Groß-Enzersdorf

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Stadtgemeinde
Groß-Enzersdorf
Wappen Österreichkarte
Wappen von Groß-Enzersdorf
Groß-Enzersdorf (Österreich)
Groß-Enzersdorf (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Gänserndorf
Kfz-Kennzeichen: GF
Fläche: 83,91 km²
Koordinaten: 48° 12′ N, 16° 33′ OKoordinaten: 48° 12′ 9″ N, 16° 33′ 2″ O
Höhe: 156 m ü. A.
Einwohner: 12.043 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 144 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2301
Vorwahlen: 02249, 02215
Gemeindekennziffer: 3 08 21
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Rathausstraße 5
2301 Groß-Enzersdorf
Website: www.grossenzersdorf.at
Politik
Bürgermeister: Hubert Tomsic (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2015)
(33 Mitglieder)
14
12
4
3
14 12 
Insgesamt 33 Sitze
Lage von Groß-Enzersdorf im Bezirk Gänserndorf
Lage der Gemeinde Groß-Enzersdorf im Bezirk Gänserndorf (anklickbare Karte)AderklaaAndlersdorfAngern an der MarchAuersthalBad PirawarthDeutsch-WagramDrösingDürnkrutEbenthalEckartsauEngelhartstettenGänserndorfGlinzendorfGroß-EnzersdorfGroß-SchweinbarthGroßhofenHaringseeHauskirchenHohenau an der MarchHohenruppersdorfJedenspeigenLasseeLeopoldsdorf im MarchfeldMannsdorf an der DonauMarcheggMarkgrafneusiedlMatzen-RaggendorfNeusiedl an der ZayaObersiebenbrunnOrth an der DonauPalterndorf-DobermannsdorfParbasdorfProttesRaasdorfRingelsdorf-NiederabsdorfSchönkirchen-ReyersdorfSpannbergStrasshof an der NordbahnSulz im WeinviertelUntersiebenbrunnVelm-GötzendorfWeiden an der MarchWeikendorfZistersdorfNiederösterreich
Lage der Gemeinde Groß-Enzersdorf im Bezirk Gänserndorf (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Altes Rathaus
Altes Rathaus
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Groß-Enzersdorf ist eine Stadtgemeinde mit 12.043 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Gänserndorf in Niederösterreich.

Lage

Die Stadt liegt 18 km östlich vom Zentrum Wiens im Marchfeld an der Bundesstraße 3 und grenzt unmittelbar an das Wiener Siedlungsgebiet und dessen Stadtteil Eßling. An das Groß-Enzersdorfer Stadtgebiet grenzt das unter Naturschutz stehende Augebiet Lobau, welches Teil des Nationalparks Donau-Auen ist.

Stadtgliederung

Das Gemeindegebiet umfasst folgende neun Ortschaften (in Klammern Einwohner Stand 1. Jänner 2016[1]):

  • Franzensdorf (327)
  • Groß-Enzersdorf (6081)
  • Matzneusiedl (8)
  • Mühlleiten (318)
  • Oberhausen (1887)
  • Probstdorf (750)
  • Rutzendorf (315)
  • Schönau an der Donau (178)
  • Wittau (599)

Geschichte

Der Ort wurde im Jahre 870 auf der damaligen Donauinsel Sachsengang als Meierhof von der Familie Engelschalk gegründet. Der beurkundete Name war Encines Dorf. Die Passauer, die den Hof nach dem Aussterben der Engelschalker 893 übernahmen, errichteten in unmittelbarer Nähe eine Kapelle. 1021 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Kloster Weihenstephan Teile des Umlandes, der Besitz geht 1028 im Tausch an das Hochstift Freising. Im Jahre 1202 wurde Enzersdorf gemäß einem Vertrag zwischen Otto II. von Freising und dem Passauer Domkapitel an das Hochstift Freising verpfändet. In der Urkunde wird erstmals die Kirche erwähnt und der Markt als Pfarre genannt. Ab dem Jahr 1298 war die Insel Sachsengang gänzlich in Freisinger Hand, Sitz der Freisinger Amtsverwaltung war nun Entzeinestorf. Die Verleihung des Stadtrechtes erfolgte 1396 und die bis heute erhaltene Stadtmauer wurde gebaut.

