ort im Frieden von Pressburg mit ganz Vorarlberg von Vorderösterreich zum damaligen Königreich Bayern. Während 1814 Vorarlberg mit den Wäldergemeinden zu Österreich zurückkehrte, blieb Balderschwang bei der Grenzziehung aus ungeklärten Gründen bei Bayern. Heute gehört der Ort zum schwäbischen Landkreis Oberallgäu.

    Die Gemeinden Egg, Andelsbuch und Schwarzenberg werden auch des Öfteren als Mittelbregenzerwald bezeichnet.

    Der Gerichtsbezirk Bezau deckt sich nicht vollständig mit der Region Bregenzerwald: Alberschwende, Doren, Riefensberg und Sulzberg sind dem Gerichtsbezirk Bregenz unterstellt, dafür gehört das kleine Walsertal zum Bezauer Gericht.

    Vorderer Bregenzerwald oberhalb von Doren. Blick nach Süden in Richtung Alberschwende
    Bregenzerwald, Vorarlberg
    Hinterer Bregenzerwald

    Geschichte

    Um das Jahr 1000 wurde der damals noch ganz bewaldete Bregenzerwald von Bregenz aus besiedelt und kultiviert. Die höchstgelegenen Gebiete hingegen wurden im Spätmittelalter von Walsern besiedelt, die aus dem Graubünden beziehungsweise ursprünglich aus dem Wallis stammten.

    Während die nördlichen Teile des Bregenzerwaldes (die Gerichte Alberschwende, Lingenau und Sulzberg) zur Herrschaft Bregenz gehörten, waren die Gerichte Damüls und Innerbregenzerwald Teil der Herrschaft Feldkirch. Diese 1338 vollzogene Teilung ist die Grundlage für die heute noch gängige Unterscheidung von vorderem und hinterem Bregenzerwald.

    1390 fielen mit dem Verkauf der Grafschaft Feldkirch der Innerbregenzerwald und Damüls an Österreich, die Gerichte Lingenau und Alberschwende folgten 1451. Der Tannberg mit den Bregenzerwäldergemeinden Schröcken und Warth wurde 1453 österreichisch, und 1523 erwarben die Habsburger schließlich auch noch das Gericht Sulzberg.

    Bauernrepublik

    Nach 1380 bildete sich insbesondere im Innerbregenzerwald eine Selbstverwaltung der Bauernschaft des Waldes heraus (sogenannte Bauernrepublik), mit eigener freier Landgemeinde, eigener Verfassung (Landsbrauch) und Hoch- und Blutgerichtsbarkeit. Als Vorsteher wurde ein Landammann gewählt, meist aus den angesehensten Familien des Bregenzerwaldes. Auf der noch erhaltenen Landammännertafel finden sich viele der bekannten Namen, die ursprünglich aus dem Bregenzerwald stammen, z. B. Feurstein, Meusburger, Metzler, mit ihren Wappen abgebildet.

    Der Landammann wurde in freier Wahl bestellt, sein Rathaus stand auf der Bezegg zwischen Bezau und Andelsbuch. Heute erinnert dort die Bezegg-Sul, eine steinerne Säule an das frühere Rathaus.

    Bestätigt wird die Existenz der Bauernrepublik in der Überlieferung zum Kapuzinerpater Stanislaus Saurbeck (1595–1647): Der Bregenzer Wald sei noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts „eine lange unerschlossene Wildnis“ gewesen, die „bereits in den Chroniken des 16. Jahrhunderts einen schlechten Ruf“ besessen habe:

    Bezeggsul

    Missionierung
    Die Chronisten erklären die „(tiefe) Stufe des sittlich-religiösen Lebens“ der Bewohner, „obgleich sie von katholischen Eltern abstammten“ mit Gebräuchen und Sitten von „heidnischen Voreltern“, die sie wie einen „krassen Aberglauben beibehalten hatten. So roh, wild und sittenlos sie in ihrem Betragen waren, ebenso schamlos und ärgerlich sollen vorzüglich die Weibsbilder gekleidet gewesen sein.“[3]

    „Eine gründliche Erneuerung und sittliche Umgestaltung im ganzen Bregenzerwalde“ erfolgte erst auf Initiative von Pater Stanislaus: Die Kapuziner „eilten in ihrem unersättlichen Durste nach Seelen von Hütte zu Hütte, von Dorf zu Dorf, belehrten das Volk durch Gespräche, Christenlehren und Predigten, ruhten und rasteten nicht eher, bevor die Eisdecke einbrach und die rauhen und kalten Gemüter warm wurden.“[4]

    In der weiteren Folge der Missionisierung kam es in der Talschaft „zur Gründung eines kleinen Kapuzinerklosters. Am 12. Juli 1655 legte der Abt von Mehrerau, Heinrich Amberg, den Grundstein zum Klosterbau [in Bezau], am 22. Oktober 1656 wurde die Klosterkirche vom Fürstbischof Johann von Praßberg konsekrisiert.“[5]

    Bereits 1658 wurde die letzte Untertänigkeit, die zum Kloster Mehrerau, aufgelöst – also 190 Jahre vor der Bauernbefreiung von 1848.

