Toilette

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Verkehrsschild an Bundesautobahnen in Deutschland
Historischer Toiletten-Wegweiser
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Die Toilette /to̯aˈlɛtə/ (von frz. toile ,Tuch’), auch Klosett (von engl. closet, im Deutschen kurz Klo), Abort, Latrine, Null-Null (von 00) oder WC (von engl. water closet für „Wasserklosett“) ist eine sanitäre Vorrichtung zur Aufnahme von Körperausscheidungen (insbesondere Kot und Urin). Daneben wird der Raum, in dem sich eine solche Vorrichtung befindet, ebenfalls Toilette genannt. Eine Toilette dient einer umfassenderen Nutzung als das lediglich zur Abführung von Urin errichtete Urinal.

2001 wurde die Welttoilettenorganisation gegründet, welche die weltweite Verbesserung der hygienischen Verhältnisse an oder in Toiletten zum Ziel hat. Von ihr stammt auch der Welttoilettentag.

Begriff

„Donnerbalken“ mit Soldaten des Ersten Weltkriegs

Der Begriff Toilette leitet sich vom französischen toile, toilette ab, dem Tuch bzw. kleinem Tuch, mit dem man sich für seine Notdurft von der Umgebung abschirmte. Andere – zumeist scherzhafte und/oder veraltete/veraltende – Bezeichnungen für diesen (kleinen) Raum sind der Lokus (von lat. locus necessitatis „Ort der Notdurft“), die Latrine (lat. lavare „sich baden/waschen“), das Privé (franz. privé „vertraulich, privat“), die Retirade (lat.-ital.-franz. „Ort des Rückzugs“), der Abtritt (eine Variante des Austretens), der Abort oder auch das stille Örtchen. Vulgärbezeichnungen sind Scheißhaus (mittelhochdeutsch schîzhûs war hingegen noch nicht anstößig), Schlotte – eigentlich ein Hohlraum in wasserlöslichem Gestein – oder besonders im Militärjargon Donnerbalken. Dialektale Begriffe sind in Österreich und Bayern auch Häusl, in der Schweiz Hüüsli, verbreitet im Südwesten des deutschen Sprachgebiets sodann AB (verhüllend für Abort oder Abtritt). Früher übliche verschleiernde Begriffe waren ferner Heimlichkeit oder heimliches Gemach sowie Dansker oder auch Kamerun.

Alle diese Bezeichnungen zeigen das hohe Schamgefühl gegenüber einem der intimsten menschlichen Themen sowie den Wunsch nach dem Alleinsein während der Benutzung einer Toilette und sind damit Euphemismen, die sich aus Dingen der Umgebung der Toilette ableiten lassen; keines meint in seinem Ursprung die Schüssel selbst.

Hinweisschilder an Toiletten tragen oft die Aufschrift 00 oder 0. Das ergab sich, weil in Hotels im 19. Jahrhundert die Toilettenräume üblicherweise in der Nähe des Aufzugs oder des Treppenhauses lagen. Da dort meist die Nummerierung der Zimmer begann, trugen die Toilettenräume die Zimmernummer 0 oder auch zweistellig 00.

Die Toiletten sind meist mit einer WC-Brille und bereitgestellten Utensilien, wie Abfalleimer und Bürste und Reinigungsmöglichkeiten ausgestattet.

Geschichte

Antike öffentliche latrinae in Ostia Antica
Militärische Mannschaftstoilette im Kastell Housesteads am römischen Hadrianswall; im Hintergrund ist der Spülwasserbehälter zu sehen
Schultoilette aus Portz um 1900 im Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof

Die Existenz von Latrinen war vormals für verschiedene Handwerke wichtig, weil Urin Ammoniak enthält und zum Textilien färben, Gerben[1][2] und Lederfärben[3] sowie zum Wäsche waschen[4] verwendet wurde. Das Sprichwort »Pecunia non olet« (Geld stinkt nicht) hat seinen Ursprung in einer römischen Latrinensteuer.

Gut ausgebaute Abortanlagen gab es bereits um 2800 v. Chr. in Mesopotamien. In den Städten des Altertums mündeten die Abflüsse in die großen Abwasserkanäle, die sogenannten Kloaken. Die bekannteste war die Cloaca Maxima in Rom. Die Römer besaßen auch WCs, Latrinen, bei denen die Fäkalien hygienischer durch fließendes Wasser entfernt wurden, insbesondere in öffentlichen Anlagen, Häusern der Reichen und in villae rusticae (Landhäusern von Großgrundbesitzern).[5] Diese Technologie ging mit dem Ende des Römischen Reiches verloren.

