Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg
Die Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg ist eine rund 140 Kilometer lange Hauptstrecke im Nordwesten Bayerns. Sie führt von Treuchtlingen im südlichen Mittelfranken über Gunzenhausen, Ansbach, Steinach (bei Rothenburg), Marktbreit und Ochsenfurt in die unterfränkische Bezirkshauptstadt Würzburg.
Geschichte
Die Strecke bestand ursprünglich aus drei kürzeren Strecken:
- Der am 1. Juli 1859 eröffneten Strecke von Ansbach nach Gunzenhausen,
- der am 1. Juli 1864 eröffneten Strecke von Würzburg nach Ansbach und
- der am 2. Oktober 1869 eröffneten Strecke von Gunzenhausen nach Treuchtlingen.
Da die Stadt Ansbach zunächst keinen Anschluss an die Ludwig-Süd-Nord-Bahn hatte, ließ sie auf eigene Rechnung eine Verbindungsbahn als Pachtbahn nach Gunzenhausen bauen. Den Betrieb auf dieser dritten bayerischen Pachtbahn nach Neuenmarkt - Bayreuth (1853) und Pasing - Starnberg (1854) führte die Königlich Bayerische Eisenbahn durch.
Mit dem Bahnbaugesetz von 1861 wurde die gesamte Strecke Treuchtlingen – Würzburg fertiggestellt, wodurch Ansbach zum Durchgangsbahnhof wurde. Mit Erstellung der Strecke Ingolstadt–Treuchtlingen–Gunzenhausen erfolgte schließlich 1869 der Lückenschluss, der Abschnitt Gunzenhausen – Treuchtlingen zählt dabei zum nördlichen Teil der „Altmühlbahn“.
Die durchgehend zweigleisige Strecke ist seit 1965 elektrifiziert. 1978 wurde im Rahmen eines Pilotprojektes bei insgesamt 15 Halten die Bedienung im Personenverkehr eingestellt. Busse übernahmen die Funktion von da an. 1993 fand die Bedienung vieler Haltestellen bzw. Bahnhöfen im Güterverkehr ein Ende.
Am Abend des 18. Juli 2016 kam es auf der Bahnstrecke im Abschnitt zwischen Ochsenfurt und Würzburg zu einem Angriff in einem Regionalzug, bei dem ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling Passagiere mit einer Axt und einer Stichwaffe attackiert und zum Teil schwer verletzt hat. Der Täter wurde bei seiner Flucht im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld von Spezialeinsatzkräften erschossen. Es wird von einem möglicherweise islamistischen Hintergrund ausgegangen.[3]
Streckenbeschreibung
Die Strecke ist 140,2 Kilometer lang. Von einstmals 29 Unterwegsbahnhöfen und -haltepunkten werden heute noch 15 bedient.
Ausbauzustand
Die Strecke ist durchgehend zweigleisig. Seit dem 15. März 1965 ist die Strecke außerdem komplett elektrifiziert. In der Nähe des Bahnhofes Oberdachstetten befindet sich ein Bahn-Umspannwerk (Unterwerk).
Verkehrsverbünde
Der Nordabschnitt Würzburg–Marktbreit befindet sich im Tarifgebiet des im Jahr 2004 gegründeten Verkehrsverbund Mainfranken (VVM), von Uffenheim bis Treuchtlingen ist die Strecke komplett in den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) eingegliedert.
Betrieb
Die Strecke hatte früher eine große Bedeutung im deutschen Nord-Süd-Fernverkehr. Da man den 24 Kilometer längeren Umweg über Nürnberg oftmals vermeiden wollte, spannte man zwischen Würzburg und Treuchtlingen sogar eine Dampflokomotive oder Diesellokomotive vor die ansonsten mit elektrischer Traktion gefahrenen Züge. Erst als die Strecke relativ spät elektrifiziert wurde, konnte hierauf verzichtet werden. Auch heute noch befahren einige Intercity-Express-Zugpaare aus Hamburg und Bremen nach München die Strecke, allerdings ohne Halt zwischen Würzburg und Augsburg. Hinzu kommt das Intercity-Zugpaar „Königssee“ sowie einige Wochenend-Verstärker, welche auch in Treuchtlingen, Gunzenhausen, Ansbach und teilweise in Steinach stoppen.
