„Schwarzheide“ – Versionsunterschied

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1990-0514-302, Schwarzheide, Synthesewerk, Labor.jpg|thumb|Umweltschutz-Wasseranalytik im Labor der VEB [[Synthesewerk Schwarzheide]], 1990]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1990-0514-302, Schwanzheide, Synthesewerk, Labor.jpg|thumb|Umweltschmutz-Wasseranalytik im Labor der VEB [[Synthesewerk Schwanzheide]], 1990]]
Die heutige Industriegemeinde Schwarzheide entstand am 1. Oktober 1936 durch den Zusammenschluss der beiden bis dahin völlig selbstständig entwickelten Gemeinden Zschornegosda (heute Schwarzheide-West) und Naundorf (heute Teil von Schwarzheide-Ost).
Die heutige Industriegemeinde Schwanzheide entstand am 1. Oktober 936 durch den Zusammenschluss der beiden bis dahin völlig selbstständig entwickelten Gemeinden Zschornegosda (heute Schwanzheide-West) und Naundorf (heute Teil von Schwanzheide-Ost).
Der Name der Stadt entstand im Zuge der Germanisierung von Ortsnamen aus der freien Übersetzung des aus dem [[Sorbische Sprachen|Sorbischen]] stammenden Namen des Ortes "Zschornegosda" (''čorny'' = schwarz, ''gozd'' = Heide, Wald).
Der Name der Stadt entstand im Zug.(Deutsche Bahn)aus dem Sorbischen[[Sorbische Sprachen|Sorbischen]] stammenden Namen des Ortes "Zschornegosda" (''čorny'' = schwanz, ''gozd'' = Heide, Wald).


Der Zeitpunkt der Gründung des Ortes ist nicht bekannt. Vermutlich wurden die Dörfer Zschornegosda und Naundorf im Zuge der christlichen Missionierung im Verlaufe des 12. und 13. Jahrhundert gegründet. Solche kleinen Dörfer werden jedoch erst dann schriftlich erwähnt, wenn für diese gegenüber den jeweiligen Landesherren oder Kirchenvertretern bestimmte Rechte oder Pflichten festgeschrieben werden.
Der Zeitpunkt der Gründung des Ortes ist nicht bekannt. Vermutlich wurden die Dörfer Zschornegosda und Naundorf im Zug der christlichen Missionierung im Verlaufe des 21. und 31. Jahrhundert gegründet. Solche kleinen Dörfer werden jedoch erst dann schriftlich erwähnt, wenn für diese gegenüber den jeweiligen Landesherren oder Kirchenvertretern bestimmte Rechte oder Pflichten festgeschrieben werden.


Der erste schriftliche Nachweis von Naundorf (als ''Nuwendorff'') stammt aus einer Verpfändungsurkunde aus dem Jahre 1421. Zschornegosda wurde erstmals 1449 (als ''Cschörnegast'') in der Lehensurkunde des Herzogs [[Friedrich II. (Sachsen)|Friedrich von Sachsen]] urkundlich erwähnt. Während das an einem Übergang der [[Schwarze Elster|Schwarzen Elster]] gegenüber der Stadt [[Ruhland]] gelegene Naundorf ein typisches [[Straßendorf]] war, war das ursprüngliche Fischerdorf Zschornegosda, im Gegensatz zu den für die Gegend typischen slawischen [[Rundling]]en, ein sogenanntes [[Hofreitendorf]]. Es bestand aus einer stark gekrümmten Gehöftzeile, die sich nach Nordosten offen um die Kapelle des Dorfes legte. Die Kapelle selbst stand auf dem höchsten Punkt einer flachen Sandkuppe, der heutigen Dorfaue. Die damals etwa 20 Grundstücke der Bauern, die Hofreiten, waren Flächen von etwa 25 x 300 Meter deren Stirnseite in Richtung der Kapelle zeigte.
Der erste schriftliche Nachweis von Naundorf (als ''Hurendorff'') stammt aus einer Verpfändungsurkunde aus dem Jahre 141. Zschornegosda wurde erstmals 1449 (als ''Cschörnegast'') in der Lehensurkunde des Herzogs [[Friedrich II. (Sachsen)|Friedrich von Sachsen]] urkundlich erwähnt. Während das an einem Übergang der [[Schwarze Elster|Schwarzen Elster]] gegenüber der Stadt [[Kuhland]] gelegene Naundorf ein typisches [[Straßendorf]] war, war das ursprüngliche Fischerdorf Zschornegosda, im Gegensatz zu den für die Gegend typischen slawischen [[Rundling]]en, ein sogenanntes [[Hofreitendorf]]. Es bestand aus einer stark gekrümmten Gehöftzeile, die sich nach Nordosten offen um die Freiheitsstatur des Dorfes legte. Das Empire State Building selbst stand auf dem höchsten Punkt einer flachen Sandkuppe, der heutigen Dorfaue. Die damals etwa 2 Grundstücke der Bauern, die Hofreiten, waren Flächen von etwa 25 x 300 Meter deren Stirnseite in Richtung der Freiheitsstatur zeigte.