Im Mittelalter gab es in isoliert stehenden Gebäuden, etwa Burgen oder Klöstern, Toiletten in Form von Nischen und Erkern (Aborterker), die oft einfach ins Freie führten. Im städtischen Bereich wurden Toiletten in der Regel als Sickergruben angelegt. In großzügigen Schloss- und Palaisbauten des 17. und 18. Jahrhunderts war die Beseitigung der Abwässer und Fäkalien noch ungelöst. Die unzureichende Ausstattung hatte zur Folge, dass für die Notdurft ohne Hemmungen Korridore, Flure, Raumecken, Eingänge und Durchfahrten sowie Höfe, Gärten und Parkanlagen benutzt wurden und ein penetranter Geruch die Schlösser durchzog. Die Abwässer wurden in Gräben, Gewässer oder Kanäle geleitet (→ Necessarium) oder sie versickerten einfach im Boden. Die Anlage von Sammelrohren wurde zwar angestrebt, aber kaum durchgeführt. Die Hauswasserversorgung erfolgte meist durch hauseigene Pumpen, Schöpf- und Ziehbrunnen, mit der Gefahr der Verseuchung durch ungeklärte Abwässer. Schlafgemächer und Kabinette waren mit tragbaren Leibstühlen oder kleinen Lavoirs ausgestattet.

Die Toilette König Wilhelm III. von England mit samtbespanntem Sitz, Hampton Court, London

Im Jahr 1596 erfand Sir John Harington das Wasserklosett, seine Erfindung geriet aber wieder in Vergessenheit. 1775 erhielt der schottische Erfinder Alexander Cummings das Patent für seine Ausführung eines Wasserklosetts. 1777 erhielt Samuel Prosser ein Patent für ein 'plunger closet'. Ein Jahr später entwickelte Joseph Bramah einen Toilettentyp, der häufig auf Schiffen und Booten eingebaut wurde.[6] Gazeneuve et Companie erfand in Paris zu Beginn des 19. Jahrhunderts den geruchlosen beweglichen Abtritt, der viel zu einem verbesserten Wohnwert beitrug. Er verbreitete sich rasch und beschäftigte unter anderem den Münchner Architekten Leo von Klenze, der diese technische Innovation 1822 im neu erbauten Palais Leuchtenberg installierte.

Wo in Deutschland die erste Toilette mit Wasserspülung installiert wurde, ist strittig. Bekannt ist, dass im Schloss Ehrenburg in Coburg 1860 eine installiert wurde. Sie wurde damals für Queen Victoria, die dort häufig zu Gast war, eigens aus England importiert. Älter ist das WC im Schloss Bad Homburg. Die Ehefrau von Landgraf Friedrich Josef VI., Elisabeth, eine Tochter des englischen Königs Georg III., ließ bereits 1820 eine Toilette mit Wasserspülung bauen. Diese ist nicht mehr erhalten, da sie späteren Renovierungen zum Opfer gefallen ist. Der Entwickler des WC ist der englische Klempner George Jennings (1810–1882), er stellte es auf der Great Exhibition im Jahre 1851 im Hyde Park in London aus. Besonders für das Mittelalter und die frühe Neuzeit sind Latrinen wichtige archäologische Quellen, da außer den Exkrementen auch andere Abfälle in die Gruben gelangten und die Erhaltungsbedingungen für organisches Material wegen des Sauerstoffmangels und dadurch fehlender Oxidations- und Gärprozesse dort meist gut sind.

Ein städtisches „Klo-Museum“ (Museum für historische Sanitärobjekte) existiert in Gmunden (Oberösterreich)[7] und in Graz ein „Kleines Sanitärmuseum“[8], ein privates Klo-Museum in Wiesbaden.[9]

Typen

Porzellanstandardbecken

Typische Tiefspültoilette amerikanischer Bauart mit Druckspüler. Im Sumpf die Wasserstrahlöffnung in den Siphon

Am weitesten verbreitet ist WC aus Porzellan mit Toilettenspülung und Kanalisation. Hierbei gibt es drei Hauptbauarten:

Tiefspüler

Sitzklosett, bei dem die Ausscheidungen in das Wasser eines Siphons fallen, der sich unter dem Gesäß des Benutzers befindet. Dadurch ist die Geruchsentwicklung gering, weil das Wasser den Kontakt der Exkremente mit der Raumluft verhindert. Ein Nachteil gegenüber dem Flachspüler ist jedoch, dass das Wasser oft an das Gesäß hochspritzt. Diese Form ist zum Beispiel in Nordamerika, Frankreich und England sowie zunehmend in Deutschland und Österreich üblich.

