Effelder

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Wappen Deutschlandkarte
Effelder
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Effelder hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 14′ N, 10° 15′ OKoordinaten: 51° 14′ N, 10° 15′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Eichsfeld
Verwaltungs­gemeinschaft: Westerwald-Obereichsfeld
Höhe: 470 m ü. NHN
Fläche: 10,94 km2
Einwohner: 1201 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 110 Einwohner je km2
Postleitzahl: 37359
Vorwahl: 036075
Kfz-Kennzeichen: EIC, HIG, WBS
Gemeindeschlüssel: 16 0 61 027
Adresse der Verbandsverwaltung: Neue Str. 16
37359 Küllstedt
Website: www.westerwald-obereichsfeld.de
Bürgermeister: Dr. Hans-Werner Lange
Lage der Gemeinde Effelder im Landkreis Eichsfeld
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Karte

Effelder ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Westerwald-Obereichsfeld.

Geographische Lage

Effelder liegt auf einer Muschelkalkplatte im Obereichsfeld südlich des Höhenzugs Westerwald im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. Etwas östlich liegt das Thüringer Becken. Im Dorf entspringt an der Borngasse aus seit 1976 in Stein gefasster, hinter verschlossener Tür verborgener Quelle der Kellerborn[2], ein südlicher Zufluss der Lutter.

Geschichte

An der Stelle des jetzigem Schlosses befand sich ein spätmittelalterlicher Herrensitz. 1162 wurde ein Garf von Wohlbach als Ministerialer genannt, der wohl in dem befestigten Herrenhaus wohnte. Die Reste des wehrhaften Herrensitzes stammen aus dem 15. Jahrhundert. Dieses Mauerwerk hat sich erhalten.[3]

Effelder wurde 1215 als Effeldere (zur Namensherkunft: affoltra bedeutet althochdeutsch Apfelbaum) erstmals in einer Urkunde, ausgestellt von Papst Innozenz III., erwähnt, der das Kloster Zella in seinem Schutz nahm, und ihm Besitzungen und Rechte, unter anderem in Effelder, bestätigte, wobei das Benediktinerinnenkloster damals 40 Hufen, die Lutter- und die Klostermühle sowie die Kirche besaß und damit das Patronatsrecht über Effelder ausübte. Besitzer des Dorfes waren zu dieser Zeit die Grafen von Gleichenstein. Im Jahre 1280 wurde Effelder von den Grafen für zwölf Mark Silber an das Kloster auf Wiederkauf bis auf die Blutgerichtsbarkeit verkauft, das bis zur Säkularisation 1810 die Ortsherrschaft innehatte. Die Halsgerichtsbarkeit fiel 1294 an das Kurfürstentum Mainz, da in diesem Jahr der Mainzer Erzbischof Gerhard II. den Eichsfeldgau erwarb und diesen vom Amtsvogt von Gleichenstein verwalten ließ. Während der Neuordnung des Eichsfeldes unter den Franzosen hatte der Bezirk Erfurt 1806 eine Kriegssteuer von 460000 Talern zu entrichten, von denen allein Effelder 1175 Reichstaler bar und 928 Taler in Form von Naturalabgaben zu zahlen hatte. Das Dorf hatte zu diesem Zeitpunkt knapp 950 Einwohner und war ab dem 1. Dezember 1807 Teil des Königreichs Westfalen, was sich auch darin äußerte, dass der Ort, zusammen mit Lengenfeld unterm Stein, Faulungen, Hildebrandshausen, Küllstedt und Wachstedt dem Kanton Großbartloff im Distrikt Heiligenstadt unterstellt war. Amtsmann des Kantons Großbartloff war bis zum Jahre 1815 Maire Anton Grundmann. In der Gemeinde Effelder hörte mit der Übernahme durch die Franzosen die Zweiteilung der Vorsteher, gewöhnlicherweise mit dem herrschaftlichen Schulzen und dem Klosterschulzen, 1808 auf. Die Gemeinde hatte dann nur noch einen Vorsteher ebenfalls mit der Bezeichnung Maire. Der Erste mit diesem Titel war der Klosterschulze Adam Drößler, dem ein Adjunkt und acht Munizipalräte zur Seite standen. Das für die Gemeinden Effelder und Struth zuständige Klostergericht wurde aufgelöst, fortan sollten königliche Gerichte die Rechtsprechung ausüben. Während des Russlandfeldzuges Napoleons befanden sich unter den Soldaten auch einige Effelderer. Nach der Niederlage Napoleons in Russland war Effelder im November 1813 für einige Tage Quartier für etwa 700 bis 800 kaiserlich-russische Soldaten. Die am 26. Januar 1890 durch Brand (Blitzschlag) zerstörte alte Barock-Kirche wurde 1894 durch einen markanten Neubau, den Eichsfelder Dom ersetzt.

