Mühltal

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Wappen Deutschlandkarte
Mühltal
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Mühltal hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 48′ N, 8° 42′ O keine Zahl: 100 – 400Koordinaten: 49° 48′ N, 8° 42′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Darmstadt-Dieburg
Höhe: 100 – 400 m ü. NHN
Fläche: 25,34 km2
Einwohner: 13.866 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 547 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 64355–64367
Vorwahlen: 06151, 06154 und 06167Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: DA, DI
Gemeindeschlüssel: 06 4 32 014
Gemeindegliederung: 7 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Ober-Ramstädter Straße 2
64367 Mühltal
Website: www.muehltal.de
Bürgermeister: Dr. Astrid Mannes (CDU)
Lage der Gemeinde Mühltal im Landkreis Darmstadt-Dieburg
KarteErzhausenWeiterstadtGriesheimPfungstadtBickenbach (Bergstraße)Alsbach-HähnleinSeeheim-JugenheimModautalMühltalOber-RamstadtMesselEppertshausenMünster (Hessen)DieburgRoßdorf (bei Darmstadt)FischbachtalGroß-BieberauReinheimGroß-ZimmernOtzbergGroß-UmstadtSchaafheimBabenhausen (Hessen)DarmstadtBayernOdenwaldkreisLandkreis BergstraßeLandkreis Groß-GerauLandkreis Offenbach
Karte

Mühltal ist eine hessische Gemeinde im Vorderen Odenwald, südlich von Darmstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Die seit vorchristlicher Zeit besiedelte Gegend war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem durch ihre vielfältigen Mühlenstandorte gekennzeichnet.

Geografie

Das Gemeindegebiet von Mühltal beinhaltet

a) den unteren Abschnitt des Talverlaufes der Modau (Gewässer II. Ordnung), bevor sie mit dem Mühltaler Gemeindegebiet gleichzeitig den Odenwald verlässt und in die Oberrheinische Tiefebene (Rheinebene) eintritt, und

b) die Seitentäler der Modauzuflüsse, die in der Gemarkung Nieder-Ramstadt in die Modau einmünden. Das sind die Täler des Waschenbaches und der Mordach, die in ihrem Oberlauf "Beerbach" heißt.

Insgesamt umfasst das Mühltal mit seinen Nebentälern damit den Naturraum des nordwestlichen Odenwaldes und den nördlichen Abschnitt des Bergstraßen-Höhenzuges mit seiner Kette von Burgen und Schlössern. Nördlichstes Glied ist die auf dem "Langenberg" liegende Burg Frankenstein (Bergstraße), die zum Gemeindegebiet Mühltal gehört. Das Tal und das Gemeindegebiet sind erschlossen durch die A 5 (Ausfahrt 27 Darmstadt-Eberstadt/.../Mühltal), den Bundesstraßen 426 und 449, Landes- und Kreisstraßen, ÖPNV-Verbindungen nach allen Richtungen sowie der Odenwaldbahn (DarmstadtEberbach).

Nachbargemeinden

Im Norden und Osten grenzt Mühltal an die Stadt Ober-Ramstadt, im Südosten an die Gemeinde Modautal, im Südwesten an die Gemeinde Seeheim-Jugenheim, sowie im Westen an die kreisfreie Stadt Darmstadt.

Gemeindegliederung

Mühltal wurde durch das Hessisches Landesgesetz[2] im Zuge der Gebietsreform in Hessen am 1. Januar 1977 aus vier selbständigen Gemeinden gebildet, namentlich aus: Nieder-Ramstadt (Sitz der Gemeindeverwaltung), Traisa, Nieder-Beerbach und Frankenhausen. Waschenbach hatte sich bereits 1972 nach Nieder-Ramstadt eingegliedert. Neben diesen geschlossenen Ortschaften werden heute außerdem die Siedlungen „Trautheim“ und „In der Mordach“ als Ortsbezirke i.S. der Hessischen Gemeindeordnung genannt, die auf dem damaligen Gemeindegebiet Nieder-Ramstadts entstanden waren. Seinen neuen Namen erhielt „Mühltal“ aufgrund der zahlreichen Mahl-, Schleif-, Schneide- oder Hammermühlen, die ihre Standorte an der Modau und deren Zuflüssen hatten, weil Wasserstände, Strömung und Gefälle ganzjährig günstige Energiegewinnung gewährleisteten.

Geschichte

Nieder-Ramstadt kann auf eine lange Siedlungsgeschichte zurückblicken. Eine alemannische Siedlung aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. sowie ein spätmerowingisches Gräberfeld (um 700 n. Chr.) konnten durch zahlreiche Funde nachgewiesen werden. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass im 4., spätestens 5. Jahrhundert Siedlungen gegründet wurden.

Obwohl der Ort Nieder-Ramstadt wesentlich älter ist, findet sich die erste urkundliche Erwähnung relativ spät: 1190/94 wird ein Cunradus de Ramstadt als Kanoniker des St.-Andreas-Stifts in Worms bezeugt.

Seit dem 13. Jahrhundert gehörte es zum Herrschaftsbereich der Grafen von Katzenelnbogen. Der Bischof von Würzburg verlieh 1259 den Königshof Gerau an die Grafschaft Katzenelnbogen. Im Jahr 1318 wird Nieder-Ramstadt im Zuge eines Teilungsvertrages zwischen Graf Berthold III. (Bertolf) und Graf Eberhard II. von Katzenelnbogen erwähnt.[3] 1403 bestätigte Graf Johann IV. von Katzenelnbogen, dass er u.a. Nieder-Ramstadt von Bischof Johann von Würzburg zu Lehen trage. Durch Tod des letzten männlichen Nachkommen Philipp I. von Katzenelnbogen im Jahr 1479 gelangte es durch Erbschaft unter Heinrich III. an die Landgrafschaft Hessen.


Politik

Gemeindevertretung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD SPD 37,8 14 39,7 15
CDU CDU 32,6 12 32,1 12
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 20,0 7 19,7 7
FDP FDP 9,6 4 8,6 3
gesamt 100,0 37 100,0 37
Wahlbeteiligung in % 50,5 57,6

Bürgermeister

Dr. Astrid Mannes (CDU) setzte sich am 1. Juli 2007 im zweiten Wahlgang mit 59,1 %der Stimmen gegen Eric Robert Bender (SPD) durch. Gernot Runtsch (SPD) trat nach 12 Jahren nicht mehr zur Wiederwahl an.

Ortsbeiräte

Bei den Ortsbeiräten wurden Margaret Neunhoeffer (CDU) in Nieder-Ramstadt, Chris Krämer (Bündnis 90/Die Grünen) in Traisa, Günther Vogt (CDU) in Trautheim, Willi Muth (FDP) in Nieder-Beerbach, Matthias Runtsch (SPD) in Frankenhausen und Paul Tilmann (GÜW) in Waschenbach als Ortsvorsteher gewählt.


Städtepartnerschaften

Mühltal pflegt seit 1980 eine Städtepartnerschaft zu Vingåker in Schweden und seit 1981 zum französischen Nemours.

Die Stadt Nemours mit St.- Pierre-les-Nemours liegt ca. 75 km südlich von Paris in der Region Île-de-France. Beide Städte zusammen haben etwa 18.000 Einwohner. Vingåker befindet sich ca. 160 km westlich von Stockholm in der Region Sörmland am Tisnaren. Mit allen Ortsteilen hat es in etwa 10.000 Einwohner.

Religionen

Mühltal ist eine traditionell stark christlich geprägte Ortsgemeinde. Historisch war Mühltal überwiegend protestantisch. Heute bestehen im Gemeindegebiet fünf Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die von insgesamt vier Pfarrern betreut werden. Die katholische Kirche in Nieder-Ramstadt ist zuständig für den größten Teil von Mühltal und gehört zum Bistum Mainz. Die katholischen Christen in Frankenhausen gehören zu Ober-Modau, die Nieder-Beerbacher Katholiken sind Eberstadt angeschlossen. Weiter verstärkt wurde diese christliche Prägung durch die Ansiedlung der Nieder-Ramstädter Heime der inneren Mission (heute "Nieder-Ramstädter Diakonie", NRD).

Insgesamt gibt es in Mühltal mehr als zehn einzelne Kirchen und religiöse Gemeinschaften:

  • Bahai-Gemeinde Mühltal
  • Christlicher Verein Junger Menschen
  • Evangelische Kirche in Nieder-Ramstadt mit Trautheim und Waschenbach
  • Evangelische Kirche in Nieder-Beerbach
  • Evangelische Kirche in Frankenhausen (eigenständige Gemeinden mit gemeinsamen Pfarrer)
  • Evangelische Kirchengemeinde Traisa
  • Evangelische Lazaruskirche in der Nieder-Ramstädter Diakonie
  • Evangelisch Freikirchliche Gemeinde Mühltal (Baptisten)
  • Landeskirchliche Gemeinschaft Nieder-Ramstadt e.V. (mit EC-Deutschland)
  • Katholische Kirche St. Michael

Unter vielen dieser Gemeinden gibt es eine enge Zusammenarbeit mit gemeinsamen Projekten wie etwa den Ferienspielen, bei denen jedes Jahr ca. 230 Kindern unter der Betreuung von ca. 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern ein 9-tägiges, vielfältiges Spiel-Spaß-Sport-Bastel-Werk-Programm erleben.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Häuser auf dem Gelände der Wackerfabrik

In Mühltal stehen einige Gebäude, die mehr als 200 Jahre alt sind, darunter einige Fachwerkhäuser. Der Ortskern von Nieder-Ramstadt, insbesondere die Ober-Ramstädter-Straße, steht zum Teil unter Aufsicht der zuständigen Denkmalbehörde. In allen Ortsteilen gibt es Fachwerkhäuser.

Die bekannteste Sehenswürdigkeit auf dem Gebiet der Gemeinde Mühltal ist die romantische Ruine der Burg Frankenstein, die inzwischen vor allem durch die jährlich stattfindenden Halloween-Festivals in ganz Deutschland bekannt wurde.

Im Ortsteil Traisa liegt in der Nähe des Golfplatzes das Hofgut Dippelshof, ein bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg erbautes Anwesen. 1710 wurde das Gut wieder errichtet und war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Darmstädter Ausflugsziel. 1911–1913 wurde der Gutshof für Friedrich Wilhelm Bullrich durch den Architekten Edmund Körner erweitert, der zu dieser Zeit Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie war. Heute beherbergt der unter Denkmalschutz stehende, in den 1990er Jahren renovierte Dippelshof ein Hotel und Restaurant.

An der Grenze zu Ober-Ramstadt liegt das Gelände der historischen Fabrik Wacker und Doerr (heute nur noch Wacker Fabrik), das inzwischen als Kultur-, Kunst- und Business-Zentrum genutzt wird. Dort finden jährliche Theatertage, Ausstellungen und Kunstevents statt. Zur Vervollständigung des Ensembles ist auch ein Restaurant eingerichtet worden. Darüber hinaus gibt es Amateurtheatergruppen, die in Mühltal proben und auftreten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Zwischen Nieder-Beerbach, Waschenbach und Frankenhausen befinden sich zwei Tagebaue der Mitteldeutsche Hartstein-Industrie AG (MHI), in denen Gabbro gewonnen wird. Bevor sie in die MHI aufging, wurde der Abbau durch die Odenwälder Hartstein-Industrie A.-Ges. (OHI) betrieben. Südwestlich des Ortsteils Nieder-Ramstadt ist ein kleines Gewerbegebiet mit mittelständischen Betrieben und mehreren Supermärkten entstanden.

Der größte Mühltaler Arbeitgeber ist die „Nieder-Ramstädter Diakonie“ (NRD), die Wohnungen und Werkstätten für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen betreibt und diese betreut.

In Mühltal-Traisa hat der 1985 gegründete Theaterverlag Reinehr seinen Sitz.

Verkehr

Nordportal des Lohbergtunnels

Die Busse N, NB, NE, O, K50 und 678 verbinden die Gemeinde mit Darmstadt, Ober-Ramstadt, Modautal und anderen Gemeinden der näheren Umgebung. Darüber hinaus verfügt Mühltal über einen kleinen Bahnhof, von dem aus durch die Odenwaldbahn eine Verbindung nach Frankfurt am Main, Darmstadt, Erbach und Eberbach besteht.

Mühltal ist über die Bundesstraße 449 mit Darmstadt verbunden sowie an der Bundesstraße 426 gelegen. Da Nieder-Ramstadt in der Vergangenheit stark unter Durchgangsverkehr zu leiden hatte, wurde eine Ortsumgehung der B 426 gebaut. Diese wurde am 29. Juni 2007 eröffnet. Die B 426 führt jetzt über die Waschenbach-Talbrücke, die Griesbach-Talbrücke und durch den Lohbergtunnel an Nieder-Ramstadt vorbei.

Persönlichkeiten

Johann Konrad Dippel (* 1673 auf Burg Frankenstein; † 1734) war ein deutscher Theologe, Alchemist, Anatom und Arzt.

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt vom 26.Juni 1974
    GVBl. I S. 318; GVBl. II Nr. 330-34
  3. WebSite von Heinrich Tischner, Bensheim - Teilungsvertrag Katzenelnbogen
Commons: Mühltal – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien