Wallsee-Sindelburg

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Marktgemeinde
Wallsee-Sindelburg
Wappen Österreichkarte
Wappen von Wallsee-Sindelburg
Wallsee-Sindelburg (Österreich)
Wallsee-Sindelburg (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Amstetten
Kfz-Kennzeichen: AM
Hauptort: Wallsee
Fläche: 25,94 km²
Koordinaten: 48° 10′ N, 14° 43′ OKoordinaten: 48° 9′ 58″ N, 14° 43′ 2″ O
Höhe: 275 m ü. A.
Einwohner: 2.188 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 84 Einw. pro km²
Postleitzahl: 3313
Vorwahl: 07433
Gemeindekennziffer: 3 05 38
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Marktplatz 2
3313 Wallsee-Sindelburg
Website: wallsee-sindelburg.gv.at
Politik
Bürgermeister: Johann Bachinger (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(21 Mitglieder)
14
5
2
14 
Insgesamt 21 Sitze
Lage von Wallsee-Sindelburg im Bezirk Amstetten
Lage der Gemeinde Wallsee-Sindelburg im Bezirk Amstetten (anklickbare Karte)AmstettenArdaggerAschbach-MarktBehambergBiberbachEnnsdorfErnsthofenErtlEuratsfeldFerschnitzHaagHaidershofenHollenstein an der YbbsKematen an der YbbsNeuhofen an der YbbsNeustadtl an der DonauOed-OehlingOpponitzSeitenstettenSonntagbergSt. Georgen am ReithSt. Georgen am YbbsfeldeSt. Pantaleon-ErlaSt. Peter in der AuSt. ValentinStrengbergViehdorfWallsee-SindelburgWeistrachWinklarnWolfsbachYbbsitzZeillernAllhartsbergNiederösterreich
Lage der Gemeinde Wallsee-Sindelburg im Bezirk Amstetten (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Ortsansicht von Wallsee
Ortsansicht von Wallsee
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
Wallsee

Wallsee-Sindelburg ist eine Marktgemeinde mit 2188 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Amstetten in Niederösterreich.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wallsee-Sindelburg liegt im nordwestlichen Teil des Mostviertels in Niederösterreich, rechts – also südlich – der Donau und im Süden ungefähr von der Westautobahn begrenzt. Etwa 26 Prozent der Fläche der Marktgemeinde sind bewaldet.

Das Donautal bei Wallsee wird Strudengau genannt, weil es vor Aussprengung einer breiteren Fahrrinne hier mehrere gefährliche Wasserwirbel gab. Einige Kilometer oberhalb von Wallsee mündet die Erla in die Donau. Sie kommt aus dem Hügelland des Mostviertels. Wesentlich mehr Wasser fließt jedoch von der Enns zu (15 km stromaufwärts), sowie den nördlichen Nebenflüssen Aist (etwa 12 km stromauf) und Naarn (10 km stromabwärts).

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wallsee-Sindelburg besteht aus vier Ortschaften bzw. gleichnamigen Katastralgemeinden (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2023[1]; Fläche: Stand 31. Dezember 2017[2]):

  • Igelschwang (666,30 ha, 69 Ew.) samt Franzenau, Kobling, Schaching, Steinstraß und Straß
  • Ried (651,15 ha, 53 Ew.) samt Biesenberg, Hofing, Roßwiese, Schöndorf, Sindelburg und Witzmannsdorf
  • Schweinberg (937,87 ha, 40 Ew.) samt Blindberg, Schmitzberg und Sommerau
  • Wallsee (338,60 ha, 2026 Ew.) samt Ufer

Die Katastralgemeinden Igeschwang, Ried und Schweinberg bildeten bis zur Gemeindezusammenlegung Anfang der 1970er Jahre die selbständige Gemeinde Sindelburg. Die heutige Gemeinde wurde 1971 aus den Gemeinden Wallsee und Sindelburg gebildet.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitterkirchen im Machland
(Bezirk Perg, OÖ)
Ardagger
Strengberg Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Zeillern
Wolfsbach Aschbach-Markt Oed-Öhling

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie Werkzeugfunde beweisen, waren Wallsee und Sindelburg schon in der Steinzeit besiedelt. Die Geschichtsschreibung von Wallsee beginnt in der Römerzeit, als das Gebiet Teil der Provinz Noricum war. Unter dem heutigen Marktplatz befinden sich die Überreste eines Auxiliar-Kastells von 200 × 160 m (Funde im Römermuseum). Vermutlich war es das mehrmals in antiken Quellen erwähnte Adiuvense, wie Ziegelstempelfunde der Legio II Italica und eine Untersuchung des Habsburger Erzherzogs Theodor Salvator vermuten lassen. In der jüngeren Forschung wird Wallsee mit Locus Felicis gleichgesetzt (Hannsjörg Ubl).

