Bill Hickok

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Wild Bill Hickok
Draw Poker war die bevorzugte Poker-Variante im Wilden Westen. Weil Bill Hickok bei seiner Ermordung eine Hand mit Assen und Achten hielt, heißt dieses Blatt seither Dead Man’s Hand.

James Butler Hickok (* 27. Mai 1837 in Troy Grove, Illinois; † 2. August 1876 in Deadwood, South Dakota), genannt Wild Bill, war ein US-amerikanischer Western- beziehungsweise Revolverheld. In acht überlieferten Schießereien tötete der Gunfighter wahrscheinlich acht Menschen.

Leben

Wild Bill, viertes Kind eines Farmer-Ehepaars, das aus Vermont stammte, war schon als Jugendlicher der beste Schütze von Nord-Illinois und Raufereien nicht abgeneigt. 1855 glaubte Hickok, einen Mann bei einer Schlägerei getötet zu haben, und floh nach St. Louis. Kurz darauf zog der 18-Jährige nach Kansas weiter, wo er sich der Free-State-Miliz von General Jim Lane anschloss, ohne jedoch in Gefechte verwickelt zu werden.

1858 arbeitete Hickok als Farmarbeiter im Johnson County. Im dortigen Verwaltungsbezirk Monticello wurde er zum Konstabler gewählt. Nach kurzer Amtszeit fuhr Wild Bill als Postkutscher auf dem Santa Fe Trail. 1860 wurde er bei Russel, Majors & Waddell Wagenmeister für große Frachttrecks in den Westen. Bei einem dieser Konvois wurde Hickok auf dem Raton Pass von einem Bären angegriffen und schwer verletzt; den Bären tötete er mit seinen Revolvern und einem Messer. Nach ärztlicher Behandlung in Santa Fe und Kansas City bekam Wild Bill einen ruhigeren Posten in der Rock Creek Station am Oregon Trail. Dort kam es am 12. Juli 1861 zur legendären Schießerei zwischen Hickok und Dave McCanles, in der dieser und zwei weitere Männer starben.

Wild Bill Hickok mit seinen zwei Navy Colts im Cross Draw

Im Bürgerkrieg schloss sich Hickok als Nachschuboffizier den Nordstaaten an. Von General Curtis wurde er als Spion und Führer eingesetzt. Hier kam er zu seinem berühmten Spitznamen Wild Bill: Eine Frau schrie „Gut für dich, Wild Bill“, als Hickok knapp einem Lynchmob entkommen konnte. 1862 nahm Wild Bill vermutlich an der Schlacht am Pea Ridge, Arkansas teil.

Nach dem Krieg schlug sich Hickok zunächst als Spieler durch. In Springfield, Missouri tötete er am 21. Juli 1865 Dave Tutt bei einem Duell auf offener Straße. Dort stellte er sich auch zur Wahl des Polizeichefs, verlor aber. In Fort Riley, Kansas, fand Hickok eine Zeit lang Unterschlupf bei seinem Bruder. Am 1. Januar 1867 wurde Wild Bill Kundschafter bei General George Armstrong Custer. Er blieb aber nicht lange und unterlag noch im selben Jahr bei der Wahl zum Sheriff des Ellsworth County, Kansas. Schließlich wurde Hickok Deputy United States Marshal. Im April 1868 brachte er gemeinsam mit Buffalo Bill Cody elf Gefangene nach Topeka.

In einem Gefecht mit Cheyennes im September 1868 trug er nur eine leichte Verletzung davon. Kurz darauf wurde Hickok zum Sheriff des Ellis County, Kansas, gewählt. In Hays, dem Verwaltungssitz des County und einer der wildesten Städte des Westens, tötete Wild Bill in drei Monaten zwei Männer. Bei der Wahl im November unterlag er jedoch seinem Deputy. Am 17. Juli 1870 erschoss Hickok in einem Saloon in Hays zwei von fünf Kavalleristen, die sich mit ihm angelegt hatten. In Niagara Falls eröffnete der Westernheld eine Wildwest-Show. Doch The Daring Buffalo Chase of the Plains ging bald pleite.

Im April 1871 wurde Hickok zum City Marshall von Abilene, Kansas. Dort wurde er in einem Saloon wieder in eine Schießerei verwickelt. Wild Bill erschoss den Spieler Phil Coe und versehentlich seinen Deputy Mike Williams. Danach schoss Hickok nie wieder auf einen Menschen.

1872 beteiligte sich Hickok an einer Büffeljagd von Großfürst Alexei Alexandrowitsch, Sohn des russischen Zaren Alexander II.; danach zog er mit Buffalo Bills Wildwest-Show durch den Osten der USA. 1874 ritt Wild Bill wieder in den Westen, wurde in Cheyenne mehrmals wegen Landstreicherei festgenommen und heiratete dort am 5. März 1874 die Zirkusbesitzerin Agnes Lake Thatcher. Nach nur zwei Wochen verließ er seine Gattin, um im Dakota Territory nach Gold zu suchen. Agnes Lake Thatcher überlebte ihn um 31 Jahre: Sie starb am 21. August 1907 im Alter von 81 Jahren in Jersey City (New Jersey).

Im Sommer 1876 erreichte er die improvisierte Goldgräbersiedlung Deadwood und schlug sich dort wieder als Spieler durch. Dort wurde Wild Bill Hickok am 2. August 1876 von Jack McCall im Saloon No. 10 ermordet. Er starb mit einer Dame, zwei Assen (nach anderer Überlieferung zwei Buben) und zwei Achten in der Hand, ein Blatt, das seitdem Dead Man’s Hand genannt wird. McCall wurde am nächsten Tag in einem Prozess vor einem Ad-hoc-Gericht zunächst freigesprochen, am 29. August wieder festgenommen und in einem Prozess im Dezember 1876 und Januar 1877 wegen Mordes zum Tode verurteilt und im März 1877 hingerichtet.[1]

Bill Hickok wurde auf dem Mount Moriah Cemetery in Deadwood beerdigt.

Von der von Calamity Jane in ihren Briefen erwähnten Romanze und der angeblich gemeinsamen Tochter ist historisch nichts überliefert.

Wissenswertes und Legenden

Wild Bill Hickok Memorial in Troy Grove, Illinois
  • Laut eigener Aussage trug Bill langes welliges Haar, um die Indianer in Bezug auf den Skalpraub zu provozieren.
  • Der Saloon No. 10, in dem Bill erschossen wurde, brannte 1879 ab. In Deadwood existiert heutzutage an anderer Stelle ein Nachbau, in dem eine Wild Bill Show aufgeführt wird.
  • Bis heute ist noch nicht geklärt, warum McCall Bill Hickok erschossen hat. Sicher ist nur, dass es nichts mit dem laufenden Pokerspiel zu tun hatte, eher mit einem vorangegangenen Spiel oder persönlichen Differenzen.
  • Die Legende sagt, dass Hickok, als er erschossen wurde, entgegen seiner normalen Vorgehensweise und Maxime nicht mit dem Rücken zur Wand saß, was ihm an jenem Tag zum Verhängnis wurde.
  • Sein Geburtsort Troy Grove hat ihm ein Denkmal gesetzt.

Literatur

  • Dietmar Kügler: Sie starben in den Stiefeln. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1976, ISBN 3-87943-415-8.
  • Bill O’Neal: Gunfighter. Eine Enzyklopädie aller Revolvermänner des Wilden Westens. Augsburg 1997, ISBN 3-8289-0415-7
  • Pete Dexter: Deadwood. Roman, Verlag Liebeskind, München 2011, ISBN 978-3935890823
  • Rainer Eisfeld: Wild Bill Hickok: Westernmythos und Wirklichkeit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-499-19575-5

Filme

Filme, die auf das Leben von Wild Bill Hickok aus der Sicht Hollywoods Bezug nehmen bzw. es interpretieren:

Weblinks

Commons: Wild Bill Hickok – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. legendsofamerica.com: Jack McCall