Bahnstrecke Liège–Aachen

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Aachen–Liège
Streckennummer (DB):2600
Kursbuchstrecke (DB):480a
Streckenlänge:53,8 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:3 kV =
Maximale Neigung: 26 
Zweigleisigkeit:(durchgehend)
Bundesland (D): Nordrhein-Westfalen
Provinz (B): Lüttich
Betriebsstellen und Strecken[1][2]
Schnellfahrstrecke von Köln
70,2 Aachen Hbf (Systemwechselbahnhof)
Strecke nach Mönchengladbach
Ronheider Rampe (26‰)
72,9 Aachen Süd
(Aufspaltung der Trasse seit 2007)
alter/neuer Buschtunnel (691/711 m)
75,0 Buschtunnel (Abzw, ab 1918 Überwerfung)
ehem. Verbindungsstrecke nach Montzen
77,0
47,0
Staatsgrenze Deutschland/Belgien
45,9 Hergenrath
Göhl, Hammerbrücke (220 m)
45,3 HSL 3 nach Liège
42,4 Astenet
Strecke von Raeren
Eupen
(eingleisige Verbindungsstrecke)
39,5 Herbesthal
37,7 Welkenraedt
zur Montzenroute
Welkenraedt Ouest
HSL 3 Liège ↔ Aachen
Ruyfftunnel (63 m)
Dolhain Gare
Tunnel de la Moutarde (480 m)
31,7 Dolhain-Gileppe
Vesdre
Tunnel de Vieille Foulerie (167 m)
Vesdre
29,5 Nasproué
Tunnel de Nasproué (195 m)
Tunnel de Chantoir (169 m)
Vesdre
27,1 Verviers Est
Tunnel Justitiepalais (152 m)
Tunnel Trou du Pont (151 m)
25,4 Verviers Palais
Tunnel Chic-Chac (388 m)
24,6 Verviers Central (Reiterbahnhof)
25,0 Verviers Matadi
25,5 Verviers Ouest (ehem. Verviers-Léopold)
Tunnel de Ensival (380 m)
23,5 Ensival
Vesdre (zwei Querungen)
20,3 Pepinster (Keilbahnhof)
Strecke nach Spa-Géronstère
Seitenfluss der Vesdre
Tunnel (212 m)
Vesdre
18,8 Cornesse
Vesdre
Tunnel de Becoen (176 m)
Vesdre
17,8 Goffontaine
Vesdre
Tunnel Hallinsart (634 m)
Vesdre (zwei Querungen)
Tunnel bei Nessonvaux (192 m)
15,3 Nessonvaux
Vesdre (zwei Querungen)
13,8 Fraipont
Tunnel (262 m)
12,5 Olne ehem. Anschl. Kieswerk
Vesdre
Tunnel bei Trooz (120 m)
Vesdre
11,0 Trooz
9,5 La Brouck
Vesdre
7,5 Chaudfontaine
Tunnel de Hauster (281 m)
Vesdre
5,8 Henne-Chèvremont
ehemals von Plombieres
HSL 3 von Aachen
4,1 Chênée
Ourthe
Strecke von Marloie
2,6 Angleur
2,0 Strecke nach Maastricht, Strecke nach Namur
Strecke Maastricht ↔ Namur
1,3 Strecke von Maastricht, Strecke von Namur
Maas
Strecke von Flémalle
0,0 Liège-Guillemins
Strecken nach Waremme, Brüssel, Hasselt, Antwerpen

Die Wesertalstrecke ist eine 54 Kilometer lange zweigleisige, elektrifizierte Hauptstrecke des internationalen Bahnverkehrs zwischen Deutschland und Belgien, die Aachen mit Verviers und Lüttich verbindet. Sie ist benannt nach dem Tal der Weser (französisch: Vesdre), einem Nebenfluss der Ourthe.

Innerbelgisch dient die Wesertalstrecke vor allem der Erschließung weiter Teile Ostbelgiens, des Industrieraumes um Verviers und der Hauptstadt der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Eupen.

Streckenbeschreibung

Buschtunnel
Hammerbrücke bei Hergenrath

Die Strecke durchquert im Abschnitt Dolhain–Angleur das Tal der Weser, ein landschaftlich reizvolles Seitental in den Ardennen. Der von der Verbindung durchquerte Vervierser Agglomerationsraum ist dicht besiedelt und industriell geprägt.

