Juice (Magazin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Dezember 2023 um 12:36 Uhr durch GraceKelly (Diskussion | Beiträge) (Juice CD: Tippfehler). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
JUICE

Logo von JUICE
Beschreibung Magazin
Verlag piranha media GmbH
Erstausgabe 1997
Einstellung 2022
Weblink www.juice.de
ISSN (Print)
Samy Deluxe auf dem Cover der April-Ausgabe der Juice (2009)
Kollegah und Farid Bang auf dem Cover der Juli-Ausgabe der Juice (2009)

Juice (Eigenschreibweise: JUICE) war ein deutsches Hip-Hop-Magazin. Zwischen 1997 und 2019 erschienen 195 Ausgaben der Zeitschrift in Printform im Verlag Piranha Media. Infolge stark zurückgehender Verkaufszahlen wurde die Juice 2019 in ein reines Onlineformat umgewandelt. 2022 wurde auch dessen Betrieb bis auf Weiteres eingestellt.

Übersicht

In jeder Ausgabe waren zahlreiche Interviews mit Rappern und Reviews zu aktuellen Veröffentlichungen abgedruckt. Pro Ausgabe wurde außerdem ein Album von der Redaktion zum Album des Monats ernannt. Als weitere Rubrik gab es den Battle of the Ear: Ein Album, das im Hinblick auf seine Qualität von der Redaktion stark unterschiedlich aufgefasst wurde, bekam zwei Reviews von zwei verschiedenen Mitgliedern der Juice-Redaktion. Bewertet wurden Alben in der Juice nach dem Kronen-Prinzip, dabei war eine Höchstwertung von sechs Kronen möglich.

Jährlich wurden von Lesern die Juice-Awards an nationale und internationale Künstler vergeben.

Die 1997 gegründete Zeitschrift erschien 1998 zunächst sechsmal jährlich, zwischen 1999 und 2001 zehnmal jährlich, von 2002 bis 2010 elfmal jährlich, ab dem dritten Quartal 2010 wieder sechsmal jährlich, zwischen dem vierten Quartal 2011 bis Anfang 2016 achtmal jährlich und von jenem Zeitpunkt an bis zur letzten Ausgabe wieder sechsmal jährlich. Im ersten Quartal 2001 verkaufte sich die Juice 51.209-mal. Im zuletzt der IVW gemeldeten Quartal 3/2015 waren es noch gut 13.000 verkaufte Exemplare.[1] Mit der Ausgabe Nr. 195 wurde im November 2019 die letzte gedruckte Version der Juice veröffentlicht. Seitdem wurde das Magazin nur noch im digitalen Format betrieben.[2] Die Juice hatte seitdem als einziges Hip-Hop-Magazin im deutschsprachigen Raum ein digitales Abo-Modell, bei welchem gewisse Inhalte nur kostenpflichtig einsehbar waren.

Um als Unternehmen infolge ausbleibender Werbeerlöse wegen der Coronakrise nicht noch größeren Schaden zu nehmen, musste die Piranha Media GmbH zum 1. September 2022 auch den Betrieb des Online-Magazins einstellen.[3][4]

Bedeutung

Die Juice zählte während ihrer Zeit als Printmedium zu den wichtigsten und auflagenstärksten Musikzeitschriften im deutschsprachigen Raum, weswegen ihr vielfach ein „stilbildender“ Einfluss nachgesagt wurde.[5] So sei das Magazin laut Süddeutsche-Zeitung-Autor Johann Voigt zu Hochzeiten auch in der Lage gewesen, „über Erfolg und Misserfolg eines Rappers“ zu entscheiden und „Begriffe und Karrieren“ zu prägen.[6] Neben dem Dasein als „unumstößliche Instanz im Deutschrap“ war es aufgrund der Vielfalt an Formaten und porträtierten Künstlern außerdem auch „international von Relevanz“ und die europaweit bedeutendste Publikation dieser Art.[7]

Die Zeitschrift ist darüber hinaus Gegenstand einer Vielzahl von Deutschrap-Liedern und wurde auf diese Weise von etlichen Rappern rezipiert, darunter Bushido, RAF Camora, Dendemann, Eko Fresh, Shindy und Samy Deluxe. Als Hip-Hop-Musiker auf der Titelseite einer Ausgabe, dem sogenannten „Juice-Cover“, abgebildet zu werden, galt innerhalb der Szene als ebenso begehrte wie prestigeträchtige Auszeichnung und glich einem Ritterschlag.[8][9]

Mit zunehmender Verbreitung von Social-Media-Präsenzen, die die Juice als Sprachrohr für Künstler in weiten Teilen überflüssig machten, ließen Verkaufszahlen und Bedeutung des Magazins ab 2009 allerdings stetig nach. Hinzu kam das schlagartige Entstehen zahlreicher Online-Portale für Hip-Hop-Kultur und Rapmusik, die wegen ihrer oft tagesaktuellen und niedrigschwellig zugänglichen Berichterstattung schnell in Konkurrenz zu den konventionellen Informationsmedien traten. Ebenso machte die dauerhafte Etablierung von Streamingdiensten wie Spotify und Deezer den Informationsgewinn zu Neuerscheinungen aus „zweiter Hand“ praktisch obsolet.[6][10]

Feste Rubriken der gedruckten Zeitschrift

Vs. The Beats

In der Rubrik „…vs. the Beats“ wurden einem Künstler verschiedene Songs vorgespielt. Diese wurden von den Künstlern bewertet. Bei den Hip-Hop-Musikern handelte es sich um Rapper, Produzenten oder auch genrefremde Musiker und Prominente.

