Biathlon-Weltmeisterschaften

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Briefmarke der DDR zu den Weltmeisterschaften 1967

Die Biathlon-Weltmeisterschaften werden von der Internationalen Biathlon-Union (IBU) in den Jahren ohne Olympische Winterspiele veranstaltet. Die Titelkämpfe finden üblicherweise über zwei Wochen im Februar oder März statt. Zwischen 1993 und 2022 wurden die Weltmeisterschaften im Rahmen des Biathlon-Weltcups veranstaltet, weshalb bei den Wettkämpfen auch Weltcuppunkte vergeben wurden.

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um von der IBU für die Weltmeisterschaften zugelassen zu werden, benötigen die Athleten entsprechende Qualifikationspunkte, die sie in Rennen im Welt- und IBU-Cup erhalten und die unabhängig von Punkten für die Welt- und IBU-Cup-Wertungen vergeben werden.

Die Besetzung der Start- und Quotenplätze für die Weltmeisterschaften wird von den nationalen Verbänden vorgenommen. Für deutsche Starter verlangt der DSV ein Ergebnis in einem Weltcuprennen unter den TOP 8 bzw. zwei Rennen unter den TOP 15 als Grundlage für eine Nominierung.[1]

Startquoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anzahl der startberechtigten Athleten pro Nation unterscheidet sich von der Quotenregelung im Weltcup, wird aber ebenso wie diese über die Platzierung in der Nationenwertung des Vorjahres geregelt. Die jeweiligen Titelverteidiger in Sprint-, Verfolgungs-, Einzel- und Massenstartrennen des Vorjahres erhalten ein persönliches Startrecht für die jeweilige Disziplin außerhalb der Quotenregelung. Diese Regelung bezieht sich immer auf die Titelkämpfe der vorangegangenen Saison, unabhängig davon ob es sich um Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele handelt.

Außerdem erwerben die zehn bestplatzierten Athleten der Qualifikationspunkteliste eine Startquote von bis zu zwei Plätzen für ihre Nation, sofern diese nicht zu den besten 30 in der Nationenwertung zählt.[2]

Anzahl der Startplätze pro Nationalverband
Platzierung im Nationencup 1–15 16–25 26–30
Anzahl Startplätze 4 3 2

Sprintrennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verfolgungsweltmeister des Vorjahres erhält auch ein persönliches Startrecht im Sprintrennen. Stellt eine Nation jedoch Sprint- und Verfolgungsweltmeister, dann erhöht sich die Quote dieser Nation jedoch nur um einen und nicht um zwei zusätzliche Startplätze.[2]

Massenstart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während im Weltcup die 25 besten Athleten der aktuellen Weltcupwertung ein Startrecht im Massenstart haben, sind es bei Weltmeisterschaften nur die besten 15. Das Feld wird aufgefüllt mit den Medaillengewinnern der vorangegangenen Rennen, die aufgrund der Platzierung im Weltcup noch kein Startrecht haben. Die restlichen Startplätze werden an die weiteren punktbesten Athleten der Titelkämpfe vergeben. Pro Nation dürfen maximal vier Athleten am Massenstart teilnehmen. Ausnahmen gibt es nur für die Medaillengewinner, diese sind immer startberechtigt. Zudem erhält der Weltmeister bzw. olympische Goldmedaillengewinner des Vorjahres ein persönliches Startrecht im Massenstart, das nicht auf das Kontingent des Nationalverbandes angerechnet wird. Grundlage dafür ist, dass der Athlet bzw. die Athletin sich noch nicht über einen Medaillengewinn, eine Top-15-Platzierung im Weltcup oder entsprechende Ergebnisse bei den vorhergegangenen Weltmeisterschaftsrennen qualifiziert hat.[2]

Wettbewerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplinen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Damenstaffel, WM 2013

Mit Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart, Staffel, Mixed-Staffel und Single Mixed-Staffel besteht das momentane Weltmeisterschaftsprogramm aus sieben Disziplinen. Das Einzelrennen ist seit der ersten Biathlon-Weltmeisterschaft 1958 im Programm. Bis 1965 wurden nur für diese Disziplin Medaillen vergeben, da der Staffellauf kein offizieller Bestandteil der Biathlon-Weltmeisterschaften war. Es handelte sich dabei von 1958 bis 1963 nur um eine Mannschaftswertung der vier (1958) bzw. der drei besten (1959–1963) Sportler jeder Nation aus dem Einzelbewerb über 20 km. Berechnet wurde die Zeit durch die Addition der Individualzeiten der einzelnen Athleten. 1965 wurde erstmals ein Staffellauf über 3 × 7,5 km ausgetragen. 1966 wurde der Staffellauf mit der heutigen Streckenlänge von 4 × 7,5 km offiziell eingeführt.

Massenstart der Männer, WM 2013

Der Sprint wurde erstmals 1974 bei Weltmeisterschaften ausgetragen und stellte damit neben dem Einzel die zweite Individualdisziplin dar. Seit Ende der 1980er-Jahre wird das Programm kontinuierlich erweitert. 1989 wurde der Mannschaftswettkampf hinzugefügt, der jedoch bereits 1998 wieder gestrichen wurde. Das Verfolgungsrennen ist seit 1997 fester Bestandteil von Weltmeisterschaften, der Massenstart seit 1999. Bei den Weltmeisterschaften 2007 wurde die Mixed-Staffel (auch: Gemischte Staffel) zum ersten Mal in das Wettkampfprogramm integriert. Dieser Wettbewerb war 2005 und 2006 noch jeweils als eigenständige Mixed-Staffel-Weltmeisterschaft ausgetragen worden. Auch im olympischen Jahr 2010 fand ein separater Titelkampf statt, da die Disziplin noch nicht in das Programm der Olympischen Winterspiele aufgenommen wurde. In der gemischten Staffel starten zunächst zwei Frauen über 6 km, danach zwei Männer über 7,5 km. Die Single-Mixed-Staffel (auch: einfache gemischte Staffel) wurde 2019 erstmals veranstaltet.

Wertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Jahren mit Olympischen Winterspielen wurden Weltmeister nur in jenen Bewerben ermittelt, die nicht zum olympischen Programm gehören. Diese Veranstaltungen wurden von der IBU mit Ausnahme der Bewerbe von 1992 als offizielle Weltmeisterschaften gezählt. Im Gegensatz zu den nordischen oder alpinen Skiwettbewerben gelten die Olympiasieger bis 1980 nicht als Weltmeister. Zuletzt war dies bei der Biathlon-Mixed-Staffel-Weltmeisterschaft 2010 der Fall, die im Rahmen des Weltcups im russischen Chanty-Mansijsk ausgetragen wurde.

Zwischen 1993 und 2022 wurden die Weltmeisterschaften im Rahmen des Biathlon-Weltcups veranstaltet. Da die Startquoten und damit auch die Teilnehmerfelder bei Weltmeisterschaften andere sind als im Weltcup, wurden ab der Saison 2022/23 bei Weltmeisterschaften keine Weltcuppunkte für Einzelwettbewerbe mehr vergeben. In die Nationenwertung des Weltcups gehen die Ergebnisse der Weltmeisterschaften weiterhin ein.

Bisherige Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Biathlon-Weltmeisterschaften finden seit 1958 in jedem Jahr statt, in dem keine Olympischen Winterspiele stattfinden. Von 1958 bis 1983 wurden die Weltmeisterschaften nur für Männer ausgeschrieben. Von 1984 bis 1988 fanden eigene Weltmeisterschaften für Frauen statt, die getrennt von denen der Männer an anderen Orten durchgeführt wurden. Seit 1989 tragen Männer und Frauen gemeinsame Weltmeisterschaften aus. Mit den Weltmeisterschaften 2021 in Pokljuka wurden bisher 53 Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Weltmeisterschaften der Frauen werden in dieser Zählung nicht berücksichtigt.

