Kreis Jena-Land

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Landkreis Jena (1950–1952))
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Basisdaten[1]
Land der DDR (1950–1952) Thüringen
Bezirk der DDR (1952–1990) Gera
Bundesland (1990–1994) Thüringen
Verwaltungssitz Jena
Fläche 367 km² (1989)
Einwohner 33.679 (1989)
Bevölkerungsdichte 92 Einw./km² (1989)
Kfz-Kennzeichen N (1953–1990)
NG, NH, NI (1974–1990)
J (1991–1994)
Lage des Kreises Jena-Land im Bezirk Gera

Der Kreis Jena-Land war von 1952 bis 1990 ein Landkreis im Bezirk Gera der DDR. Sein Vorgängerkreis von 1950 bis 1952 war der Landkreis Jena und von 1990 bis 1994 bestand er wiederum als Landkreis Jena in Thüringen fort. Der Kreissitz war in Jena. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute größtenteils zum thüringischen Saale-Holzland-Kreis.

Der Kreis Jena-Land grenzte im Uhrzeigersinn im Nordwesten beginnend an die Kreise Apolda, Naumburg, Eisenberg, Stadtroda, Pößneck, Rudolstadt und Weimar-Land sowie an den Stadtkreis Jena.

Das Kreisgebiet wurde durch das Saaletal etwa halbiert, das Tal des größten, wasserreichsten und wasserwirtschaftlich wichtigsten Flusses Thüringens. Die schottergefüllte Talaue (bei Dornburg in 131 m Höhe) wurde von einer Auelehmdecke überzogen. Eine weitgespannte, fast ebene Hochfläche von durchschnittlich 400 m mit mageren Böden, auf denen Kartoffel-, Hafer- und Roggenanbau verbreitet war, nahm den größten Raum des Kreises ein. Auf etwa einem Drittel der Fläche stand Wald (Kiefern und Fichten). Im Nordosten war Lößboden verbreitet, der für den Weizen- und Zuckerrübenanbau genutzt wurde. Im Landkreis gab es zahlreiche Naturschutzgebiete. Das Naturschutzgebiet Großer Gleisberg umfasste mit 280 ha die größte Fläche.[2]

Bei der ersten Gebietsreform in der DDR wurde der Landkreis Jena am 1. Juli 1950 aus Teilen der Landkreise Stadtroda und Weimar neu gebildet. Die Stadt Jena blieb kreisfrei. Am 25. Juli 1952 folgte eine weitere Gebietsreform, bei der das Land Thüringen sowie der Landkreis Jena aufgelöst wurden. Das Kreisgebiet wurde auf die neuen Kreise Jena-Land, Eisenberg, Stadtroda (Bezirk Gera), Apolda, Weimar-Land (Bezirk Erfurt) und Naumburg (Bezirk Halle) aufgeteilt.[3] Nachdem die ursprüngliche Kreiseinteilung im November 1952 noch einmal korrigiert wurde, bestand der neugebildete Kreis Jena-Land aus den folgenden 87 Gemeinden:

Durch Umgliederungen über Kreisgrenzen und Gemeindegebietsveränderungen sank die Zahl der Gemeinden bis auf 36 bei Auflösung des Kreises Ende Juni 1994:

  • 1. Januar 1956 Umgliederung der Gemeinde Stöben aus dem Kreis Naumburg in den Kreis Jena-Land
  • 1. Januar 1957 Eingliederung von Würchhausen in Döbritschen
  • 1. Januar 1957 Eingliederung von Kleinkröbitz in Großkröbitz
  • 20. Juni 1957 Eingliederung von Stöben in Camburg
  • 20. Juni 1957 Eingliederung von Schinditz in Zöthen
  • 17. September 1961 Eingliederung von Coppanz, Oßmaritz und Schorba in Bucha
  • 17. September 1961 Eingliederung von Kleinprießnitz, Rodameuschel und Schleuskau in Frauenprießnitz
  • 17. September 1961 Eingliederung von Kleinpürschütz in Großpürschütz
  • 1. Juli 1962 Eingliederung von Ilmnitz in Drackendorf
  • 16. März 1963 Eingliederung von Hirschroda und Wilsdorf in Dornburg/Saale
  • 16. März 1963 Eingliederung von Rödigen in Lehesten
  • 28. Mai 1964 Zusammenschluss von Dorndorf und Steudnitz zu Dorndorf-Steudnitz
  • 28. Mai 1964 Eingliederung von Geunitz in Reinstädt
  • 17. Februar 1965 Eingliederung von Wogau in Jenaprießnitz
  • 17. Februar 1965 Eingliederung von Laasan in Kunitz
  • 17. Februar 1965 Eingliederung von Wittersroda in Drößnitz
  • 21. Juli 1965 Eingliederung von Oelknitz in Rothenstein
  • 7. September 1966 Eingliederung von Kleinbucha in Dienstädt
  • 1. Oktober 1967 Eingliederung von Döbritschen in Camburg und Wichmar
  • 1. Januar 1968 Eingliederung von Altengönna und Nerkewitz in Lehesten
  • 1. Juli 1968 Eingliederung von Leutra in Maua
  • 1. Oktober 1968 Eingliederung von Dienstädt in Eichenberg
  • 1. Februar 1969 Eingliederung von Stiebritz in Hainichen
  • 1. April 1969 Eingliederung von Göschwitz in den Stadtkreis Jena
  • 1. April 1969 Eingliederung von Vierzehnheiligen in Krippendorf
  • 1. Oktober 1970 Eingliederung von Zweifelbach in Reinstädt
  • 1. Februar 1974 Eingliederung von Altendorf, Greuda und Schirnewitz in Altenberga
  • 1. Februar 1974 Eingliederung von Closewitz und Lützeroda in Cospeda
  • 1. Juli 1978 Eingliederung von Tümpling in Camburg
  • 1. Juli 1978 Eingliederung von Zwabitz in Bibra
  • 1. Juli 1978 Eingliederung von Jägersdorf in Schöps
  • 1. Januar 1979 Eingliederung von Röttelmisch in Gumperda
  • 1. April 1992 Eingliederung von Dürrengleina, Großkröbitz, Rodias und Zimmritz zu Milda
  • 1. April 1994 Eingliederung von Drackendorf und Maua in die kreisfreie Stadt Jena
  • 1. Juli 1994 Eingliederung von Cospeda, Isserstedt, Jenaprießnitz, Krippendorf, Kunitz und Münchenroda aus in die kreisfreie Stadt Jena

Am 17. Mai 1990 wurde der Kreis in Landkreis Jena-Land umbenannt.[4] Zur Deutschen Wiedervereinigung wurde der Kreis durch das Ländereinführungsgesetz dem wiedergegründeten Land Thüringen zugesprochen, Kreissitz wurde Jena. Bei der Thüringer Kreisreform ging er am 1. Juli 1994 fast vollständig im Holzlandkreis, am 29. September 1994 umbenannt in Saale-Holzland-Kreis auf.[3] Die Gemeinde Drößnitz wurde hingegen in den Landkreis Weimarer Land eingegliedert.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einwohner 1955 1960 1975 1989
Jena-Land[5] 41.200 39.534 36.688 33.679

Die Landwirtschaft hatte innerhalb des Kreises eine große Bedeutung. Ein Betriebsteil des Volkseigenen Gutes Tierzucht Jena (Mastbullenanlage) und eine Abteilung des Instituts für Züchtungsforschung Quedlinburg nutzten mit ihren Standorten in Dornburg die günstigen klimatischen Bedingungen aus. Die Nahrungsmittelindustrie war mit einer Großmühle in Camburg vertreten. Daneben gab es in dieser Stadt auch noch ein Möbelwerk und eine Lederfabrik. In Orlamünde wurde das Wirtschaftsleben durch die Produktionsgenossenschaft des Handwerks Elektrotechnik und Betriebsteile des VEB Plastic Pößneck bestimmt. Der bedeutendste aller Industriebetriebe des Kreises war jedoch der VEB Porzellanwerke Kahla. Dieser von 1958 bis 1963 aufgebaute Betrieb war das Zentrum der feinkeramischen Industrie der DDR.[2]

Im Norden querte die Autobahn Dresden-Eisenach den Kreis, Jena war durch die F 7 ans Fernverkehrsnetz angebunden, die F 88 durchquerte von Nord nach Süd den Kreis. Die Saalbahn verlief parallel zum Fluss Saale und bot viele schöne Eindrücke von Thüringens größtem Fluss.