Eine Abwandlung dieses Spülsystems ist das Kaskaden-WC (auch Cascade-Spüler genannt), der Ablauf zum Siphon ist hierbei ganz hinten (wandseitig), das Hochspritzen des Wassers wird durch eine Keramikzunge verhindert.[10][11][12]

Der Spülvorgang unterscheidet sich bei europäischen und nordamerikanischen Toiletten: während in Europa das beim Spülen einlaufende Wasser die Exkremente wegtransportiert, wird in Nordamerika in den oft mehrfach mäandernden Siphon ein Teil des Spülwassers als Wasserstrahl eingeleitet[13]. Die Funktion ist die einer Strahlpumpe, das Wasser dient als Treibmedium, zum Spülende dem eines Saugheber. Der Inhalt der Schüssel wird somit durch Sog entleert und dann wieder aufgefüllt. Der Wasserstand in amerikanischen Tiefspülern ist zudem deutlich höher als in europäischen.

Ein Problem bei Tiefspüler-WCs sind durch Ablagerungen verengte Abflussrohre. Die Folge ist, dass das WC-Becken durch das Spülwasser schneller gefüllt wird, als es sich durch den Abfluss entleert. Die Exkremente schwimmen oben, und nur das Wasser aus dem tieferliegenden Teil des Siphons läuft langsam ab.

Flachspüler

WC-Flachspülbecken mit nicht wassersparendem Spülsystem, stehend

Sitzklosett, bei dem sich unter dem Gesäß des Benutzers eine Art Stufe befindet, auf die die Ausscheidungen fallen. Der Ablauf zum Siphon ist beim Flachspüler vorne (zur Raummitte). Die Ausscheidungen verschwinden erst beim Spülen über das Siphon in das Abwassersystem. So besteht die Möglichkeit, eine Stuhlprobe zu nehmen, wie es in Krankenhäusern und bei Ärzten sinnvoll ist. Der größte Nachteil dieser Bauart ist die starke Geruchsentwicklung, weswegen öffentliche und private Toiletten seit den 1990er Jahren auf Tiefspüler umgerüstet wurden und werden.

Hocktoilette

Hockklo an einer französischen Autobahntankstelle

Bei einer Hocktoilette (manchmal auch Stehtoilette genannt) sitzt der Benutzer auf keiner Schüssel, sondern befindet sich in Hocke. Die Toilette kann dabei ein einfaches Loch oder eine Rinne im Boden sein, inzwischen gibt es aber auch größere, beckenähnliche Konstruktionen. Hocktoiletten sind in Asien, Südeuropa und islamischen Ländern verbreitet. Da kein Kontakt entsteht, werden sie oftmals als besonders hygienisch angesehen. Für Unerfahrene ist die Benutzung durchaus schwierig. Umgekehrt kann auch die Benutzung eines Sitzklos ein Problem für Menschen darstellen, die daran nicht gewöhnt sind und den Kontakt zwischen Gesäß und Klobrille als unhygienisch empfinden. Bemerkenswert ist bei der Hockstellung, dass der Enddarm nicht abgeknickt wird, anders als bei Sitztoiletten.

Bauarten in Verkehrsmitteln

Reisetoilette, um 1850 (Schloss Eutin)

Offene Bauart

Bei der „offenen Bauart“ spricht man auch von einer Fallrohrtoilette, bei der die Entleerung direkt nach außen erfolgt. Bei der Eisenbahn war dies früher das am weitesten verbreitete System. Den Vorteilen der einfachen Bauart, der ständigen Verfügbarkeit und der nicht notwendigen Entleerung stehen Verschmutzungs- und Umweltprobleme gegenüber.

Geschlossene Bauart

Toiletten mit geschlossener Bauart haben einen Abwassertank, der normalerweise alle ein bis zwei Tage ins Abwasser entleert wird. Die geschlossenen Bauarten (mit oder ohne Behandlung der Abwässer) werden heute überwiegend per Unterdruck entleert; dies ermöglicht es, beim Spülen Wasser zu sparen.