Im Nahverkehr wird die Strecke von DB Regio im Rahmen des E-Netzes Würzburg betrieben. Es verkehren im Stundentakt Triebzüge der Baureihe 440, abends und am Wochenende DB-Baureihe 425 (1999) als Regionalbahn Treuchtlingen–Würzburg. Einzelne zusätzliche Züge verdichten das Angebot werktags in den Hauptverkehrszeiten zwischen Marktbreit und Würzburg zu einem annähernden 30-Minuten-Rhythmus, an Werktagen werden außerdem vier Zugpaare über Würzburg hinaus auf der Main-Spessart-Bahn bis Karlstadt (Main) durchgebunden.
Große Bedeutung hat die Strecke im Güterverkehr. Weite Teile des Güterverkehrs von Würzburg Richtung München und Nürnberg laufen über die Strecke, deren Kapazität teilweise heute schon nicht mehr ausreicht. Zum Einsatz kommen alle Lokomotivtypen, auch private EVU sind zahlreich vertreten.
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 wurde der Haltepunkt Burgbernheim-Wildbad reaktiviert.[4]
Unfälle
Das schwerste Zugunglück auf der Strecke ereignete sich am 30. April 1987 in Ansbach, als ein nach Würzburg fahrender Güterzug in die Flanke eines nach Stuttgart verkehrenden D-Zuges fuhr. Insgesamt vier Wagen des D-Zug entgleisten und rutschten den Bahndamm hinunter, wobei sie mehrere Gebäude beschädigten. Die Bergung der Wagen war schwierig, da die Wagen abzustürzen drohten. Ein Mensch starb, zahlreiche weitere wurden schwer verletzt.
Die Ursache des Unglückes war die Missachtung des Halt zeigenden Ausfahrsignals durch den Lokführer des Güterzuges, der fälschlicherweise das auf Fahrt stehende Ausfahrsignal des D-Zuges auf seinen Zug bezog.
Zukunft
Der Verkehrsclub Deutschland und der Arbeitskreis ÖPNV der Agenda 21 setzen sich für die Reaktivierung eines Bahnhofs in Würzburg-Heidingsfeld ein, dies soll der Ostbahnhof werden, mit Anschluss zu den Buslinien 16 und 33.
Literatur
- Siegfried Bufe: Eisenbahn in Mittelfranken. Bufe-Fachbuchverlag, München 1980. ISBN 3-922138-09-8.
- Peter Heinrich, Hans Schülke: Bahnknotenpunkt Würzburg. EK-Verlag, Freiburg 1990. ISBN 3-88255-870-9.
- Jörg Frank, Rolf Frank: Eisenbahnkreuz Treuchtlingen. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1987. ISBN 3-922138-35-7.
- Jörg Schäfer, Steffen Seiter: 150 Jahre Eisenbahn in Ansbach. Kempf-Druck, Ansbach 2009.
Weblinks
- Streckenverlauf, Betriebsstellen und einige zulässige Geschwindigkeiten auf der OpenRailwayMap
Einzelnachweise
- ↑ Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- ↑ KSO – Mainländebahn. Kommunalunternehmen Stadtwerke Ochsenfurt (KSO), abgerufen am 23. Oktober 2013.
- ↑ http://www.welt.de/politik/deutschland/article157144611/Riaz-A-hatte-Aussicht-auf-Baeckerlehre.html
- ↑ Stadt Burgbernheim: Reaktivierung des Haltepunktes Burgbernheim-Wildbad