Strasshof an der Nordbahn

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Marktgemeinde
Strasshof an der Nordbahn
Wappen Österreichkarte
Wappen von Strasshof an der Nordbahn
Strasshof an der Nordbahn (Österreich)
Strasshof an der Nordbahn (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Gänserndorf
Kfz-Kennzeichen: GF
Fläche: 11,64 km²
Koordinaten: 48° 19′ N, 16° 39′ OKoordinaten: 48° 19′ 10″ N, 16° 38′ 51″ O
Höhe: 165 m ü. A.
Einwohner: 12.006 (1. Jän. 2024)
Bevölkerungsdichte: 1031 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2231
Vorwahl: 02287
Gemeindekennziffer: 3 08 56
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Bahnhofstraße 22
2231 Strasshof an der Nordbahn
Website: www.strasshofandernordbahn.at
Politik
Bürgermeister: Ludwig Deltl (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2015)
(33 Mitglieder)
22
4
3
2
2
22 
Insgesamt 33 Sitze
Lage von Strasshof an der Nordbahn im Bezirk Gänserndorf
Lage der Gemeinde Strasshof an der Nordbahn im Bezirk Gänserndorf (anklickbare Karte)AderklaaAndlersdorfAngern an der MarchAuersthalBad PirawarthDeutsch-WagramDrösingDürnkrutEbenthalEckartsauEngelhartstettenGänserndorfGlinzendorfGroß-EnzersdorfGroß-SchweinbarthGroßhofenHaringseeHauskirchenHohenau an der MarchHohenruppersdorfJedenspeigenLasseeLeopoldsdorf im MarchfeldMannsdorf an der DonauMarcheggMarkgrafneusiedlMatzen-RaggendorfNeusiedl an der ZayaObersiebenbrunnOrth an der DonauPalterndorf-DobermannsdorfParbasdorfProttesRaasdorfRingelsdorf-NiederabsdorfSchönkirchen-ReyersdorfSpannbergStrasshof an der NordbahnSulz im WeinviertelUntersiebenbrunnVelm-GötzendorfWeiden an der MarchWeikendorfZistersdorfNiederösterreich
Lage der Gemeinde Strasshof an der Nordbahn im Bezirk Gänserndorf (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Hauptstraße
Hauptstraße
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Strasshof an der Nordbahn ist eine Marktgemeinde mit 12.006 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Gänserndorf im österreichischen Bundesland Niederösterreich.

Geografie

Strasshof an der Nordbahn liegt im Marchfeld in Niederösterreich. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 11,63 Quadratkilometer. 21,08 Prozent der Fläche sind bewaldet.

Gemeindegliederung

Gliederung
Katastralgemeinden Ortschaften in der Gemeinde

Straßerfeld (11,63 km²)

 Strasshof an der Nordbahn (M)

Bartoschviertel (Sdlg)
Kieslingviertel (Sdlg)
Legende
Legende zur Gliederungstabelle
In der Spalte Katastralgemeinden sind sämtliche Katastralgemeinden einer Gemeinde angeführt. In der Klammer ist die jeweilige Fläche in km² angegeben.
In der Spalte Ortschaften sind sämtliche von der Statistik Austria erfassten Siedlungen, die auch eine eigene Ortschaftskennziffer aufweisen, angeführt. In der Hierarchieebene derselben Spalte, rechts eingerückt, werden nur Ansiedlungen, die mindestens aus mehreren Häusern bestehen, dargestellt.

Die wichtigsten der verwendeten Abkürzungen sind:

  • M = Hauptort der Gemeinde
  • Stt = Stadtteil
  • R = Rotte
  • W = Weiler
  • D = Dorf
  • ZH = Zerstreute Häuser
  • Sdlg = Siedlung
  • Hgr = Häusergruppe
  • E = Einzelgehöft (nur wenn sie eine eigene Ortschaftskennziffer haben)

Die komplette Liste der Statistik Austria ist in: Topographische Siedlungskennzeichnung nach STAT

Zu beachten ist, dass manche Orte unterschiedliche Schreibweisen haben können. So können sich Katastralgemeinden anders schreiben als gleichnamige Ortschaften bzw. Gemeinden.

Quelle: Statistik Austria

Geschichte

Strasshof wurde erstmals um 1300 urkundlich erwähnt. Im Grundstücksverzeichnis (Urbar) des Stiftes Melk scheint um 1330 das Bauerndorf 'Strazze mit einer Kirche' auf. Nach den kriegerischen Einfällen der Ungarn verödete der Ort. In alten Landkarten erscheint etwa um 1670 'Straß bei den 3 Stolzen Föhren' wieder auf.

