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LZ 127

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LZ 127 Graf Zeppelin war ein Starrluftschiff aus dem Hause Zeppelin, das am 18. September 1928 nach 21-monatiger Bauzeit in Dienst gestellt wurde. LZ 127, seine offizielle Kennung lautete D-LZ127, gilt als das erfolgreichste Verkehrsluftschiff seiner Ära.

Zur Finanzierung des Baus wurde von Hugo Eckener die so genannte Zeppelin-Eckener-Spende ins Leben gerufen. Diese Sammlung brachte 2,3 Millionen RM, was aber die Baukosten nur teilweise decken konnte. Nach längeren Verhandlungen gab das Deutsche Reich 1,1 Millionen RM hinzu, und 0,8 Millionen RM brachte die Luftschiffbau Zeppelin GmbH aus eigener Kraft auf.[1]

LZ 127 wurde am 8. Juli 1928 anlässlich des 90. Geburtstages des 1917 verstorbenen Firmengründers Ferdinand Graf von Zeppelin von seiner Tochter Hella Gräfin von Brandenstein-Zeppelin getauft.

Ursprünglich als Versuchsschiff gebaut, erwies sich LZ 127 als so zuverlässig, dass er bald durch zahlreiche spektakuläre Fahrten berühmt wurde. Dazu zählen unter anderem die Weltfahrt und die Polarfahrt.

LZ 127 Graf Zeppelin zurück in Deutschland
LZ 127 über Berlin (1928)

Das Luftschiff

LZ 127 kurz nach der Landung

Der Graf Zeppelin (LZ 127) war 236,6 m lang, hatte einen Durchmesser von 30,5 m und ein Traggasvolumen von 105.000 m³. Er wurde in Friedrichshafen von der Luftschiffwerft Luftschiffbau Zeppelin GmbH gebaut. Kommandant Hugo Eckener stellte das Luftschiff am 18. September 1928 für die DELAG in Dienst.

Bedingt durch die Abmessungen der Werfthalle hatte LZ 127 ein für Luftschiffe ungünstiges Verhältnis von Länge zu Durchmesser. Dies ist an dem relativ langen zylindrischen Mittelteil zu erkennen. Beim Aushallen waren links und rechts nur noch je ein Meter und oben nur noch etwa 65 cm Platz.

Die Gerippekonstruktion war weitestgehend an die von LZ 126 angelehnt. Es wurde jedoch eine neuere Duraluminiumlegierung verwendet.

Der Antrieb bestand aus fünf Ottomotoren vom Typ Maybach VL 2 mit einer Gesamtleistung von 2850 PS (Zwölfzylinder-V-Motoren mit je 419 kW/570 PS bei 1600 min−1). Diese erlaubten eine Reisegeschwindigkeit von etwa 115 km/h, eine Höchstgeschwindigkeit von 128 km/h und eine Reichweite von rund 12.000 km. Die Motoren konnten sowohl mit Benzin als auch mit Kraftgas, dem sogenannten Blaugas (siehe Auftriebsausgleich), betrieben werden.

LZ 127 Graf Zeppelin – Vektorzeichnung nach Modell
LZ 127 über den Niederlanden (1929). Video, 2m13s

Das Luftschiff verfügte über zwei kleine Windgeneratoren außen an der Gondel, von denen einer die Funkanlage speiste. Die elektrische Energie wurde dafür in Akkumulatoren gepuffert, so dass der Funkbetrieb weitgehend unabhängig von der aktuellen Generatorleistung blieb. Der andere Generator erzeugte den Strom für die Beleuchtung an Bord und diente als Reservegerät. Weiterhin gab es in der Führergondel einen Benzin-Notstromgenerator. Die Funkstation des LZ 127 galt damals als größte funktechnische Einrichtung, die je auf einem Luftfahrzeug installiert worden war. Sie war mit drei Funkoffizieren besetzt und wickelte den Funkverkehr zum Betrieb des Schiffes (Kommunikation, Wetterberichte) und den privaten Telegrammdienst für die Passagiere ab.

