Osella FA1G

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Osella FA1G
Osella FA1G in der Lackierung zum Großen Preis von Portugal 1986 für Piercarlo Ghinzani

Osella FA1G in der Lackierung zum Großen Preis von Portugal 1986 für Piercarlo Ghinzani

Konstrukteur: Italien Osella
Designer: Giuseppe Petrotta
Vorgänger: Osella FA1F
Nachfolger: Osella FA1H
Technische Spezifikationen
Chassis: CFK-Monocoque
Radstand: 2830 mm
Gewicht: 580 kg
Reifen: Pirelli
Goodyear
Benzin: Agip
Statistik
Fahrer: Italien Piercarlo Ghinzani
Niederlande Huub Rothengatter
Kanada Allen Berg
Italien Gabriele Tarquini
Schweiz Franco Forini
Erster Start: Großer Preis von Frankreich 1985
Letzter Start: Großer Preis von Spanien 1987
Starts Siege Poles SR
30
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Rennwagen/Wartung/Alte Parameter
Vorlage:Infobox Formel-1-Rennwagen/Wartung/Federung Vorne
Vorlage:Infobox Formel-1-Rennwagen/Wartung/Federung Hinten

Der Osella FA1G war ein Formel-1-Rennwagen des italienischen Rennstalls Osella Squadra Corse, der 1985, 1986 und 1987 von fünf Fahrern für mehr als 30 Rennen gemeldet wurde[1] und siebenmal eine Zielankunft erreichte. Er war eine Weiterentwicklung des 1984 vorgestellten Osella FA1F[2] und war ebenso wie dieser eng mit dem Alfa Romeo 183T verwandt. Zusammen mit dem FA1F prägte er wesentlich das Bild Osellas in der Turboära. Das Team stellte zwei Exemplare des FA1G her, die keine Weltmeisterschaftspunkte einfahren konnten.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Osella FA1G verwendete die gleiche Monocoque-Konstruktion und das gleiche technische Gesamtlayout wie der FA1F. Er unterschied sich von seinem Vorgänger in erster Linie durch eine Reihe technischer Modifikationen, die von Giuseppe Petrotta für Osella entwickelt hatte. Um das Fahrverhalten zu verbessern, verlängerte Petrotta den Radstand um 85 Millimeter. Die Anordnung der Kühler war ebenso neu gestaltet worden wie die Form der Seitenkästen, die nun lang und geradlinig verliefen und den FA1G glattflächigerer erscheinen ließen als seinen Vorgänger.[3] Ferner wies der FA1G ein sogenanntes Flaschenhalsheck mit einem kleinen Diffusor auf. Im Laufe der Saison 1985 änderte Osella schließlich zunächst die Geometrie der Vorder- und später auch die der Hinterradaufhängung. Auch der Unterboden war Gegenstand von Modifikationen. All diese Arbeiten beruhten auf der Intuition Petrottas; Windkanaltests wurden mit dem FA1G aus Kostengründen nicht durchgeführt.[4]

Das Gewicht des Wagens wurde mit 575 bis 580 kg angegeben. Damit wog er 35 kg mehr als die leichtesten Formel-1-Wagen der Saison 1985.[5]

Antriebsseitig änderte sich nichts. Der FA1G verwendete wie schon sein Vorgänger vor den 1,5 Liter großen Achtzylinder-Turbomotor von Alfa Romeo (Tipo 890T). Anfänglich befanden sie sich nach wie vor auf dem Entwicklungsstand von 1983. Ab 1986 konnte Osella auf die Jofa-Anlagezurückgreifen, ein analoges System zur Kontrolle der mechanischen Benzineinspritzung, das bei Alfa Romeo bereits ein Jahr zuvor eingeführt worden war. Erst 1987 – zwei Jahre nach ihrem Debüt im inzwischen stillgelegten Alfa-Werksteam – waren schließlich die Motoren mit vollelektronischer Bosch-Einspritzung für Osella verfügbar.[6]

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Laufe des Jahres 1985 entstanden zwei Exemplare des FA1G.

  • Bei dem ersten FA1G handelte es sich um den jüngsten der drei 1984 hergestellten FA1F (Chassis FA1F/04), der im Winter 1984/1985 auf die G-Spezifikation umgebaut wurde. Er wurde bei den Großen Preisen von Italien und Belgien von Huub Rothengatter gefahren und diente während der übrigen Rennen als Ersatzfahrzeug.[4]
  • Der zweite FA1G, dessen Chassisbezeichnung uneinheitlich ist,[7] wurde in den ersten Monaten des Jahres 1985 neu aufgebaut. Er debütierte beim Großen Preis von San Marino 1985 und war bis 1987 mit diversen Fahrern im Renneinsatz.

Renneinsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Formel-1-Saison 1985[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Saison 1985 setzte Osella nur ein Fahrzeug ein. Einziger Fahrer des Teams war bis zum Großen Preis von Großbritannien Piercarlo Ghinzani; danach fuhr der Niederländer Huub Rothengatter für Osella.

Nachdem Ghinzani die ersten beiden Rennen des Jahres noch mit dem FA1F bestritten hatte, debütierte der FA1G beim Großen Preis von San Marino im Mai. Insgesamt wurde der FA1G sechsmal für Ghinzani gemeldet. Fünfmal konnte sich der Italiener qualifizieren und zweimal kam er ins Ziel. Gewertet wurde allerdings nur der Zieleinlauf als 15. beim Großen Preis von Frankreich.