1838 wurden bei der Verlängerung der Nordbahn auf dem Gebiet der Katastralgemeinde Straßerfeld Bahnwärterhäuser errichtet. Doch erst mit der Inbetriebnahme des Verschubbahnhofes (1908) setzte eine rege Bautätigkeit ein. Ein Erschließungsplan sah vor, den Ort nach dem Vorbild der englischen Gartenstädte (Vorortesiedlungen) zu strukturieren. Er sollte die Arbeiter eines an der Nordbahn geplanten Industriegebiets beherbergen. Das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie machte dieses Vorhaben zunichte. Da jedoch die Parzellierung bereits erfolgt war, kam es zu einer unorganisierten Besiedelung des Areals mit dem Ergebnis, dass erst nach dem Zweiten Weltkrieg langsam ein geschlossenes Siedlungsgebiet entstand. Bis heute wirkt sich dies durch das Fehlen eines Ortszentrums aus. Geprägt wurde die Geschichte Strasshofs vor allem durch den einst größten Verschubbahnhof Österreichs (125 Gleise), der von 1908 bis 1959 bestand. Hier wurden vor dem Ersten Weltkrieg die Güterzüge aus den nordmährischen Kohlerevieren geteilt. Erhalten ist davon noch das alte Heizhaus mit einigen Gleisen, in dem das Eisenbahnmuseum untergebracht ist. 1923 wurde Strasshof eine selbstständige Gemeinde, nachdem es vorher zur Gemeinde Gänserndorf gehörte.

Während der Zeit des Nationalsozialismus befand sich in Strasshof ein Durchgangslager. Zunächst für die Internierung von Ostarbeitern genutzt, wurden dort in der Folge Zwangsarbeiter aus ganz Europa gefangengehalten. Im Jahr 1944 deportierte das Sonderkommando Eichmann 21.000 ungarische Juden nach Strasshof.[1] Die meisten dieser Menschen überlebten auf Grund einer Abmachung zwischen dem Komitee für Hilfe und Rettung und Adolf Eichmann. 1945 wurde der Ort durch einen Luftangriff von US-Bombern auf den Verschubbahnhof schwer in Mitleidenschaft gezogen. Am 10. April erreichte Soldaten der Roten Armee Strasshof.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Strasshof rasch und wurde 1956 zur Marktgemeinde erhoben. 1947 erfolgte die Umbenennung von Straßhof (Marchfeld) in Straßhof an der Nordbahn.


(Quelle: Statistik Austria[3])
Volkszählung 19711981199120012011
Einwohner 4.3774.9735.6736.9938.543

Bildungseinrichtungen

  • Volksschule (seit 1925)
  • Allgemeine Sonderschule (seit 1973)
  • Musikschule (seit 1975) mit Filialen in Markgrafneusiedl und Raasdorf
  • Volkshochschule (seit 1989)
  • Europamittelschule (seit 2001)

Politik

Im Marktgemeinderat gibt es nach der Gemeinderatswahl 2015 bei insgesamt 33 Sitzen folgende Mandatsverteilung:

Die Dominanz der SPÖ ist unter anderem durch die Tradition als Eisenbahner-Siedlung historisch erklärbar. Auch der massive Zuzug aus der liberal und ökologisch geprägten städtischen Bevölkerung während der letzten 40 Jahre wirkte sich aus.

Bürgermeister
  • bis 2005 Rolf Neidhart
  • 2005–2008 Herbert Farthofer
  • seit 2008 Ludwig Deltl

Wappen

Das Ortswappen von Strasshof besteht aus zwei Teilen: Oben befindet sich die „Stolze Föhre“ auf rotem Grund; unten befindet sich ein geflügeltes Eisenbahnrad auf blauem Grund.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Strasshof an der Nordbahn

Wirtschaft und Infrastruktur

Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 insgesamt 197, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 8. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 45,76 Prozent.

Der 1975 gegründete Gewerbering Strasshof rief schon damals die Marchfeld-Messe ins Leben. War es früher eine kleine Veranstaltung im Haus der Begegnung, hat sich dieses Ereignis in den letzten 15 Jahren zu einem Megaevent entwickelt. Rund 120 Aussteller aus dem Marchfeld haben die Möglichkeit, ihre Produkte und Service auf dem eigens dafür adaptierten Messegelände auszustellen. Begleitet werden die 3 Messetage von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, wie zum Beispiel Kabarett, Tanz, etc…

Anfang 2005 entdeckte die OMV in der näheren Umgebung große Erdgaslagerstätten mit einem Volumen von vier Milliarden Kubikmeter. Ging die OMV ursprünglich noch von einer Fördermenge von bis zu einer Million Kubikmeter pro Tag aus, musste das Projekt 2012 abgeschrieben werden, da sich das Gas aus technischen Gründen als nicht förderbar erwies. [4]

Feuerwehr

Nach Inbetriebnahme des Verschubbahnhofes (1908) wurde 1910 die Gründung der „Freiwilligen K.K. Staatsbahnfeuerwehr“ bewilligt. 1956 wurde die Freiwillige Eisenbahn Feuerwehr, wie sie seit 1945 genannt wurde, von den ÖBB aufgelöst und die Sicherung der Bahnanlagen an die 1948 gegründete Freiwillige Feuerwehr Strasshof übertragen. Die Freiwillige Feuerwehr Strasshof besitzt 13 Einsatzfahrzeuge, 125 Mitglieder und leistet rund 400 Einsätze jährlich.