Zur Geschwindigkeitsmessung des Luftschiffs wurden zwei verschiedene Verfahren eingesetzt. Einerseits wurde eine Messung über einen Lichtstrahl vorgenommen. Andererseits wurde auf eine laute Pfeife zurückgegriffen, sodass die Geschwindigkeit des Luftschiffs über die Schallausbreitungsgeschwindigkeit gemessen wurde.[2]

Die Besatzung bestand aus 45–50 Mann, im Durchschnitt waren 45 Besatzungsmitglieder an Bord. An zahlenden Passagieren konnte der LZ 127 maximal 25 Gäste befördern.[3] Die Kabinen für die Passagiere, der 5 × 6 m große Aufenthaltsraum und die Küche befanden sich in der Gondel unter dem Rumpf.

Besondere Fahrten

Die Graf Zeppelin begrüßt auf einer Südamerika-Fahrt das argentinische Schiff General San Martín vor Pernambuco (Brasilien)

Neben den unten ausführlicher erwähnten Fahrten gab es unter anderem auch noch Fahrten nach:

  • Orientfahrt (25.–28. März 1929)[4]
  • Erste Südamerikafahrt (Mai 1930)[4]
  • Moskau/Sowjetunion (9.–11. September 1930)[4]
  • ins Nordpolargebiet (24.–31. Juli 1931)
  • Großbritannien, Landung neben dem britischen Luftschiff R100 im August 1931[5]
  • über die amerik. Kontinente (Panamerika-Fahrt)
  • Propagandafahrt über dem Reichsparteitag der NSDAP (2. September 1933) und Verwendung des Luftschiffs in dem Propagandafilm Sieg des Glaubens von Leni Riefenstahl[4]
  • Propagandafahrt zusammen mit dem Luftschiff LZ 129 Hindenburg, bei welchem über Deutschland Flugblätter für die NSDAP abgeworfen wurden (26.–29. März 1936)

Nordamerikafahrt (1928)

Flyer Zoeppritz GmbH aus dem Jahr 1928: Zeppelindecke LZ 127

Erste interkontinentale Fahrt, 11. Oktober bis 1. November 1928

Am 11. Oktober 1928 legte das Luftschiff mit 20 Passagieren und 40 Besatzungsmitgliedern in Friedrichshafen mit Ziel Lakehurst bei New York ab. Wegen schlechten Wetters wurde eine längere, südlicher verlaufende Strecke gewählt. Am Morgen des dritten Tages fuhr der LZ 127 südlich der Azoren trotzdem mit voller Kraft in eine schwarze Wolkenwand. Dabei senkte sich der Bug des Schiffes und die Passagierin Lady Grace Marguerite Hay Drummond-Hay, eine englische Journalistin, schilderte das Geschehen als unbeschreibliches Durcheinander. Tische, Stühle und das weiß-blaue Zeppelin-Porzellan[6] der Firma Heinrich fielen durcheinander. Durch den gewaltigen Sturm wurde die Stoffbespannung der unteren Stabilisierungsfläche auf der Backbordseite zerrissen. Sechs Besatzungsmitglieder meldeten sich freiwillig, sie wurden mit Werkzeugen ausgerüstet und kletterten – immer noch über dem Ozean – angeseilt ins Innere der unten teilweise aufgerissenen Flosse. Die Stofffetzen wurden in mehrstündiger Arbeit abgeschnitten und festgebunden. Zusammengenähte Wolldecken der Firma Zoeppritz GmbH,[7] die wie das Porzellan extra für den Graf Zeppelin entworfen worden waren, wurden über die aufgerissene Stelle gezogen und mit Seilen festgebunden. Nach 111 Stunden und 44 Minuten landete das Luftschiff glücklich in Lakehurst und wurde frenetisch gefeiert. Nach zweiwöchigem Reparaturaufenthalt in Amerika startete das Luftschiff seinen Rückweg nach Deutschland am 29. Oktober und erreichte Friedrichshafen am 1. November.[8]

Weltfahrt (1929)

Bordservice des LZ 127 aus dem Jahr 1928. Die luxuriöse Ausstattung wurde von namhaften Architekten und Designern entworfen und entsprach der eines Luxushotels.