Beim Sturm auf Wien eroberten und verwüsteten die Türken 1529 die Stadt. In weiterer Folge wurden Kroaten zur Besiedlung der zerstörten Orte und zur Bestellung der Felder angesiedelt. Das Kroatentor zeugt heute noch davon. 1554 brannte die Stadt bis auf wenige Häuser ab und wurde von Wölfen heimgesucht. Im Dreißigjährigen Krieg plünderten, brandschatzten und besetzten schwedische Reiter den Ort. Im 17. Jahrhundert folgten noch weitere Katastrophen: 1679 wütete die Pest (ein eigener Pestfriedhof wird außerhalb der Stadt errichtet) und 1683 verwüsten die Türken abermals Stadt und Umgebung. 1803 wurde das Hochstift Freising säkularisiert, Enzersdorf wurde habsburgisch. 1850 wurde Groß-Enzersdorf Sitz einer Bezirksverwaltung, die 1897 nach Floridsdorf verlegt wurde.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich wurde Groß-Enzersdorf 1938 wie viele andere Umlandgemeinden nach Wien eingemeindet, das damit zu Groß-Wien wurde. Groß-Enzersdorf war für den im Zuge der Eingemeindungen 1938 neu geschaffenen 22. Wiener Gemeindebezirk namensgebend. Am 29. Oktober 1938 zwang die NSDAP-Ortsgruppe Kultusvorsteher Dr. Karl Katz, die Synagoge in der Kaiser-Franz-Josef-Straße 11 dem Deutschen Turnerbund für „wohltätige Zwecke und für Pflege der Leibesübungen der deutschen Jugend in Groß-Enzersdorf“ zu „schenken“. Am 7. Oktober 1944 trafen Bomben Häuser in Groß-Enzersdorf, es gab Todesopfer unter der Bevölkerung. Am 12. April 1945 nahmen Soldaten der Roten Armee Groß-Enzersdorf ein. Erst 1954 wurde Groß-Enzersdorf wieder eine selbständige Gemeinde und der 22. Wiener Gemeindebezirk in Donaustadt umbenannt.

Bevölkerungsentwicklung


Politik

Gemeinderatswahlen
 %
50
40
30
20
10
0
41,85 %
(−5,68 %p)
33,91 %
(+0,17 %p)
11,21 %
(+3,02 %p)
9,77 %
(−0,78 %p)
2,14 %
(n. k. %p)
1,12 %
(n. k. %p)
2010

2015


Bürgermeister der Stadtgemeinde ist Hubert Tomsic (seit Jänner 2008), Amtsleiter Mag. Karl Mitterer (seit August 2011).

Im Stadtgemeinderat gibt es bei insgesamt 33 Sitzen folgende Mandatsverteilung (Stand Gemeinderatswahl 2015): SPÖ 14 mit ihrem Obmann Bgm. Hubert Tomsic, Liste ÖVP 12 mit ihrem Parteiobmann Peter Cepuder, WIR Bürger-Die Grünen Groß-Enzersdorf (Grüne Liste) 3 mit ihrem Clubsprecher Andreas Vanek, FPÖ 4 mit ihrem Obmann StR. René Azinger, andere keine Sitze.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Groß-Enzersdorf
Kirche in Schönau an der Donau
Ballonlandung bei Groß-Enzersdorf (1791)
  • Stadtbefestigung Groß-Enzersdorf, erbaut 1396 bis 1399, fast vollständig erhalten
  • Ehemalige Stadtburg
  • Stadtpfarrkirche Maria Schutz, mit romanischen, gotischen und barocken Elementen
  • Rathaus in Teilen des ehemaligen Bürgerspitals
  • Im 1889 angelegten jüdischen Friedhof mit 86 Grabstellen fand die letzte Beisetzung 1938 statt.
  • Pfarrkirche hl. Josef in Franzensdorf
  • Filialkirche Mariahilf in Mühlleiten
  • Filialkirche hl. Johannes der Täufer in Oberhausen
  • Schloss Sachsengang in Oberhausen
  • Pfarrkirche hl. Stephan in Probstdorf
  • Filialkirche hl. Anna in Rutzendorf
  • Schloss Rutzendorf
  • Filialkirche hl. Nikolaus in Schönau an der Donau
  • Filialkirche hl. Nikolaus in Wittau
  • Bründlkapelle in Wittau
  • Das einzige Autokino Österreichs befand sich in Groß-Enzersdorf, unmittelbar an der Grenze zu Wien. Es wurde 1967 eröffnet und 1990 zu einem „Center“ mit drei Leinwänden umgebaut. Seit der Eröffnung des Konkursverfahrens im Februar 2015 ist der Betrieb eingestellt. Auf dem Areal des Autokinos wurde an Sonntagen ein gut besuchter Flohmarkt abgehalten.