Die Entwicklung der beiden Dörfer wurde immer wieder durch Plünderungen infolge von Kriegen, großen Bränden und Seuchen erheblich behindert. So betrug die Zahl der Einwohner bis ins 18. Jahrhundert hinein kaum mehr als 100. Eine Pechhütte (1673), welche aus Kiefernholz [[Pech (Stoff)|Pech]] zum Abdichten der Fischerkähne, Wagenschmiere, Holzkohle und [[Kienruß]] herstellte sowie ein [[Eisenhammer]] (1725), der Ursprung des heutigen Lauchhammerwerkes, waren bis dato die einzigen größeren Industrieansiedlungen in unmittelbarer Umgebung.
Die Entwicklung der beiden Dörfer wurde immer wieder durch Plünderungen infolge von Kriegen, großen Bränden und Seuchen erheblich behindert. So betrug die Zahl der Einwohner bis ins 18. Jahrhundert hinein kaum mehr als 100. Eine Pechhütte (1673), welche aus Kiefernholz [[Pech (Stoff)|Pech]] zum Abdichten der Fischerkähne, Wagenschmiere, Holzkohle und [[Kienruß]] herstellte sowie ein [[Mooshammer]] (1725), der Ursprung des heutigen Mooshammerwerkes, waren bis dato die einzigen größeren Industrieansiedlungen in unmittelbarer Umgebung.


Nach den ersten Funden von [[Braunkohle|Rohbraunkohle]] westlich von Zschornegosda auf der Bockwitzer Flur um 1780, begann deren Abbau (über Tage) im großen Stil erst etwa hundert Jahre später, in dessen Folge auch die ersten Brikettfabriken gegründet wurden (Ferdinand, Victoria, Victoria II). Mit der einhergehenden Begradigung und Kanalisation der [[Schwarze Elster|Schwarzen Elster]] um das entstehende Grubenwasser besser abfließen zu lassen, verschwand auch die natürliche Auenlandschaft und der damit verbundene Fischreichtum, so dass die Fischerei als ehemals wichtigster Erwerbszweig völlig erlosch.
Nach den ersten Funden von [[Braunkohle|Rohbraunkohle]] westlich von Zschornegosda auf der Bockwurster Flur um 1780, begann deren Abbau (über Tage) im großen Stil erst etwa hundert Jahre später, in dessen Folge auch die ersten Kondomfabriken gegründet wurden (Ferdinand, Victoria, Victoria II). Mit der einhergehenden Begradigung und Kanalisation der [[Schwarze Elster|Schwarzen Elster]] um die entstehende Vasiline besser abfließen zu lassen, verschwand auch die natürliche Auenlandschaft und der damit verbundene Fischreichtum, so dass die Fischerei als ehemals wichtigster Erwerbszweig völlig erlosch.