Aufgrund einer neueren mathematischen Transformation der Koordinaten des Claudius Ptolemäus hätte es sich bei diesem nahe Wallsee gelegenen Ort auf 14° 56' N 48° 09' E um das antike Claudivium gehandelt, das nach Ptolemäus’ Angaben in unmittelbarer Donaunähe am zweiten nördlichen Nebenfluss der Donau (der Naarn) lag. Der Althistoriker Erich Polatschek hält den Namen Claudivium jedoch für eine Verwechselung mit einer Routenangabe inde Claudi via („von hier über die Claudia“) durch Ptolemäus. Der Name Adiuvense ist erst seit der Spätantike belegt.[3]

1295/96 erhob sich der österreichische Adel, angeführt u. a. von Konrad von Summerau, der auf der benachbarten Burg Sommerau[4] saß und die Region beherrschte, gegen Herzog Albrecht I. Nach der Niederschlagung des Aufstandes verloren die Sommerauer alle Lehen und Heinrich I. von Waldsee/Wallsee wurde mit Sommerau und Sindelburg belehnt. Die Wallseer sind ab 1301 in Sindelburg nachweisbar und erbauten 1368–88 das heute noch bestehende Schloss. 1368 erhält die Burg zur Unterscheidung von der 1364 errichteten Burg Oberwallsee in Oberösterreich den Namen „Neuen-“ bzw. „Nieder Wallsee“.[5] Das Geschlecht der Wallseer, das im 14. Jahrhundert in Oberösterreich mehrere Landeshauptleute stellt und das Erbmarschallamt innehat, entwickelt sich bis zum Aussterben 1483/1506 zu einer der führenden Adelsfamilie unter den Habsburgern. Die Geschicke des Ortes sind mit Schloss Wallsee bis etwa 1920 eng verbunden.

Gleichzeitig mit dem Schloss wurde der Markt neu angelegt und mit der ab 1362 dokumentierten Kirche ausgestattet. Noch im 14. Jahrhundert erhielt Wallsee auch das Marktrecht. An den früheren Salzhandel erinnert das „Salzhaus“ im Ort. Seit etwa 1620 ist die Verwendung eines Marktsiegels überliefert. Jenes aus 1631 zeigt einen Mühlstein und oberhalb stilisierter Donauwellen ein Ungeheuer. Von circa 1500 bis 1895 stand unter dem Sandsteinfelsen des Schlosses eine Mühlstein-Fabrik, die nach Ungarn und bis zum Schwarzen Meer lieferte und dabei zusammen mit den Mühlsteinbrüchen in Perg das Zentrum der mitteleuropäischen Mühlstein-Erzeugung bildete. Die Mühlstein-Zunft betreute auch die Kirche St. Anna, die als „Steinbrecherkapelle“ bezeichnet wurde (heute Filialkirche).

Nach 1945 prägte der Donaustrom die wirtschaftliche Entwicklung – unter anderem durch das Schifffahrtsunternehmen Brandner und den Bau eines großen Donaukraftwerkes.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Römermuseum Wallsee-Sindelburg
Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Wallsee-Sindelburg

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 66, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 98. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 891. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 45 Prozent. Arbeitslose gab es am Ort im Jahresdurchschnitt 2003 215.