    So war es den Bregenzerwäldern, im Gegensatz zu den meisten Bauern der damaligen Zeit, möglich, sich als Freie überall niederzulassen. Man findet vor allem im Schwäbischen zahlreiche Namen, die auf den Bregenzerwald zurückgehen.

    Die bäuerliche Verfassung wurde während der Franzosenkriege abgeschafft und danach nicht mehr eingeführt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es unzählige Alpen und Höfe, auf denen die Land- und Viehwirtschaft sowie die Herstellung von Käse betrieben wurden. Auch heute sind noch zahlreiche Alpen bewirtschaftet, doch wird dies zunehmend von weniger Bauern betrieben.

    Bis etwa zum Jahr 1900 mussten viele Bregenzerwälder Kinder von Mai bis Oktober ins baden-württembergische Schwaben (Deutschland) gehen, um dort auf Bauernhöfen zu arbeiten. So gab es in der Sommerzeit für ihre Eltern ein Kind weniger zu füttern. Diese Kinder wurden unter dem Namen Schwabenkinder bekannt.

    Ein Bregenzerwaldhaus ist auf der Rückseite der 100-Schilling-Banknote von 1970 zu sehen.

    Dialekt

    Im Bregenzerwald herrscht das Bodenseealemannische vor. Vor allem im nordwestlichen Teil des Bregenzerwaldes (= Vorderwald) ist der Einfluss des Allgäuerischen hörbar, dabei ähnelt die Mundart stark dem westallgäuerischen Dialekt. Dagegen dominieren im Mittel- und Hinterwald Sprachformen, die eine stärkere Verbindung mit der Region Hofsteig und Dornbirn belegen. Von außen wird aber der Wälderdialekt trotz dieser Mehrschichtigkeit und beachtlicher lokaler bis kleinregionaler Eigenheiten als ein Idiom („Wälderisch“) wahrgenommen, das sich von den anderen Vorarlberger Dialekten (ein einheitliches Vorarlbergisch gibt es nicht) deutlich hörbar abhebt.

    Während alle bisher genannten Mundarten mittelalemannisch sind, wird in den hoch gelegenen Dörfern Damüls, Schröcken und Warth ein höchstalemannischer Dialekt gesprochen. Dies rührt daher, dass diese Orte im Hochmittelalter von Walsern besiedelt wurden, die aus dem Kanton Graubünden in das Gebiet des heutigen Vorarlbergs eingewandert sind.

    Dokumentiert werden die Mundarten des Bregenzerwalds unter anderem im fünfbändigen Vorarlberger Sprachatlas mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein, Westtirols und des Allgäus (VALTS).

    Wirtschaft

    Bregenzerwälder Käsekeller

    Die Bevölkerung des Bregenzerwaldes lebt vom Tourismus, der Landwirtschaft und einem stark mit der Holzverarbeitung verbundenen Gewerbe. Viele Bregenzerwälder/-innen finden außerdem als Pendler Arbeit im Rheintal, dem Vorarlberger Wirtschaftszentrum. Ein Zusammenschluss von Handwerk und Gewerbe in der Region ist der Werkraum Bregenzerwald. Alle drei Jahre findet der Wettbewerb "handwerk + form" statt.

    Landwirtschaft

    Im Frühling 2011 wurde die Dreistufenlandwirtschaft im Bregenzerwald in die österreichische Liste des immateriellen Erbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen. Zum immateriellen Kulturerbe zählen Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, die Gemeinschaften und Gruppen als Bestandteil ihres Kulturerbes verstehen und für erhaltens- und schützenswert halten. Immaterielles Kulturerbe wird von einer Generation an die nächste weitergegeben, fortwährend neu gestaltet und vermittelt den Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität. Mittlerweile zählt das österreichische Verzeichnis 45 Eintragungen, vier davon sind aus Vorarlberg.

    Die dadurch produzierte Milch wird anschließend in den Talsennereien nach alter Tradition Bergkäse und eine Vielzahl an Milchprodukten hergestellt und verkauft. Durch die traditionelle Landwirtschaft wird der Rohstoff Milch regional und silofrei produziert[6].

    Kulinarik

    Der Bregenzerwald ist bei Gourmets vor allem durch die Käsestraße Bregenzerwald bekannt. Diese beruht auf einem Zusammenschluss von Wirten, Handwerkern und Handelsbetrieben, die sich der traditionellen Käseproduktion widmen. Der Bregenzerwälder Bergkäse ist eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Spezialität.

