Fürst-Pückler-Park Bad Muskau

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Das Neue Schloss von Bad Muskau, Anziehungspunkt der Parkanlage
Blick auf den Park

Der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau (polnisch Park Mużakowski) ist ein Landschaftspark in der Oberlausitz. Mit einer Gesamtfläche von 830 Hektar[1] ist er der größte Landschaftspark Zentraleuropas im englischen Stil. Der nach seinem Schöpfer Hermann Fürst von Pückler-Muskau benannte Park liegt zu etwa einem Drittel in der sächsischen Stadt Bad Muskau, der größere Teil des Parks liegt östlich der Lausitzer Neiße und nördlich der Stadt Łęknica (Lugknitz) in Polen. Beide Teile sind durch mehrere Neißebrücken miteinander verbunden. Zentrales Gestaltungselement des Parks ist das Neue Schloss Muskau.

Der im Weltkulturerbe befindliche Park ist das einzige sächsische Welterbe und eine der wenigen staatenübergreifenden Welterbestätten.

Geschichte

Anlage des Parkes (1815–1845)

Sich überraschend eröffnende, lange Sichtachsen sind prägende Elemente des Parks

Der Standesherr von Muskau, Graf (später Fürst) Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871), wollte seine Stadt nach eigenen Worten durch einen herrlichen und großen Garten verschönern und rief die Bürger von Muskau 1815 zur Anlage eines Landschaftsparks auf. Er erwarb Grundstücke zur Schaffung eines geschlossenen Parkareals, ließ das Dorf Köbeln umsiedeln und legte nach intensiven Studien in England ab 1815 den Park mit innovativen Konzepten an, unterstützt von Jacob Heinrich Rehder, und später von dessen Schüler, dem Gartenkünstler Eduard Petzold, der dort wirkte, als Pückler schon 1845 schuldenhalber Muskau hatte verkaufen müssen.

Im Jahr 1817 stellte Pückler Rehder als Obergärtner für den Park ein. Zudem begannen die Arbeiten am Luciesee (benannt nach Lucie von Hardenberg, Pücklers Frau) und der Hermannsneiße. Zwei Jahre später nahm Pückler Kontakt zu Karl Friedrich Schinkel auf, der Planungen für Parkarchitekturen zeichnet. Nach der Fertigstellung des Zuflusses der Hermannsneiße wurde auch 1819 der Schlossteich (Luciesee) geflutet. Die Umgebung des Jagdschlosses erhielt eine urwaldähnliche Gestaltung. Die Jagdschlossanlage besitzt eine eigene Baumschule und eine Gastwirtschaft. Im Jahre 1820 wurde dann das Englische Haus errichtet, zwei Jahre später wurden die Englische Brücke und die Doppelbrücke erbaut.

Blumenpflanzung im Pleasureground des Parks
Das Muskauer Schloss (1834), wie es nach den von Schinkel geplanten Umbauten aussehen sollte.

Fürst Pückler-Muskau lud im selben Jahr die englischen Gärtner Humphry Repton und Vernal zur Gestaltung des Pleasuregrounds (deutsch: „Vergnügungsplatz“) um das Neue Schloss ein. In dessen Umbau (von 1863 bis 1866) finden sich Reptons Ideen wieder. 1823 wurden verschiedene Wege angelegt: so um den Eichbusch, zum Englischen Haus, von Post- zu Doppelbrücke und in der alten Fasanerie. Im folgenden Jahr wurde der Marstall im äußeren Schlosshof abgebrochen, Reste der Umfassungsmauern und der alten Schlossbrücke beseitigt sowie der Luciesee ausgeschachtet, zudem wurde auf dem Oberberg eine neue Baumschule angelegt. Im selben Jahr wurde auf Initiative Lucie von Pückler-Muskaus begonnen, den Badepark mit umfangreichen Pflanzungen um die Gebäude des zukünftigen Hermannsbades anzulegen. Im Jahre 1825 wurde der Pleasureground im Schlosspark bis zur Gloriette an der Wachsbleiche ausgedehnt, ein eiserner Zaun gesetzt, die Schlossauffahrt angelegt und das Hermannsbad im Badepark erbaut. 1826 wurden mehrere Brücken errichtet, so die Brücke im Blauen Garten, die Weiße Brücke (Karpfenbrücke) und die Brücken über die Schlucht jenseits der Neiße (Viadukt) sowie bei der Wachsbleiche. Im selben Jahr wurde die damals bereits 40-jährige Blutbuche erworben. Am 17. April 1830 wurden die drei großen, ca. 20 Jahre alten kanadischen Pappeln auf der Schlosswiese angepflanzt. Zudem widmete man sich der Anlage und Ausgestaltung von zwei Inseln, so wurde die steinerne Treppe auf der Thee-Insel im Schloss- bzw. Luciesee erbaut und die Schwaneninsel angelegt. 1832 wurde der Eichsee ausgehoben und ein Promenadenweg am Bösen Ufer errichtet. Der Bau des ein Jahr zuvor begonnenen Ananashauses im Küchengarten nahe dem Schlossvorwerk wurde im Jahre 1834 fertiggestellt.

