Grävenwiesbach
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
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Koordinaten: 50° 23′ N, 8° 27′ O | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Hochtaunuskreis | |
Höhe: | 296 m ü. NHN | |
Fläche: | 43,15 km2 | |
Einwohner: | 5352 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 124 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 61279 | |
Vorwahl: | 06086 | |
Kfz-Kennzeichen: | HG, USI | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 34 004 | |
LOCODE: | DE GWH | |
Gemeindegliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bahnhofsweg 2a 61279 Grävenwiesbach | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Roland Seel (CDU) | |
Lage der Gemeinde Grävenwiesbach im Hochtaunuskreis | ||
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Grävenwiesbach ist eine Gemeinde mit 5352 Einwohnern (31. Dezember 2022) im hessischen Hochtaunuskreis im Regierungsbezirk Darmstadt.
Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Grävenwiesbacher Gemeindegebiet liegt in 240 bis 500 m ü. NN im östlichen Hintertaunus, nördlich des Taunushauptkamms. Nächste größere Städte sind Wetzlar (20 Kilometer) im Norden, Limburg an der Lahn (32 Kilometer) im Westen und Frankfurt am Main (40 Kilometer) im Süden.
Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grävenwiesbach grenzt im Norden an die Gemeinden Weilmünster (Landkreis Limburg-Weilburg) und Waldsolms (Lahn-Dill-Kreis), im Osten an die Städte Butzbach (Wetteraukreis) und Usingen (Hochtaunuskreis), im Süden und Westen an die Gemeinde Weilrod (beide im Hochtaunuskreis).
Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gemeinde Grävenwiesbach umfasst neben dem Kernort selbst fünf Ortsteile.
Ortsteil | Wappen | Einwohner | Entfernung | Richtung |
---|---|---|---|---|
Heinzenberg | ![]() |
413 | 3,9 km | WSW |
Hundstadt | ![]() |
861 | 2,1 km | OSO |
Laubach | ![]() |
643 | 3,6 km | SW |
Mönstadt | ![]() |
392 | 2,2 km | W |
Naunstadt | ![]() |
390 | 1,5 km | SSW |
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grävenwiesbach wurde im Jahre 1280 als Wiesinbach erstmals urkundlich erwähnt, eine weitere historische Namensform ist Grebenwiesbach (1493).[2]. Seit 1326 gehörte der Ort zur Grafschaft, später Fürstentum Nassau-Weilburg, mit dem es 1806 zum neu geschaffenen Herzogtum Nassau kam. 1866 wurde Grävenwiesbach preußisch.
Bis 1925 und für mindestens 200 Jahre wurde der Jüdische Friedhof Grävenwiesbach als Grablege für jüdische Gemeindeglieder genutzt.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schlossen sich am 31. Dezember 1971 die Gemeinden Grävenwiesbach, Heinzenberg, Hundstadt, Laubach, Mönstadt und Naunstadt freiwillig zur Gemeinde Grävenwiesbach zusammen.[3] Für das Gebiet der sechs früheren Gemeinden wurden per Hauptsatzung jeweils Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher errichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke sind nicht besonders definiert und folgen daher den seitherigen Gemarkungsgrenzen.
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Evangelische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Auf dem Plateau eines Hügels liegt die nach allen Himmelsrichtungen gut sichtbare evangelische Kirche Grävenwiesbach. Sie wurde 1737/38 im klassizistischen Stil erbaut und überrascht mit ihrer für eine Dorfkirche ungewöhnlichen Größe, mit ihrer Schlichtheit und Innenraumaufteilung.