Jahr Austragungsort(e)
1958 Osterreich Saalfelden
1959 Italien Courmayeur
1961 Schweden Umeå
1962 Finnland Hämeenlinna
1963 Osterreich Seefeld in Tirol
1965 Norwegen Elverum
1966 Deutschland Bundesrepublik Garmisch-Partenkirchen
1967 Deutschland Demokratische Republik 1949 Altenberg
1969 Polen Zakopane
1970 Schweden Östersund
1971 Finnland Hämeenlinna
1973 Vereinigte Staaten Lake Placid
1974 Sowjetunion 1955 Minsk
1975 Italien Antholz
1976 Italien Antholz
1977 Norwegen Lillehammer (Vingrom)
1978 Osterreich Hochfilzen
1979 Deutschland Bundesrepublik Ruhpolding
1981 Finnland Lahti
1982 Sowjetunion Minsk
Jahr Austragungsort(e)
1983 Italien Antholz
1984 Frankreich Chamonix (Frauen)
1985 Schweiz Egg am Etzel (Frauen)
Deutschland Bundesrepublik Ruhpolding (Männer)
1986 Schweden Falun (Frauen)
Norwegen Oslo (Männer)
1987 Finnland Lahti (Frauen)
Vereinigte Staaten Lake Placid (Männer)
1988 Frankreich Chamonix (Frauen)
1989 Osterreich Feistritz an der Drau
1990 Sowjetunion Minsk/Norwegen Oslo/Finnland Kontiolahti
1991 Finnland Lahti
1992 Russland 1991 Nowosibirsk
1993 Bulgarien Borowez
1994 Kanada Canmore
1995 Italien Antholz
1996 Deutschland Ruhpolding
1997 Slowakei Osrblie
1998 Slowenien Pokljuka/Osterreich Hochfilzen
1999 Finnland Kontiolahti/Norwegen Oslo
Jahr Austragungsort(e)
2000 Norwegen Oslo/Finnland Lahti
2001 Slowenien Pokljuka
2002 Norwegen Oslo
2003 Russland Chanty-Mansijsk
2004 Deutschland Oberhof
2005 Osterreich Hochfilzen
2007 Italien Antholz
2008 Schweden Östersund
2009 Korea Sud Pyeongchang
2011 Russland Chanty-Mansijsk
2012 Deutschland Ruhpolding
2013 Tschechien Nové Město na Moravě
2015 Finnland Kontiolahti
2016 Norwegen Oslo
2017 Osterreich Hochfilzen
2019 Schweden Östersund
2020 Italien Antholz
2021 Slowenien Pokljuka
2023 Deutschland Oberhof
2024 Tschechien Nové Město na Moravě
Jahr Austragungsort(e)
2025 Schweiz Lenzerheide
2027 Estland Otepää

Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Biathlon-Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften

Austragungsorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt fanden bisher in 18 unterschiedlichen Ländern Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Die Schweiz und Frankreich waren nur Gastgeber der Frauenweltmeisterschaften.

Häufigster Austragungsort von Weltmeisterschaften ist das italienische Antholz, das fünf reguläre Weltmeisterschaften sowie 1976 den nichtolympischen Sprintwettbewerb veranstaltete. Ebenfalls Austragungsort bei sechs unterschiedlichen Weltmeisterschaften war das norwegische Oslo, das allerdings in den Jahren 1990, 1999 und 2000 nur einen Teil der Wettbewerbe und im Jahre 2002 nur den nichtolympischen Massenstartwettbewerb ausrichtete.