Vakuumtoiletten
Vakuumtoiletten werden in Flugzeugen, auf Schiffen, modernen Zügen sowie in der bemannten Raumfahrt eingesetzt. Toiletten im Weltraum sind wegen der fehlenden Schwerkraft nach einem staubsaugerähnlichen Prinzip konstruiert. Die Öffnung ist nur etwa handtellergroß, und die Benutzung muss trainiert werden.
Chemische Behandlung der Abwässer
Vorteil von Chemietoiletten ist, dass das Abwasser weniger oft entsorgt werden muss; Nachteil sind die umweltschädlichen Chemikalien.
Biologische Behandlung der Abwässer
Dabei wandeln Mikroorganismen das Abwasser so um, dass der Wasseranteil wieder als Brauchwasser verwendet werden kann. Biologische Toiletten ermöglichen lange Entleerungszyklen. Nachteil ist, dass das System „umkippen“ kann, wenn beispielsweise die WC-Muschel mit den falschen Chemikalien gereinigt wird.

Weitere Toilettenformen

Alternativ werden zunehmend auch Vakuumtoiletten dort eingebaut, wo eine Stoffstromseparation notwendig ist (wie in der radiologischen Abteilung von Krankenhäusern) oder wo eine ökologische Abwasserbehandlung mit Anaerobverfahren vorgesehen ist. Teilweise werden auch sonstige Toiletten mit der Möglichkeit einer Urinseparation erprobt.

Herstellung

Von einem Dauermodell werden mehrteilige, wiederverwendbare Gipsabdrücke hergestellt.[14][15]

Üblich ist eine zweiteilige Außen- und eine einteilige Innenform, welche zusammengesetzt die späteren, außenliegenden Oberflächen ausbilden. Nach Trocknung werden die Teile zusammengesetzt und von unten mit einer Keramikmasse geflutet, hauptsächlich aus Tonmineralen bestehend, dem verstärkend wirkenden Anteile zugemischt wurden. Der trockene Gips absorbiert einen Teil der Feuchte aus der Gießmasse, es bildet sich eine feste Schicht aus. Überschüssige, noch flüssige Gießmasse wird abgelassen. Wegen der begrenzten Aufnahmemöglichkeit können von einer Gipsform einige hundert Nutzen erstellt werden. Nach etwa einer Stunde Verweilzeit können die Gipsformen entfernt werden. Die Grate werden üblicherweise manuell verputzt, gießtechnisch nicht herstellbare Teile wie zum Beispiel bei Tiefspülern der Trennsteg im Sumpf des Geruchsverschluss eingesetzt. Die Anschlüsse werden ausgestochen und kalibriert. Es folgt Trocknung, dem auftragen einer wässrigen Mischung als Grundbeschichtung aus Glaspulver und Kreide, maschinell oder manuell aufgetragener Glasur, Trocknung und Brand bei etwa 1200 °C, bei der die Tonteile miteinander versintern (verschmelzen).

Recht

Nutzungshinweise in einem öffentlichen automatischen WC

Die Pflicht zur Errichtung von Toiletten kann sich aus verschiedenen Rechtsnormen ergeben. In Deutschland regeln die Bauordnungen der Länder den Bau von Toiletten, die in der Regel über Wasserspülung verfügen müssen. Teilweise sind auch Toiletten für Rollstuhlfahrer, also barrierefreie WCs, vorzusehen. Barrierefreiheit ist Gegenstand der VDI 6008 Blatt 2 und einiger DIN-Normen. Dabei werden nicht nur Abmessungen geregelt. Die Arbeitsstättenverordnung schreibt vor, dass Arbeitnehmern für Männer und Frauen getrennte Toilettenräume bereitgestellt oder eine getrennte Nutzung ermöglicht werden muss. Weitere Vorschriften finden sich im Gaststättenrecht. Für kleine Gaststätten schreiben nicht mehr alle Bundesländer getrennte Toiletten vor. Der Bedarf an Sanitärobjekten sowie die Ausstattung der Sanitärräume sind Gegenstand anerkannter Regeln der Technik, insbesondere der Richtlinienreihe VDI 6000. Diese Richtlinienreihe besteht aus den einzelnen Richtlinien