Am 27. Dezember 1909 beschloss die Gemeindeversammlung das Dorf an das örtliche Stromnetz anzuschließen, wozu ein Plan der Trassenführung der Hochspannungsleitungen am 29. Juli 1910 festgelegt wurde. Knapp ein Jahr nach dem Beschluss, nahm man die Hochspannungsleitungen, Trafo-Stationen und Hausanlagen in Betrieb wodurch schließlich am 19. Dezember 1910 der Ort mit elektrischen Licht erstahlen konnte. Berechnungen ergaben, dass im Jahr 1912 auf jeden fünften Einwohner eine elektrische Lampe kam. 1966 erfolgte die Ausgemeindung der Ortsteile Annaberg und Kloster Zella.

Zu Zeiten der DDR schenkten die Bewohner Effelders den Transparenten, Plakaten, Schriften und Reden wenig Beachtung, welche die Vorteile des Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus priesen. Dies belegt ein Bericht einer Abordnung von SED-Bezirksparteischülern aus dem Jahre 1961, der zu dem Ergebnis kam, „ein Teil der Bewohner Effelders ist von der Sieghaftigkeit des Solzialismus noch nicht überzeugt. Man glaubt nicht daran, dass es uns gelingen wird, Westdeutschland in absehbarer Zeit in ökonomischer Hinsicht einzuholen, da die BRD uns in der Organisation der Produktion und der maschinellen Ausrüstung der Werke weit voraus ist“. Etwa zur selben Zeit wurde die Umgestaltung der Landwirtschaft im Kreis Worbis abgeschlossen und in Effelder die LPG Kellerborn gegründet, in der 1989 noch 36 Beschäftigte tätig waren. Durch Baumaßnahmen wurden trotz wirtschaftlicher und finanzieller Engpässe, die Schule, Turnhalle, Feuerwehrhaus, Leichenhalle, Sportplatz, die Pflasterung mehrerer Straßen und die Verlegung der Kanalisation verwirklicht. Oftmals geschahen die Maßnahmen mit Hilfe des NAW.

Im Jahre 1876 Brakteatenfund s.g. Effelder Fund (Brakteaten d.h. Hohlpfennige aus Silber, aus der Zeit 1215 -1250 von der Reichsmünzstätte Mühlhausen)

Datenquelle:Mzfr.T.159/6 Effelder Fund Löbb.Nro.722

Wappen

Die Neuschöpfung des Ortswappens datiert auf das Jahr 1993 und beinhaltet ein Siegelmotiv, welches wiederum auf das Jahr 1951 zurückreicht. Zentrales Motiv des Wappens ist die Kirche St. Albanus, die als Wahrzeichen der Höhengemeinde gilt. Das silberne Sechsspeichenrad zeichnet die jahrhundertelange Zugehörigkeit Effelders zu Kurmainz nach, während der Apfel auf den Ortsnamen verweist. Er lässt sich etymologisch aus dem althochdeutschen apaldar (Apfelbaum) herleiten. Blasonierung: „In einem roten Schild mit einem 16fach gestückten silbernen Bord eine goldene eintürmige Kirche, beseitet oben rechts von einem silbernen Apfel und oben links von einem silbernen sechsspeichigen Rad (Mainzer Rad).“

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994: 1510
  • 1995: 1510
  • 1996: 1489
  • 1997: 1489
  • 1998: 1476
  • 1999: 1461
  • 2000: 1459
  • 2001: 1444
  • 2002: 1414
  • 2003: 1387
  • 2004: 1390
  • 2005: 1360
  • 2006: 1355
  • 2007: 1345
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat von Effelder setzt sich aus 12 Gemeinderatsmitgliedern zusammen.