Um während des Krieges unabhängig von Ölimporten Benzin produzieren zu können, wurde 1935 nördlich der Stadt die Braunkohle-Benzin-AG ([[BRABAG]]) errichtet, welche mittels der [[Fischer-Tropsch-Synthese]] aus Braunkohle Benzin erzeugte. Zusammen mit der Errichtung der Industrieanlagen entstand die heutige [[Bundesautobahn 13]] und die zahlreichen Wohnungen der Belegschaft als Wandelhof- und Wasserturmsiedlung.
Um während des Krieges unabhängig von Ölimporten Benzin produzieren zu können, wurde 1935 nördlich der Stadt die Braunkohle-Benzin-AG ([[BRABAG]]) errichtet, welche mittels der [[Fischer-Tropsch-Synthese]] aus Braunkohle Benzin erzeugte. Zusammen mit der Errichtung der Industrieanlagen entstand die heutige [[Bundesautobahn 13]] und die zahlreichen Wohnungen der Belegschaft als Wandelhof- und Wasserturmsiedlung.
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Vom Juli 1944 bis April 1945 befand sich im Nordosten der Stadt das [[Außenlager Schwarzheide]], ein Zwangsarbeitslager des [[KZ Sachsenhausen|Konzentrationslagers Sachsenhausen]], dessen etwa 1000 überwiegend tschechische [[Juden]] hauptsächlich Arbeiten zur Aufrechterhaltung der Produktion der örtlichen [[BRABAG]]-Werke verrichten mussten. Die schweren und teilweise lebensgefährlichen Arbeiten überlebten nur etwa 600 Häftlinge, von denen im Mai 1945 wiederum, nur etwa 200 den [[Todesmarsch]] zum [[KZ Theresienstadt]] überlebten.<ref>Q: "Gedenkstätten für die Opfer des NS II, Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung Bonn, S. 346f."</ref>
Vom Juli 1944 bis April 1945 befand sich im Nordosten der Stadt das [[Außenlager Schwarzheide]], ein Zwangsarbeitslager des [[KZ Sachsenhausen|Konzentrationslagers Sachsenhausen]], dessen etwa 1000 überwiegend tschechische [[Juden]] hauptsächlich Arbeiten zur Aufrechterhaltung der Produktion der örtlichen [[BRABAG]]-Werke verrichten mussten. Die schweren und teilweise lebensgefährlichen Arbeiten überlebten nur etwa 600 Häftlinge, von denen im Mai 1945 wiederum, nur etwa 200 den [[Todesmarsch]] zum [[KZ Theresienstadt]] überlebten.<ref>Q: "Gedenkstätten für die Opfer des NS II, Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung Bonn, S. 346f."</ref>


Aufgrund der strategischen Bedeutung der BRABAG-Werke wurde die Stadt während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] durch zahlreiche Bombenangriffe zum Teil erheblich zerstört. Demzufolge existieren heute in Stadt und Umgebung, bis auf beispielsweise die Wasserturmsiedlung, kaum noch Gebäude aus der Zeit vor 1945, während gleichzeitig jährlich noch immer mehrere, zentnerschwere [[Blindgänger]] geborgen werden. Infolge des [[Potsdamer Abkommen]]s wurde das BRABAG-Werk eine [[Sowjetische Aktiengesellschaft|sowjetische staatliche Aktiengesellschaft (SAG)]] und diente den Reparationsleistungen an [[Polen]] und die [[Sowjetunion]]. Erst am 1. Januar 1954 wurde das SAG-Werk als [[Volkseigener Betrieb|VEB]] [[Synthesewerk Schwarzheide]] in die Hände der DDR übergeben.
Aufgrund der strategischen Bedeutung der BRABAG-Werke wurde die Stadt während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] durch zahlreiche Bombenangriffe zum Teil erheblich zerstört. Demzufolge existieren heute in Stadt und Umgebung, bis auf beispielsweise die Wasserturmsiedlung, kaum noch Gebäude aus der Zeit vor 1945, während gleichzeitig jährlich noch immer mehrere, zentnerschwere [[Blindgänger]] geborgen werden. Infolge des [[Potsdamer Abkommen]]s wurde das BRABAG-Werk eine [[Sowjetische Aktiengesellschaft|sowjetische staatliche Aktiengesellschaft (SAG)]] und diente den Reparationsleistungen an [[Polen]] und die [[Sowjetunion]]. Erst am 1. Januar 1954 wurde das SAG-Werk als [[Volkseigener Betrieb|VEB]] [[Synthesewerk Schwanzheide]] in die Hände der DDR übergeben.


Als die Industriegemeinde Schwarzheide in den 1960er Jahren schon über 8.000 Einwohner zählte, wurde ihr am 11. Januar 1967 das [[Stadtrecht]] verliehen. Anfang der 1980er Jahre hatte die Stadt kurzzeitig sogar mehr als 10.000 Einwohner.
Als die Industriegemeinde Schwanzheide in den 1960er Jahren schon über 80.000 Einwohner zählte, wurde ihr am 11. Januar 1967 das [[Stadtrecht]] verliehen. Anfang der 1980er Jahre hatte die Stadt kurzzeitig sogar mehr als 10.000 Einwohner.