  • Kraftwerk Wallsee-Mitterkirchen: Zwischen Wallsee und dem am Nordufer liegenden Mitterkirchen wurde in den Jahren 1965 bis 1968 das Kraftwerk Wallsee-Mitterkirchen errichtet. Mit 210 Megawatt stellt es genau den Mittelwert der stromerzeugenden Leistung der 10 österreichischen Wasserkraftwerken an der Donau dar. Gleichzeitig entstand ein Flussübergang zwischen den Brücken von Mauthausen und Grein, die je etwa 15 km entfernt sind. Das Elektrizitätswerk „Wallsee-Mitterkirchen“ hat ein Regelarbeitsvermögen von jährlich 1318,8 GWh und deckt damit rund zwei Prozent des Strombedarfs von Österreich (siehe auch Elektrizitätswerke an der Donau).

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemeinde gibt es eine Volksschule und eine Neue Mittelschule.[6]

Freizeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Kraftwerksbau wurden am Altarm bei Wallsee Freizeitanlagen sowie die Siedlung Ufer errichtet. Südwestlich von Schweinberg befindet sich zudem die Wochenendhaussiedlung Steinbüchel (Am Steinbichl).

Hauptplatz mit Rathaus

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat hat 21 Mitglieder.

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Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • bis 2007 Johann Reitbauer (ÖVP)
  • seit 2007 Johann Bachinger (ÖVP)[13]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Wappen der Marktgemeinde stammt aus dem 14. Jahrhundert. Es zeigt einen schwarz-weiß-schwarzen Bindenschild mit den Buchstaben „MW“ darüber. Eine Darstellung davon findet man über dem Südtor der Pfarrkirche Sindelburg. Ab dem Jahr 1657 wird ein Siegel mit der Darstellung eines Fisches und eines Mühlsteins verwendet, wobei der Mühlstein auf die im Ort betriebenen Erzeugung vom Mühlsteinen hinweist. Ursprünglich wurde der Fisch über dem Mühlstein dargestellt, seit dem 19. Jahrhundert ist der Mühlstein über dem Fisch.[14]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Memelauer (1874–1961), Bischof der Diözese St. Pölten 1927–1961
  • Gertrud von Österreich-Toskana (1900–1962), Erzherzogin
  • Ägid Decker (1906–1962), Abt des Benediktinerstiftes Seitenstetten
  • Walter Hoppe (1917–1986), Physiker
  • Rudolf Streicher (* 1939 in Wallsee), Politiker (SPÖ), ehemaliger Bundespräsidentenkandidat
  • Mitglieder der Familie Rosenberger bauen die erste Autobahnstation Österreichs in St. Valentin und betreiben bis zu 32 Autobahnrestaurants unter den Labels Rosenberger (Insolvenzverfahren ab 2018) und Landzeit.[15] Ende Februar 2019 hat der Burger King-Betreiber TQSR Holding und Development GmbH, 100 Prozent der Anteile an der im Sanierungsverfahren befindlichen Rosenberger Restaurant GmbH gekauft, es ist geplant das die Raststätten innerhalb der nächsten 2 Jahre um 30 Millionen Euro umfassend renoviert werden, und danach wieder eröffnet werden.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wallsee-Sindelburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  2. @1@2Vorlage:Toter Link/www.bev.gv.atRegionalinformation (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (Excel-Datei, 1.210 KB); abgerufen am 4. Jänner 2018.
  3. Andreas Kleineberg u. a.: Germania und die Insel Thule. Darmstadt 2010, S. 98 ff.
  4. Sommerau. In: NÖ-Burgen online. Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Universität Salzburg;
  5. Schloss Wallsee. In: NÖ-Burgen online. Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Universität Salzburg;
  6. Schulen ONline RS5. Abgerufen am 21. März 2023.
  7. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Wallsee-Sindelburg. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  8. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Wallsee-Sindelburg. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  9. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Wallsee-Sindelburg. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  10. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Wallsee-Sindelburg. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  11. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Wallsee-Sindelburg. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  12. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Wallsee-Sindelburg. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 21. Juni 2020.
  13. Gemeindeamt. Gemeinde Wallsee-Sindelburg, abgerufen am 11. Oktober 2021.
  14. Ortsgeschichte. Gemeinde Wallsee-Sindelburg, abgerufen am 11. Oktober 2021.
  15. Rosenberger: Erste Raststätte wurde geschlossen orf.at, 9. Jänner 2019, abgerufen 10. Jänner 2019.
  16. Burger King-Betreiber kaufte Rosenberger. Artikel vom 27. Februar 2019, abgerufen am 27. Februar 2019.