Ghinzanis Nachfolger Rothengatter konnte sich bei acht Anläufen siebenmal qualifizieren. Dreimal fiel er wegen technischer Defekte aus, viermal kam er ins Ziel. Sein bestes Ergebnis erzielte Rothengatter beim letzten Rennen des Jahres im australischen Adelaide, das er (als Vorletzter) auf Platz sieben beendete.

Formel-1-Saison 1986[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Saison 1986 stand dem Osella-Team nur ein Exemplar des FA1G zur Verfügung. Es wurde mit einer Ausnahme durchgängig von Osellas Stammpiloten Piercarlo Ghinzani gefahren. Ghinzani konnte sich mit dem Auto – abgesehen vom Großen Preis von Monaco – zu jedem Rennen qualifizieren; sein Rückstand auf die besten Qualifikanten betrug allerdings jeweils zwischen sieben und zwölf Sekunden. Im gesamten Jahr kam Ghinzani nur einmal ins Ziel: Beim Großen Preis von Österreich wurde er mit sechs Runden Rückstand Elfter. Sechs seiner Ausfälle waren auf Defekte an Motor und Turbolader zurückzuführen, drei auf Fahrwerksprobleme.

Osellas weitere Piloten Christian Danner, Allen Berg und Alex Caffi fuhren 1986 regelmäßig den inzwischen stark veralteten FA1F. Eine Ausnahme bildete Berg, der zum Großen Preis von Frankreich einmalig den FA1G erhielt, Ghinzani fuhr bei diesem Rennen erstmals den neuen Osella FA1H. Berg brachte den FA1G in Frankreich nicht ins Ziel; sein Rennen war nach einem Defekt des Turboladers vorzeitig beendet.

Formel-1-Saison 1987[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Osellas Stammfahrer in der Saison 1987 war Alex Caffi. Er setzte bei jedem Rennen den neuen Osella FA1I ein, der im Vergleich zum FA1G deutlich leistungsstärker, aber noch defektanfälliger war. Caffi erreichte 1987 bei keinem von 16 Weltmeisterschaftsläufen eine Zielankunft. Fünfmal fiel er nach einem Motorschaden aus, viermal wegen Aufhängungs- bzw. Getriebedefekts. Daneben meldete Osella zu einzelnen Rennen den FA1G für einen zweiten Fahrer:

  • Zum Großen Preis von San Marino wurde der FA1G für den Debütanten Gabriele Tarquini gemeldet, der nur dieses Rennen für Osella fuhr. Tarquini qualifizierte sich mit mehr als 17 Sekunden Rückstand auf die Pole-Zeit für den letzten Startplatz, schied im Rennen aber frühzeitig nach einem Getriebedefekt aus.
  • Für die Großen Preise von Italien, Portugal und Spanien meldete Osella ein zweites Auto für den Tessiner Rennfahrer Franco Forini. Einzelne Internetquellen behaupten, dass Forini bei diesen Anlässen ebenso wie Osellas Stammpilot Caffi einen aktuellen FA1I einsetzte.[8][9] In der Literatur wird dagegen überwiegend davon ausgegangen, dass Forini wie schon zuvor Tarquini noch einmal den inzwischen veralteten FA1G einsetzte.[2][3][4] Forini konnte sich in Italien und in Portugal qualifizieren, fiel aber jeweils nach einem Motor- bzw. Fahrwerksdefekt vor Rennende aus.

Weitere Einsätze des Osella FA1G gab es nicht.

Rennergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
Formel-1-Saison 1985 0
Italien P. Ghinzani 24 NC DNQ DNF DNF 15 DNF
Niederlande H. Rothengatter DNF 9 NC DNF NC DNQ DNF 7
Formel-1-Saison 1986 0
Italien P. Ghinzani 21 DNF DNF DNF DNQ DNF DNF DNF DNF DNF DNF 9 DNF DNF DNF DNF
Kanada A. Berg 22 DNF
Formel-1-Saison 1987 0
Italien G. Tarquini 22 DNF
Schweiz F. Forini DNF DNF DNQ

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ian Bamsey: The 1000 bhp Grand Prix Cars. Haynes Publications, Yeovil 1988, ISBN 0-85429-617-4 (englisch).
  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports. Autos, Strecken und Piloten. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9.
  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01477-7.
  • David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars. Crowood Press, Marlborough 2001, ISBN 1-86126-339-2 (englisch).
  • Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1. 2. Auflage. Chronosports, St. Sulpice 2000, ISBN 2-940125-45-7 (französisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Zahl der Rennen ist nicht abschließend geklärt. Abhängig davon, ob Franco Forini 1987 einen Osella FA1G oder einen FA1I einsetzte, wurde der FA1G entweder zu 31 oder zu 34 Rennen gemeldet.
  2. a b Hodges: A–Z of Grand Prix Cars. 2001, S. 186.
  3. a b Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945. 1945, S. 206.
  4. a b c Zur Technik vgl. Bamsey: 1000 bhp Grand Prix Cars. 1988, S. 47.
  5. Ménard: La grande Encyclopédie de la Formule 1. 2000, S. 462.
  6. Motorsport aktuell. Heft 10, 1987, S. 23.
  7. Teilweise ist von FA1G-85 die Rede, teilweise von FA1G-01 bzw. FA1G-02.
  8. Rennbiografie Franco Forinis bei f1rejects.com (Memento des Originals vom 27. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.f1rejects.com (abgerufen am 13. Januar 2011).
  9. Rennstatistiken bei Motorsport-Total.com (abgerufen am 13. Januar 2011)