Le Creusot
Le Creusot | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Bourgogne-Franche-Comté | |
Département (Nr.) | Saône-et-Loire (71) | |
Arrondissement | Autun | |
Kanton | Chef-lieu von Le Creusot-1 Le Creusot-2 | |
Gemeindeverband | Le Creusot Montceau-les-Mines | |
Koordinaten | 46° 48′ N, 4° 26′ O | |
Höhe | 316–516 m | |
Fläche | 18,11 km² | |
Einwohner | 20.731 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 1.145 Einw./km² | |
Postleitzahl | 71200 | |
INSEE-Code | 71153 | |
Website | le-creusot.fr | |
Ortsansicht mit Schloss La Verrerie und Universität, im Vordergrund die Firma Snecma |
Le Creusot ist eine französische Gemeinde im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Sie gehört zum Arrondissement Autun und ist Hauptort der Kantone Le Creusot-1 und Le Creusot-2. Mit 20.731 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) ist sie nach Chalon-sur-Saône und Mâcon die drittgrößte Stadt des Départements.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die örtliche Wirtschaft ist bis heute vorwiegend von der metallverarbeitenden Industrie wie Industeel, SIAG France (Schaaf Industrie) und Snecma geprägt. Schneider-Creusot bzw. Schneider & Cie, heute Schneider Electric, war ein Pionier auf diesem Gebiet. Der Ursprung dieses Industriezweigs und der in der Stadt vertretenen Rüstungsindustrie war die Gründung der Königlichen Gießerei durch François Ignace de Wendel und William Wilkinson im Jahr 1781. Die Steinkohle-Vorkommen der Umgebung ließen das damals kleine Dorf zum hervorragenden Standort zur Herstellung von Kanonen für die Marine werden: Bereits um 1820 befand sich hier im Besitz von Aaron Manby Frankreichs größte Eisengießerei.
Am 26. März 1870[1] erklärte sich der Bürgermeister Jean-Baptiste Dumay[1] solidarisch mit der Pariser Kommune und ernannte seinerseits den Stadtrat zur Commune, angesichts des Anrückens einer Kürassier-Einheit[1] endete der Versuch. In den Jahren 1899–1900[2] streikten die Arbeiter. Der Streik wurde, wie der Historiker Gérard Noiriel schreibt, mit „unerbittlicher Grausamkeit“[2] niedergeschlagen. Die Unternehmer verstärkten darauf ihre soziale Kontrolle unter der Losung „contrôle total“,[2] ebenso wie ihre paternalistischen Arbeitervereine. Unter der Führung des Direktors Émile Cheysson[2] bemühten sie sich, die Erinnerung an den Arbeitskampf zu tilgen, etwa indem sie unter dem Vorwand der Stadtentwicklung den Musikpavillon[2] abreißen ließen, der den Streikenden als Versammlungsort gedient hatte. Im Kriegsjahr 1917 waren in den Werken von Schneider & Cie rund 20.000[2] Arbeiter und Angestellte beschäftigt, ein Zuwachs von 38 %[2] gegenüber dem Jahr 1914. Nach dem Russischen Bürgerkrieg kamen rund 400[3] Exilrussen ins Département, von denen fast alle bei Schneider & Cie beschäftigt waren.
Die Reaktorindustrie der Creusot Forge wurde Gegenstand öffentlicher Diskussionen, insbesondere Anfang 2016 aufgrund manipulierter Prüfberichte global gelieferter Kernreaktorteile.[4][5][6] Gemeinsam mit Montceau-les-Mines bildet Le Creusot ein kleines Industrierevier.
Impressionen
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Örtliches Wahrzeichen (siehe Wappen): Dampf-Fall-Hammer, Fa. Schneider, 1876
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Dampfhammer in Le Creusot, Postkarte, frühes 20. Jahrhundert
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Fabrik- mit Gleisanlagen (aus: L’Homme et la Terre, Die Menschen und die Erde, Band 5, Élisée Reclus, ca. 1900)
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Fa. Snecma
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Hôtel de ville (Rathaus)
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Kanonenrohre, Hof La Verrerie
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1981 wird der nahegelegene Ort Écuisses vom französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV angefahren: Der Bahnhof Le Creusot TGV liegt rund acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Bahnhof Le Creusot Ville liegt an der Bahnstrecke Nevers–Chagny und wird im Regionalverkehr durch TER-Züge zwischen Dijon und Nevers bedient. Der 10 km lange Train des Combes dient dem Ausflugsverkehr.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christian Bobin (1951–2022), Schriftsteller
- Sandrine Brétigny (* 1984), Fußballspielerin
- Bruno Cadoré (* 1954), Priester und Generaloberer des Dominikaner-Ordens
- Eric Decastro (* 1960), Maler
- Frédéric Demontfaucon (* 1973), Judoka
- Jérémy Dérangère (* 1975), Radrennfahrer
- Claudie Haigneré (* 1957), Astronautin und Politikerin
- Daniel Kaczorowski (* 1952), Rugbyspieler
- Fabrice Moreau (* 1978), Ruderer
- Raymond Rochette (1906–1993), Maler
- Anthony da Silva (* 1980), Fußballspieler
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albert Maly-Motta: Das Theater im Glas-Ofen. Ein Buch in Le Creusot, Frankreich. In: Die Vierte Wand. Organ der Initiative TheaterMuseum Berlin. Ausgabe 009. Berlin, 2019, S. 88–97 (Online im Internet Archive)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Jacques Rougerie: La Commune de 1871. In: Collection Que sais-je ? 7. Auflage. Nr. 581. Presses Universitaires de France/Humensis, Paris 2021, ISBN 978-2-7154-0708-4, S. 103.
- ↑ a b c d e f g Gérard Noiriel: Les ouvriers dans la société française, XIXe–XXe siècle (= Collection Points, Inédit Histoire. H88). Éditions du Seuil, Paris 1986, ISBN 2-02-009309-X, S. 114, 127, 163.
- ↑ Catherine Gousseff: L’exil russe: La fabrique du réfugié apatride (1920–1939) (= Collection Biblis. Nr. 267). CNRS Éditions (Centre national de la recherche scientifique), Paris 2023, ISBN 978-2-271-14687-8, S. 240.
- ↑ Bärbel Nückles: Reaktorschmiede in Le Creusot – Mängel bei Akw-Lieferungen?. In: Badische Zeitung, 11. Mai 2016.
- ↑ Bärbel Nückles: Block zwei ist vom Netz. In: Badische Zeitung, 18. Juni 2016.
- ↑ Bärbel Nückles: Gereiztes Klima in der Fessenheim-Kommission. In: Badische Zeitung, 11. Oktober 2016.