Kleinstwagen

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Ein Kleinstwagen ist eine noch unter dem Kleinwagen angesiedelte PKW-Fahrzeugklasse, die in den Fahrzeugsegmenten der Europäischen Kommission als A-Segment bezeichnet wird.[1] Das Kraftfahrt-Bundesamt bezeichnet Personenwagen, die es unterhalb der Größe von Kleinwagen einstuft, als Minis.[2] Sehr ähnliche Fahrzeuge, jedoch mit einer exakten Begrenzung von Maßen und Leistung, bezeichnen die japanischen Kei-Cars, die dort steuerlich begünstigt sind. Kleinstwagen haben wie auch die Kleinwagen einen erschwinglichen Neupreis, sie sind jedoch aufgrund sehr eingeschränkten Platzangebots für Fahrgäste und Gepäck nicht familientauglich. Der Neupreis von Kleinstwagen liegt meist zwischen 9.000 und 14.000 €.

Geschichte

Kleinstwagen als eigene Fahrzeugklasse wurden Anfang der 1990er Jahre definiert, wobei es auch vorher schon Viersitzer dieser Größe gegeben hat, beispielsweise Fiat 500 und Mini (beide kürzer als 3,1 m).

Der Kleinstwagen spricht jene Personen an, die ein preiswertes Fahrzeug für kürzere und mittlere Strecken suchen, das nicht für Reisen und Familie geeignet zu sein braucht. Inzwischen gibt es innerhalb der Klasse der Kleinstwagen wiederum verschiedene Ausrichtungen der Größe. Die Fahrzeuge sind in der Regel mit relativ starken Motoren ausgerüstet, sodass sie der Spritzigkeit größerer PKW zumindest im Stadtgebiet kaum nachstehen.

Die Rollermobile der europäischen Nachkriegszeit sind aus heutiger Sicht ebenfalls den Kleinstwagen zuzurechnen, wurden in der damaligen BRD aber teilweise als Kleinwagen bezeichnet. In der DDR hingegen sprach man bei den Rollermobilen und anderen Mini-PKWs bereits damals von Kleinstwagen, und grenzte davon wie auch heute üblich die Kleinwagen ab. Kleinstwagen hatten damals unter anderem das Merkmal eines Hubraums von nicht mehr als 0,45 l. [3] Die Motorleistung heutiger Kleinstwagen ist allerdings größer als jene früherer Kleinwagen.

Kooperationen und Plattform-Strategie

Viele Hersteller stellen Kleinstwagen mit Partnern her, um das vom Kunden erwartete Preisniveau zu halten.[4] Für Hersteller mit mehreren Marken bietet sich durch Badge-Engineering oder Plattform-Strategie ein alternativer Weg zur Kostenbegrenzung.

Kleinstwagen-Zwillinge oder -Drillinge

Kleinstwagen mit nur wenig Änderungen an der Karosserie, meist nur Badge-Engineering:

  • Aston Martin Cygnet und Toyota iQ
  • Citroën C-ZERO, Peugeot iOn und Mitsubishi i-MiEV
  • Citroën C1 (1. Gen.), Peugeot 107 und Toyota Aygo (1. Gen.)
  • Citroën C1 (2. Gen.), Peugeot 108 und Toyota Aygo (2. Gen.)
  • Daihatsu Mira/Cuore und Subaru Pleo (2. Gen.)
  • Daihatsu Sirion (2. Gen.) und Subaru Justy (4. Gen.)
  • Seat Arosa und VW Lupo
  • Seat Mii, Škoda Citigo und VW up!
  • Suzuki Alto, Maruti A-Star, Mazda Carol und Nissan Pixo
  • Suzuki MR Wagon, Maruti Zen Estilo und Nissan Moco
  • Suzuki Splash (1. Gen.), Opel Agila (2. Gen.) und Vauxhall Agila (2. Gen.)