  • VDI 6000 Blatt 1: Ausstattung von und mit Sanitärräumen; Wohnungen (2008-02)
  • VDI/BV-BS 6000 Blatt 1.1: Ausstattung von und mit Sanitärräumen; Grundlagen und Systeme; Vorgefertigte Sanitär-Bauelemente (Fertigsanitärräume, Installationssysteme) (2012-02)
  • VDI 6000 Blatt 2: Ausstattung von und mit Sanitärräumen; Arbeitsstätten und Arbeitsplätze (2007-11)
  • VDI 6000 Blatt 3: Ausstattung von und mit Sanitärräumen; Versammlungsstätten und Versammlungsräume (2011-06)
  • VDI 6000 Blatt 4: Ausstattung von und mit Sanitärräumen; Hotelzimmer (2006-11)
  • VDI 6000 Blatt 5: Ausstattung von und mit Sanitärräumen; Seniorenwohnungen, Seniorenheime, Seniorenpflegeheime (2004-11)
  • VDI 6000 Blatt 6: Ausstattung von und mit Sanitärräumen; Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulen (2006-11)

Anforderungen zu öffentlichen Toiletten sind in der Richtlinie VDI 3818 „Öffentliche Sanitärräume“ enthalten.

Bedarfsermittlung

Grundlegend für die Planung von Sanitäranlagen ist die Bedarfsermittlung. Der Bedarf an Sanitärobjekten (WCs, Urinale, Waschbecken usw.) wird auf der Grundlage von Annahmen darüber ermittelt, wie viele Menschen gleichzeitig als Nutzer infrage kommen. Die Bedarfsermittlung im Bereich von Wohnungen ist trivial. In allen anderen Bereichen ist zu prüfen, welche Gleichzeitigkeiten anzusetzen sind. So ist z. B. bei Versammlungsstätten bei Theateraufführungen von einer deutlich höheren Gleichzeitigkeit (feste Pausenzeiten) auszugehen als bei einer Messe. Für die verschiedenen Fälle liefert VDI 6000 Vorgaben.

Abmessungen, Ausstattung, Randbedingungen

Zur Sicherstellung der Gebrauchstauglichkeit und des Zugangs sind bestimmte Abmessungen (Verkehrs- und Bewegungsflächen, Kabinenmaße) einzuhalten. Zur Sicherstellung des Zugangs zur Rettung hilfloser Personen wird beispielsweise empfohlen, Kabinentüren möglichst nach außen öffnen zu lassen; wo dies nicht möglich ist, muss eine größere Kabinentiefe vorgesehen werden. Die Höhe des WC-Sitzes z. B. ist entscheidend im Fall von barrierefreien Anlagen, aber auch in Kindertagesstätten und Schulen. Die je nach Umfeld als üblich zu betrachtenden Ausstattungen werden in den Richtlinien der Reihe VDI 6000 tabellarisch vorgegeben. Im öffentlichen Raum besteht vielfach die Anforderung nach Vorkehrungen gegen Vandalismus. Bedingt durch den demografischen Wandel steigt nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern auch im Wohnumfeld der Bedarf an barrierefreien Sanitäreinrichtungen.

Sonstiges

Es gibt weltweit etwa 2,5 Milliarden Menschen, die keinen Zugang zu Toiletten haben.[16]

Wasserverbrauch

Ein WC-Siphon, zugesetzt mit tonartigen Schlämmen (vor Allem Urinstein).

Veraltete Spülkästen, meist überkopf montiert, verbrauchen für einen Spülvorgang 9–12 Liter und der Spülvorgang kann nicht unterbrochen werden. Aufgrund verbesserter Wasserführung im Toilettenelement genügen heutzutage dafür sechs Liter, mittels Spartasten kann die Wasserspülung unterbrochen werden oder nur mit drei Litern gespült werden. Hugo Feurich[17] entwickelte ein WC, das zwei Liter für einen „großen“ Spülvorgang benötigt.[18][19]

In vielen europäischen Ländern, auch in Japan, haben sich heute Toiletten durchgesetzt, bei denen wahlweise mit viel oder mit wenig Wasser gespült werden kann („Spül-Stopp-Wasserspartechnik“, „Zwei-Mengen-Spülsystem“). In anderen Ländern, wie den USA, wo die Hersteller eher mit generell wassersparenden Toiletten experimentieren, sind Toilettenspülungen mit Wahlschalter noch kaum im Handel.