Die Orangerie

Die Schluchtenbrücke über Krüger’s Gässchen im Bergpark (Rote Brücke) wurde 1836 als Nachahmung der Vorgarteneinfriedung des Gärtnerhauses bei den Römischen Bädern in Sanssouci (nach Schinkel und Persius) erbaut. Die Köbelner und die Braunsdorfer Felder wurden 1841 in das Areal des Parkes einbezogen, welches zugleich bis nach Lugknitz (heute auf polnischer Seite) ausgedehnt wurde. Der Hauptpark umfasst damit 168 Hektar, der Bade- und Bergpark 89 Hektar. Das alte Brauhaus wurde 1844 nach einer Zeichnung von Gottfried Semper und Bauausführungszeichnungen von Maximilian Franz Strasser zu der Orangerie umgebaut.

Im Jahr 1845 musste Pückler auf Grund finanzieller Schwierigkeiten Muskau veräußern. Daher zog er mit seiner Frau Lucie auf seinen Erbbesitz Branitz, welchen er ebenfalls in einen Landschaftspark umwandelte.

Erweiterung (1845–1945)

Der Pücklerstein auf der polnischen Seite des Parks.

Nachfolgende Besitzer der Standesherrschaft Muskau waren die Grafen Nostitz und Hatzfeld (1845), der Prinz Wilhelm Friedrich Karl von Oranien-Nassau (1846), Marie Fürstin zu Wied, geb. Prinzessin der Niederlande auf Neuwied (1881) und Traugott Hermann von Arnim-Muskau (1883). Von da an blieb die Standesherrschaft Muskau bis zum Jahr 1945 im gräflichen Besitz der von Arnims. Im Jahre 1852 wurde Eduard Petzold vom Prinzen der Niederlande als Park- und Gartendirektor eingestellt. Die Löwenplastiken auf den Flanken der Schlossrampe wurden 1857 aufgestellt. Es kam zu weiteren Vergrößerungen des Parkes, der bereits 1861 eine Fläche von 500 Hektar umfasste. Nach Plänen der Baumeister Maximilian Franz Strasser und Herman Wentzel wurden zwischen 1863 und 1866 Altes und Neues Schloss sowie das Kavaliershaus im Neorenaissancestil umgebaut. Zwischenzeitlich wurde 1864 das Alaunbergwerk nach seiner Stilllegung in das Areal des Parkes eingegliedert. Im Jahre 1878 wurde dann Carl Wilhelm Roth als Garten- und Parkinspektor aktiv.

Eine der Brücken

Am 20. September 1888 wurde das Mausoleum eingeweiht.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts im Jahre 1901 wurde der Pücklerstein aus dem Arboretum zu Hilkes Berg umgesetzt. 1902 wurde dann anstatt des von Pückler geplanten Tempels der Beharrlichkeit das Pücklerdenkmal fertiggestellt.

Durch den Landrat in Rothenburg wurde 1924 eine Polizeiordnung inklusive einer Parkordnung für den Muskauer Park erlassen. Das Oberforstamt übernahm unter Leitung des Oberforstmeisters Walter Bruhm und des Revierförsters Alfred Kreisel am 1. Januar 1929 die Verwaltung und Pflege des Parks, der mittlerweile 545,36 Hektar groß geworden war. Im Jahre 1931 wurden dann 241 Hektar des Hauptparks zum Naturschutzgebiet „Muskauer Park“ erklärt.