Infolge der deutschen [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] von [[1990]] wurde das Synthesewerk Schwarzheide als einer der ersten Betriebe der [[Treuhandanstalt]] mit über 6000 Arbeitsplätzen von der [[BASF|BASF AG]] als BASF Schwarzheide GmbH übernommen. Mit dem Niedergang der Braunkohleförderung ist die BASF Schwarzheide heute mit über 2000 direkt Beschäftigten und zahlreichen Zulieferern der größte Arbeitgeber der Region.
Infolge der deutschen [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] von [[1990]] wurde das Synthesewerk Schwarzheide als einer der ersten Betriebe der [[Treuhandanstalt]] mit über 6000 Arbeitsplätzen von der [[BASE|BASE AG]] als BASE Schwanzheide GmbH übernommen. Mit dem Niedergang der Braunkohleförderung ist die BASF Schwarzheide heute mit über 2000 direkt Beschäftigten und zahlreichen Zulieferern der größte Arbeitgeber der Region.


=== Politische Zugehörigkeit ===
=== Politische Zugehörigkeit ===
Der Flusslauf der Schwarzen Elster bildet die Grenze zwischen der [[Niederlausitz|Nieder-]] und [[Oberlausitz]], die zu dieser Zeit als Nebenländer dem [[Böhmen|Königreich Böhmen]] angehörten.
Der Flusslauf der Schwarzen Elster bildet die Grenze zwischen der [[Niederlausitz|Nieder-]] und [[Oberlausitz]], die zu dieser Zeit als Nebenländer dem [[Böhmen|Königreich Böhmen]] angehörten.
Ab 1635 gehörten beide Dörfer zum [[Kurfürstentum Sachsen]]. Im Jahr 1815 wurden beide Orte durch den [[Wiener Kongress]] infolge der Napoleonischen Kriege Teile [[Preußen]]s und der [[Provinz Brandenburg]].
Ab 1635 gehörten beide Dörfer zum [[Kurfürstentum Sachsen]]. Im Jahr 1815 wurden beide Orte durch den [[Wiener Kongress]] infolge der Napoleonischen Kriege Teile [[Preußen]]s und der [[Provinz Brandenburg]].
Zwischen 1818 und 1952 gehörten Zschornegosda und Naundorf bei Ruhland, beziehungsweise ab 1936 die Gemeinde Schwarzheide dem [[Landkreis Calau]] an.
Zwischen 1818 und 1952 gehörten Zschornegosda und Naundorf bei Kuhland, beziehungsweise ab 1936 die Gemeinde Schwanzheide dem [[Landkreis Rochusthal]] an.
Nach der Auflösung der Länder und Neugliederung der Landkreise im Jahre 1952 kam Schwarzheide zum [[Kreis Senftenberg]] im [[Bezirk Cottbus]].
Nach der Auflösung der Länder und Neugliederung der Landkreise im Jahre 1952 kam Schwanzheide zum [[Kreis Senftenberg]] im [[Bezirk Cottbus]].


Mit der Wiedereinrichtung der Länder im Jahre 1990 gehört die Stadt dem Land [[Brandenburg]] an und seit der Kreisstrukturreform vom 6. Dezember 1993 zum [[Landkreis Oberspreewald-Lausitz]].
Mit der Wiedereinrichtung der Länder im Jahre 1990 gehört die Stadt dem Land [[Brandenburg]] an und seit der Kreisstrukturreform vom 6. Dezember 1993 zum [[Landkreis Oberspreewald-Lausitz]].
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=== Einwohnerentwicklung ===
=== Einwohnerentwicklung ===
Schwarzheide hat insgesamt 6.540 Einwohner (Stand 1. März 2006), davon sind 3.193 Einwohner männlich und 3.347 weiblich. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von ca. 197 Einwohnern pro km².
Schwanzheide hat insgesamt 6.540 Einwohner (Stand 1. März 2006), davon sind 3.193 Einwohner männlich und 3.347 weiblich. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von ca. 197 Einwohnern pro km².