Geschlechts-, Rollen- und Zweckspezifisches

Eine Trennung nach Geschlecht ist für öffentliche Toiletten so typisch, dass ein Piktogramm, das einen Mann und eine Frau durch einen Strich getrennt zeigt, meist als Hinweis auf eine öffentliche Toilette interpretiert wird, obwohl das Piktogramm selbst keine Toilette zeigt. In einer sogenannten Unisex-Toilette ist keine Trennung nach Geschlecht vorgesehen. Hier wird meist aus Platzspargründen für Mann und Frau nur eine Räumlichkeit mit Toiletten zur Verfügung gestellt (für die Fahrgäste eines Zuges oder in einem mobilen WC, Kennzeichnung als unisexuell meist mit 00 oder WC). Gelegentlich – in Hotels in Frankreich jedoch standardmäßig – findet man neben dem Klosett ein Bidet, in dem man den After und die Genitalien waschen kann. In öffentlichen Herrentoiletten sind Urinale oder Pinkelrinnen zum Urinieren üblich. In privaten Haushalten sind sie jedoch selten anzutreffen. In japanischen Frauentoiletten findet sich häufig ein Otohime, das ist ein kleiner Lautsprecher, der die Körpergeräusche übertönen soll. Italienische Toiletten verfügen hingegen meistens über ein Gebläse, das die Gerüche in der Muschel oder im Raum absaugt und über Dach abführt. In öffentlichen Frauentoiletten in den Vereinigten Staaten ist in der Zelle gelegentlich ein zusammenfaltbarer Kindersitz an die Wand montiert, auf dem Kleinkinder mit einem Gurt gesichert abgesetzt werden können, während die Mutter die Toilette benutzt.

Schon für kleinste Gastronomiebetriebe mit Gastraum werden in Österreich von der Gewerbebehörde 2 nach Geschlechtern getrennte Toiletten vorgeschrieben, das gilt auch für Betriebsstätten, in denen Frauen und Männer arbeiten. Umgekehrt wurde um 1980 bei der Linzer Straßenbahn argumentiert, man könne keine Frauen als Straßenbahnführer oder Buslenker anstellen, weil in den Endhaltestellen nur eine Toilette für Männer eingerichtet ist, während in Wien und Graz damals auch Frauen Fahrdienst machten, was auch zum Ende des 2. Weltkriegs üblich war. Das zusätzliche Angebot eines Urinals für Männer, das dem Komfort und der Sauberkeit beim Stehpinkeln dient, macht einen Toiletteraum für Frauen fast unzumutbar. An Tankstellen ohne Gastraum findet sich in Österreich oft folgende Hybrid-Konstruktion: Als Kunde erhält man mittels ausgehändigten Schlüssels Zugang über eine Außentür am Gebäude zu einer dreiteiligen Toilette: Am ersten guten Quadratmeter findet sich seitlich ein Waschbecken mit Spiegel; eine Wand (gemauert mit Türdurchbruch oder nur eine Leichtbau-Platte) bildet den Sichtschutz zum Urinal im zweiten Drittel aus, durch eine verriegelbare Tür abgetrennt ist der dritte Abschnitt mit der Toilettenmuschel.

In größeren Betrieben, Ämtern oder Schulen sind überdies getrennte WC-Anlagen für Mitarbeiter einerseits und Kunden, Besuchern oder Schülern andererseits üblich - mit dem Ziel, Menschen die in unterschiedlichen Rollen zueinander stehen, Begegnungskontakt am WC zu ersparen. Dies kann darin gipfeln, dass Mitarbeiter in Führungspositionen sogar persönliche Sanitärräume zur Verfügung gestellt bekommen. Getrennte Personal- und Patiententoiletten in Krankenhäusern oder Arztpraxen sind unter hygienischen Aspekten sinnvoll.

Regionales

Typische Toilette in Japan mit Bedienelementen

In Industrieländern findet man häufig am Beckenrand von Toiletten sogenannte Duftspüler, die Toilettensteine enthalten. Sie sollen durch Abgabe von Düften unangenehme Gerüche überlagern und teilweise auch die Hygiene erhöhen.

