Emlichheim

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Wappen Deutschlandkarte
Emlichheim
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Emlichheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 36′ N, 6° 51′ OKoordinaten: 52° 36′ N, 6° 51′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Grafschaft Bentheim
Samtgemeinde: Emlichheim
Höhe: 14 m ü. NHN
Fläche: 48,65 km2
Einwohner: 7606 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 156 Einwohner je km2
Postleitzahl: 49824
Vorwahl: 05943
Kfz-Kennzeichen: NOH
Gemeindeschlüssel: 03 4 56 002
Website: www.emlichheim.de
Bürgermeister: Sigrun Mittelstädt-Ernsting (CDU)
Lage der Gemeinde Emlichheim im Landkreis Grafschaft Bentheim
KarteLandkreis Grafschaft BentheimNiedersachsenKönigreich der NiederlandeLandkreis EmslandNordrhein-WestfalenBad BentheimOhneSamernSchüttorfSchüttorfQuendorfIsterbergEngdenNordhornWietmarschenGeorgsdorfOsterwaldLage (Dinkel)Halle (bei Neuenhaus)UelsenGeteloWielenItterbeckWielenRingeEmlichheimLaar (Grafschaft Bentheim)WilsumGölenkampEsche (Grafschaft Bentheim)NeuenhausHoogstede
Karte
Deutsch-plattdeutsches Ortsschild in Emlichheim

Emlichheim ist eine Gemeinde im Landkreis Grafschaft Bentheim in Niedersachsen (Deutschland) und Sitz der gleichnamigen Samtgemeinde.

Geographie

Emlichheim (niederdeutsch Emmelkamp) liegt in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze. Der Ort wird im Süden durch die Vechte und im Norden durch den Coevorden-Piccardie-Kanal eingegrenzt. Die Gemeinde ist Verwaltungssitz der Samtgemeinde Emlichheim mit den Gemeinden Emlichheim, Hoogstede, Laar und Ringe. In den letzten Jahren erfuhr Emlichheim massives Wachstum, vor allem bedingt durch den Zuzug niederländischer Staatsangehöriger.

Geschichte

Emlichheim besteht mindestens schon seit der Zeit Karls des Großen. In einer Urkunde aus dem Jahre 1312 wird der Ort unter dem Namen Emminchem erwähnt. Im umgangssprachlichen Dialekt ist bis heute der Name Emmelkamp üblich. Der hochdeutsche Name Emlichheim leitet sich von den ursprünglichen niederdeutschen Formen Emminchem oder Emmenheim ab. Seit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde das Hochdeutsche in der Grafschaft Bentheim für offizielle Urkunden verwendet. Von offizieller Seite wurde so der Name aus dem bis dahin verwendeten Niederdeutschen ins Hochdeutsche als Emlichheim übertragen. Aufgrund der engen kulturellen und ökonomischen Verflechtungen mit den Niederlanden war, insbesondere in der Niedergrafschaft, seit dem 16. Jh. das Niederländische die gängige Verkehrs-, Kirchen- und Schriftsprache. Bis in die zwanziger Jahre des 19. Jh. wurde in den Schulen der Grafschaft Niederländisch als erste Sprache verwendet. Die Umgangssprache war der lokale niederdeutsche Dialekt, der stark von der niederländischen Schriftsprache beeinflusst war. In der hiesigen Umgangssprache setzte sich mit der Zeit die Form Emlenkamp für Emlichheim durch. Über die Umgangssprache gelangte diese Form dann auch in die niederländische Schreibung. In der Praxis kam es so, dass fortan im Hochdeutschen von Emlichheim die Rede ist, in niederländischsprachigen Urkunden des 16.–19. Jahrhunderts von Emlenkamp.[2]

Eingemeindungen

Am 1. März 1974 wurde die Nachbargemeinde Volzel eingegliedert.[3]

Politik

Gemeinderat

Aktuelle Zusammensetzung des insgesamt 19 Sitze zählenden Gemeinderates seit dem 1. November 2011:

  • CDU - 8 Sitze
  • SPD - 7 Sitze
  • Grafschafter Bürger Forum (gbf) - 2 Sitze
  • FDP - 2 Sitze

(Stand: Kommunalwahl vom 11. September 2011)

Bürgermeister/-in

Zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin wurde in der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates am 8. November 2011 Sigrun Mittelstädt-Ernsting (CDU) gewählt.

Partnergemeinden

Wirtschaft

Die Vechte bei Emlichheim

In Emlichheim ist die Emsland Group mit ihrer Tochter Emsland-Stärke als größter europäischer Stärkeproduzent ansässig. Es werden hier über ein Million Tonnen Kartoffeln, die aus einem Umkreis von etwa 150 km angeliefert werden, verarbeitet. Emsland-Stärke ist nicht nur der größte Arbeitgeber von Emlichheim, sondern auch wichtiger Existenzfaktor für die ganze Region.

Etwa acht Kilometer westlich von Emlichheim liegt innerhalb der Gemeinde Laar und der angrenzenden niederländischen Gemeinde Coevorden das grenzüberschreitende Industriegebiet Europark. Dort besteht ein großer Güter- beziehungsweise Containerumschlagplatz mit der Bezeichnung EuroTerminal, welcher von einer Tochterfirma der Bentheimer Eisenbahn und niederländischen Partner-Firmen betrieben wird.[4] Ein im Auftrag der Bentheimer Eisenbahn angefertigtes Gutachten aus dem Jahr 2009 empfahl, dem Europark den Status eines Güterverkehrszentrums (GVZ) zu geben,[5] was mittlerweile auch geschehen ist.[6] Des Weiteren besteht im Europark unter anderem die von einem privaten niederländischen Investor gebaute und umstrittene Müllverbrennungsanlage Emlichheim.

Ein weiterer wirtschaftlicher Faktor der Samtgemeinde Emlichheim ist die kunststoffverarbeitende Industrie. Hierzu zählen Synco in Emlichheim sowie BekuPlast und Ringoplast in Neugnadenfeld.

Verkehr

Emlichheim liegt an der Bundesstraße 403 von Ochtrup über Nordhorn nach Coevorden in den Niederlanden.

Der Ort ist an das Eisenbahnnetz der Bentheimer Eisenbahn angeschlossen. Es besteht ein sehr reger Güterverkehr; der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) wurde 1974 eingestellt. Geplant ist, die Strecke Coevorden—Emlichheim—Nordhorn—Bad Bentheim für den SPNV zu reaktivieren. In einem ersten Schritt ist beabsichtigt, die Strecke zwischen Neuenhaus und Bad Bentheim zu reaktivieren.

An allen Tagen verkehren im Stundentakt barrierefreie Busse mit Niederflurtechnik der Verkehrsgemeinschaft Grafschaft Bentheim (VGB) von Emlichheim über Uelsen, Neuenhaus und Nordhorn nach Bad Bentheim und umgekehrt (Regionalbuslinie 100). In Bad Bentheim bestehen Anschlüsse zu Bahnen, die regelmäßig in Richtung Osnabrück, Hannover und Berlin sowie in Richtung Hengelo und Amsterdam fahren. Im übrigen betreibt die VGB ein Rufbusnetz, das Emlichheim sowohl mit der Gemeinde Laar (Rufbuslinie 11) als auch mit den Gemeinden Ringe und Hoogstede (Rufbuslinie 12) verbindet. Von Frühjahr bis Herbst führen zu bestimmten Zeiten Busse auf der Linie Emlichheim—Nordhorn—Bad Bentheim Fahrradanhänger mit (Fietsenbus).[7]

Bildung

In Emlichheim gibt es eine Grund-, eine Haupt- und eine Realschule, ein Gymnasium für die Sekundarstufe I und eine Förderschule. Die weitere schulische Ausbildung erfolgt entweder in Neuenhaus (Lise-Meitner-Gymnasium) oder in der Kreisstadt Nordhorn. In Nordhorn stehen den Schülern allgemeinbildende Gymnasien, Fachgymnasien und Berufsbildende Schulen zur Verfügung.

Bauwerke

Reformierte Kirche

Die Reformierte Kirche zu Emlichheim liegt an dem Abfall einer sandigen Geestebene zu den Vechtewiesen, wurde auf scheitrecht behauenen verschieden großen Quadern aus Bentheimer Sandstein errichtet, der Turm mit seinen drei gegeneinander abgesetzten Geschossen ist ohne Verband der Westand der Kirche vorgebaut. Das Schiff hat drei Hoche mit breiten, spitzbogigen Gurten und Kreuzgewölben in Backstein, die auf das Ende des 15. Jahrhunderts hinweisen. Die älteste der insgesamt vier Glocken ist mit 1487 datiert, ohne den Gießer zu nennen.[8]

Daneben erhielt Emlichheim zwischen 1952 und 1954 einen Kirchenneubau. Die „Friedenskirche“ wurde von Max H. Berling aus Osnabrück als Nagelbinderkonstruktion entworfen und gebaut. Als eine der ersten in der Nachkriegszeit gebauten Kirchengebäuden steht sie mittlerweile unter Denkmalschutz.[9]

Ebenfalls in den 1950er Jahren entstand als Jugend-Freizeiteinrichtung das Grenzlandheim.[9]

In der Hauptstraße 24 steht das Rathaus des Ortes, ein moderner dreistöckiger Zweckbau.[10]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Bekannte Persönlichkeiten, die in Emlichheim gelebt und gewirkt haben

Literatur

  • Albert Arends: Emlichheim und Umgebung im 3. Reich. Hrsg.: Heimatfreunde Emlichheim und Umgebung e. V. Emlichheim 2005 (ohne ISBN).
  • Geert Koopsingraven, Albert Rötterink, Jan Wilde: Emlichheim in alten Bildern. Emlichheim 1982 (ohne ISBN).
  • Herbert Wagner: Die Gestapo war nicht allein .. Politische Sozialkontrolle und Staatsterror im deutsch-niederländischen Grenzgebiet 1929–1945. LIT, Münster 2004, ISBN 3-8258-7448-6 (Enthält u. a. illegale Grenzübertritte, Kirchenkampf. Zugleich Dissertation an der Fernuniversität Hagen, 2002).

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2022 (Hilfe dazu).
  2. Abbildung eines alten niederländischen Buches über die Geschichte der Grafschaft Bentheim (PDF; 3,5 MB)
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 255.
  4. Über uns. EuroTerminal Coevorden b.v., 2012, abgerufen am 24. März 2014 (deutsch).
  5. Pressemitteilung. Bentheimer Eisenbahn AG, 3. Dezember 2009, abgerufen am 24. März 2014 (deutsch).
  6. GVZ-Standorte. Link zum GVZ Europark befindet sich unten links. Deutsche GVZ-Gesellschaft mbH, 2012, abgerufen am 24. März 2014 (deutsch).
  7. Informationen zum Fietsenbusangebot
  8. Arnold Nöldecke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Heft 14: Die Kreise Lingen und Grafschaft Bentheim. Provinzialverwaltung 1919. S. 136–138
  9. a b Detaillierte Darstellung zur Friedenskirche Emlichheim (PDF; 3,4 MB), abgerufen am 2. März 2013
  10. Homepage von Emlichheim