Unter Geiern (Film)
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Unter Geiern ist ein deutsch-französischer Karl-May-Film aus dem Jahr 1964 nach Motiven aus dem gleichnamigen Buch von Karl May. Die Uraufführung war am 8. Dezember 1964 im Mathäser-Filmpalast, München.
Stewart Granger spielt hier zum ersten Mal Old Surehand, dessen Figur sich jedoch nur lose am Buch orientiert, vor allem, weil dort Old Shatterhand als Hauptfigur auftritt.
Handlung
In der amerikanischen Wüstengegend, die als Llano Estacado bekannt ist, wird die Farm des Siedlers Baumann von der so genannten „Geier-Bande“ überfallen, dabei wird die Frau Baumanns getötet. Winnetou, Baumann und dessen Sohn Martin kommen zu spät, um eingreifen zu können. Die Geier haben es so aussehen lassen, als hätten Indianer die Farm überfallen. Baumann ist außer sich vor Schmerz und beschuldigt prompt den benachbarten Stamm der Schoschonen unter ihrem Häuptling Wokadeh, den Überfall begangen zu haben.
Kurze Zeit später treffen Besucher auf der zerstörten Farm ein: Annie, die ein Diamantenpaket zu ihrem Vater bringen will, sowie der berühmte Westmann Old Surehand und sein tölpelhafter Begleiter Old Wabble. Der Geier-Bandit Weller trifft, als Mormonenprediger verkleidet, ebenfalls auf der Farm ein und erfährt von den Diamanten, die Annie bei sich trägt. Als Old Surehand misstrauisch wird, gelingt ihm nur knapp die Flucht zu seiner Bande. Von seinem Anführer Preston wird er zu einem Treck Siedler geschickt und soll diesen in einen Hinterhalt locken.
Annie wird mittlerweile in das Versteck der Banditen entführt, und Martin Baumann eilt ihr hinterher, um sie zu befreien. Als es brenzlig wird für Martin, kann Winnetou für die Flucht der beiden sorgen. Sie fliehen zum Siedlertreck, werden da aber von den Siedlern gefangengenommen, die auf die Einflüsterungen des Geier-Banditen Weller hören und glauben, Annie und Martin gehörten zu der Geier-Bande. Martin soll als Pferdedieb gehängt werden.
Old Surehand ist inzwischen dem rachsüchtigen Baumann Senior hinterhergeeilt, der den Häuptling der Schoschonen zur Rechenschaft ziehen wollte und von den Indianern gefangengenommen wurde. Old Surehand kann in einem Gottesurteil am Marterpfahl durch seine Schießkünste freikommen und überzeugt die Schoschonen, dass es sinnvoller wäre, gegen die eigentlichen Urheber des Überfalls, die Geier-Bande, vorzugehen. Surehand reitet schon los, um dem Siedlertreck zu helfen. Er informiert die Siedler über den Hinterhalt und enttarnt Weller. Martin Baumann wird freigelassen. Weller sollte seinen Kumpanen ständig Bericht erstatten, und Old Surehand zwingt ihn nun, die Banditen mit falschen Informationen zu versorgen. So können die Siedler den Ort und Zeitpunkt des Überfalls selbst festlegen.
Als der Treck „planmäßig“ in den Hinterhalt gerät, ist er schon zu einer Wagenburg zusammengefahren, und die Geier werden unter Gewehrfeuer genommen. Doch erst Winnetou und der eintreffende Stamm der Schoschonen können mit ihrer geballten Feuerkraft die Übermacht der Banditen überwinden.
Hintergrund
Ursprünglich sollte in Winnetou und der Bärenjäger wieder Lex Barker als Old Shatterhand an der Seite von Winnetou-Darsteller Pierre Brice stehen. Als es jedoch Produzent Horst Wendlandt gelang, den ehemaligen Hollywood-Star Stewart Granger zu gewinnen, gab er Anweisung, das Drehbuch auf ihn als Old Surehand umzuschreiben, obwohl er weder an Alter noch Statur dieser Karl-May-Figur ähnelte.
Die weibliche Hauptrolle übernahm Elke Sommer. Produzent Artur Brauner stellte sie als Gegenleistung für die Verpflichtung von Pierre Brice in seinem Film Old Shatterhand zur Verfügung. Als Regisseur konnte Wendlandt erstmals Alfred Vohrer gegenüber der Constantin-Film durchsetzen.