Sitztoiletten sind in arabischen Ländern stets mit einem Wasserschlauch zur persönlichen Hygiene und oberflächlichen Reinigung der Toilette sowie einem Abfalleimer ausgestattet. Das Benetzen der Umgebung mit Wasser lockt dann wegen des entstehenden feuchtwarmen Klimas oft Ungeziefer (Schaben) an. Der Abfalleimer dient dazu, gebrauchtes Toilettenpapier aufzunehmen, das nicht in die Toilette heruntergespült wird, da das Abwassersystem dieser Länder nicht dafür ausgelegt ist und folglich verstopfen würde.

In Teilen des Nahen Ostens ist die Benutzung der Toilette in einer Moschee Männern vorbehalten. Auch in Restaurants, auch solchen mit sogenanntem Familienabteil, fehlen oft Damentoiletten. 2006 öffnete im Basarviertel der nordirakischen Stadt Arbil eine erste öffentliche Damentoilette.

An öffentlichen Toiletten wird oft eine Bezahlung für die Benutzung verlangt, da Wassergebühren und Reinigungskosten zu decken sind. So wird in Gaststätten an belebten Orten eine WC-Gebühr für Nicht-Gäste ausgeschrieben. Eine Nette Toilette ist eine in Deutschland von Händlern und Gastronomen kostenlos zur öffentlichen Nutzung bereitgestellte Toilette. Dafür erhalten diese eine Aufwandsentschädigung der örtlichen Stadtverwaltung, und diese spart im Gegenzug die Kosten für eigene öffentliche Toiletten ein.

Ausgestaltungen

Mobile Toilettenkabine, wie sie auf Baustellen und bei Großveranstaltungen eingesetzt wird

Toiletten sind Orte des Individualismus, weil der Nutzer allein auf der „Schüssel“ hockt und dennoch indirekt mit der (nachfolgenden) Öffentlichkeit in Kontakt steht. In häufig frequentierten Toiletten, wie bei Bahnhöfen, Gaststätten oder Universitätsgebäuden der Fall, werden Klosprüche an die Kabinen-Innenwände geschrieben. Daraus abgeleitet sind Latrinenparolen oder Scheißhausparolen Gerüchte, die ursprünglich bei Gesprächen auf Toiletten entstehen. Das Wort stammt aus der Soldatensprache, da sich an der dortigen Sickergrube oder auch Latrine alle Mannschaftsgrade zur gemeinsamen Entleerung trafen.

Heute werden die Begriffe allgemein für nicht ernst zu nehmende oder zu pessimistische Aussagen benutzt.

Phobien

Die Phobie Paruresis beschreibt die Angst vor dem Urinieren in öffentlichen Toiletten. Ähnliche Ängste gibt es auch beim Stuhlgang („Rhypophobie“).

Es gibt öffentliche WCs, dessen Wände aus „intelligentem Glas“ hergestellt sind. Die elektrisch leitenden Glasflächen werden bei Anlegen einer elektrischen Spannung undurchsichtig. Beim Betreten sind die Wände durchsichtig, erst wenn ein Schalter betätigt wird, werden die Wände undurchsichtig.

Als Kunstinstallation wurde eine öffentliche WC-Anlage errichtet, deren Wände aus halbdurchsichtigen Spiegeln bestehen. Vom dunklen Inneren erscheinen die Wände durchsichtig und die Benutzer des WCs können die Passanten draußen sehen, jedoch kann man von außen nicht hinein sehen.[20]

Trivia

Reliefs am Toilettengebäude im Zoo von Győr, Ungarn

Papst Julius I. gilt als Schutzpatron der Latrinenreiniger.

In seinem Film Das Gespenst der Freiheit (1974) hat Luis Buñuel die Tabuierung des Gangs zur Toilette persifliert. Während die bürgerliche Gesellschaft bei einem Empfang gemeinsam auf der Toilette sitzt und darin nichts Anstößiges sieht, ist nunmehr das Essen tabuisiert. Gegessen wird an einem abgeschiedenen „stillen Örtchen“.[21]