    Die bäuerliche Tradition ist in Vorarlberg stark verankert. Die Restaurants und Wirtshäuser setzen zunehmend auf die Verarbeitung von "Vorarlberger Produkten", beziehungsweise widmen einzelne Speisen einer besonderen Region. Beispielsweise die Krumbacher Moorwirte bieten Besuchern nicht nur Moorführungen an, sie haben darüber hinaus mindestens eine Speise mit Moorbezug ganzjährig auf der Speisekarte[7].

    Die verschiedenen regionalen Produkte und Kreationen können außerdem auf kulinarischen Wanderungen verkostet werden. Diese Wanderungen durch den Bregenzerwald werden von den Tourismusverbänden organisiert und führen die Besucher für Frühstück und Mittagessen durch eine Auswahl an verschiedenen Restaurants, die alle den Fokus auf Vorarlberger Produkte und -Spezialitäten gesetzt haben[8].

    Tourismus

    Ein typisches Bregenzerwälderhaus in Schwarzenberg

    Die Bregenzerwaldbahn („’s Wälderbähnle“) ist eine weitere Attraktion des Bregenzerwaldes. Dabei handelt es sich um eine Museumsbahn, die auf einem noch erhaltenen Reststück der Schmalspurbahn verkehrt. Von 1902 bis 1983 befuhr das „Wälderbähnle“ die 35,5 km lange Strecke von Bregenz nach Bezau. Bis Oktober 2004 konnte man 6,1 km Strecke befahren, jedoch musste ein Teilstück dem Straßenausbau weichen, womit nur mehr eine Strecke von 5 km zur Verfügung steht.

    Seit 2000 befindet sich in Hittisau im Bregenzerwald das bisher einzige Frauenmuseum Österreichs.[9] Es widmet sich dem Kulturschaffen und dem Lebensumfeld von Frauen.

    Ein weiteres Museum im Bregenzerwald ist das Angelika Kauffmann Museum[10] in Schwarzenberg. Es widmet sich der Malerin Angelika Kauffmann und ist mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet.

    Ein beliebtes Ausflugsziel ist der Bregenzerwald auch wegen seiner Wander- und Radwege und der zahlreichen Skigebiete.

    Die angeschlossenen Gemeindeämter geben von Mai bis Oktober eine für Gäste kostenlose Bregenzerwaldcard aus, um den öffentlichen Verkehr zu stärken und gleichzeitig den Individual- und Freizeitverkehr zu reduzieren.

    Literatur

    • Joseph Buck: Handbuch für Reisende im Allgäu, Lechthal und Bregenzerwald. Dannheimer, Kempten 1856. (books.google.de Digitalisat).

    Weblinks

    Commons: Bregenzerwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikivoyage: Bregenzerwald – Reiseführer

    Einzelnachweise

    1. Amt der Vorarlberger Landesregierung, Landesstelle für Statistik: Bevölkerungsstatistische Verwaltungszählung (PDF; 332 kB). Erhebung der Hauptwohnsitze für das zweite Quartal 2010.
    2. Dieter Seibert: Bregenzerwald- und Lechquellengebirge. Alpenvereinsführer alpin. 1. Auflage. Bergverlag Rother, München 2008, ISBN 978-3-7633-1095-1, Erklärung der Namen, S. 17.
    3. P. Burghard Schönweiler:: Die Kapuziner im Bregenzer Walde in: Archiv für Geschichte und Landeskunde Vorarlbergs, 1. Jhg., 1905/5, S. 18. In: Pater Edilbert Geiger: Pater Stanislaus Saurbeck. Ein Kapuziner aus Wutöschingen. Kapuzinerkloster Gauenstein 140, A-Schruns/Vorarlberg (ohne Datum, um 1980), S. 7.
    4. Chronist des Kapuzinerklosters Bezau in: Klosterchronik von Bezau/Bregenzerwald: 1. Teil. In: Geiger, S. 8.
    5. Geschichte der tirolischen Kapuziner-Ordensprovinz (1593 - 1893), von Agapit Hohenegger und P. Peter Baptist Ziegler, 2. Band, Innsbruck 1915, S. 78. In: Geiger, S. 8.
    6. Kulinarik. Abgerufen am 5. August 2020.
    7. Moorwirte in Krumbach. Abgerufen am 5. August 2020.
    8. Kulinarisch Wandern im Bregenzerwald. Abgerufen am 5. August 2020.
    9. Frauenmuseum, abgerufen am 6. September 2011.
    10. Angelika Kauffmann Museum, abgerufen am 6. September 2011.