Die Dreharbeiten begannen am 10. August 1964. Die Hotels Park und Jadran in Rijeka bildeten die Zentrale des Drehstabs. Im Hochtal von Grobnik Polje erbaute Architekt Vladimir Tadej ‚Baumanns Ranch‘. Das Zeltlager der Schoschonen an der Straße zum Skigebiet von Platak wurde größtenteils vom Assiniboin-Dorf des kurz zuvor abgedrehten Winnetou 2. Teil übernommen. Für die Bärenszenen begnügte man sich nach den schlechten Erfahrungen mit echten Grizzlybären in Winnetou 2. Teil mit Aufnahmen von einheimischen Bären, obwohl diese erheblich kleiner waren als Grizzlys.
Die Goldgräbersiedlung mit dem Saloon als Mittelpunkt erbaute Tadej in der Paklenica-Schlucht, und für die dort spielenden Szenen zog das Team nach Starigrad-Paklenica ins Hotel Alan. Am Mali Alan, der in Winnetou 1. Teil als Nugget Tsil gedient hatte, befand sich diesmal das Nachtlager der Geierbande, und auch die Schlussszene fand hier statt.
Šibenik bildete das dritte Standquartier zu Dreharbeiten an den Krka-Wasserfällen in der Nähe von Skradin und Roski. Zuletzt wohnte das Filmteam in Split im Hotel Marijan. Von dort begab man sich an das Ende des Stausees Perućko jezero zur Ortschaft Vrlicka. Hier wurde der Kampf um die Wagenburg gedreht. Im oberen Bereich des im Spätsommer trockengefallenen Sees spielte die Szene, als Martin und Annie in scheinbar wüstenartiger Umgebung zum Treck stoßen.
Die FSK gab in ihrer Prüfung vom 7. Dezember 1964 Unter Geiern wie schon die vorhergehenden Winnetou-Filme erst ab 12 Jahren frei, weil „die Fülle der Kampfszenen, der Schlägereien, Schießereien, des Brennens und Tötens“ für 6-Jährige „in hohem Maße übererregend“ sei.[1] Zum ersten Mal bekam ein Karl-May-Film der Rialto kein Filmprädikat. Die Filmbewertungsstelle urteilte am 8. Dezember 1964: „Das Handlungsgerüst wurde allzu primitiv zurechtgeschneidert, so daß nicht einmal mehr äußere Spannung aufkam. Hatten frühere Karl-May-Filme noch Anstrengungen der Regie und zum Teil große fotografische Qualität erkennen lassen, muß man hier feststellen, daß alles recht kunstlos gemacht ist, und zwar schon im bloßen technischen Sinne.“[2] Der Widerspruch des Constantin-Filmverleihs gegen diesen Bescheid wurde zurückgewiesen.
1972 legte Constantin den Film noch einmal der FSK vor und beantragte die Freigabe ab 6 Jahren, was der Hauptausschuss jedoch einstimmig ablehnte. Zwei Jahre später strahlte das ZDF Unter Geiern aus, und bei einer neuen Prüfung am 13. Juni 1979 erklärten die Prüfer die Einstufung ab 6 Jahren „im Hinblick auf die Entwicklung der letzten Jahre und die ihr zugrunde liegenden veränderten Wertmaßstäbe“.[3]
Synchronisation
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher |
---|---|---|
Old Surehand | Stewart Granger | Heinz Engelmann |
Winnetou | Pierre Brice | Thomas Eckelmann |
Martin Baumann | Götz George | Götz George |
Annie | Elke Sommer | Margot Leonard |
Preston | Sieghardt Rupp | dito |
Weller | Miha Baloh | Claus Holm |
Old Wabble | Paddy Fox | Hugo Schrader |
Baumann sr. | Walter Barnes | Arnold Marquis |
Richter Leander | Renato Baldini | Siegfried Schürenberg |
Baker jr. | Mario Girotti | Joachim Pukaß |
Wokadeh | Gojko Mitic | Michael Chevalier |
Gordon | Louis Velle | Lothar Blumhagen |
Verleihtitel im Ausland
Auf Filmplakaten im Ausland wurde der Film in mit den folgenden Titeln angekündigt:
- Belgien: „Parmi les Vautours / De Gang der Aasgieren“
- Tschechoslowakei: „Mezi Supy / Medzi Supmy“
- Dänemark: „Winnetou og Vestens Sjakaler“
- Frankreich: „Parmi les Vautours“
- Italien: „La dove scende il sole“
- Jugoslawien: „Med Jastrebi“
- Rumänien: „Printre Vulturi“
- Spanien: „Los Buitres“
- USA: „Frontier Hellcat“
Auszeichnungen
- Goldene Leinwand für über 3 Millionen Besucher innerhalb von 12 Monaten, verliehen am 16. Dezember 1965 im Savoy, Düsseldorf anlässlich der Uraufführung von „Old Surehand 1. Teil“.
Kritiken
„Eine simple Story wurde sehr umständlich und sehr oberflächlich zu einer aufwendigen Schau herausgeputzt. Wenn man trotzdem ein wenig befriedigter nach Hause geht als gewöhnlich, so ist das einzig dem routinierten Stewart Granger zu verdanken. Jedenfalls übertrifft er den farblosen und gänzlich unbegabten Lex Barker entschieden.“
„Old Surehand (Stewart Granger in angelsächsischer Understatement-Manier) schießt der Gerechtigkeit eine Gasse und macht sich stark für die Schwachen. Apatschenhäuptling Winnetou (Pierre Brice schön zu Pferd, behende auf dem Kriegspfad) ist der Deus ex machina im Mayschen Abenteuer. Elke Sommer behauptet burschikos ihre Weiblichkeit unter den Rauhbeinen.“
„Regisseur Alfred Vohrer bringt die Geschichte ziemlich phantasielos in Gang, fördert im Mittelteil mit erprobten Action-Kniffen die Spannung und läßt den sicher als Höhepunkt gemeinten Schluß – die Attacke der Geisterbande auf die Wagenburg – ohne Schwung verpuffen.“
„Als Old Surehand reitet nun auch der britische Alt-Beau Stewart Granger, 51, auf der deutschen Western-Welle. Zusammen mit Standard-Winnetou Pierre Brice rettet er die Ehre der Schoschonen. Elke Sommer […] lieh dem etwas wendiger als sonst inszenierten May-Spiel (Regie: Alfred Vohrer) Figur und Dekollete; die Stimme wurde von einer bewährten Sprecherin nachsynchronisiert.“
„Alfred Vohrers unterhaltsamer Karl-May-Western hat zahlreiche Feuersbrünste und Stars (wie Elke Sommer und Götz George) zu bieten.“
„Farbiges Indianerabenteuer, spannend und humorvoll.“
„Abenteuerliche Karl-May-Verfilmung, nach den üblichen Mustern leidlich spannend und humorvoll inszeniert. Würze ins vertraute Spiel bringt vor allem Stewart Granger durch seine ironisch-distanzierte Darstellung.“
Medien
Literatur:
- Autorenkollektiv: Das große Album der Karl-May-Filme. Band 2. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2004, 287 S., ISBN 3-89602-479-5
- Michael Petzel: Karl-May Filmbuch, Karl-May-Verlag (1998) - ISBN 3-78020-153-4, S. 211ff.
- Michael Petzel: Karl-May Filmbuch, Karl-May-Verlag, Bamberg, zweite erweiterte Auflage 1999, - ISBN 3-7802-0153-4
- Jürgen Kniep: „Keine Jugendfreigabe!“. Filmzensur in Westdeutschland 1949-1990, Wallstein Verlag Göttingen 2010 ISBN 978-3-8353-0638-7
Musik: Wilder Westen – Heißer Orient, Karl-May-Filmmusik 1936 – 1968, Bear Family Records BCD 16413 HL, 8 CDs mit 192 Seiten Filmbuch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jürgen Kniep: Keine Jugendfreigabe!, 2010, S. 268
- ↑ Michael Petzel: Karl-May-Filmbuch 2. Aufl. 1999, S. 223
- ↑ Jürgen Kniep: Keine Jugendfreigabe!, 2010, S. 268
- ↑ Unter Geiern im Lexikon des internationalen Films