Katholische Kirche St. Konrad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen in Folge der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 viele Katholiken in das bis dahin weitaus überwiegend protestantische Grävenwiesbach. 1946 wurden 546 Katholiken im Ort gezählt. Daher entstand der Wunsch nach einer katholischen Kirche. Im November 1952 wurde der Grundstein gelegt, am 12. November 1953 erfolgte die Weihe als Konradskirche. Die 21 Meter lange und 11 Meter breite Kirche war ein Pavillongebäude mit Chor, hingegen ohne Turm. Der Gedanke hinter dieser schlichten Form war die mögliche Nachnutzung als Scheune, nachdem die Heimatvertriebenen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt wären. 1979 wurde Grävenwiesbach selbstständiges Pfarrvikariat.[4]
Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gemeindevertretung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[5] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[6][7][8]
Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | |||||||
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% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
FWG | Freie Wählergemeinschaft Grävenwiesbach | 30,1 | 7 | 30,7 | 7 | 24,4 | 6 | 37,0 | 8 | 33,9 | 8 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 28,1 | 6 | 26,0 | 6 | 22,2 | 5 | 26,0 | 6 | 25,5 | 6 | |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 15,3 | 4 | 10,9 | 3 | 13,2 | 3 | 8,8 | 2 | 7,6 | 2 | |
UB | Unabhängige Bürger | 14,9 | 3 | 18,8 | 4 | 15,5 | 3 | — | — | — | — | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 11,6 | 3 | 13,5 | 3 | 19,9 | 5 | 25,0 | 6 | 30,6 | 7 | |
FDP | Freie Demokratische Partei | — | — | — | — | 4,8 | 1 | 3,2 | 1 | 2,5 | 0 | |
Gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | ||
Wahlbeteiligung in Prozent | 57,9 | 53,2 | 51,0 | 49,6 | 57,6 |
Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Grävenwiesbach neben dem Bürgermeister und dem Ersten Beigeordneten sieben weitere ehrenamtliche Beigeordnete angehören.[9] Bürgermeister ist ab 1. März 2024 Tobias Stahl (CDU). Er wurde als Nachfolger von Roland Seel (CDU), der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidiert hatte,[10] am 22. Oktober 2023 in einer Stichwahl bei 58,85 Prozent Wahlbeteiligung mit 54,29 Prozent der Stimmen gewählt.[11]
- 2024–2030 Tobias Stahl (CDU)
- 2012–2024 Roland Seel (CDU) (* 1955)[10]
- 1988–2012 Hellwig Herber (* 1957)
- 1960–1987 Karl Gruber (FWG) (1929–2009)
- 1945–1960 Oswald Wick (SPD) (1884–1962)
Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das älteste bekannte Siegel der Stadt (aus 1534, ist hingegen im 15. Jahrhundert datiert) zeigt schon den Adler und die Sterne. Alle späteren Siegel zeigten ebenfalls diese Anordnung. 1952 wurde das heutige Siegel genehmigt.
Der Adler ist ein Reichsadler und verweist darauf, dass die Stadt einst eine freie Reichsstadt gewesen ist. Der Ursprung der Sterne ist nicht bekannt. Die blaue Farbe wurde 1952 gewählt, da sie die Farbe von Nassau ist, wozu die Stadt für viele Jahrhunderte gehörte.[14]
Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grävenwiesbach unterhält seit dem 6. September 1980 partnerschaftliche Beziehungen zur Gemeinde Wuenheim im Elsass.
Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gemeinde Grävenwiesbach wies im Jahr 2020 einen unterdurchschnittlichen Kaufkraftindex von 98,9[15] des Bundesdurchschnitts auf. Grävenwiesbach ist die einzige der 13 Gemeinden im Hochtaunuskreis, die einen unterdurchschnittlichen Wert von unter 100 verzeichnet; alle anderen Gemeinden weisen weit überdurchschnittliche Kaufkraftindizes auf.
Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Bundesstraße 456 führt direkt durch Grävenwiesbach, die Bundesautobahn 5 Frankfurt–Kassel ist in ungefähr 25 km Entfernung über die Anschlussstelle Ober-Mörlen zu erreichen. Die Buslinie 69 verbindet die Grävenwiesbacher Ortsteile miteinander und stellt den Anschluss an den Bahnhof Grävenwiesbach an der Bahnstrecke Friedrichsdorf–Albshausen her.
Bahnhof Grävenwiesbach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grävenwiesbach ist ein Betriebsmittelpunkt der von der Regionalverkehre Start Deutschland betriebenen Linie RB 15 Frankfurt–Brandoberndorf.
Trinkwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wegen steigendem Nitratgehalt im Trinkwasser sollen neue Wasserschutzgebiete ausgewiesen werden.[16]
Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit 1915 besteht die Raiffeisenbank Grävenwiesbach.
Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Grävenwiesbach existiert eine Grundschule. Haupt- und Realschule sowie Gymnasium stehen in Usingen und Neu-Anspach zur Verfügung. Seit 1981 ist der Ort Sitz der Hotelfernschule Poppe & Neumann.
Jugendherberge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am Rande von Grävenwiesbach in Richtung Hasselborn liegt die Richard-Schirrmann-Jugendherberge (⊙ ), eine von drei Jugendherbergen im Hochtaunuskreis. Bereits im Jahre 1937 wurde diese Jugendherberge geplant. Erst nachdem die Stadt Rüsselsheim ein Fünftel der Baukosten bereitstellte, um einen Teil der Herberge als Schullandheim zu nutzen, konnte der Bau am 5. August 1964 eröffnet werden. Heute stehen 162 Betten in Zwei- bis Achtbettzimmern zur Verfügung.[17] Grävenwiesbach beheimatet zudem das Richard-Schirrmann-Privatmuseum, das dem Gründer des deutschen Jugendherbergswerks, der in Grävenwiesbach seinen Lebensabend verbrachte, gewidmet ist. Nach Richard Schirrmann wurde auch eine Straße benannt, die Richard-Schirrmann-Straße.
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- August Fuchs (1839–1904), Pfarrer und Entomologe
- Albert Helff (1861–1945), Landesvorsitzender der FVP in Hessen-Nassau, Abgeordneter im Provinziallandtag und Frankfurter Stadtverordneter, Anwaltskammerpräsident
- Friedrich Stroh (1898–1969), geboren in Naunstadt, Germanist
Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Josef Grünewald (1897–1984), Unternehmer
- Hans Grünewald, Unternehmer
- Martin Joseph (1879–1943), Rabbiner
- Richard Schirrmann (1874–1961), Gründer des Deutschen Jugendherbergswerkes
- Herbert Ohly
- Pfarrer Golder
- Heinz Heimann
- Karl Moses
- Germain Brucker
Weitere, die vor Ort gelebt oder gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Andreas Buro (1928–2016), Politikwissenschaftler, Friedensforscher und Mentor der deutschen Friedens- und Menschenrechtsbewegung
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Grävenwiesbach – Kirchspiel und politische Einheit. (2019) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
- Grävenwiesbach – Gestern und Heute – Eine Zeitreise durch die letzten Jahrhunderte. (2009) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
- So war es einst – Grävenwiesbach im Wandel der Zeiten. (2002) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V. ISBN 3-00-010271-X.
- Unsere Bahn. (1999) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
- Literatur über Grävenwiesbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Webpräsenz der Gemeinde Grävenwiesbach
- Ortsgeschichte auf der Internetseite des Heimat- und Geschichtsvereins Grävenwiesbach e. V.: www.geschichtsverein-graevenwiesbach.de
- „Grävenwiesbach, Hochtaunuskreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur von und über Grävenwiesbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Linkkatalog zum Thema Grävenwiesbach bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ „Grävenwiesbach, Hochtaunuskreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 22. April 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 11. Juli 2014.
- ↑ K.-H. Gerstenmeier: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen 1977, S. 266.
- ↑ Andreas Burger: St. Konrad wird 65. In: Taunuszeitung. 14. November 2018, S. 19.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. (Nicht mehr online verfügbar.) Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom ; abgerufen im April 2016.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. (Nicht mehr online verfügbar.) Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom ; abgerufen im April 2011.
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom ; abgerufen im April 2006.
- ↑ Gremien der Gemeinde
- ↑ a b Frankfurter Rundschau, 2.(?) September 2011: Neuer Chef fürs Rathaus. Grävenwiesbach Am Sonntag wird gewählt; Roland Seel war 2002–2008 Bürgermeister von Schwalbach am Taunus
- ↑ Votemanager: Bürgermeisterstichwahl Gemeinde Grävenwiesbach 2023
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Grävenwiesbach (Memento vom 7. Februar 2021 im Internet Archive); Hinweis: für die Ansicht der archivierten Einzelergebnisse vor 2017 ggf. die Endung index.html aus der Webadresse löschen und diese dann neu laden
- ↑ Votemanager: Wahltermine Gemeinde Grävenwiesbach, ab 2002
- ↑ Grävenwiesbach - Wappen von Grävenwiesbach (coat of arms). In: www.ngw.nl. Abgerufen am 28. Oktober 2016.
- ↑ IHK-Bezirk Frankfurt in Zahlen 2019|2020. (PDF; 1,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: frankfurt-main.ihk.de. Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, April 2021, S. 9, archiviert vom am 24. Juni 2021; abgerufen am 27. Juni 2021.
- ↑ Kurt Hoeppe: Neue Wasserschutzgebiete in Grävenwiesbach. (Nicht mehr online verfügbar.) In: usinger-anzeiger.de. 21. September 2019, archiviert vom am 21. September 2019; abgerufen am 21. September 2019.
- ↑ Gudrun Schirrmann: Unsere Jugendherbergen. In: Ingrid Berg: Heimat Hochtaunus. Frankfurt 1988, ISBN 3-7829-0375-7, S. 486.