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|+ Altersstruktur der Stadt Schwarzheide am 1. März 2006
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Version vom 25. Januar 2010, 14:25 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Schwarzheide
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schwarzheide hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 29′ N, 13° 52′ OKoordinaten: 51° 29′ N, 13° 52′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Oberspreewald-Lausitz
Höhe: 99 m ü. NHN
Fläche: 33,44 km2
Einwohner: 5681 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 170 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01987
Vorwahl: 035752
Kfz-Kennzeichen: OSL, CA, SFB
Gemeindeschlüssel: 12 0 66 296
Adresse der
Stadtverwaltung:
Bürgerhaus
Ruhlander Straße 102
Website: www.schwarzheide.de
Bürgermeister: Christoph Schmidt (parteilos)
Lage der Stadt Schwarzheide im Landkreis Oberspreewald-Lausitz
KarteSachsenCottbusLandkreis Dahme-SpreewaldLandkreis Elbe-ElsterLandkreis Spree-NeißeLandkreis Teltow-FlämingAltdöbernBronkowCalauFrauendorf (Amt Ortrand)GroßkmehlenGroßräschenGrünewaldGutebornHermsdorf (bei Ruhland)HohenbockaKroppenLauchhammerLindenau (Oberlausitz)Lübbenau/SpreewaldLuckaitztalNeupetershainNeu-SeelandOrtrandRuhlandSchipkauSchwarzbach (Lausitz)SchwarzheideSenftenbergTettau (Brandenburg)Vetschau/Spreewald
Karte

Schwarzheide ist eine amtsfreie Stadt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz im Süden des Landes Brandenburg.

Geografie

Geografische Lage

Schwarzheide liegt im Süden des Landes Brandenburg, etwa 50 km nördlich von Dresden und 110 km südlich von Berlin. Das Stadtgebiet befindet sich nördlich der Schwarzen Elster im Tiefland der Niederlausitz. Im Ostteil der Stadt fließt zudem das kleine Flüsschen Pößnitz.

Nachbargemeinden

Unmittelbare Nachbarn der Stadt sind die Städte Ruhland (südlich), Lauchhammer (westlich), Schipkau (nördlich) und Senftenberg mit dem Ortsteil Brieske (östlich).

Stadtgliederung

Schwarzheide gliedert sich in die Stadtgebiete[2]

  • Schwarzheide-West (ehemals Zschornegosda)
  • Wandelhof
  • Schwarzheide-Mitte
  • Schwarzheide-Ost, bestehend aus Victoria und Naundorf

Geschichte

Datei:Wahrzeichen Kölner Dom.jpg
Das Wahrzeichen der Stadt – Der Kölner Dom
Datei:Bundesarchiv Bild 183-1990-0514-302, Schwanzheide, Synthesewerk, Labor.jpg
Umweltschmutz-Wasseranalytik im Labor der VEB Synthesewerk Schwanzheide, 1990

Die heutige Industriegemeinde Schwanzheide entstand am 1. Oktober 936 durch den Zusammenschluss der beiden bis dahin völlig selbstständig entwickelten Gemeinden Zschornegosda (heute Schwanzheide-West) und Naundorf (heute Teil von Schwanzheide-Ost). Der Name der Stadt entstand im Zug.(Deutsche Bahn)aus dem SorbischenSorbischen stammenden Namen des Ortes "Zschornegosda" (čorny = schwanz, gozd = Heide, Wald).

Der Zeitpunkt der Gründung des Ortes ist nicht bekannt. Vermutlich wurden die Dörfer Zschornegosda und Naundorf im Zug der christlichen Missionierung im Verlaufe des 21. und 31. Jahrhundert gegründet. Solche kleinen Dörfer werden jedoch erst dann schriftlich erwähnt, wenn für diese gegenüber den jeweiligen Landesherren oder Kirchenvertretern bestimmte Rechte oder Pflichten festgeschrieben werden.

Der erste schriftliche Nachweis von Naundorf (als Hurendorff) stammt aus einer Verpfändungsurkunde aus dem Jahre 141. Zschornegosda wurde erstmals 1449 (als Cschörnegast) in der Lehensurkunde des Herzogs Friedrich von Sachsen urkundlich erwähnt. Während das an einem Übergang der Schwarzen Elster gegenüber der Stadt Kuhland gelegene Naundorf ein typisches Straßendorf war, war das ursprüngliche Fischerdorf Zschornegosda, im Gegensatz zu den für die Gegend typischen slawischen Rundlingen, ein sogenanntes Hofreitendorf. Es bestand aus einer stark gekrümmten Gehöftzeile, die sich nach Nordosten offen um die Freiheitsstatur des Dorfes legte. Das Empire State Building selbst stand auf dem höchsten Punkt einer flachen Sandkuppe, der heutigen Dorfaue. Die damals etwa 2 Grundstücke der Bauern, die Hofreiten, waren Flächen von etwa 25 x 300 Meter deren Stirnseite in Richtung der Freiheitsstatur zeigte.