Ort Land Anzahl Jahre
Altenberg Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 1 1967
Antholz Italien Italien 6 1975, 1976 OL, 1983, 1995, 2007, 2020
Borowez Bulgarien Bulgarien 1 1993
Canmore Kanada Kanada 1 1994 OL
Chanty-Mansijsk Russland Russland 4 2003, 2005 MR, 2010 MR/OL, 2011
Chamonix Frankreich Frankreich 2 1984 FR, 1988 FR
Courmayeur Italien Italien 1 1959
Egg am Etzel Schweiz Schweiz 1 1985 FR
Elverum Norwegen Norwegen 1 1965
Falun Schweden Schweden 1 1986 FR
Feistritz an der Drau Osterreich Österreich 1 1989
Garmisch-Partenkirchen Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland 1 1966
Hämeenlinna Finnland Finnland 2 1962, 1971
Hochfilzen Osterreich Österreich 4 1978, 1998 OL, 2005, 2017
Lahti Finnland Finnland 4 1981, 1987 FR, 1991, 2000 ER
Lake Placid Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 2 1973, 1987
Lillehammer (Vingrom) Norwegen Norwegen 1 1977
Kontiolahti Finnland Finnland 3 1990 ER, 1999, 2015
Minsk Sowjetunion Sowjetunion 3 1974, 1982, 1990
Nové Město na Moravě Tschechien Tschechien 1 2013
Nowosibirsk Russland 1991 Russland 1 1992 OL
Oberhof Deutschland Deutschland 2 2004, 2023
Oslo Norwegen Norwegen 6 1986, 1990 ER, 1999 ER, 2000, 2002 OL, 2016
Osrblie Slowakei Slowakei 1 1997
Östersund Schweden Schweden 3 1970, 2008, 2019
Pokljuka Slowenien Slowenien 3 1998 OL, 2001, 2006 MR/OL
Pyeongchang Korea Sud Südkorea 1 2009
Ruhpolding Deutschland Deutschland 4 1979, 1985, 1996, 2012
Saalfelden Osterreich Österreich 1 1958
Seefeld in Tirol Osterreich Österreich 1 1963
Umeå Schweden Schweden 1 1961
Zakopane Polen Polen 1 1969

Anmerkungen: ER   Ersatzausrichter für Wettbewerbe, die am ursprünglichen Austragungsort nicht durchgeführt werden konnten
FR   Weltmeisterschaften der Frauen
MR   Mixed-Staffel-Weltmeisterschaft
OL   Olympiajahr, es wurden nur nichtolympische Bewerbe ausgetragen

Ewige Ranglisten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ole Einar Bjørndalen

Der erfolgreichsten Teilnehmer an Weltmeisterschaften sind Ole Einar Bjørndalen und Johannes Thingnes Bø mit 20 Goldmedaillen. Mit 45 Medaillen hat Bjørndalen zudem die meisten Medaillen insgesamt gewonnen und führt mit elf Gold-, sechs Silber- und neun Bronzemedaillen auch die Einzelwertung an. Ole Einar Bjørndalen, Martin Fourcade, Emil Hegle Svendsen und Johannes Thingnes Bø haben als einzige Athleten in jeder Einzeldisziplin (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) eine Goldmedaille gewonnen.

Magdalena Neuner

Erfolgreichste Frau ist Marte Olsbu Røiseland mit 13 Goldmedaillen und vier Bronzemedaillen. Uschi Disl gewann mit acht Gold-, acht Silber- und drei Bronzemedaillen insgesamt die meisten Medaillen. Die Einzelwertung führt Magdalena Neuner mit sechs Gold- und zwei Silbermedaillen an. Andrea Henkel und Marie Dorin-Habert haben als einzige Athletinnen in jeder Einzeldisziplin (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) eine Goldmedaille gewonnen.

In der Nationenwertung belegt Norwegen mit 85 Goldmedaillen, 75 Silbermedaillen und 67 Bronzemedaillen den ersten Platz.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Biathlon-Weltmeisterschaften – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sebastian Würz, WM-Endspurt: Der Biathlon-Formcheck in: Eurosport online, zuletzt abgerufen am 6. Februar 2012.
  2. a b c IBU Veranstaltungs- und Wettkampfregeln (Memento des Originals vom 14. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/res.cloudinary.com