Die Weltfahrt (Weltumrundung) im Jahr 1929 wurde in mehreren Abschnitten zwischen dem 1. August und dem 4. September in östlicher Richtung absolviert und kann in die amerikanische Weltfahrt (Start/Ziel NYC) und die deutsche Weltfahrt unterteilt werden. Es kam zu Zwischenlandungen in Friedrichshafen, Tokio, Los Angeles und Lakehurst bei New York. Dabei wurden innerhalb von 35 Tagen in 6 Etappen insgesamt 49.618 km zurückgelegt.

Start war am Morgen des 1. August um 3:30 Uhr in Friedrichshafen. Der LZ 127 fuhr in westliche Richtung über Spanien auf den Atlantik, wo er in schwere Stürme geriet. Er drehte einige Runden über New York und fuhr dann nach Lakehurst – dem eigentlichen Startpunkt der „amerikanischen Weltfahrt“. Dieser Startpunkt bzw. Endpunkt war von dem US-amerikanischen Verleger William Randolph Hearst gewünscht worden. Er hatte sich mit der Finanzierung der Fahrt exklusiv die weltweiten Berichterstattungsrechte außerhalb Europas gesichert.[9] Diese erste Etappe dauerte 95 Stunden und 22 Minuten. Unter den Gästen dieser Reise war auch Charles E. Rosendahl, ein führender Kopf in der US-amerikanischen Marineluftschifffahrt.

Route der ersten Weltumrundung, 1929

Am Abend des 7. August startete die amerikanische Weltfahrt für die 20 Passagiere, darunter als einzige Frau die Journalistin Grace Hay Drummond-Hay. Zuerst führte die Route zurück nach Friedrichshafen, wo das Luftschiff am 10. August eintraf. Am 15. August begann dort die deutsche Weltfahrt (Weltumrundung). Sie führte nach Osten. Allerdings wurde Moskau nicht wie geplant überflogen. Über Jakutsk wurde der Pazifik erreicht. Auf diesem Abschnitt flog ein 16-jähriger blinder Passagier mit. Der Graf Zeppelin traf am 19. August in Tokio ein. Die Fahrzeit für diese Etappe betrug 101 Stunden und 49 Minuten. In Tokio wurden die Besatzung und die Passagiere von der Regierung ins kaiserliche Sommerschloss zu einem Empfang geladen. Am 23. August brach das Schiff erneut auf. Nach 67 Stunden über dem Pazifik bei teilweise stürmischem Wetter erreichte das Luftschiff San Francisco. Am nächsten Morgen landete LZ 127 dann in Los Angeles (26. August, ein Tag wurde bei der Überquerung der Datumsgrenze „gewonnen“). Anschließend fuhr er nach Lakehurst. In New York wurde dem Zeppelin, seiner Besatzung und Fahrgästen ein großartiger Empfang mit Parade bereitet. Dort endete am 29. August nach 21 Tagen die amerikanische Weltfahrt. Sie dauerte 12 Tage und 11 Minuten an reiner Fahrtzeit.

Amerikanische Briefmarke anlässlich der Panamerika-Fahrt 1930

Während des kurzen Aufenthaltes in New York zeichnete Hugo Eckener auf dem historischen Globus der Stadt New York die Reiseroute des Graf Zeppelin ein. Er wurde auch vom US-Präsidenten Herbert C. Hoover empfangen. Die Rückfahrt nach Friedrichshafen begann am 1. September um 7:18 Uhr. Die Route führte über den Atlantik, die Azoren, Spanien und Frankreich. Nach 4 Tagen und 19 Stunden erreichte LZ 127 am Morgen Konstanz. Rund 40.000 Zuschauer begrüßten das Luftschiff am Ende der deutschen Weltfahrt. Diese Fahrt erbrachte den Beweis, dass der Zeppelin für den Passagierdienst geeignet war.