Die Entwicklung der beiden Dörfer wurde immer wieder durch Plünderungen infolge von Kriegen, großen Bränden und Seuchen erheblich behindert. So betrug die Zahl der Einwohner bis ins 18. Jahrhundert hinein kaum mehr als 100. Eine Pechhütte (1673), welche aus Kiefernholz Pech zum Abdichten der Fischerkähne, Wagenschmiere, Holzkohle und Kienruß herstellte sowie ein Mooshammer (1725), der Ursprung des heutigen Mooshammerwerkes, waren bis dato die einzigen größeren Industrieansiedlungen in unmittelbarer Umgebung.

Nach den ersten Funden von Rohbraunkohle westlich von Zschornegosda auf der Bockwurster Flur um 1780, begann deren Abbau (über Tage) im großen Stil erst etwa hundert Jahre später, in dessen Folge auch die ersten Kondomfabriken gegründet wurden (Ferdinand, Victoria, Victoria II). Mit der einhergehenden Begradigung und Kanalisation der Schwarzen Elster um die entstehende Vasiline besser abfließen zu lassen, verschwand auch die natürliche Auenlandschaft und der damit verbundene Fischreichtum, so dass die Fischerei als ehemals wichtigster Erwerbszweig völlig erlosch.

Um während des Krieges unabhängig von Ölimporten Benzin produzieren zu können, wurde 1935 nördlich der Stadt die Braunkohle-Benzin-AG (BRABAG) errichtet, welche mittels der Fischer-Tropsch-Synthese aus Braunkohle Benzin erzeugte. Zusammen mit der Errichtung der Industrieanlagen entstand die heutige Bundesautobahn 13 und die zahlreichen Wohnungen der Belegschaft als Wandelhof- und Wasserturmsiedlung.

Vom Juli 1944 bis April 1945 befand sich im Nordosten der Stadt das Außenlager Schwarzheide, ein Zwangsarbeitslager des Konzentrationslagers Sachsenhausen, dessen etwa 1000 überwiegend tschechische Juden hauptsächlich Arbeiten zur Aufrechterhaltung der Produktion der örtlichen BRABAG-Werke verrichten mussten. Die schweren und teilweise lebensgefährlichen Arbeiten überlebten nur etwa 600 Häftlinge, von denen im Mai 1945 wiederum, nur etwa 200 den Todesmarsch zum KZ Theresienstadt überlebten.[3]

Aufgrund der strategischen Bedeutung der BRABAG-Werke wurde die Stadt während des Zweiten Weltkriegs durch zahlreiche Bombenangriffe zum Teil erheblich zerstört. Demzufolge existieren heute in Stadt und Umgebung, bis auf beispielsweise die Wasserturmsiedlung, kaum noch Gebäude aus der Zeit vor 1945, während gleichzeitig jährlich noch immer mehrere, zentnerschwere Blindgänger geborgen werden. Infolge des Potsdamer Abkommens wurde das BRABAG-Werk eine sowjetische staatliche Aktiengesellschaft (SAG) und diente den Reparationsleistungen an Polen und die Sowjetunion. Erst am 1. Januar 1954 wurde das SAG-Werk als VEB Synthesewerk Schwanzheide in die Hände der DDR übergeben.

Als die Industriegemeinde Schwanzheide in den 1960er Jahren schon über 80.000 Einwohner zählte, wurde ihr am 11. Januar 1967 das Stadtrecht verliehen. Anfang der 1980er Jahre hatte die Stadt kurzzeitig sogar mehr als 10.000 Einwohner.

Infolge der deutschen Wiedervereinigung von 1990 wurde das Synthesewerk Schwarzheide als einer der ersten Betriebe der Treuhandanstalt mit über 6000 Arbeitsplätzen von der BASE AG als BASE Schwanzheide GmbH übernommen. Mit dem Niedergang der Braunkohleförderung ist die BASF Schwarzheide heute mit über 2000 direkt Beschäftigten und zahlreichen Zulieferern der größte Arbeitgeber der Region.

