Israeli Public Broadcasting Corporation

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Logo der Ta'agid ha-Schidur ha-Jisre'eli (Israeli Public Broadcasting Corporation)

Israeli Public Broadcasting Corporation / IPBC (international verwendeter Name der in Israel hebräisch תאגיד השידור הישראלי; / Ta'agid ha-Schidur ha-Jisre'eli genannten Rundfunk- und Fernsehbehörde) startete am 15. Mai 2017 mit neuen Sendern und Programmen unter der Markenbezeichnung Kan (hebräisch für „hier“) die Nachfolge[1] der aufgelösten Israel Broadcasting Authority / IBA (war der international verwendete Name der in Israel hebräisch רָשׁוּת הַשִּׁדּוּר / Raschut ha-Schiddur genannten ehemaligen Rundfunk- und Fernsehbehörde). Sie war von 1965 bis 2017 die staatliche Sendeanstalt in Israel. Sie betrieb sämtliche öffentlich-rechtlichen Hörfunk- und Fernsehprogramme des Landes, bis zuletzt vor allem den Radiosender Kol Jisra’el (deutsch: „Stimme Israels“) und den TV-Sender He-Arutz ha-Rischon (Kanal 1, englisch: Channel 1).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Israel Broadcasting Authority[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ursprung der Sendeanstalt lag im seit 1936 in Ramallah in drei Sprachen betriebenen Hörfunksender der britischen Verwaltung des Völkerbundsmandats für Palästina. Der englische Sendername lautete Jerusalem Calling. Übertragungen in Hebräisch verwendeten den Sendernamen Kol Jeruschalajim (deutsch: „Stimme Jerusalems“) und für arabische Sendungen den Namen Iza'at al Quds (deutsch: „Radio Jerusalem“).

Mit Verlesung der israelischen Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948, dem Tag der Staatsgründung Israels, nahm Kol Jisra’el (deutsch: „Stimme Israels“) den Betrieb auf. Nur zwei Jahre später wurde Kol Jeruschalajim mit Kol Jisra’el verschmolzen. Im Jahr 1951 wurde Kol Jisra’el in Israel Broadcasting Service umbenannt. Ab 1957 war die Sendeanstalt Vollmitglied in der Europäischen Rundfunkunion, woraufhin sich das staatliche Radio der Vereinigten Arabischen Republik, ein Zusammenschluss des heutigen Ägypten und Syrien, von seiner aktiven Mitgliedschaft vorerst zurückzog.

Ein von der Knesset am 6. Juni 1965 verabschiedetes Gesetz regelte die Tätigkeit des israelischen Rundfunks neu und schuf mit Bildung der Israel Broadcasting Authority (IBA) auch die rechtliche Voraussetzung für die Ausstrahlung von Fernsehsendungen in Israel. Übertragungen in schwarz-weiß wurden ab dem 2. Mai 1968, in Farbe ab dem 13. Januar 1981 genehmigt und vom 23. Februar 1983 an regelmäßig durchgeführt. Gelegentliche Übertragungen in Farbe waren zu besonderen Anlässen schon vorher erfolgt, wie beispielsweise dem Eurovision Song Contest 1979 in Jerusalem. Bis 1990 hatte die Sendeanstalt das Sendemonopol inne. Ab den 1990er Jahren wurde neben der Israel Broadcasting Authority die Second Israeli Broadcasting Authority gebildet und es waren bald auch private Rundfunk- und Fernsehsender empfangbar.

Regieraum des Channel 1 HD im Jahr 2016

Auflösung der Israel Broadcasting Authority[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2014 wurden Pläne bekannt, die Anstalt durch eine Nachfolgerin mit schlankeren Strukturen zu ersetzen. Weil ihr die IBA zu bürokratisch und teuer erschienen war und in ihren Augen wesentlich mehr Mitarbeiter als notwendig beschäftigte, entschied die Knesset im Jahr 2015 per Gesetz die Auflösung. Insgesamt 2000 Angestellte hatten den Steuerzahler zuletzt umgerechnet mehr als 250 Millionen Euro im Jahr gekostet. Das Radio galt zwar als erfolgreich, beim Fernsehen lagen die Einschaltquoten aber nur noch bei etwa drei Prozent.[2]

Ungeachtet der laufenden Streitigkeiten über Ziele und Ausgestaltung der Reform und in deren Folge zahlreicher Verzögerungen beim Aufbau einer Nachfolgerin, ordnete ein als Konkursverwalter eingesetzter Beauftragter der Regierung am 9. Mai 2017 an, das laufende Fernsehprogramm binnen weniger Stunden einzustellen.[3] Die letzte von der IBA übertragene Sendung war der Eurovision Song Contest 2017. Während der Ausstrahlung kündigte Ofer Nachshon als Sprecher des Senders zur Punktvergabe der israelischen Jury an, dass der Betrieb im Anschluss an diese Übertragung eingestellt werde. Es befand sich nur noch eine Notbesetzung von zwanzig Mitarbeitern im Sender. Journalisten kritisierten die Entscheidung als extrem kurzfristig und vermuteten, die Regierung unter Benjamin Netanjahu wolle sich der kritischen Berichterstattung des Senders entledigen und größere Kontrolle über die Medien verschaffen.[4]

Israeli Public Broadcasting Corporation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 15. Mai 2017 übernahm die IPBC die Aufgaben der IBA. Die IPBC wird aus dem Staatshaushalt finanziert und nicht mehr über Rundfunkgebühren wie die IBA. Eldad Koblenz und Gil Omer wurden bereits 2015 als Vorsitzender bzw. Generaldirektor der Behörde berufen.

Hörfunksender[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprecher Kobi Barkai im ehemaligen Nachrichtenstudio von Kol Jisra’el

KAN verbreitet acht Hörfunkprogramme, die von Kol Jisra’el (deutsch: „Stimme Israels“) übernommen wurden. Kol Jisra’el war der gemeinsame Name aller Hörfunkprogramme der Sendeanstalt sowie der Name des Auslandsprogramms Kol Jisra’el International:

  • Kan Tarbut (ehemals: Reschet Aleph/Netz A): Wortprogramm, Schulfunk, Programme von Reschet Moreshet (siehe unten).
  • Kan Reshet Bet (ehemals: Reschet Bet/Netz B): Informationsprogramm im Magazinstil.
  • Kan Gimel (ehemals: Reschet Gimmel/Netz C): Unterhaltungsprogramm mit Musik aus Israel.
  • MaKan (ehemals: Reschet Dalet/Netz D): Hörfunk in arabischer Sprache mit arabischer Musik.
  • Kan REKA (ehemals: Reka/Hintergrund, Akronym für: Radio für die Integration von Einwanderern): Sendet in mehreren Minderheitensprachen, vor allem auf Russisch sowie zwei Stunden täglich auf Amharisch und Persisch, je eine Stunde auf Französisch, Englisch und Spanisch sowie je eine halbe Stunde täglich auf Bucharisch und Georgisch. Vereinzelte Sendungen auch auf Ladino und Jiddisch. Die früheren Sendungen in Moghrabi, Rumänisch und Aramäisch wurden bei der Eröffnung der neuen Rundfunkanstalt Kan eingestellt. Ältere Namen des Programms waren Kol Zijon la-Gola (Stimme Zions für die Diaspora) und Reschet He (Netz E).
  • Kan 88 (ehemals: 88 FM): Internationale Unterhaltungsmusik.
  • Kan Kol ha-Musika (ehemals: Kol ha-Musika/Stimme der Musik): Klassische Musik.
  • Kan Moreshet (ehemals: Reschet Moreschet/Netz des Erbes): Programme über jüdische Tradition und Religion.

Fernsehprogramme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kan 11 ersetzte Channel 1: Sendet hauptsächlich Nachrichten und Kulturprogramm
  • Makan 33 ersetzte Arutz 33: Sendet arabischsprachige Nachrichten und Kulturprogramm

Ehemalige Fernsehprogramme der IBA[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Logo des ehemaligen ersten Fernsehprogramms He-Arutz ha-Rischon
  • He-Arutz ha-Rischon" („Kanal 1“, inoffiziell auch Channel 1 genannt): Bis in die 1990er Jahre das einzige TV-Programm in Israel (Ha-Televisia ha-Jisre'elit): tagsüber Sendungen des Bildungsfernsehens, am frühen Abend Nachrichten und weitere Programme auf Arabisch, mit den 20-Uhr-Nachrichten Beginn des hebräischsprachigen Hauptprogramms; Sendebeginn samstags bereits einige Stunden früher mit einem arabischen Spielfilm, ehe zu Sabbatende (am frühen Samstagabend) wiederum die hebräischen Sendungen einsetzten. Später hebräisches Tagesvollprogramm, neben das nach Aufhebung des Sendemonopols des Staates weitere, in diesem Fall privat finanzierte Sender traten. Der HD-Ableger He-Arutz ha-Rishon HD war nur über Pay-TV des privaten Kabelfernsehanbieters Hot oder über das Satellitenfernsehangebot Yes verfügbar.
  • Arutz 33 („Kanal 33“):
    Nachrichten und Dokumentationen auf Hebräisch, am Abend vorwiegend arabischsprachige Sendungen.

Internet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 2000 wurde auf www.iba.org.il ein Internetdienst betrieben, der zuletzt über zahlreiche Dienste wie Nachrichten und abrufbare Fernsehsendungen verfügte.

Seit 15. Mai 2017 wird nur mehr eine Seite auf Hebräisch angezeigt, die die Einstellung der Anstalt bekannt gibt:

  • nach 80 Jahren Hörfunk,
  • nach 49 Jahren Fernsehen,
  • und 17 Jahren Internetangebot.

Auf die Facebook-Seite wurde am 10. Mai ein Trauerparte 1936–2017 als Titelbild eingestellt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lissy Kaufmann: Wie Israels Premier Netanjahu den öffentlichen Rundfunk kontrollieren will. In: Der Tagesspiegel, 11. November 2016, abgerufen am 14. Mai 2017
  2. Gil Yaron: Israel: Regierung schaltet alle öffentlich-rechtlichen Sender ab. In: Die Welt, 10. Mai 2017, abgerufen am 15. Mai 2017.
  3. Kai Ludwig: Umstrukturierung im Handstreich@1@2Vorlage:Toter Link/www.radioeins.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. In: Radio Eins, 11. Mai 2017, abgerufen am 15. Mai 2017
  4. Nati Tucker: After 49 Years, This Is How Israel's Government Shut Down Its Public Broadcaster With Hours' Notice. In: Haaretz, 10. Mai 2017, abgerufen am 14. Mai 2017 (englisch).