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)[4]

Bürgermeister

Der ehrenamtliche Bürgermeister Hans-Werner Lange wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[5]

Sehenswürdigkeiten

Effelder mit Eichsfelder Dom

Die 1892 neu erbaute Kirche „St. Alban“ entstand als Gemeinschaftswerk des Dorfes. Als Baumeister wurde der zum Franziskaner-Kloster Hülfensberg gehörige Bruder Pachalis beauftragt, der hier sein Meisterwerk schuf. Der 56 Meter hohe Turm ist eine Landmarke und ragt weit über das Umfeld der Gemeinde Effelder heraus. Die dreischiffige neogotische Hallenkirche ist, wie auch der Turm, aus hellem Kalkstein aus heimischen Steinbrüchen aufgebaut. Die hohen, wohlproportionierten Maßwerkfenster aus Sandstein und bemaltem Glas orientieren sich an der traditionellen Bauweise des 14. Jahrhunderts. Im Inneren fallen die im Majolika-Stil vom Münchner Künstler Georg Kemper zwischen 1924 und 1928 geschaffenen Kreuzweg-Darstellungen ins Auge. Die Kirche wird durch ihre Größe und den Gesamteindruck gerne als „Eichsfelder Dom“ bezeichnet.[6]

Spitzname

Als Zeugnisse eines derben Volkshumors bildeten sich bereits vor Jahrhunderten Besonderheiten des jeweiligen Dorfes charakterisierende Neck- und Spitznamen heraus. Demnach lebten im Ort die Affaller Ramssecke (Effelder Rammsäcke, von Ramschen, Zusammenraffen).[7]

Münzfunde

Im 19. und 20 Jahrhundert fand man diverse Münzen, die auf das 13. bis 14. und das 17. bis 18. Jahrhundert datiert werden. Die ersten fand man bei Abbrucharbeiten der alten Kirchhofmauer im Jahre 1876, sie befanden sich zwischen zwei freigelegten Menschenskeletten. Von insgesamt 210 Stück hatten die meisten einen Durchmesser von 28 bis 29 Millimeter; die Münzbilder stellten überwiegend Reiter dar. Am 18. Februar 1876 kaufte der Stadtrat von Mühlhausen für 16 Taler die Münzen an. Ein Teil der Münzen befindet sich im Heimatmuseum von Mühlhausen. Der zweite Münzfund wurde 1946 bei Umbauarbeiten in der Luttermühle getätigt, man barg etwa 200 Münzen, deren Prägung in die Zeit zwischen 1670 und 1720 datiert werden. Überlieferungen sprechen davon, dass es sich um die Barschaft eines Bettlers handelte, der nach seiner Aufnahme in die Luttermühle dort sein Geld versteckte. Die Münzen befinden sich in Privatbesitz.

Literatur

Weblinks

Commons: Effelder – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Info von westerwald-obereichsfeld.eu
  3. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze Jenzig-Verlag 2001 ISBN 3-910141-43-9 S.89
  4. Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 10. März 2010.
  5. Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.
  6. «Eichsfelder Dom, Effelder». In: Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Kulturelle Entdeckungen. Landkreis Eichsfeld, Kyffhäuserkreis, Landkreis Nordhausen, Unstrut-Hainich-Kreis. Band 1 (Thüringen). Schnell & Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2249-3, S. 234–237.
  7. Rolf Aulepp Spitznamen der Orte und ihrer Bewohner im Kreise Mühlhausen In: Eichsfelder Heimathefte, Heft 1, Heiligenstadt 1987, S. 78-83.