Kleinstwagen auf gleicher Plattform mit eigenständiger Karosserie:

  • Fiat 500, Lancia Ypsilon und Ford Ka (2. Gen.)
  • Hyundai i10 und Kia Picanto
  • Smart ForFour (1. Gen.) und Mitsubishi Colt (6. Gen.)
  • Smart ForFour (2. Gen.) und Renault Twingo (3. Gen.)
  • Opel Karl und Chevrolet Spark

Kleinstwagen am Markt

Aston Martin

Luxuriöses Interieur des Aston Martin Cygnet

Der britische Sportwagenhersteller Aston Martin hatte seit 2011 mit dem Cygnet einen Kleinstwagen auf Basis des Toyota iQ im Angebot. Das Auto ist optisch an das Design von Aston Martin angepasst und wurde auch im Innenraum mit einem höherwertigen Interieur ausgestattet. Ein Nebeneffekt der Einführung war ein deutlich verringerter Flottenverbrauch. Mit einem Listenpreis von 37.995 € lag das kleinste Modell von Aston Martin preislich deutlich über den anderen Modellen seines Segments. Inzwischen wird der Cygnet nicht mehr gebaut.

Chevrolet

Chevrolet hat als echten Kleinstwagen den in Südkorea hergestellten Chevrolet Spark im Angebot.

Daihatsu

Der japanische Hersteller Daihatsu hatte sich regelrecht auf Klein- und Kleinstwagen spezialisiert. Auch bot Daihatsu als einziger Hersteller „echte“ Kei-Cars in Deutschland an, wenn auch mit größerem Motor. In Deutschland war Daihatsu zuletzt mit dem „normalen“ Kleinstwagen Cuore präsent, einige Jahre zuvor auch noch mit dem Micro-Coupé Copen und dem im Retro-Design gestalteten Trevis. Am 31. Januar 2013 stellte Daihatsu den Neuwagenvertrieb in Europa ein.

Daimler AG

Unter der Marke Smart (seit 1998, Modellwechsel 2007) bietet Daimler den kürzesten der Kleinstwagen in Deutschland. Der Smart Fortwo ist ein Zweisitzer mit knapp 2,7 Metern Länge. Aufgrund seiner großen Breite gilt das Fahrzeug in Japan nicht als Kei-Car, hierfür gab es von der ersten Generation eine leicht abgewandelte Ausführung.

Fiat

Fiat bietet als Kleinstwagen das Retro-Fahrzeug Fiat 500 und den Fiat Panda an, die aber beide deutlich größer sind als die bis in die 1990er Jahre gebauten kleinen Heckmotor-Modelle und die erste Generation des Panda, der damals noch als Kleinwagen galt.

Ford

Der ab 1996 angebotene Ford Ka der ersten Generation war vor seiner Ablösung einer der ältesten Kleinstwagen am deutschen Markt. Die zweite Modellgeneration (technisch mit dem Fiat 500 verwandt) ist seit Februar 2009 in Deutschland erhältlich.

Honda

Der Honda Life wird in Europa nicht angeboten, entspricht aber eher einem Microvan.

Hyundai/Kia

Beide Marken bieten mit dem 2008 auf den Markt gekommenen Hyundai i10 und dem Kia Picanto, der 2011 in der zweiten Generation erschien, unabhängig voneinander entwickelte Kleinstwagen an.

Mitsubishi

Mitsubishi bietet das Elektroauto Mitsubishi i-MiEV in dieser Klasse an. In Japan gibt es den Mitsubishi i auch mit Verbrennungsmotor.

Opel

Seit 2013 hat Opel den Opel Adam als Kleinstwagen im Angebot. Der Fokus liegt dabei stark auf der Individualisierung des Fahrzeugs.

Mitte 2015 löste der Opel Karl den Vorgänger Opel Agila (baugleich mit dem Suzuki Splash) ab. Opel nannte den Agila selbst noch Microvan. Der Opel Karl hingegen fällt deutlich flacher aus. Im Vergleich zum Opel Adam stehen günstigere Fahrzeugpreise im Fokus.

