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Liste der Stolpersteine in Wittstock/Dosse

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Stolpersteine für die Familie Mendelsohn, die nach Shanghai emigrieren konnte

In der Liste der Stolpersteine in Wittstock/Dosse werden die vorhandenen Gedenksteine aufgeführt, die im Rahmen des Projektes Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig bisher in Wittstock/Dosse verlegt worden sind. Sie sind Opfern des Nationalsozialismus gewidmet, all jenen, die vom NS-Regime drangsaliert, deportiert, ermordet, in die Emigration oder in den Suizid getrieben wurden.

Am 24. März 2014 hielt Gunter Demnig in der Stadt einen Vortrag über die Stolpersteine. Die Verlegungen erfolgten am Tag darauf. Schüler des Gymnasiums und der Dr.-Wilhelm-Polthier-Oberschule zitierten aus Texten über die Pogromnacht in Wittstock/Dosse und legten Blumen an den Stolpersteinen nieder.[1][2]

Jüdische Geschichte von Wittstock und Rossow[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits im Spätmittelalter sollen Juden zeitweilig in Wittstock gewohnt haben. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließen sich jüdische Familien dauerhaft in der Stadt nieder. Um 1810 wurde ein jüdischer Friedhof vor dem Kyritzer Tor angelegt. Das Gelände wurde mit einer Mauer umgeben. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts soll die jüdische Gemeinde ihren personellen Höchststand erreicht haben. Ab 1857 gab es im Zentrum der Stadt, in der St. Marienstrasse, einen Betraum. Die Wände der Haussynagoge waren mit Wandfresken ausgestaltet, mit blauen floralen Ornamenten. Diese Malereien zählen zu den letzten Zeugnissen jüdischen Lebens in Wittstock. Ende der 1920er Jahre lebten hier nur noch elf jüdische Bürger, weshalb der Betraum aufgegeben wurde. Anfang der 1930er Jahre gab es in Wittstock noch drei Geschäfte, die von Juden betrieben wurden, 1938 nur mehr eines. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde der jüdische Friedhof geschändet. Die letzten beiden jüdischen Familien, die in Wittstock lebten, die Mendelsohns und die Rehfischs, sahen sich zur Emigration gezwungen. Sie konnten sich nach Shanghai retten.[3]

1952 wurde auf dem ehemaligen Friedhofsgelände, welches eingeebnet worden war, ein Gedenkstein aufgestellt. 1958 gingen bei einem Feuer im Stadtarchiv auch zahlreiche Dokumente zur jüdischen Stadtgeschichte verloren. 2014 wurden fünf Stolpersteine verlegt.

Noch nicht aufgearbeitet ist die jüdische Geschichte im Dorf Rossow, welches seit 2003 einen Ortsteil der Kommune Wittstock darstellt.[3]

Verlegte Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Inschrift Adresse Kurzbiographie
HIER WOHNTE
ERICH MENDELSOHN
JG. 1901
'SCHUTZHAFT' 1938
SACHSENHAUSEN
FLUCHT 1939
SHANGHAI
ÜBERLEBT
Marktplatz Erich Mendelsohn
HIER WOHNTE
JILLY MENDELSOHN
GEB. WARSCHAUER
JG. 1902
FLUCHT 1939
SHANGHAI
ÜBERLEBT
Marktplatz Jilly Mendelsohn geb. Warschauer
HIER WOHNTE
LORE MENDELSOHN
JG. 1936
FLUCHT 1939
SHANGHAI
ÜBERLEBT
Marktplatz Lore Mendelsohn
HIER WOHNTE
GERHARD REHFISCH
JG. 1901
'SCHUTZHAFT' 1938
SACHSENHAUSEN
FLUCHT 1939
SHANGHAI
TOT 12.8.1940
Marktplatz Gerhard Rehfisch
HIER WOHNTE
HEDWIG REHFISCH
GEB. FUCHS
JG. 1876
FLUCHT 1939
SHANGHAI
ÜBERLEBT
Marktplatz Hedwig Rehfisch geb. Fuchs

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich der Wiederkehr der sogenannten Reichskristallnacht lud das Bündnis „Wittstock bekennt Farbe“ am 9. November 2016 zu einer Gedenkveranstaltung vor den Stolpersteinen ein. Im Anschluss daran wurde im Catharina-Dänicke-Haus (Haus der Begegnung) der Film Zug des Lebens von Radu Mihaileanu gezeigt, eine Tragikomödie über die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus.[4] Auch 2017 und 2018 gab es Gedenkveranstaltungen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stolpersteine in Wittstock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadt Wittstock/Dosse: Würdiges Gedenken an NS-Opfer, 26. März 2014
  2. Stadt Wittstock/Dosse: Erste Stolpersteine gegen das Vergessen in Wittstock, abgerufen am 4. August 2019
  3. a b Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen SprachraumWittstock/Dosse (Brandenburg), abgerufen am 27. November 2018
  4. Stadt Wittstock/Dosse: Nie wieder Rassismus, nie wieder Gleichgültigkeit!, 7. November 2016