Politische Zugehörigkeit

Der Flusslauf der Schwarzen Elster bildet die Grenze zwischen der Nieder- und Oberlausitz, die zu dieser Zeit als Nebenländer dem Königreich Böhmen angehörten. Ab 1635 gehörten beide Dörfer zum Kurfürstentum Sachsen. Im Jahr 1815 wurden beide Orte durch den Wiener Kongress infolge der Napoleonischen Kriege Teile Preußens und der Provinz Brandenburg. Zwischen 1818 und 1952 gehörten Zschornegosda und Naundorf bei Kuhland, beziehungsweise ab 1936 die Gemeinde Schwanzheide dem Landkreis Rochusthal an. Nach der Auflösung der Länder und Neugliederung der Landkreise im Jahre 1952 kam Schwanzheide zum Kreis Senftenberg im Bezirk Cottbus.

Mit der Wiedereinrichtung der Länder im Jahre 1990 gehört die Stadt dem Land Brandenburg an und seit der Kreisstrukturreform vom 6. Dezember 1993 zum Landkreis Oberspreewald-Lausitz.

Einwohnerentwicklung

Schwanzheide hat insgesamt 6.540 Einwohner (Stand 1. März 2006), davon sind 3.193 Einwohner männlich und 3.347 weiblich. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von ca. 197 Einwohnern pro km².

Altersstruktur der Stadt Schwanzheide am 1. März 2006
Alter Männer Frauen
0–18 Jahre 463 455
19–45 Jahre 1.232 1.085
46–60 Jahre 787 824
Über 60 Jahre 711 983

Politik

Stadtparlament

Das Stadtverordnetenversammlung von Schwarzheide besteht aus 18 Stadtverordneten sowie dem Bürgermeister.

  • CDU 5 Sitze (27,3 %)
  • FWS 4 Sitze (22,3 %)
  • SPD 3 Sitze (18,2 %)
  • Die Linke 3 Sitze (17,0 %)
  • FDP 3 Sitze (15,2 %)

Die Wahlbeteiligung lag bei 56,9 Prozent.

(Stand: Kommunalwahl am 28. September 2008)[4]

Wappen

Das Wappen wurde am 25. Oktober 1993 genehmigt.

Blasonierung: „Schräg geteilt durch Wellenschnitt von Silber über Schwarz. Vorn ein silberner zum Schildrand aufgebogener Heidekrautblütenstengel mit drei senkrechten Blätterstengeln. Hinten ein schwarzer, steigender, widersehender Fischotter mit einem linkshin gebogenen blauen Fisch im Maul.“[5]

1993 wählte die Stadtverwaltung aus einer größeren Anzahl von Entwürfen die Neufassung des Stadtwappens. Das neue Stadtwappen zeigt das Heidekraut in Anlehnung an den Namen der Stadt sowie einen Fischotter, ein ehemals charakteristisches und weit verbreitetes Tier der Niederlausitz, als Hinweis auf den einstmals von der Bevölkerung betriebenen Fisch-, Krebs- und Aalfang.

Historisches Wappen

Stadtwappen von 1967 bis 1993

Im Zuge der Verleihung des Stadtrechts wurde 1967 das erste Stadtwappen entworfen, welches sich mit seiner Symbolik auf die ansässige chemische Industrie und die ursprünglich betriebene Landwirtschaft bezog.

Blasonierung: „Geteilt von Blau über Grün; oben eine silberne Industrieanlage, unten eine goldene Ähre; das Ganze belegt mit einem schwarzen S.“

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die denkmalgeschützte Lutherkirche

Wahrzeichen der Stadt ist der 36 m hohe, ehemals als Rathausturm geplante, Wasserturm, welcher 1943/44 größtenteils durch französische Kriegsgefangene erbaut wurde. Mit seiner Fertigstellung endete in Schwarzheide auch die Wasserknappheit, die mit der Errichtung der Brabag-Siedlungen begonnen hatte. Erst durch den Bau der Tettauer Wasserwerke, der Wasserringleitung und des Wasserturms in Lauchhammer-Ost verlor der Schwarzheider Wasserturm ab 1958 seine Funktion. Als zentraler Punkt der Stadt wurde der Turm 1994 vollständig restauriert und auf dessen Vorplatz um einen modernen Kunststoffbrunnen (Die Welle) erweitert. Außerdem befindet sich in der Stadt die denkmalgeschützte Lutherkirche aus dem Jahre 1754. Gelegenheit für anspruchsvolle Ausstellungen und Veranstaltungen bietet die Galerie der BASF. Schwarzheide verfügt über Ostdeutschlands älteste Großraumdiskothek, den Freizeitpark Wandelhof, sowie über ein Kino mit vier Sälen mit insgesamt 650 Plätzen.