Literatur

  • Holger Dosch: Stätten der Welt. Bodensatz, München 2004, ISBN 3-00-012323-7.
  • Daniel Furrer: Wasserthron und Donnerbalken. Eine kleine Kulturgeschichte des stillen Örtchens. Primus, Darmstadt 2004, ISBN 3-89678-248-7.
  • Joseph von Hazzi: Über den Dünger. Zugleich aber auch über das Unwesen dabei in Deutschland, besonders in der Haupt- und Residenzstadt München und in ganz Bayern. 1821.
  • Norbert Hierl-Deronco: Es ist eine Lust zu bauen – Von Bauherren, Bauleuten und vom Bauen im Barock in Kurbayern-Franken-Rheinland, Krailing 2001, ISBN 3-929884-08-9.
  • Martin Illi; Stadtentwässerung Zürich (Hrsg.): Von der Schissgruob zur modernen Stadtentwässerung. NZZ Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1987, ISBN 3-85823-173-8.
  • Stephan Kohl, Christina Huber-Yüzgec: Das stille Örtchen – Tabu und Reinlichkeit bey Hofe: Eine Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-422-02285-0.
  • Bettina Möllring: Toiletten und Urinale für Frauen und Männer: die Gestaltung von Sanitärobjekten und ihre Verwendung in öffentlichen und privaten Bereichen. (Dissertation Universität der Künste Berlin 2003/2004 176 Seiten (Volltext online), PDF, kostenfrei, 176 Seiten, 3,5 MB).
  • George Monbiot, Peter Harper, Louise Halestrap: Lifting the Lid. An ecological approach to toilet systems. Centre for Alternative Technology, ISBN 1-898049-79-3 (englisch).
  • Richard Neudecker: Die Pracht der Latrine. Zum Wandel öffentlicher Bedürfnisanstalten in der kaiserzeitlichen Stadt (= Studien zur antiken Stadt, Band 1). Pfeil, München 1994, ISBN 3-923871-86-4.
  • Anton Schlicksbier, Winfried Helm, Enrico Santifaller: Stille Örtchen der Oberpfalz. Eine Fotodokumentation. Büro Wilhelm, Amberg 2003, ISBN 3-936721-03-3.
  • Adolf Schmieger: Sittengeschichte des Abtritts. In: Leo Schidrowitz (Hrsg.): Sittengeschichte des Intimen: Bett – Korsett – Hemd – Hose – Bad – Abtritt. Die Geschichte und Entwicklung der intimen Gebrauchsgegenstände. Wien und Leipzig o. J. (um 1927), S. 269–313.

Weblinks

Commons: Toilette – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Toilette – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Klosett – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Abort – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Latrine – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: WC – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Null-Null – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Das Gerben von Häuten
  2. Leder – weltumspannend gerben (PDF; 2 MB)
  3. Lederfärberei
  4. Geschichte der Wäschepflege
  5. Andreas Hensen: Stille Örtchen im Römischen Reich. In: Archäologie in Deutschland 1 (2012), S. 8-13.
  6. http://www.theplumber.com
  7. Website des Museums für historische Sanitärobjekte
  8. Kleines Sanitärmuseum Graz
  9. Michael Grabenströer: Klo-Museum im alten Pfarrhaus, Frankfurter Rundschau online, und klooseum.de
  10. Sanitäter Pfau: WC-Komfort im Sanitärbereich
  11. Duravit Duraplus Wand-WC Cascade
  12. Baddepot: Was beachten beim WC?
  13. Pacific Science Center in Seattle, Washington: Spülvorgang bei einem funktionsfähigen Schnittmodell einer amerikanischen Tiefspültoilette.
  14. The process of making the most important piece of furniture in our homes, the humble toilet. Beispielhafter Herstellprozess einer Tiefspültoilette (Englisch kommentiert), abgerufen am 7. Dezember 2015
  15. How It's Made Toilet Beispielhafter Herstellprozess einer amerikanischen Tiefspültoilette (Englisch kommentiert), abgerufen am 7. Dezember 2015
  16. Kompostierbare Tüten sollen Hygieneprobleme lösen und Krankheiten vermeiden Die Zeit vom 10. Juni 2010.
  17. sbz-online: Dr.-Ing. Hugo Feurich gestorben
  18. Hugo Feurich: Mit dem 2-Liter WC: Wasser- und Betriebskosten einsparen, IKZ-HAUSTECHNIK [sic!], Ausgabe 11/2003, S. 24 ff.
  19. Hugo Feurich: Wassereinsparung bei WC-Spülung, sbz-online 17/2000, S. 56–67.
  20. Transparent Public Toilets of Switzerland
  21. D. Diederichsen: Toiletten-Dinner. In: Die Zeit. Nr. 19, 4. Mai 2005 (online, abgerufen am 14. Februar 2014).