Palästina-Rundfahrt (1931)

LZ 127 über den Pyramiden

9. bis 13. April 1931 Landungsfahrt nach Ägypten

  • Start: 9. April, 6:10 Uhr unter dem Kommando von Hugo Eckener in Friedrichshafen. Das Schiff folgte dann dem Rhonetal und fuhr über Korsika, Sardinien, Sizilien und Malta. Am folgenden Morgen gegen 5:15 Uhr Ankunft an der afrikanischen Küste bei Bengasi, danach östlicher Kurs auf Alexandria, 9:00 Uhr Bucht von Sollum, 13:00 Uhr Überfahrt Alexandria, 15:35 Uhr dem Nil folgend nach Kairo.
  • Überfahrt über die Pyramiden von Gizeh in 200 m Höhe, Überfahrt der Cheopspyramide, danach im Niltal Richtung Heluan, am Spätnachmittag werden die Pyramiden von Sakkara erreicht.
  • Nachtfahrt nach Norden am Nil entlang in Richtung Damiette.
  • 11. April um 5:15 Uhr Landung auf dem Flugplatz Almara bei Kairo, britische Luftwaffensoldaten stellten die Bodenmannschaft, 30.000 Schaulustige mussten zum Teil mit Feuerwehrspritzen zurückgehalten werden.
  • Nach kurzem Aufenthalt Start in Richtung Osten über den Sueskanal und die Bucht von Gaza, 10:00 Uhr Ankunft in Jerusalem.
  • Über dem Heiligen Grab wurden in 100 m Höhe die Motoren abgestellt und das Schiff stand für einige Minuten still.
  • Weiterfahrt über Sichem, Emmaus, die kahlen Kalkgebirge des Sinai über die Wüste, 16:00 Uhr Ankunft in Kairo, 17:00 Uhr Landung in Almaza, halbstündiger Aufenthalt, Weiterfahrt Richtung Oase Siwa (libysche Wüste). In den Dörfern der Wüste suchten viele Menschen Zuflucht vor LZ 127 in ihren Hütten.
  • Nachts: Das Luftschiff kreuzt über Tripolis, am Morgen war es über Kreta, folgte dann der Westküste Griechenlands, 13:20 Uhr Korfu, danach Fahrt entlang der albanischen Küste in Richtung Spalato in Dalmatien. Das Karstgebirge wurde in 1700 m Höhe überquert. 21:30 Uhr Agram in Jugoslawien, Mitternacht Wien, Passau, Augsburg, Ulm
  • 7:00 Uhr Ankunft in Friedrichshafen nach 96 Stunden, 9000 Kilometern und der Überquerung von 14 Ländern auf drei Kontinenten.

Polarfahrt (1931)

LZ 127 mit dem russischen Eisbrecher Malygin, Gemälde von Alexander Kircher, 1931

Bereits im Juli 1931 unternahm Hugo Eckener mit dem Graf Zeppelin eine dreitägige Fahrt nach Norwegen und Spitzbergen, um das Verhalten des Schiffes in dieser Gegend zu erkunden. Kurz danach wurde eine weitere dreitägige Fahrt nach Island unternommen. Beide Fahrten verliefen ohne nennenswerte technische Probleme.

Die Idee, sich am Nordpol mit dem U-Boot Nautilus des Polarforschers Hubert Wilkins zu treffen, musste aufgegeben werden, als das altersschwache Unterseeboot nach wiederholten technischen Problemen den vorgesehenen Termin nicht einhalten konnte.

Eckener begann daraufhin, ein Treffen mit einem Überwasserschiff zu planen. Die Finanzierung des Unternehmens sollte durch Posttransport mit dem Schiff gesichert werden. Nach etwas Werbung waren bald 50.000 Postsendungen mit einer Masse von etwa 300 kg aus aller Welt eingetroffen. Das Partnerschiff, der sowjetische Eisbrecher Malygin, auf dem während dieser Fahrt auch der italienische Luftschiffer Umberto Nobile Gast war, beförderte weitere 120 kg Post. Allein durch den Verkauf der Briefmarken wurden die wichtigsten Kosten der Expedition gedeckt. Das restliche Geld kam von der Internationalen Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis mit Luftfahrzeugen (Aeroarctic), deren Präsident Eckener war, und dem Ullstein Verlag, der die Rechte zur Berichterstattung erwarb. Das 15-minütige Zusammentreffen von LZ 127 und Malygin fand am 27. Juli 1931 in der Stillen Bucht (russisch Бухта Тихая, Buchta Tichaja) der Hooker-Insel statt.[10]

Die Reise dauerte eine Woche vom 24. bis 31. Juli 1931. Zum wissenschaftlichen Leiter der Expedition, bei der eine Reihe geographischer, geodätischer und meteorologischer Arbeiten durchgeführt wurden, war der russische Polarforscher Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch berufen worden.

LZ 127 Graf Zeppelin legte dabei ungefähr 10.600 Kilometer zurück, die längste Strecke dieser Fahrt ohne Betriebsmittelergänzung betrug 8.600 km. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war trotz wiederholter Drosselungen und Stopps der Motoren 88 km/h.

Route der Fahrt

  1. Friedrichshafen–Berlin – 600 km in 8 Stunden (75 km/h)
  2. Berlin–Leningrad – 1400 km in 16 Stunden (87 km/h)
  3. Leningrad–Kanin – 1300 km in 12 Stunden (108 km/h)
  4. Kanin–Franz-Josef-Land – 1200 km in 18 Stunden (67 km/h)
  5. Franz-Joseph-Land–Sewernaja SemljaTaimyrhalbinselNowaja Semlja – 2400 km in 32 Stunden (75 km/h)
  6. Nowaja Semlja–Leningrad – 2300 km in 25 Stunden (92 km/h)
  7. Leningrad–Berlin – 1400 km in 13 Stunden (108 km/h)
  8. Berlin–Friedrichshafen – 600 km in 8 Stunden (75 km/h)

Ziele der Fahrt

  • Testen des Zeppelins unter arktischen Bedingungen
  • wissenschaftliche und geografische Erforschung großer Gebiete der Arktis
    • Messungen zur Veränderung des Magnetfeldes in hohen Breiten
    • meteorologische Messungen (darunter der Start von Wetterballons)
    • geo-fotografische Erfassung großer Gebiete mit einer Panorama-Kamera (das hätte vom Land oder Schiff aus Jahre gedauert)

Alle Beteiligten waren nach der Fahrt hochzufrieden. Das Luftschiff hatte seine Eignung für das arktische Gebiet bewiesen.

Transatlantikdienst

LZ 126 und LZ 127 in der Luftschiffhalle von Lakehurst

Die erste Atlantiküberquerung fand bereits vom 11. bis 15. Oktober 1928 als siebente Fahrt des Luftschiffes statt und führte in die USA. Sie dauerte 111 Stunden und 44 Minuten. Der Termin war nicht ganz zufällig von Eckener gewählt worden. Die Fahrt fiel mit den Festlichkeiten anlässlich des 12. Oktobers, dem Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus zusammen, was die öffentliche Aufmerksamkeit steigern sollte.

Unter Hugo Eckener wurde zwischen 1931 und 1937 ein regelmäßiger Luftschiffverkehr zwischen Deutschland und Brasilien, teilweise mit Zwischenstopp in Sevilla/Spanien betrieben. Zur damaligen Zeit war dies die schnellste Verbindung auf dem Luftweg und der einzige Nonstopflug auf diesen Strecken. Eine dieser Fahrten (Start: 23. März 1932 in Friedrichshafen) begleitete der Schriftsteller Heinrich Eduard Jacob als Gast der Zeppelin-Gesellschaft und Reiseberichterstatter für das Berliner Tageblatt. Jacob verfasste darüber den Bericht Mit dem Zeppelin nach Pernambuco (vgl. unten Literatur). Der Graf Zeppelin war der Pionier des Transatlantikflugdienstes. Daneben wurden auch immer wieder Fahrten innerhalb Europas und einige Male auch nach Nordamerika unternommen.

Bis Dezember 1935 hatte das Luftschiff 1,35 Millionen Kilometer hinter sich gebracht und dabei insgesamt 12.000 Passagiere und eine große Menge Zeppelinpost unfallfrei befördert.

LZ 127 über Washington, D.C.

Das Nachfolgemodell LZ 128 wurde während der Konstruktion nach einem Wasserstoff-Brand beim britischen Luftschiff R101 verworfen. Realer Nachfolger war der ursprünglich für den Betrieb mit Helium als Traggas konstruierte LZ 129 Hindenburg.

Leistungen/Rekorde

Das Schiff legte insgesamt knapp 1,7 Millionen Kilometer bei 590 unfallfreien Fahrten und 17.177 Fahrtstunden (zusammengerechnet gut 2 Jahre) zurück, wobei neben der Weltumrundung 139 mal der Atlantik nach Nord- und Südamerika überquert wurde. Es wurden 34.000 Passagiere befördert, davon 13.110 als zahlende Gäste, und 78.661 kg Fracht transportiert. Zurückgelegt wurden innerhalb der Einsatzzeit 1.720.000 Transport-km.[11]

LZ 127 Graf Zeppelin hält auch heute noch (Stand Ende 2005) zwei absolute FAI-Weltrekorde für Luftschiffe aller Klassen:

  • längste Fahrtstrecke eines Luftschiffes mit 6384,50 km
  • längste Fahrtdauer eines Luftschiffes mit 71 Stunden

Beide Rekorde wurden am 1. November 1928 für die Fahrt von Lakehurst nach Friedrichshafen unter Hugo Eckener zuerkannt. Sie sind jedoch nicht die absoluten Spitzenleistungen, da andere Fahrten, wie etwa die 118-Stunden-Fahrt nach Recife im November 1935 (die Landung wurde durch politische Unruhen verzögert) oder von Militärluftschiffen aufgestellte Rekorde nicht von der FAI anerkannt sind.

Das Ende

Der Graf Zeppelin befand sich gerade über dem Atlantik, auf der Rückfahrt aus Recife, als der Funker die Nachricht vom Unglück des LZ 129 Hindenburg in Lakehurst empfing. Die Mannschaft wurde von Kapitän von Schiller informiert, den Passagieren wurde die Nachricht jedoch bis zur Ankunft in Friedrichshafen am 8. Mai 1937 vorenthalten. Diese Fahrt blieb die letzte. Die Deutsche Zeppelin Reederei beschloss, bis zur Aufklärung des Unglücks keine weiteren Passagierfahrten zu unternehmen. Das Luftschiff wurde am 18. Juni nach Frankfurt am Main gefahren und dort in einer Luftschiffhalle aufgehängt. Graf Zeppelin wurde am 19. Juli 1937 außer Dienst gestellt. Nach dem Ablassen des Wasserstoffgases diente er nur noch als Touristenattraktion, die für ein Eintrittsgeld besichtigt werden konnte, wovon die Bevölkerung regen Gebrauch machte.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Schiff 1940, obwohl es noch vollständig einsatzfähig war, gemeinsam mit LZ 130 in Frankfurt verschrottet.

Die Verschrottung wurde mit dem Aluminiumbedarf der Luftrüstung begründet, die Sprengung der Luftschiffhallen am 6. Mai 1940 damit, dass britische Bomber die gut sichtbaren Hallen als Navigationspunkt benutzten. Der Reichsluftfahrtminister Hermann Göring hatte schon zuvor keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Luftschiffe gemacht. Bei einem Besuch kurz vor der Zerstörung sprach er von der Führergondel aus zu den versammelten Fotografen: „Photographiert nur, diese Aufnahmen werden Seltenheitswert haben.“

Siehe auch

Literatur

  • Douglas Bottig: Der große Zeppelin. Ullstein, Berlin 2001, ISBN 3-550-07528-6.
  • Heinrich Eduard Jacob: Mit dem Zeppelin nach Pernambuco. Ein Reisebericht. Katzengraben-Presse, Berlin 1992, ISBN 3-910178-06-5 (deutsch und spanisch).
  • Peter Kleinheins: Die großen Zeppeline. Die Geschichte des Luftschiffbaus. VDI, Düsseldorf 1985, ISBN 3-18-400687-5.
  • John Provan: LZ-127 „Graf Zeppelin“ – The story of an airship. Amazon Kindle ebook, 2011, englisch, 2 Bände, Tabellenteil der Fahrten von LZ-126/ZRIII und LZ-127.
  • Gudrun Ritscher: Arbeiten auf einem Luftschiff: Die Besatzungen der Passagierluftschiffe LZ 127 „Graf Zeppelin“ und LZ 129 „Hindenburg“. In: Wissenschaftliches Jahrbuch des Zeppelin Museum Friedrichshafen, Gessler, Friedrichshafen 2005, ohne ISBN, S. 78–99.
  • Bock, J.K./Knauer, B.: Leichter als Luft: Transport- und Trägersysteme. Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen 2003, ISBN 3-86180-139-6.

Film

  • Ditteke Mensink (Regie): 1929: Im Zeppelin um die Welt – Die Lovestory von Lady Hay und Karl von Wiegand, Niederlande, 2009, 88 Min. (nur s/w-Aufnahmen aus der Zeit zusammengefügt)[12]

Weblinks

Commons: LZ 127 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hugo Eckener: Die Amerikafahrt des „Graf Zeppelin“. Berlin 1928, S. 10.
  2. * Gudrun Ritscher: Arbeiten auf einem Luftschiff: Die Besatzungen der Passagierluftschiffe LZ 127 „Graf Zeppelin“ und LZ 129 „Hindenburg“. In: Wissenschaftliches Jahrbuch des Zeppelin Museum Friedrichshafen, Gessler, Friedrichshafen 2005, ohne ISBN, S. 81.
  3. * Gudrun Ritscher: Arbeiten auf einem Luftschiff: Die Besatzungen der Passagierluftschiffe LZ 127 „Graf Zeppelin“ und LZ 129 „Hindenburg“. In: Wissenschaftliches Jahrbuch des Zeppelin Museum Friedrichshafen, Gessler, Friedrichshafen 2005, ohne ISBN, S. 79
  4. a b c d Clausberg, K. (1990): Zeppelin: Die Geschichte eines unwahrscheinlichen Erfolges, Augsburg, S. 163.
  5. fotografisch belegt in Zeppelin-Weltfahrten, Heel Verlag, Buch-Nr. 19484-5 (Nachdruck eines Zeppelin-Sammelalbums von 1932)
  6. http://www.porzellan-selb.de/zeppelin-geschirr/
  7. zoeppritz.com
  8. „Zeppelin Safe at Lakehurst after 111-Hour Flight; Soars Over the White House and then Over New York; Moored to Mast till Wind Drops at 2 am; Now in Hangar.“ The New York Times, October 16, 1928.
  9. Peter Meyer: Luftschiffe. Die Geschichte der deutschen Zeppeline. Wehr&Wissen, Koblenz/Bonn 1980, ISBN 3-8033-0302-8, S. 125.
  10. Planet Wissen: Wozu plante Graf Zeppelin seine legendäre Expeditionsfahrt in die Arktis und welcher berühmte Polarforscher gab sich dann überraschend auf dem Luftschiff die Ehre?, abgerufen 26. Dezember 2010 (leitet am 1. November 2015 um zu: http://www.planet-wissen.de/technik/luftfahrt/zeppeline/index.html von Kai Althoetmar, vom 20. Februar 2014)
  11. Bock/Knauer: Leichter als Luft: Transport- und Trägersysteme, S. 33.
  12. Erstausstrahlung am 5. Dezember 2009, arte. Handlung: Lady Grace Drummond-Hay ist 1929 die einzige weibliche Reisende beim ersten Rundflug um die Erdkugel. Sie berichtet über ihre Reiseabenteuer als Reporterin für die Hearst Newspapers… im Stil einer Liebesromanze.