Garde-Füsilier-Regiment

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Garde-Füsilier-Regiment

Aufstellung 30. März 1826
Staat Preussen Konigreich Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Typ Garde-Regiment
Unterstellung Gardekorps
Ehemalige Standorte Potsdam und Spandau (1826–1847), Spandau (1847–1851), Berlin (ab 1851)
Herkunft der Soldaten Königreich Preußen und Reichslande Elsass-Lothringen ab 12. September 1816 (Erlaß des pr. Kriegsministeriums) aus den 8 Ergaenzungsbezirken jedes Armeekorps wird 1/8 der Rekruten an das Garde-und Grenadierkorps abgegeben; d.h. gleichmäßig über das ganze Reich
Spitzname Maikäfer
Motto Es lebe hoch das Regiment, welches sich mit Stolz Maikäfer nennt!
Farben Blauer Rock, roter Kragen, rote schwedische Ärmelaufschläge, weiße Litzen, gelbe Schulterstücke, silberner Garde-Adler
Fahne des III. Bataillons

Das Garde-Füsilier-Regiment war ein Infanterieverband des Gardekorps der Preußischen Armee mit Garnison in Berlin. Entsprechend dem vornehmen Charakter der Truppe waren überwiegend Adelige in den Reihen des Offizierskorps zu finden. Es hatte zur Zeit des Kaiserreichs Soldaten für die Wache abzukommandieren.

Geschichte

Im Jahr 1826 wurde das Garde-Reserve-Infanterie (Landwehr) Regiment gegründet, das 1851 in Garde-Reserve-Infanterie-Regiment umbenannt wurde und im Rahmen der Roonschen Heeresvermehrung 1860 den Namen Garde-Füsilier-Regiment erhielt. Der Regimentsstab und das I. Bataillon befanden sich zunächst in Potsdam, während das II. Bataillon in Spandau stationiert war. Von 1851 bis 1918 hatte das ganze Regiment seine Garnison in der Maikäferkaserne in Berlin.

Deutscher Krieg

1866 kämpfte es im Deutschen Krieg im Gefecht bei Königinhof und in der Schlacht bei Königgrätz.

Deutsch-Französischer Krieg

Im Krieg 1870/71 gegen Frankreich war es an den Schlachten von Gravelotte und Sedan sowie der Belagerung von Paris beteiligt.

Erster Weltkrieg

Das Regiment in seiner Stellung vor der Erstürmung des Zwinin im Feb. oder März 1915

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs machte das Regiment mobil und wurde der neuaufgestellten 6. Garde-Infanterie-Brigade der 3. Garde-Division zugeteilt. In diesem Verhältnis verblieb der Verband den gesamten Krieg über. Zunächst nahmen die Füsiliere am Einmarsch in das neutrale Belgien teil und kamen bei der Eroberung von Namur zum Einsatz. Anschließend verlegte es an die Ostfront und kämpfte dort in der Schlacht an den Masurischen Seen. Nach schweren Verlusten bei Brzeziny mussten die Reste des Regiments zu einem Bataillon zusammengefasst werden. Zum 1. Dezember formierte sich der Verband zunächst in zwei Bataillonen zu je drei Kompanien, ab 22. Dezember zu je vier Kompaniene. Im Januar 1915 war auch das III. Bataillon wieder hergestellt und gegen Ende des Monats verlegte das Regiment in die Karpaten. Hier lag es die kommenden Monate in Stellungskämpfen am Zwinin, bis der Bergrücken schließlich im April 1915 erobert werden konnte. Nach weiteren Gefechten an der Ostfront kam das Regiment Mitte April 1916 in den Westen, lag hier in Stellungskämpfen in der Champagne sowie an der Yser und beteiligte sich an der Schlacht an der Somme. Von September bis November 1916 nochmals kurzzeitig an der Ostfront eingesetzt, kehrte der Verband wieder in den Westen zurück und beteiligte sich an den Stellungskämpfen in Lothringen. Hier wurde das Regiment im Dezember 1916 um eine 2. und 3. MG-Kompanie erweitert. Das Jahr 1917 war neben den Stellungskämpgfgen durch die Schlachten bei Arras, in Flandern und bei Cambrai geprägt. Zu Beginn der Deutschen Frühjahrsoffensive erlitten die Füsiliere bei Beaumetz schwere Verluste und formierten sich in der Folge in zwei Bataillonen zu je drei Kompanien. Nachdem das Regiment am 5. April wieder aus drei Bataillonen bestand, wurde der Verband am 14. September 1918 noch um eine MW-Kompanie erweitert.

Verbleib

Nach Kriegsende wurde das Regiment ab 14. Dezember 1918 in Berlin demobilisiert und schließlich aufgelöst. Aus Teilen bildeten sich zwei Freiformationen, die später in die Vorläufige Reichswehr eingegliedert wurden.[1]

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung, General der Infanterie Hans von Seeckt, vom 24. August 1921 die 7. und 8. Kompanie des 5. (Preußisches) Infanterie-Regiments.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum
Oberstleutnant/
Oberst
Karl August von Esebeck 1826 bis 29. März 1829
Oberstleutnant Ernst Ludwig Otto von Zieten 30. März 1829 bis 29. März 1832
Oberstleutnant/
Oberst
Alexander von Knobelsdorff 30. März 1832 bis 29. März 1838
Oberstleutnant/
Oberst
August Alexander von Zenge 30. März 1838 bis 1841
Oberstleutnant Wilhelm von Doering 14. Dezember 1841 bis 25. April 1842 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/
Oberst
Wilhelm von Doering 26. April 1842 bis 12. Juli 1848
Oberstleutnant/
Oberst
Eduard von Schlichting 13. Juli 1848 bis 31. Mai 1850
Oberstleutnant/
Oberst
Gustav von der Schulenburg-Altenhausen 03. Oktober 1850 bis 9. Mai 1855
Oberstleutnant/
Oberst
Eugen von Le Blanc Souville 10. Mai 1855 bis 21. Mai 1858
Oberstleutnant Ludwig von Loewenfeld 22. Mai 1858 14. April 1859
Oberstleutnant/
Oberst
Ludwig von Loewenfeld 15. April 1859 bis 6. März 1863
Oberstleutnant/
Oberst
Hugo von Obernitz 07. März 1863 bis 19. Mai 1866
Oberstleutnant/
Oberst
Bernhard Franz Wilhelm von Werder 20. Mai bis 16. September 1866 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Bernhard Franz Wilhelm von Werder 17. September 1866 bis 6. November 1869
Oberstleutnant/
Oberst
Viktor von Erckert 07. November 1869 bis 18. August 1870
Oberstleutnant/
Oberst
Otto Friedrich Wilhelm von Papstein 21. August 1870 bis 12. März 1875
Oberst Heinrich Wilhelm von Sannow 13. März 1875 bis 17. Januar 1878
Oberst Arthur von Lattre 18. Januar 1878 bis 11. April 1881
Oberstleutnant Hermann von Stülpnagel 12. April 1881 bis 12. November 1882 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Hermann von Stülpnagel 13. November 1882 bis 25. Mai 1887
Oberst Hermann Blecken von Schmeling 26. Mai 1887 bis 21. März 1889
Adolf von Keller 22. März 1889 bis 27. Juli 1892
Oberstleutnant/
Oberst
Max von Krosigk 28. Juli 1892 bis 29. Mai 1896
Oberst Remus von Woyrsch 30. Mai 1896 bis 31. August 1897
Oberst Dietrich von Hülsen-Haeseler 01. September 1897 bis 24. März 1899
Oberstleutnant/
Oberst
Kurt Heinrich Wilhelm von Knobelsdorff 25. März 1899 bis 1901
Oberst Hoyer von Rotenheim 1901 bis 30. Mai 1904
Oberst Magnus von Eberhardt 31. Mai 1904 bis 4. April 1907
Oberstleutnant/
Oberst
von Bonin 05. April 1907 bis 1911
Oberstleutnant/
Oberst
von Hammerstein-Equard 1911 bis 2. Januar 1913
Oberstleutnant/
Oberst
Ernst Armin von Nostitz 3. Januar 1913 bis 1914
Oberstleutnant/
Oberst
Karl von der Schulenburg-Wolfsburg 30. September 1914 bis 21. Februar 1918
N.N.

Sonstige Angehörige des Regiments

Die meisten preußischen Militärärzte waren in diesem Regiment militärisch ausgebildet worden, so dass eine enge Verbindung zur militärärztlichen Bildungsanstalt Pépinière und deren Studentenverbindungen, dem Pépinière-Corps bestand. Aber auch viele andere Prominente haben bei den Gardefüsilieren gedient.

Spitzname

Erinnerungsmedaille von 1926 anlässlich des 100. Stiftungstages

Vor dem Umzug in die neue Kaserne im Jahr 1851 vereinigten sich alljährlich im Mai beide Bataillone in Potsdam zum Exerzieren. Das einrückende II. Bataillon wurde aufgrund der bunten Regimentsuniform (rote schwedische Ärmelaufschläge mit weißen Litzen, gelbe Schulterstücke, braune Paspelierung) von den Maikäfer-suchenden Jungen mit dem Zuruf „Maikäfer“ begrüßt. Der Name übertrug sich schnell auf das ganze Regiment und wurde, nachdem Friedrich Wilhelm IV. als Kronprinz das Regiment einmal mit Maikäfer angesprochen hatte, quasi offiziell.

Trivia

Die Streitmacht des Hauptmann von Köpenick bestand aus vier Soldaten des Garde-Füsilier-Regiments und sechs Soldaten des 4. Garde-Regiment zu Fuß.

Literatur

  • von der Mülbe: Das Garde-Füsilier-Regiment. Zweite Auflage. Verlag R. Eisenschmidt. Berlin 1901.
  • Carl H. von der Schulenburg-Wolfsburg: Geschichte des Garde-Füsilier-Regiments. Erinnerungsblätter deutscher Regimenter (preuß. Anteil, Band 157). Oldenburg. Stalling. 1926.

Einzelnachweise

  1. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914-1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria. Wien 2007. ISBN 978-3-902526-14-4. S. 27.