Kos
Gemeinde Kos Δήμος Κω | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Griechenland | |
Region: | Südliche Ägäis | |
Regionalbezirk: | Kos | |
Geographische Koordinaten: | 36° 49′ N, 27° 7′ O | |
Fläche: | 290,313 km² | |
Einwohner: | 33.388 (2011[1]) | |
Bevölkerungsdichte: | 115 Ew./km² | |
Sitz: | Kos | |
LAU-1-Code-Nr.: | 6401 | |
Gemeindebezirke: | 3 Gemeindebezirke | |
Lokale Selbstverwaltung: | ||
Lage in der Region Südliche Ägäis | ||
Die griechische Insel Kos (griechisch Κως [ ] (f. sg.), türkisch İstanköy, italienisch Coo) in der östlichen Ägäis ist der kleinasiatischen Küste vorgelagert. Kos ist nach Rhodos und Karpathos die drittgrößte Dodekanes-Insel. Im Jahr 2011 hatte die Insel 33.388 Einwohner. Hauptort ist die gleichnamige, über 19.000 Einwohner zählende Stadt Kos, die das touristische und kulturelle Zentrum der Insel bildet. Seit 2011 bildet die Insel auch gleichzeitig eine Gemeinde in der Region Südliche Ägäis und gemeinsam mit Nisyros den Regionalbezirk Kos.
Geographie
Geographische Lage
Kos liegt in der Ost-Ägäis am Eingang des Golfs von Gökova (türkisch Gökova Körfezi). Nördlich der Stadt Kos beträgt die kürzeste Entfernung zur Bodrum-Halbinsel (Bodrum Yarımadası) westlich der türkischen Stadt Bodrum weniger als fünf Kilometer. Die Datça-Halbinsel liegt 15 km südlich. Nachbarinseln sind im Norden Pserimos, vier Kilometer, und Kalymnos, zwölf Kilometer entfernt. Nisyros liegt 12 km südlich und Astypalea etwa 43 km westlich.
Bei einer Fläche von 287,611 km²[2] beträgt die Länge etwas mehr als 42 km und die maximale Breite fast zehn Kilometer. Der Küstenverlauf ist relativ geradlinig ohne nennenswerte Einbuchtungen. Im Osten bildet nahe der Südküste die schmale bis 846 m hohe Bergkette des Dikeos-Massivs (Δίκαιος) die höchste Erhebung der Insel. Diese Bergkette flacht nach Norden hin ab und geht in eine fruchtbare, landwirtschaftlich genutzte Ebene über. Westlich einer 1,6 km schmalen Landenge liegt die Kefalos-Halbinsel (Κέφαλος χερσόνησος) mit dem 426 m hohen Berg Latra (Λάτρα) im äußersten Süden.
Geologisch besteht die Insel aus Schiefer, Kreidekalk und Tertiärschichten, mit mehrere Meter dicken Lagen quartären vulkanischen Tuffs.
Klima
Kos | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kos
Quelle: Temperaturen 1981–1997, Niederschläge 1982–2002 (PDF; 5,2 MB) Wetterstation Kos
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Geschichte
Die Insel wurde durch dorische Siedler aus Epidauros kolonisiert, die möglicherweise den Kult des Heilgottes Asklepios mitbrachten. Seit 546 v. Chr. unter persischer Kontrolle, gehörte Kos ab ca. 450 v. Chr. zum attischen Seebund und fiel 405 an Sparta. Kos war in hellenistischer Zeit der Sitz einer Ärzteschule; entgegen älteren Annahmen wurde diese aber nicht von Hippokrates von Kos (ca. 460–370 v. Chr.), dem bekanntesten Arzt des Altertums, geleitet, da zu dessen Zeit noch keine Ärzteschulen im strengen Sinn bestanden, sondern Ärzte ausschließlich im Lehrlingssystem ausgebildet wurden;[3] Ähnliche Bekanntheit erfuhr diese Schule durch den Asklepiadeneid, den die Ärzte angeblich beim Antritt ihres Berufs geschworen haben sollen, aber dies ist eine durch nichts gestützte Vermutung. Von der Mitte des 4. Jahrhunderts bis zur Eroberung durch Alexander den Großen stand Kos unter der Oberherrschaft der karischen Hekatomniden in Halikarnassos, dem heutigen Bodrum. 366 v. Chr. wurde an der Nordostspitze der Insel die neue Hauptstadt Kos gegründet und wenig später an der Stelle eines Apollon-Haines das Heiligtum des Asklepios erbaut. Um 300 v. Chr. gründete der babylonische Priester und Historiker Berossos auf Kos die erste Astrologieschule der hellenischen Welt, die großes Ansehen erlangte.[4] Kos prägte in griechischer Zeit eigene Münzen, auf denen Asklepios, die Schlange und die Krabbe häufig abgebildet werden.
Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. war Kos Teil des Römischen Reiches, später des Byzantinischen Reiches. Die Insel wurde durch die Venezianer erobert, die sie dann an die Johanniter verkauften. Zweihundert Jahre später wurden die Ritter durch eine türkische Invasion bedroht und verließen die Insel. Das Osmanische Reich besetzte Kos 400 Jahre lang, bis die Insel 1912 als Coo in den italienischen Machtbereich überging.
Im Unternehmen „Eisbär“ am 3. Oktober 1943 besetzte die deutsche Wehrmacht die Insel bis zum Kriegsende. 3.145 italienische und 1.388 britische Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Während dieser Operation kam es zum Massaker von Kos an gefangenen italienischen Offizieren. 1947 wurde die Insel von Großbritannien Griechenland als Protektorat überlassen.
Die ursprüngliche Hauptstadt Astypalaia, die auch der Geburtsort von Hippokrates sein soll, heißt heute Kefalos, im Westen auf der gleichnamigen Halbinsel gelegen.
Flüchtlingskrise
Auf Grund der Nähe zur türkischen Küste ist Kos (ebenso auf einigen Nachbarinseln, insbesondere Lesbos) bedeutendes Ziel von Migranten, die mit Booten von der türkischen Küste übersetzen. Im Zusammenhang mit dem beabsichtigten Bau eines Registrierzentrums für Flüchtlinge auf Kos kam es im Februar 2016 zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Einwohnern und der Polizei, da die Einwohner die Beeinträchtigung des Tourismus, der Haupteinnahmequelle der Insel, durch die Flüchtlinge befürchten.[5] Bezüglich der Buchungszahlen deutscher Touristen haben sich diese Befürchtungen bestätigt, da für den Sommer 2016 die Buchungen deutscher Touristen auf Kos und der ebenfalls von vielen Flüchtlingen angesteuerten Insel Samos zurückgingen, während insgesamt die Buchungszahlen deutscher Touristen in Griechenland deutlich anstiegen.[6]
Verwaltung und Politik
→ Verwaltungsgliederung von Kos
Seit der griechischen Gemeindereform nach dem Kapodistrias-Programm von 1997 war die Insel Kos in drei Gemeinden mit insgesamt sechs Gemeindebezirken untergliedert. Zum 1. Januar 2011 führte das Kallikratis-Programm die ehemaligen Gemeinden der Insel zur neu geschaffenen Gemeinde Kos (Dimos Ko Δήμος Κω) zusammen, Verwaltungssitz ist die Stadt Kos. Die bisherigen Gemeinden bilden Gemeindebezirke, die ehemaligen Gemeindebezirke sind Stadtbezirke, die eigene lokale Vertretungen wählen.
Gemeindebezirk | griechischer Name | Code | Fläche (km²) | Einwohner 2001 | Einwohner 2011 | Stadtbezirke | Lage |
Dikeos | Δημοτική Ενότητα Δικαίου | 640102 | 62,575 | 6.094 | 7.130 | Asfendio, Pyli | |
Iraklidis | Δημοτική Ενότητα Ηρακλειδών | 640103 | 160,538 | 6.963 | 6.826 | Andimachia, Kardamena, Kefalos | |
Kos | Δημοτική Ενότητα Κω | 640101 | 67,200 | 17.890 | 19.432 | Kos | |
Gesamt | 6401 | 290,313 | 30.949 | 33.388 |
Bei den Kommunalwahlen 2010 konnte sich der parteilose Konstandinos Kaiserlis an der Spitze eines Wahlbündnisses der Demokratischen Linken bei der Stichwahl mit 53,55 % durchsetzen und ist damit Bürgermeister. Im Gemeinderat entfallen 20 Sitze auf das Bündnis der Demokratischen Linken, 9 Sitze auf die sozialistische PASOK, zwei Sitze auf die konservative Nea Dimokratia und je ein Sitz auf einen unabhängigen Kandidaten und die KKE.[7]
Bevölkerungsentwicklung
Stadtbezirk (Δημοτική Κοινότητα) | 1905 | 1947 | 1951 | 1961 | 1971 | 1981 | 1991 | 2001 | 2011 |
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Asfendio | 1.967 | 2.661 | 2.500 | 2.590 | 1.594 | 1.723 | 2.741 | 3.205 | 4.094 |
Pyli | 1.291 | 2.018 | 2.092 | 1.883 | 1.508 | 1.816 | 2.630 | 2.889 | 3.036 |
Andimachia | 2.000 | 2.008 | 2.061 | 1.720 | 1.428 | 1.676 | 2.392 | 2.573 | 2.538 |
Kardamena | 600 | 1.365 | 1.374 | 1.229 | 1.010 | 1.212 | 1.451 | 1.783 | 1.650 |
Kefalos | 1.405 | 1.809 | 1.886 | 1.861 | 2.197 | 2.072 | 2.451 | 2.609 | 2.638 |
Stadt Kos | 5.789 | 8.684 | 8.863 | 8.904 | 8.913 | 11.851 | 14.714 | 17.890 | 19.432 |
Insel Kos | 13.052 | 18.545 | 18.776 | 18.187 | 16.650 | 20.353 | 26.379 | 30.949 | 33.388 |
Sehenswürdigkeiten
- Überreste des Asklepieion von Kos bei Platáni, unweit von Kos-Stadt
- Johanniterfestung Neratzia in Kos-Stadt
- Platane des Hippokrates in Kos-Stadt
- Ausgrabungen in Kos-Stadt, z. B. Agora, Gymnasion, Decumana, Haus der Europa, Odeon
- Mandraki-Hafen in Kos-Stadt
- Bergdorf Zia
- Embros-Therme, eine Thermalquelle im offenen Meer (im Südosten der Insel)
- Salzsee Alykes bei Tigaki
- verlassenes Geisterdorf Agios Dimitrios (bei Asfendio)
- verlassenes Dorf Palio Pyli mit Burgruine
- Reste der Festung Andimachia (nahe Flughafen Kos)
- Pfauenwald (Plaka) (nahe Flughafen Kos)
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Platane des Hippokrates
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Defterdar-Moschee von 1725
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Ruinen des Asklepieion
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Embros-Therme auf Kos
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Kapelle Christos Dikeos auf dem Gipfel des Dikeos-Gebirges
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Insel ist durch ihre langen Sandstrände mit großen Hotels bekannt, doch sie bietet auch den Reiz abgelegener Dörfer. Der Tourismus bildet den Hauptwirtschaftszweig.
Landwirtschaft
Die dem Dikeos vorgelagerte fruchtbare Ebene wird landwirtschaftlich genutzt. Angebaut werden Gemüse und Getreide sowie Trauben, Mandeln, Feigen, Oliven und Zitrusfrüchte. In den 1920er Jahren bemühten sich die italienischen Besatzer um eine Verbesserung der Wasserversorgung. Unter anderem legten sie den Pyli-Stausee an.
Energieversorgung
Seit 1994 betreibt die staatlich griechische Stromgesellschaft DEI (ΔΕΗ) ein Ölkraftwerk in der Nähe von Mastichari. Über ein Unterseekabel steht die 100 MW-Anlage zusätzlich mit den Inseln Tilos und Nisyros im Süden sowie Kalymnos und Pserimos im Norden in Verbindung.