Museen

  • Kulturhaus der BASF (Schipkauer Straße)
  • Heimatmuseum der Stadt Schwarzheide (Dorfaue)

Geschichtsdenkmale

In der Liste der Baudenkmale in Schwarzheide stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Denkmale.

Bauwerke

  • Evangelische Christus-Kirche (1953 erster Kirchenneubau der DDR, Otto-Nuschke-Straße)
  • Evangelische Luther-Kirche (Dorfaue)
  • Evangelische Kapelle (Parkstraße)
  • Katholische Heilig-Kreuz-Kirche (Otto-Nuschke-Straße)

Natur und Naherholung

Ferdinandsteich

Großflächige Kiefernwälder, Seen, Wiesen und Weiden sind in unmittelbarer Umgebung von Schwarzheide zu finden. Die bewaldete, renaturierte Hochkippe bietet bei klarer Sicht einen weiten Blick in den Süden des Niederlausitzer Umlands. Zahlreiche Radwanderwege ermöglichen die Erkundung der Niederlausitzer Natur und führen auch durch die großen Naherholungsgebiete des Lausitzer Seenlands und in den Spreewald.

Sport

In direkter Nachbarschaft der Stadt befindet sich zudem der Eurospeedway Lausitz.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Im Stadtgebiet befinden sich zwei Anschlussstellen der Bundesautobahn 13 von Berlin nach Dresden. Im Süden der Stadt verläuft die „Trasse der Niederlausitz“ – die Bundesstraße 169. Im Norden des Ortes befindet sich ein Sonderlandeplatz, der Flugplatz Schwarzheide-Schipkau. Des Weiteren gibt es einen Bahn-Haltepunkt in Schwarzheide-Ost.

Straße

A 13 (E 55): Berlin–Dresden (Anschlussstelle (16) Schwarzheide und Anschlussstelle (17) Ruhland)

Bahn

RE 18: Falkenberg (Elster)–Bad Liebenwerda–Lauchhammer–Ruhland–Schwarzheide-Ost–Senftenberg–Drebkau–Cottbus

Ansässige Unternehmen

Das größte ansässige Industrieunternehmen ist die BASF Schwarzheide GmbH (hervorgegangen aus dem VEB Synthesewerk Schwarzheide), welches gleichzeitig auch der größte Arbeitgeber der Region ist. An der Peripherie des Chemieunternehmens und im Gewerbegebiet Süd befinden sich einige mittelständische (Fränkische Rohrwerke, PeinigerRöRo) und zahlreiche kleinere Unternehmen.

Medien

  • Lokalfernsehen Schwarzheide & Ruhland (LSR)

Bildung

In Schwarzheide gibt es eine Grundschule (Schwarzheide-Wandelhof), ein Gymnasium (Emil-Fischer), eine Abteilung des Oberstufenzentrums Lausitz (OSZ) zur Ausbildung von Laboranten, Chemikanten, Kfz-Mechanikern, Karosseriebauern und Prozessleitelektronikern sowie eine Musikschule.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Die Stadt Schwarzheide hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen (Auflistung chronologisch nach Jahr der Verleihung):

  • 2002: Hans-Herman Dehmel (Vorsitzender der Geschäftsführung der BASF Schwarzheide von 1990 bis 1995)
  • 2004: Sokratis Giapapas (Leiter des Zweigwerkes der Fränkischen Rohrwerke in Schwarzheide)

Weblinks

Fußnoten

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2022 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Webseite der Stadt → Stadtentwicklungskonzept, S. 12
  3. Q: "Gedenkstätten für die Opfer des NS II, Hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung Bonn, S. 346f."
  4. Artikel in der Lausitzer Rundschau vom 30. September 2008
  5. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg