Kreis Pleß

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Kreis Pleß 1905

Der Kreis Pleß (polnisch Pszczyna) war von 1816 bis 1922 ein preußischer Landkreis in Oberschlesien. Während der deutschen Besetzung Polens von 1939 bis 1945 war er unter dem Namen Landkreis Pleß als Teil des Regierungsbezirks Kattowitz nochmals eingerichtet.

1910 umfasste der Kreis Pleß die drei Städte Alt Berun, Nikolai und Pleß sowie 178 weitere Gemeinden und Gutsbezirke.[1]

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Der Kreis Pleß umfasste zunächst die Gebiete der Standesherrschaft Pleß (Fürstentum Pleß) und der Minderstandesherrschaft Loslau. Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress trat mit dem 1. Mai 1816 der Kreis Pleß in der preußischen Provinz Schlesien vom Regierungsbezirk Breslau zum Regierungsbezirk Oppeln und das Territorium der Herrschaft Myslowitz wurde dem Landkreis Beuthen zugeordnet. Das Landratsamt war in Pleß. Zum 1. Januar 1818 wurde aus Teilen der Kreise Pleß, Ratibor und Tost der neue Kreis Rybnik gebildet. Dabei erfolgte eine Aufteilung der Minderstandesherrschaft Loslau auf die Kreise Ratibor und Rybnik.

Nach dem Aussterben der Familie von Anhalt-Köthen-Pleß, die seit 1746 die Herrschaft Pleß innehatte, erhielt der niederschlesische Graf Hans Heinrich X. von Hochberg zu Fürstenstein vom preußischen König 1850 die Herrschaft und den neuen Titel "Fürst von Pleß".

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich/Polen (2. Republik)

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Während des Ersten Weltkrieges residierte der deutsche Kaiser Wilhelm II. von 1914 bis 1917 mit seinem Militärstab im Westflügel des Schlosses des Fürsten von Pleß.

Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus dem Regierungsbezirk Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet. Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien 1921 war Pleß der Kreis mit dem höchsten Ergebnis für Polen (74 %) und dem niedrigsten für Deutschland (25,9 %). Dementsprechend fiel der Kreis bei der Teilung Oberschlesiens am 28. Juni 1922 an Polen.

Polen

Der Kreis Pleß gehörte nunmehr als Powiat Pszczyna dem polnischen Staat an. Vom 1. bis 2. September 1939 spielte sich vor der Stadt Pszczyna, zwischen der polnischen 6. Infanteriedivision (Armee Kraków) und der deutschen 5. Panzer-Division (14. Armee) eine der Grenzschlachten des Polenfeldzuges ab. Kurz danach besetzten deutsche Truppen den Powiat Pszczyna.

Deutsche Besetzung Polens 1939–1945

Zum 26. November 1939 wurde der polnische Landkreis Pszczyna unter Namen Landkreis Pleß Teil des neugebildeten Regierungsbezirks Kattowitz in der Provinz Schlesien. Am 20. November 1939 erfolgte die Eingliederung der Gemeinden Panewnik und Petrowitz aus dem Landkreis Pleß in den Landkreis Kattowitz. Zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien erneut aufgelöst. Aus den bisherigen Regierungsbezirken Kattowitz und Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet. Im Februar 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee erobert und wurde als Teil der Volksrepublik Polen wieder polnisch.

Landräte

Liste der Landräte[2] in der preußischen Provinz Schlesien und der Provinz Oberschlesien.

Landräte von 1817 bis 1922

1817–1818: von Birkhahn
1818–1831: Heinrich Fürst zu Anhalt-Cöthen-Pleß
1831–1853: Georg von Hippel
1853–1855: Graf von Westarp
1855–1872: Stanislaus Freiherr von Seherr-Thoß (1827–1907)
1872–1877: Robert Michael Urban
1878–1885: Felix Paul Maximilian Winterfeldt
1885–1899: Heinrich Karl Sigismund von Schroeter (1856–1945)[3]
1899–1908: Ernst von Heyking (1862–1940)
1908–1922: Max von Ruperti (1872–1945)

Landkommissar von 1939

1939–9999: Bernhard von Derschau

Landräte von 1939 bis 1945

1939–1942: Bernhard von Derschau
1942–1942: Friedrich Karl Kern (vertretungsweise)
1942–1943: Nienaber (auftretungsweise)
1943–1945: Bernhard von Derschau

Kommunalverfassung

Der Kreis Pleß gliederte sich in Stadtgemeinden. Die Landgemeinden und selbstständigen Gutsbezirke waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Bis 1922 galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Nach dem Überfall auf Polen wurde zunächst den Städten Alt Berun, Nikolai, Pleß und Tichau am 27. Januar 1940 die im Altreich gültige Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 verliehen. Zum 1. April 1940 wurde auch in allen übrigen Gemeinden die Deutsche Gemeindeordnung eingeführt, welche die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Gutsbezirke bestanden nicht mehr. Nach 1939 galt für das gesamte Kreisgebiet das in den eingegliederten Ostgebieten geltende Kreisrecht.

Ortsnamen (1939–1945)

Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1922 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte.

Zu einer endgültigen Vergabe rein deutscher Ortsbezeichnungen ist es bis Kriegsende nicht mehr gekommen. Diese war aber bis ins Einzelne bereits vorbereitet. Es handelte sich dabei um lautliche Angleichungen, Übersetzungen, Neuschöpfungen oder Verbesserungen der seit 1939 vorläufig gültigen Namen, zum Beispiel:

  • Brzestz: Birkenkirch,
  • Cielmitz: Schellau,
  • Cwiklitz: Sandsdorf,
  • Groß Chelm: Großhelm,
  • Imielin: Immenau O.S. bzw. Immenau (Kr. Pleß),
  • Paprotzan: Fürstensee (Kr. Pleß),
  • Jankowitz: Wisentforst
  • Jaroschowitz: Jahrshöfen,
  • Kobier: Köbernwalde,
  • Lendzin: Lenzgrube,
  • Mezerzitz: Plessebruch,
  • Mittel Lazisk: Mittelgruben,
  • Ober Lazisk: Prinzengrube,
  • Ornontowitz: Reinoldsdorf,
  • Orzesche: Georgenfeld O.S.,
  • Pawlowitz: Paulshuben,
  • Podlesie: Boerfeld,
  • Sciern: Schirren,
  • Tichau: Tichau O.S.,
  • Wilkowy: Wolfenwald,
  • Woschczytz: Woschütz,
  • Wyrow: Wirau.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gemeindeverzeichnis 1910 mit Einwohnerzahlen
  2. www.verwaltungsgeschichte.de – Landkreis Pleß
  3. Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Bd. 9/II, S. 416. (PDF; 2,9 MB)