Bevölkerungsdaten der Städte und Gemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsübersicht aller 48 Gemeinden des Kreises, die 1990 in das wiedergegründete Land Thüringen kamen.[6]

AGS Gemeinde Einwohner Fläche (ha)
03.10.1990 31.12.1990
16025010 Altenberga 670 670 1.749
16025030 Bibra 280 280 439
16025040 Bucha 833 827 2.100
16025050 Camburg, Stadt 3.050 3.052 994
16025070 Cospeda 488 487 890
16025090 Dornburg/Saale, Stadt 1.092 1.082 1.040
16025100 Dorndorf-Steudnitz 1.894 1.894 701
16025110 Drackendorf 343 354 610
16025120 Drößnitz 198 206 820
16025130 Dürrengleina 80 79 265
16025140 Eichenberg 423 420 1.156
16025150 Frauenprießnitz 1.121 1.118 1.847
16025160 Freienorla 381 379 681
16025180 Golmsdorf 657 651 761
16025200 Großeutersdorf 331 334 345
16025210 Großkröbitz 135 134 430
16025220 Großlöbichau 257 255 622
16025230 Großpürschütz 226 227 397
16025240 Gumperda 450 449 627
16025250 Hainichen 210 210 531
16025260 Hummelshain 808 807 1.757
16025270 Isserstedt 505 505 685
16025290 Jenalöbnitz 117 118 394
16025300 Jenaprießnitz 427 432 752
16025310 Kahla, Stadt 8.744 8.686 797
16025320 Kleineutersdorf 416 414 561
16025330 Krippendorf 250 252 513
16025340 Kunitz 452 442 801
16025350 Lehesten 516 519 1.210
16025370 Lindig 301 302 456
16025380 Löberschütz 182 182 307
16025400 Maua 455 456 802
16025410 Milda 317 320 846
16025420 Münchenroda 163 164 507
16025430 Neuengönna 531 532 617
16025440 Orlamünde, Stadt 1.458 1.448 758
16025450 Reinstädt 598 589 1.794
16025460 Rodias 45 45 239
16025480 Rothenstein 973 973 1.048
16025500 Schöps 299 303 435
16025510 Seitenroda 203 204 405
16025530 Sulza 263 256 396
16025540 Tautenburg 325 322 1.272
16025570 Wichmar 250 253 538
16025580 Zimmern 223 227 591
16025590 Zimmritz 116 119 429
16025600 Zöllnitz 373 378 420
16025610 Zöthen 203 204 337
16025000 Landkreis Jena 32.632 32.560 36.672

Kfz-Kennzeichen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit den Buchstabenpaaren NG, NH und NI begannen, zugewiesen.[7] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war NZ 40-01 bis NZ 55-00.[8]

Anfang 1991 erhielten der Landkreis und die kreisfreie Stadt Jena das Unterscheidungszeichen J. Es wurde im Landkreis bis zum 30. Juni 1994 ausgegeben.

  • Christoph Wunnicke: Die Blockparteien als Unterstützer der SED. Beispiele aus der Stadt und dem Kreis Jena. In: Gerbergasse 18, Ausgabe 2/2016 (Heft 79).
Commons: Kreis Jena-Land – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Statistische Jahrbücher der Deutschen Demokratischen Republik. In: DigiZeitschriften. Abgerufen am 6. Oktober 2009.
  2. a b Diercke Lexikon Deutschland. Deutsche Demokratische Republik und Berlin (Ost). Georg Westermann Verlag GmbH, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508861-7, S. 148.
  3. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  4. Durch Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990, im Gesetzblatt der DDR 1990, Band I, S. 255, Online (PDF).
  5. Michael Rademacher: Jena. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Thüringer Landesamt für Statistik - Auskunftsdienst
  7. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 302.
  8. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 514.