PSA

Peugeot/Citroën hat als Kleinstwagen seit 2005 den Peugeot 107 bzw. Citroën C1 im Angebot. Das Fahrzeug ist baugleich mit dem Toyota Aygo und mit nur etwa 3,43 Meter für einen fünftürigen Kleinstwagen relativ kurz. Eher "normal" war der 2010 eingestellte Citroën C2. Auch bei PSA gibt es mit dem Peugeot 1007 einen Microvan.

Renault-Nissan

Der Renault Twingo der ersten Generation war bereits ab 1993 erhältlich. 2007 gab es einen Modellwechsel. Nissan schickt seit Mitte 2009 den Pixo als Vertreter der Kleinstwagen auf den Markt. Das Fahrzeug ist baugleich mit dem Suzuki Alto.

Für 2012 ist in Zusammenarbeit mit Bajaj ein Auto in direkter Konkurrenz zum Tata Nano geplant, das in Schwellenmärkten verkauft werden soll; die kolportierten Preise liegen zwischen 2000 $ und 3000 $.[5][6][7]

Seat

Nachdem der Seat Arosa 2004 ohne Nachfolger ausgelaufen ist, produziert Seat seit 2011 wieder einen Kleinstwagen, den Seat Mii.

Škoda

Škoda stieg im Jahr 2011 erstmals in das Segment der Kleinstwagen ein. Vertreten wird Škoda durch den Škoda Citigo.

Subaru

Die Modelle Subaru R1 und R2 sind Kei-Cars, werden jedoch in Europa nicht angeboten.

Suzuki

Suzuki Splash

In Japan bietet Suzuki eine ganze Reihe von Kleinstwagen an, in Europa derzeit nur den Suzuki Alto und den Microvan Suzuki Splash (baugleich: Opel Agila).

Tata

Der indische Hersteller Tata Motors hat für seinen Heimatmarkt mit dem Tata Nano ein extrem preisgünstiges Fahrzeug vorgestellt, einen nur 3,10 Meter langen Viersitzer. Das Fahrzeug ist, da auch auf jegliche Sicherheitseinrichtungen verzichtet wird, nicht unumstritten. Um einen Export nach EU-Richtlinien zu ermöglichen, ist eine umfassend modifizierte Version mit Fahrerairbag und verstärkter Karosserie für den europäischen Markt geplant.

Toyota

Der Toyota Aygo ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit PSA. Das Fahrzeug ist – obwohl von einem japanischen Hersteller stammend – als Kei-Car 1 cm zu lang. Von 2009 bis 2014 war der 3+1-Sitzer Toyota iQ auf dem deutschen Markt erhältlich.

Volkswagen

Volkswagen ist in der Klasse der Kleinstwagen seit 1998 präsent, zunächst mit dem VW Lupo, der ein Jahr nach dem baugleichen Seat Arosa erschien. Der Lupo war ein eher typischer Kleinstwagen, seine Produktion wurde aufgrund hoher Preise und niedriger Nachfrage 2005 eingestellt. 2005 folgte der für diese Klasse sehr große VW Fox, der ebenfalls bei weitem nicht die für VW sonst üblichen Stückzahlen erreichte. Seit 2011 wird der VW up! hergestellt.

Aktuelle Modelle

Neuzulassungen in Deutschland

Für Zahlen zu den jährlichen Neuzulassungen von Personenkraftwagen des Segments Minis in Deutschland nach Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes, siehe Liste der Neuzulassungen von Personenkraftwagen in Deutschland nach Segmenten und Modellreihen#Minis.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Car prices within the European Union at 1 January 2011. (PDF) Europäische Kommission, 26. Juli 2011, abgerufen am 8. Februar 2015.
  2. Neuzulassungen Februar 2010 nach Segmenten und Modellreihen (PDF; 41 kB)
  3. Konstruktionstendenzen im Kleinst- und Kleinwagenbau. In: Kraftfahrzeugtechnik 1/1956, S. 11–15.
  4. PSA plant neue Billigautos
  5. Renault will das billigste Billigauto bauen. Abgerufen am 13. November 2009.
  6. Renault greift Tata in Indien an. Abgerufen am 13. November 2009.
  7. Renault entwickelt Billigauto in Indien. Abgerufen am 13. November 2009.