All Time Classic

Als weitere Rubrik der Zeitschrift Juice gab es in vielen Ausgaben der Zeitschrift den Bereich All Time Classic. Ein ein- bis zweiseitiger Bericht fasste dabei die wichtigsten Informationen zu einem Rapper oder einer Crew, die Entscheidendes für die Hip-Hop-Kultur beigetragen haben oder Alben veröffentlicht haben, die heute als Klassiker bezeichnet werden, zusammen. So gab es unter anderem Berichte zu: Tuff Crew, Coldcut, DJ Jazzy Jeff & The Fresh Prince, Original Concept, The WhoRidas, LSD, Newcleus, Hijack, DJ Red Alert, Kenny Dope Gonzalez, X-Clan, K-Rino, Boogie Down Productions, Henry Chalfant & Arabian Prince.

Juice CD

Die Juice CD war ein Sampler, der der gedruckten Zeitschrift Juice beigelegt war. Auf den CDs befanden sich Lieder von unterschiedlichen Künstlern, die dem Musikgenre Hip-Hop zuzuordnen sind. Die erste Juice CD war der Ausgabe 23 beigelegt. Die letzte Juice CD erschien als #148 (Ausgabe 193) im Juli 2019.

Bis zur 66. Ausgabe der Juice CD waren zehn Titel pro CD zu finden. Zur September-Ausgabe 2006 wurde diese Anzahl auf 15 erhöht; zuletzt waren meist 12 Lieder auf der CD zu finden. Bei den Liedern handelte es sich vielfach exklusive Aufnahmen, welche als Juice Exclusives bezeichnet werden. Juice CD #60 und #78 (Ausgabe 100) waren die ersten Juice CDs, die nur exklusive Tracks enthielten. Die 82. Ausgabe der CD war ein Dynamite-Deluxe-Special, auf dem Künstler (Max Herre, Azad, Marsimoto und andere) den Klassiker Deluxe Soundsystem remixten. 2014 erschien die 1000 Bars EP von Eko Fresh, welches den Rekord des längsten Deutschrap-Songs aufstellte. Die 1000 Bars EP enthält ein etwa einstündiges Lied mit 1000 Versen und ist nur auf der Juice-CD erschienen. Hierzu erschien noch eine 3-CD Special Edition, mit 1000 Bars + 500 Bars + 700 Bars als Juice EP.

Fehlpressungen:

Bei CD #22 ist die Hülle eine Fehlpressung, auf der Vorderseite ist Fälschlicherweise #21 und nicht #22 gedruckt.

Bei CD #37 ist die CD eine Fehlpressung, auf der Vorderseite ist Fälschlicherweise die Vorderseite der CD #36 gedruckt.

Juice Exclusive und Special Issue CD/DVD:

  • Eko Fresh feat Kölscher Kraat – Echt Kölscher Kraat
  • Samy Deluxe – Baus Kingskis Late Night Sessions
  • Marsimoto – Green Juice
  • Herr Sorge – Zukunftsorientierte Endzeitmusik „Juice Exclusive EP“
  • Raf Camora – Anthrazit RR
  • Max Herre – Hallo Welt Kahedi Radio Live „Juice Exclusive EP“
  • Die Orsons – Jetzt EP
  • Prinz Pi – Innenseiten eines Aussenseiters „Juice EP“
  • Favorite – Dionysos „Juice EP“
  • Sido – Die Goldenen Remixes
  • Megaloh/Trettmann/Kitschkrieg/Here&Mango
  • Leaders of the new School – Juice EP
  • Haftbefehl – Azzlack Kommandant „Juice Exclusive EP“
  • Chakuza – In Vallis „Juice EP“
  • Rasul – Writing Colours
  • Erdeka, Olson, Prinz Pi, Prinz Porno – Keine Liebe „Juice EP“
  • 20 Years Tommy Boy – Mix Compiled by Arthur Baker for Juice
  • SSIO / Megaloh – Juice Exclusive EP
  • Prinz Pi – Musik Akustik Live DVD
  • Rap in D – Juice DVD
  • 10 Jahre Juice DVD
  • Juice Jam 09 DVD
  • Splash Moments DVD
  • Kool Savas – Making of Aura DVD
  • Olli Banjo – Exclusive
  • Prinz Pi – Achse des schönen „Juice Exclusive EP“
  • Curse – 20 Feuerwasser 10 „Juice Exclusive EP“
  • Eko Fresh – 1000 Bars „Juice EP“
  • Eko Fresh – 1000 + 500 + 700 Bars „Juice EP“ (3-CD Special Edition)
  • Kool Savas – Was hat S.A.V. da vor? „Juice Exclusive EP“
  • Juice LP – Allstar Selection (2001, Doppel-CD)