Sport

Leistungssport wird besonders im Tischtennis betrieben. Die Mannschaft der UKJ Groß Enzersdorf spielt in der 2. Bundesliga und ist besonders im Nachwuchsbereich ein Vorzeigeverein.

Ein kleiner Teil der vier Becken des Donau-Oder-Kanals, jedenfalls ein (großer) Teil von DOK IV, befindet sich auf dem Gemeindegebiet und dient zum Schwimmen und Angeln.[2][3]

Wirtschaft und Infrastruktur

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 358, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 140. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 3970. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 50,17 Prozent.

In Groß-Enzersdorf befindet sich ein großes Werk zur Tiefkühlproduktion, das hauptsächlich Gemüse aus den umliegenden Anbaugebieten im Marchfeld verarbeitet. Neben etwa 800 Arbeitnehmern sind auch viele bäuerliche Betriebe der Region wirtschaftlich von diesem Tiefkühlwerk abhängig. 1965 eröffnet, war es lange Zeit Bestandteil des Unilever Konzerns und produzierte Speiseeis und Tiefkühlkost, ab 1977 im Rahmen der Firma Unifrost. 1998 wurde die Firma Austria Frost neu gegründet und die Tiefkühlkostproduktion von Unifrost übernommen. Die Produktion von Speiseeis wurde mit diesem Schritt eingestellt. 2001 wurde Austria Frost von der Vorarlberger Firmengruppe 11er übernommen. Ende 2005 musste Austria Frost Insolvenz anmelden, wurde aber kurz darauf im Dezember 2005 von der deutschen Frenzel Gruppe, die ihren Sitz in Mochau in Sachsen hat, übernommen. Als 2008 das Unternehmen neuerlich in die Krise rutschte, drohte wieder das Aus. Im Dezember 2008 wurde das Unternehmen vom größten europäischen Hersteller von Tiefkühlgemüse, der belgischen Ardo-Gruppe übernommen.[4]

Außerdem befand sich die Smola-Kaserne des Bundesheeres in Groß-Enzersdorf, die jedoch im Zuge der Heeresreform 2007 geschlossen wurde und bereits von der BIG verkauft wurde. Seit September 2008 beherbergt die ehemalige Kaserne nun eine Außenstelle des Konrad Lorenz Gymnasiums Gänserndorf, sowie das Blaulichtzentrum bestehend aus Rotem Kreuz Groß-Enzersdorf, einer Polizeiwache und eine Außenstelle der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf.

Persönlichkeiten

  • Karl Buresch (1878–1936), österreichischer Außenminister (1922–1932), Bundeskanzler (1931/32), Landeshauptmann von Niederösterreich (1932/33) und Finanzminister (1933–1935)
  • Der gebürtige Wiener Schauspieler und Regisseur Fritz Muliar lebte bis zu seinem Ableben 2009 über drei Jahrzehnte hinweg in Groß-Enzersdorf, wo eine Straße nach ihm benannt ist.
  • Gustav Holzmann, Wirtschafts- und Sozialgeograph, verbrachte Kindheit und Jugend in Groß-Enzersdorf. Er verfasste unter anderem 1960 die Festschrift zur 800 Jahr-Feier „Groß-Enzersdorf und sein Lebensraum“, sowie die wissenschaftliche Arbeit „Die Verstädterung des Marchfeldes“ (1959).

Historische Landkarten

Weblinks

Commons: Groß-Enzersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria, Bevölkerung am 1. Jänner 2016 nach Ortschaften
  2. Wiener Naturgewässer – Badespaß im Grünen. Abgerufen am 20. Juli 2014.
  3. Wassergenossenschaft zur Reinhaltung und Sanierung des DOK IV. 30. November 3013, abgerufen am 20. Juli 2014.
  4. Ardo-Gruppe übernimmt Austria Frost auf Der Standard vom 1. Dezember 2008 abgerufen am 29. April 2014