Das Tochterunternehmen PPC Renewables SA der DEI (ΔΕΗ) unterhält seit Februar 2002 gemeinsam mit der C.ROKAS S.A. einem Tochterunternehmen des spanischen Energieunternehmens Iberdrola Renovables bei Kefalos eine Windkraftanlage mit einer Leistung von 4,2 MW. Die Anlage ist an das Ölkraftwerk bei Mastichari angeschlossen.[8]
Umwelt
Früher wurde der Müll der Insel auf Müllhalden gesammelt und verbrannt. Seit einigen Jahren trennen aber auch die Inselbewohner ihren Müll zum Recycling. Auch wurde vor wenigen Jahren im Südosten der Insel eine Kläranlage zur Abwasserreinigung errichtet.
Flugverkehr
Der Flughafen Kos Hippokrates wird ganzjährig von Linienflügen der Olympic und Aegean Airlines aus Athen und Rhodos angeflogen. Zur Hauptsaison zwischen April und Oktober und vereinzelt in der Nebensaison landen Charter- und Billigfluggesellschaften mit Feriengästen aus vielen europäischen Ländern.
Persönlichkeiten
- Hippokrates (um 460 v. Chr.–um 370 v. Chr.), ein berühmter Arzt des Altertums, wurde um 460 v. Chr. auf Kos geboren.
- Berossos, ein babylonischer Priester und Historiker, gründete auf Kos die erste Astrologieschule der hellenischen Welt.
- Ptolemaios Philadelphos (* 36 v. Chr.), Sohn der ägyptischen Königin Kleopatra.
- Apelles, ein griechischer Maler der Antike, starb vermutlich auf Kos.
- Die Insel war auch die Heimat von Herodas, der über sie schrieb: „Kos ist lieblich, angenehm zum Wohnen und reich an Wasser.“
- Şükrü Kaya (1882–1959), langjähriger Innenminister und Außenminister der Türkei.
- Die Eltern des Tennisspielers Pete Sampras (* 1971) stammen von der Insel.
Ehrenbürger
- Klaus Bötig (* 1948), deutscher Reiseschriftsteller[9]
Weblinks
- Webseite der Insel (griechisch, englisch)
- Kos, Allgemeine Informationen Ägäisportal (englisch)
- Kos im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Ergebnisse der Volkszählung 2011, Griechisches Statistisches Amt [ΕΛ.ΣΤΑΤ] ( vom 27. Juni 2015 im Internet Archive) (MS Excel; 2,6 MB)
- ↑ Ελληνική Στατιστική Αρχή [ΕΛΣΤΑΤ] (Hrsg.): Στατιστική Επετηρίδα της Ελλάδος. Statistical Yearbook of Greece 2009 und 2010. Piräus 2011, S. 47.
- ↑ Vincenzo Di Benedetto: Cos e Cnido. In: M. D. Grmek (Hrsg.): Hippocratica – Actes du Colloque hippocratique de Paris 4–9 septembre 1978. Paris 1980, S. 97–111, weiter Antoine Thivel: Cnide et Cos?: essai sur les doctrines médicales dans la collection hippocratique, Paris 1981 (passim), ISBN 2-251-62021-4; s. dazu auch die Rez. v. Otta Wenskus, JSTOR:27688435.
- ↑ Georges Minois: Geschichte der Zukunft. Düsseldorf / Zürich 1998, S. 86.
- ↑ Kos fürchtet von Flüchtlingen ruiniert zu werden. In: Die Welt. 5. Februar 2016.
- ↑ Griechenland-Reisen gefragt – Sommergeschäft insgesamt aber mau. In: Frankfurter Allgemeinen Zeitung. (FAZ) 23. Mai 2016, abgerufen am 23. Mai 2016.
- ↑ Ergebnisse der Kommunalwahlen auf den Seiten des griechischen innenministeriums
- ↑ Rokas Group Wind Farms in Operation ( vom 14. Dezember 2009 im Internet Archive)
- ↑ neues-deutschland.de