Teilung des Parks (1945–2001)

Im Zweiten Weltkrieg durchzogen seit Februar 1945 deutsche Verteidigungsstellungen die Parkanlagen, bei deren Überwindung durch die Sowjetarmee am 16. April Gebäude und der Baumbestand schwere Schäden erlitten.[2] Ende Mai 1945 brannten Sowjetsoldaten das Neue Schloss nieder.[3]

Nachdem das Potsdamer Abkommen die Lausitzer Neiße zur Grenze zwischen Polen und Deutschland erklärt hatte, befinden sich 370 Hektar des Parks auf polnischem und 200 Hektar auf deutschem Gebiet. Nach dem Krieg wurden auf deutscher Seite Teile der Schloss- und Tränenwiese zeitweilig mit Gemüse und Kartoffeln bebaut und 19 Hektar des Parks in Siedlungsfläche verwandelt. Der deutsche Teil des Parkes kam 1949 in das Eigentum der Stadt Muskau.

Die Pflege des Parks war bereits seitens der 1945 enteigneten Grafen von Arnim vernachlässigt worden und stieß dann in der DDR beim Rat der Stadt Muskau auf zahlreiche Schwierigkeiten, weil Fürst Pückler-Muskau als „Junker“ und „Kosmopolit“ zunächst persona non grata war. Das Tropenhaus in der einstigen Schlossgärtnerei wurde 1959 eröffnet. Mit der 1961 beginnenden Arbeit des Park- und Landschaftsgestalters Tycho Stracke (*1929) wurden die Grundlagen für die Rekonstruktion des Parkes geschaffen. Diese Arbeit wurde später unter dem Parkdirektor Kurt Kurland (1926–2009) fortgeführt. In diese Zeit fällt auch die Überführung des deutschen Teiles des Parkes aus dem Natur- in den Denkmalschutz, um so seinen Charakter zu bewahren. Im Jahr 1965 begannen Maßnahmen zum Wiederaufbau des Alten Schlosses und 1967 ließ die Parkverwaltung die Schützengräben aus dem Krieg planieren.

Das Neue Schloss 2012 nach Abschluss der aufwendigen Sanierungsarbeiten

Erst 1985 erfolgten Rekonstruktionen an Eichseebrücke, Schäferbrücke und am Parkeingangstor am Kirchplatz. Ein Pückler-Gedenkstein wurde am Eingang des Schlossparks errichtet und die ständige Ausstellung „Geschichte des Muskauer Parks“ eröffnete im Museum für Stadtgeschichte Bad Muskau.

Polen hatte seinen Teil des Parkes als Naturschutzgebiet behandelt, weshalb er bis in die 1990er Jahre zuwuchs.

Am 30. Oktober 1991 wurde der nach dem Zweiten Weltkrieg zweckentfremdete Pücklerstein auf dem Hilkes Berg anlässlich des 206. Geburtstages Fürst Pückler-Muskaus wieder eingeweiht.

Am 1. April 1992 erhielt der Park offiziell den Namen „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ und ging in das Landeseigentum des Freistaates Sachsen über. 1993 wurde die unselbständige Stiftung „Fürst-Pückler-Park“ des Freistaates Sachsens gegründet, die sich zur Aufgabe gestellt hat, das Pücklersche Erbe in Bad Muskau zu pflegen und zu entwickeln. Die Fürst-Pückler-Region, ein lokaler Zusammenschluss von Gemeinden an der Grenze zu Polen zur Förderung des Kulturtourismus, wird von der Stiftung des Parks unterstützt.

Im Jahr 2001 wurde ein Steinkreuz am Standort des ehemaligen Mausoleums aufgestellt und 2003 die ehemals vorhandene Doppelbrücke über die Lausitzer Neiße wieder hergestellt.

Erhaltung als Weltkulturerbe

Fehlende junge Nachpflanzung als heutiges Problem, wie auch im Branitzer Park

Der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau wurde in das im Jahr 2001 erschienene Blaubuch aufgenommen. Am 2. Juli 2004 erfolgte die Aufnahme des Fürst-Pückler-Parks Bad Muskau in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Im ursprünglichen Park lagen die Stadt Muskau und mehrere Dörfer. Im heutigen Areal befinden sich immerhin noch das ebenfalls von Fürst Pückler umgebaute Neue Schloss, dessen umfassende Fassadenrekonstruktion 2011 abgeschlossen wurde (es finden zurzeit Arbeiten am Schlosszugang von westlicher Seite sowie Restarbeiten an der Nordfassade statt), ein Museum im Renaissance-Bau Altes Schloss, das historische Tropenhaus mit Kakteen, das Kavaliershaus als heutiges Moorbad (das derzeit – Stand August 2012 – rekonstruiert und saniert wird), der Bade- und Bergpark, der Schlosspark sowie die in maurischem Stil erbaute Orangerie. Petzolds artenreiche und europaweit berühmte Baumschule, das Arboretum Muscaviense, ist hingegen untergegangen. 2011 wurde die wieder errichtete Englische Brücke als weitere Neiße-Überquerung eingeweiht.

Im August 2010 wurde der Schlosspark von einem Neiße-Hochwasser zur Hälfte überflutet. Das Wasser stand bis zu 20 Zentimeter hoch. Das Schloss und andere Gebäude wurden mit tausenden Sandsäcken geschützt. Die Innenstadt von Bad Muskau blieb vom Hochwasser verschont.[4] Noch im August wurde der Großteil des Parkes jedoch wieder für die Besucher freigegeben.[5]

Literatur

  • Regina Badar: Der Muskauer Park. Ein Spaziergang. 3. überarbeitete Auflage. Stadt- und Parkmuseum, Bad Muskau 1992 (Beiträge zur Stadt- und Parkgeschichte Bad Muskau 11, ZDB-ID 1108629-4).
  • Regina Barufke: Fürst-Pückler-Park Bad Muskau. Ein europäischer Landschaftspark. Stadt- und Parkmuseum, Bad Muskau 1998, ISBN 3-930625-09-1 (Beiträge zur Stadt- und Parkgeschichte Bad Muskau 15).
  • Ellen Kollewe: Fürst-Pückler-Park Bad Muskau – ein europäischer Landschaftspark. = Park księcia Pücklera Bad Muskau – europejski park krajobrazowy. Herausgegeben vom Freundeskreis Stadt- und Parkmuseum Bad Muskau e. V. Lausitzer Druck- u. Verlags-Haus, Bautzen 2002 (Beiträge zur Stadt- und Parkgeschichte Bad Muskau 17).
  • Ina Mittelstädt: Hermann von Pückler-Muskau und sein Muskauer Park. In: dies. Wörlitz - Weimar - Muskau. Der Landschaftsgarten als Medium des Hochadels (1760 - 1840). Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2015. (S. 279-394)
  • Petzold: Der Park von Muskau. Für Freunde der Landschaftsgärtnerei und den Fremden zum Wegweiser. Mit einem Plane des Parkes. W. Erbe, Hoyerswerda 1856, online.
  • Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau (Hrsg.): Muskauer Schriften. Verlag der Kunst, Dresden 1, 1998ff., ZDB-ID 2054036-X.

Filme

  • Diesseits von Eden. Osteuropas Gartenträume im 18. und 19. Jahrhundert - Der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, Park Mużakowski. Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 52 Min., Buch und Regie: Matthias Schmidt, Moderation: Wladimir Kaminer, Produktion: telekult, MDR, arte, Reihe: Diesseits von Eden, Erstsendung: 5. Juli 2015 bei arte, Inhaltsangabe von arte.
  • Schätze der Welt - Erbe der Menschheit. Der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau. Dokumentarfilm, Deutschland, 2005, 14:45 Min., Buch und Regie: Eva Witte, Produktion: SWR, Reihe: Schätze der Welt - Erbe der Menschheit, Erstsendung: 15. Januar 2006 bei 3sat, Inhaltsangabe und online-Video von SWR.

Weblinks

Commons: Fürst-Pückler-Park Bad Muskau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Bilder

Einzelnachweise

  1. Der Muskauer Park - UNESCO Welterbe. In: Bad Muskau, aufgerufen am 5. Juli 2015.
  2. Zum Park und seinen Bauten 1945 und danach siehe Götz Eckardt (Hrsg.):Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Eine Dokumentation der Schäden und Totalverluste auf dem Gebiet der DDR. Band 1: Berlin. Hauptstadt der DDR, Bezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Potsdam, Frankfurt/ Oder, Cottbus, Magdeburg, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1980, S. 208–211.
  3. Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten: Erinnerungen eines alten Ostpreußen. Rautenberg, Würzburg 2013 (5. Aufl.), S. 326, ISBN 978-3-8003-3115-4.
  4. Hochwasser in Sachsen. Fürst-Pückler-Park überflutet - Pegel sinken langsam. (Memento vom 15. August 2010 im Internet Archive) In: MDR, 9. August 2010.
  5. dpa, tmn: Tourismus: Fürst-Pückler-Schloss wieder geöffnet. In: Focus, 20. August 2010.

Koordinaten: 51° 33′ 0″ N, 14° 43′ 30″ O