6-Kronen-Alben

Insgesamt 27 Alben erhielten in der Print-Ausgabe der Juice die Höchstwertung von sechs Kronen. Bis zur 100. Ausgabe der Juice[11] wurde diese Wertung 19-mal vergeben, die Ausgabe benannte in einer rückblickenden Auflistung jedoch irrtümlich nur 18 dieser Alben (es fehlte das Album The Isolationist aus dem Juni 1999). Die 27 Alben mit Höchstwertung sind:

Interpret Album Ausgabe
Gravediggaz The Pick, the Sickle and the Shovel Januar 1997
Rakim The 18th Letter Januar 1998
Gang Starr Moment of Truth März 1998
Big Pun Capital Punishment April 1998
A Tribe Called Quest The Love Movement Mai 1998
Black Eyed Peas Behind the Front Mai 1998
DJ Pogo presents The Breaks Mai 1998
Flipmode Squad The Imperial Juni 1998
Defari Focused Daily Juni 1998
Rasco Time Waits for No Man Juni 1998
Method Man Tical 2000: Judgement Day Februar 1999
The Roots Things Fall Apart März 1999
Eins Zwo Gefährliches Halbwissen Mai 1999
The Isolationist The Isolationist Juni 1999
Feinkost Paranoia Biofeedback Oktober 1999
Mos Def Black on Both Sides November 1999
Jan Delay Searching for the Jan Soul Rebels April 2001
Busta Rhymes The Big Bang Juli 2006
Clipse Hell Hath No Fury Februar 2007
Kanye West My Beautiful Dark Twisted Fantasy Januar/Februar 2011
Casper XOXO Juli/August 2011
Kendrick Lamar Good Kid, M.a.a.d. City Januar/Februar 2013
Casper Hinterland Oktober/November 2013
Marteria Zum Glück in die Zukunft II März 2014
Haftbefehl Russisch Roulette Dezember 2014
Kendrick Lamar To Pimp a Butterfly Mai 2015
Trettmann #DIY November 2017

In der 100. Ausgabe der Juice wurden acht Alben, die von der Juice ursprünglich mit weniger als sechs Kronen bewertet worden waren, nachträglich mit der Höchstwertung ausgezeichnet, da sie rückblickend betrachtet einen Klassiker-Status einnehmen. Diese sind:

Interpret Album Ausgabe der Erstbewertung
OutKast Aquemini Juni 1998
Absolute Beginner Bambule Juni 1998
Dr. Dre 2001 Februar 2000
Common Like Water for Chocolate Mai 2000
Jay-Z The Blueprint November 2001
50 Cent Get Rich or Die Tryin’ Februar 2003
Jay-Z The Black Album Februar 2004

In der Mai-Ausgabe 2009 erschien ein umfangreicher Artikel über die Gruppe Beastie Boys, in dem die Alben jener Formation (z. T. erneut) bewertet wurden. Hierbei erhielt das Album Paul’s Boutique, das Jahre vor der ersten Ausgabe der Juice erschienen war, die Wertung „sechs Kronen“.

Juice Awards

Die Juice vergab jedes Jahr die sogenannten Juice Awards. Diese wurden in diversen Kategorien von den Lesern der Juice ernannt. Dabei konnten die Leser in einem Online-Fragebogen ihre Entscheidung versenden.

Commons: Juice – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Quartalsauflagen der Zeitschrift Juice, IWV
  2. Florentin Schumacher: Abschied von „Juice“, faz.net, 4. Dezember 2019, abgerufen am 5. Dezember 2019.
  3. JUICE stellt den Betrieb bis auf weiteres ein. Abgerufen am 2. September 2022.
  4. Piranha Media löscht Spex, Rap.de und Juice. In: Tonspion.de. 19. September 2022, abgerufen am 25. September 2022.
  5. Die Fans sind heute woanders. In: deutschlandfunkkultur.de. 26. November 2019, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  6. a b Johann Voigt: Gedruckte Ausgabe des Hip-Hop-Magazins „Juice“ wird eingestellt. In: sueddeutsche.de. 25. November 2019, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  7. Skinny: Das letzte Heft: Die JUICE wird digital. In: rap.de. 25. November 2019, abgerufen am 21. November 2021.
  8. Florentin Schumacher: Abschied von „Juice“. In: faz.net. 4. Dezember 2019, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  9. Michael Herzog: HipHop since 1997: Auch die Juice ist Geschichte. In: Hiphop.de. 2. September 2022, abgerufen am 27. September 2022.
  10. Simon Back: Tschüss, Juice – tschüss, Rap.de! In: Mzee.com. 25. September 2022, abgerufen am 27. September 2022.
  11. 100. Ausgabe der Juice