Die Bahnstrecke ist charakterisiert durch viele Tunnel, wie den Buschtunnel und zahlreiche Weser-Querungen. Die bekannteste dieser Brücken ist der Viadukt von Dolhain. Ein weiteres bekanntes Kunstbauwerk ist die Hammerbrücke über das Göhltal bei Hergenrath, an deren Stelle bis 1940 ein 209 Meter langes und bis zu 40 Meter hohes gemauertes Viadukt mit doppelter Bogenreihung stand, das wie der Viadukt von Moresnet ebenfalls als Geultalviadukt bezeichnet wurde.[3] Außerdem gibt es zwischen Lüttich und Ans eine 4,3 Kilometer lange Rampe, die einen Höhenunterschied von 110 Meter überwindet.

Der Festungsring Lüttich wird zweimal überquert. Aus diesem Grunde wurde die Strecke an verschiedenen Stellen mit Bunkern gesichert, deren Überreste heute noch erkennbar sind.

Bedeutende Knotenpunkte

Die Strecke hat ihren Ausgangspunkt im 1901 erbauten Aachener Hauptbahnhof, von wo aus die Hauptstrecken nach Düsseldorf und Köln ebenfalls beginnen. Außerdem verkehrt von dort aus die euregiobahn nach Stolberg-Altstadt/Weisweiler, sowie nach Heerlen und Alsdorf.

Der frühere Grenzbahnhof Herbesthal wurde 1966 stillgelegt, seine Aufgaben übernahm der knapp einen Kilometer weiter westlich liegende heutige Grenzbahnhof in Welkenraedt. Dort befinden sich umfangreiche Rangier- und Abstellanlagen für die von dort in der Hauptverkehrszeit aus eingesetzten P-Züge nach Brüssel, sowie für die InterCity-Züge Ostende–Eupen, da der an der Bahnstrecke Welkenraedt–Raeren liegende Bahnhof Eupen nicht über einen Abstellbahnhof verfügt. Von Welkenraedt aus zweigt auch eine elektrifizierte Zubringerstrecke zur Montzenroute ab, die nur dem Güterverkehr und einigen betriebsinternen Personentransporten dient.

Nächster wichtiger Bahnhof ist der Hauptbahnhof von Verviers, Verviers Central. Als Besonderheit ist dieser fünfgleisige Bahnhof als Sattelbahnhof ausgeführt, was bedeutet, dass das Empfangsgebäude, welches quer zu den Gleisen gebaut wurde, auf jenen sattelt. Der Bahnhof wurde in den 1930er Jahren errichtet und ersetzt seitdem den ehemaligen als Hauptbahnhof dienenden Kopfbahnhof Verviers-Ouest.

Hinter dem Vervierser Bahnhof, im Keilbahnhof Pepinster, verzweigt sich die Strecke in die Äste nach Liège und Spa. Zwischen den Bahnsteigen der jeweiligen Richtungen (Lüttich, Aachen, Spa) befindet sich eine interessante und aufwändig restaurierte Bahnhofshalle, welche ein Umsteigen zwischen den Zügen auf trockenem Fuße gewährleistet.

Die Strecke endet im Bahnhof Liège-Guillemins, von wo aus Verbindungen in Richtung Hasselt/Antwerpen, Maastricht, Luxemburg, Namur und Brüssel bestehen.

Betrieb und Geschichte

Der Bau der Strecke und die vorausgegangene Genehmigung vom 12. Februar 1837 waren das Ergebnis langwieriger Verhandlungen zwischen der Rheinischen Eisenbahngesellschaft und einem Ausschuss hochrangiger Aachener Persönlichkeiten, unter anderem des Präsidenten der Handelskammer Aachen, David Hansemann, des Aachener Regierungspräsidenten Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg und des Tuch- und Nadelfabrikanten Philipp Heinrich Pastor.

Die Vertreter Aachens hatten sich dafür eingesetzt, dass entgegen der ursprünglich geplanten weiträumigen Umgehung Aachens die Trasse doch über Aachen und das Wesertal nach Lüttich verläuft. Notwendig dazu war allerdings auch der Bau der so genannten Ronheider Rampe, einer geneigten Ebene, die man zunächst nur mittels Seilzugsbetriebs mit stationärer Dampfmaschine überwinden konnte, und der Bau des Buschtunnels, beide im Bereich des Stadtwalds zwischen der Innenstadt und der deutsch-belgischen Grenze. Die seit 1838 im Bau befindliche Strecke konnte am 15. Oktober 1843 eröffnet werden. Die folgenden Jahrzehnte waren insbesondere der Erschließung kleinerer Orte an der Strecke gewidmet, so wurden explizit in den 1880er Jahren zahlreiche Bahnhöfe und Haltepunkte eröffnet.

In den 1930er Jahren erfolgte eine gründliche Umstrukturierung der Bahnanlagen in Verviers, als der bisherige Kopfbahnhof Verviers-Ouest durch den neuen Durchgangsbahnhof Verviers Central ersetzt wurde. Schnellster Zug der Strecke war damals der Ostende-Köln-Pullman-Express, der eine schnelle Tagesverbindung zwischen Köln und London herstellte.

Der Zweite Weltkrieg brachte eine Zerstörung der Hammerbrücke bei Hergenrath, einer zweigeschossigen, gemauerten Bogenbrücke, mit sich. Der Viadukt wurde nicht in alter Geometrie wiederaufgebaut. In der Nachkriegszeit wurden vielmehr auf die alten Pfeiler stählerne Fachwerkträger montiert. Das Provisorium wurde schließlich 1997 durch einen kompletten Neubau ersetzt.

Im Zuge der zunehmenden Bedeutung der Strecke im internationalen Verkehr wurde diese 1966 elektrifiziert, wobei die gesamte Strecke auch auf deutschem Gebiet mit 3 Kilovolt Gleichspannung betrieben wird. Der Wechsel zwischen den Bahnstromsystemen von Deutschland und Belgien findet im Aachener Hauptbahnhof statt. Zu diesem Zweck sind dort die Oberleitungen an den Gleisen 6 bis 9 so ausgerüstet, dass wahlweise die 15 Kilovolt 16,7 Hertz Wechselspannung der Deutschen Bundesbahn oder die 3 Kilovolt Gleichspannung der NMBS/SNCB augeschaltet werden kann.

Bf Eupen

Während die SNCB in den 1980er Jahren zahlreiche eher schwach frequentierte Haltepunkte schloss, fand zeitgleich eine Renaissance des Bahnverkehrs auf dem Streckenast Welkenraedt–Eupen statt:

Jene Zweigstrecke, auf welcher der Personenverkehr schon in der Nachkriegszeit eingestellt worden war, wurde 1984 auf politischen Druck der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) reaktiviert und elektrifiziert, und der neu errichtete Bahnhof Eupen (Hauptstadt der DG) wurde Endpunkt der InterCity-Linie Ostende–Brüssel–Lüttich–Verviers–Eupen. Bei dieser Linie handelt es sich um die wichtigste Ost-West-Eisenbahnverbindung Belgiens.

Der Abschnitt Aachen Hauptbahnhof – Aachen Süd (Grenze) wird für 160 km/h ausgebaut.[4] Dazu hat der Buschtunnel an der Grenze zu Belgien eine zweite Tunnelröhre erhalten, die in den Jahren 2004 bis 2007 entstand. Im Anschluss wurde die alte Röhre modernisiert und am 23. Oktober 2011 wieder dem Verkehr übergeben. Seitdem verläuft in beiden Röhren jeweils nur ein Gleis, so dass pro Richtung eine eingleisige Röhre zur Verfügung steht, um den erwarteten Mehrverkehr auf der Achse Köln – Brüssel – Paris und nach London abwickeln zu können.

Im Zuge der Privatisierung der NMBS/SNCB wird die Wesertalstrecke seit 2005 von Infrabel instand gehalten.

Im Oktober 2013 haben am Bahnhof Verviers Central umfangreiche Tunnelarbeiten begonnen. Die Tunneldecke unter dem Bushof soll um 40 Zentimeter angehoben werden, so dass nach Abschluss der Arbeiten auch Doppelstockwagen eingesetzt werden können.[5] Es werden Kosten in Höhe von zwei Millionen Euro veranschlagt, die voraussichtliche Bauzeit dauert bis Ende 2016.[6]

Der Verkehr, der schon immer von traditionsreichen D-Zugläufen wie dem Ostende-Wien-Express, dem Nord-Express oder dem Tauern-Express geprägt war, erfuhr in den 1990er Jahren die nächste grundlegende Änderung:

Oostende-Express in Köln Hbf

Seit 1997 verkehrte erstmals der Hochgeschwindigkeitszug Thalys über die Strecke, ab 2002 wurden die letzten verbliebenen durchgehenden D/IC-Zugverbindungen von Köln via Brüssel nach Ostende auf dem Abschnitt Frankfurt am Main–Köln–Brüssel durch Intercity-Express-Züge ersetzt. Die Reise von Köln nach Ostende erfordert so heute einen ein- bis zweimaligen Zugwechsel und kann seit 2013 nicht mehr nach Großbritannien fortgesetzt werden, nachdem der Betreiber der einzigen Fährverbindung von Ostende nach Ramsgate in Konkurs gegangen ist. Zum Sommerfahrplan 2009 verließen diese Hochgeschwindigkeitszüge die Wesertalstrecke und werden seitdem über die neu errichtete HSL-3-Hochgeschwindigkeitsstrecke geführt.[7]

Die D-Züge Köln–Ostende wurden 2002 durch den Interregio q euregioAIXpress als neuen grenzüberschreitenden Zug im Schienenpersonennahverkehr ersetzt. Die Züge verkehrten seit Dezember 2002 bis Dezember 2014 täglich im Zweistundentakt zwischen Aachen und Liège-Guillemins. Seit Dezember 2014 verkehrt der Zug als Regionalbahn L von Aachen nach Spa-Géronstère. Direktverbindungen im Nahverkehr nach Liège-Guillemins gibt es seitdem nicht mehr. Die Züge werden im Aachener Hauptbahnhof als Regionalexpress 29 geführt. Der Name, das Wortspiel euregioAIXpress setzt sich aus den Wörtern Euregio, Aix-la-Chapelle (französischer Name Aachens) und Express zusammen.

Gegenwärtiger Betrieb

Intercity mit Reihe 18 und zwölf I11-Wagen in Pepinster

Die Strecke wird gegenwärtig im Abschnitt Eupen–Welkenraedt–Lüttich stündlich von belgischen IC-Zügen (Linie 01) nach Ostende bedient, die aus einer Lokomotive der NMBS/SNCB-Reihe 18 und zwölf I11-Wagen oder aus M6-Wagen gebildet werden. Im Dezember 2014 wurde eine zusätzlich IC-Linie zwischen Welkenraedt und Kortrijk über Lüttich und Brüssel eingeführt, so dass auf dem Abschnitt Welkenraedt-Lüttich ein Halbstundentakt mit InterCity-Zügen besteht.

Neben den InterCity-Verbindungen verkehren seit dem Fahrplanwechsel Dezember 2014 auf der Strecke zwei Nahverkehrslinien:

  • der euregioAIXpress Aachen-Welkenraedt-Verviers-Pepinster-Spa-Géronstère
  • der Nahverkehrszug Verviers Central-Lüttich-Herstal.

Beide Linien werden im Stundentakt bedient. Durchgeführt wird dieser Schienenpersonennahverkehr von der SNCB, welche für den L-Zugdienst Elektrotriebwagen der NMBS/SNCB-Reihe AM 62-79 einsetzt.

Linie Linienbezeichnung Linienverlauf
IC 01 InterCity Ostende–Brüssel-Lüttich–Verviers–Eupen
IC 12 InterCity Kortrijk-Gent-Brüssel-Lüttich-Verviers-Welkenraedt
L EuregioAIXpress Spa-Géronstère–Verviers–Aachen
L Nahverkehrszug Herstal-Lüttich-Verviers Central

Literatur

Weblinks

Commons: SNCB Ligne 37 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  2. Fehler in Vorlage:Tunnelportale – Pflichtparameter Streckennummer fehlt
  3. Paul G. Land: Der Bau der Strecke Köln–Aachen–Antwerpen. Die preußische Teilstrecke. Marcel Lambou: Die internationale Eisenbahnverbindung Lüttich–Köln. In: Die Deutsche Bahn, 9-10/1993
  4. Ausbaustrecke (ABS) 4. Köln - Düren - Aachen - Paris/Amsterdam: 1. Baustufe Köln - Düren. 16-seitige Broschüre, August 2002.
  5. Chantal Delhez: Bahnhof von Verviers wird von Grund auf saniert. In: BRF. Belgischer Rundfunk, 7. Oktober 2013, abgerufen am 12. Oktober 2013.
  6. BRF-Nachrichten vom 22. September 2015
  7. ksta.de