Sonstiges

Als Strasshof noch nicht existierte: Straßfelder Meierhof (M.H.), die stolze Föhre und das „neue Wirtshaus“, der Feldherrnhügel („Faulhügel“) am Straßfelder Wald und die Bahnwächterhäuser (W.h.) an der Nordbahn, um 1873 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)
  • Jedem, der schon mal durch Strasshof durchgefahren ist, wird es als sehr langer Ort in Erinnerung geblieben sein. Tatsächlich erstreckt sich der Großteil des Ortsgebietes entlang der B 8. Die Länge der Ortschaft beträgt rund 6,5 km wobei es an der breitesten Stelle gemessen nur 1,5 km breit ist.
  • Strasshof ist in 5 Ortsteile unterteilt: Im Nordwesten befindet sich das „Bartoschviertel“, im Osten befindet sich der Ortsteil „Silberwald“, welcher in zwei Teile unterteilt ist, nördlich der Hauptstraße befindet sich Silberwald I, südlich der Hauptstraße befindet sich Silberwald II; anschließend ebenfalls südlich der Hauptstraße das „Flugfeldviertel“. Quasi Zentral südlich der Hauptstraße befindet sich das „Waldviertel“ und südwestlich befindet sich der Ortsteil „Drei Schlüssel Äcker“
  • Der älteste Ortsteil befindet sich im „Bartoschviertel“, nördlich des Bahnhofes. Bereits um 1800 waren hier drei Häuser von Waldarbeitern zu finden. Rosalia Bartosch eröffnete hier 1908 ein Gasthaus für die am Bahnhof Strasshof arbeitenden Eisenbahner.
  • Strasshof grenzt unmittelbar (Straße an Straße) an zwei Ortschaften. Im Süden trennt die Grenzstraße Strasshof von Gänserndorf-Süd. Im Norden hinter dem Bahnhof Silberwald grenzt unmittelbar ein Siedlungsteil von Schönkirchen-Reyersdorf an, der dort ebenfalls Silberwald genannt wird.
  • Strasshof hat eine eng verbundene Geschichte mit der Entwicklung der Eisenbahn in Österreich. Aus diesem Grund führt Strasshof in seinem Wappen ein geflügeltes Eisenbahn-Wagenrad. Eines der Wahrzeichen von Strasshof ist daher eine Dampflokomotive, die in der Ortsmitte (Waldviertel) an der B8 aufgestellt ist. Dabei handelt es sich um eine Dampflok der DR-Baureihe 52 mit der Seriennummer 52.7593, hergestellt von der LOFAG Wien Floridsdorf, im Jahre 1944. Die Lok hatte ein Dienstgewicht von 144 Tonnen.
  • Das zweite Wahrzeichen von Strasshof ist die „Stolze Föhre“, welche sich ebenfalls im Ortswappen befindet. Dabei handelt es sich um eine Schwarzföhre, die vor rund 230 Jahren gepflanzt wurde. Diese Pflanzungen wurden damals von Kaiserin Maria Theresia veranlasst, um das Marchfeld vor der Verödung durch Flugsand zu bewahren. Die stolze Föhre steht seit dem 6. März 1968 unter Naturschutz.
  • Ein weiteres Naturdenkmal ist die Steineiche. Dieser Baum wurde bei der Aufforstung um 1900 eingepflanzt. Einst sollte ein ganzer Jungwald das Gebiet links und rechts der Bundesstraße bedecken. Durch den Sandboden konnte sich aber dieser nicht entwickeln und wurde nur ein Krüppelwald.
  • Das Fliegermarterl aus dem Jahr 1971 erinnert an die geglückte Notlandung des Flugzeugs von Oberstleutnant Blaschke im Jahr 1912. Damals nahm dieser an einem Flugwettbewerb teil und musste kurz vor seinem Ziel in Strasshof an der Nordbahn notlanden.
  • Die Flugfeldstraße in Strasshof erinnert an ein ehemaliges Flugfeld, das sich während des Ersten Weltkrieges dort befand. Während des Zweiten Weltkrieges wurde ein neuer Militärflugplatz an der Grenze zu Deutsch-Wagram angelegt, dessen Rollbahnen noch heute sichtbar sind. Bis 1955 nützte ihn die Rote Armee.
  • In Strasshof gibt es zwei „Erhebungen“, welche jedoch beide von Menschenhand geschaffen wurden. Im Ortsteil Waldviertel südlich der B8 gibt es einen Hügel, der während der Napoleonkriege als Feldherrenhügel aufgeschüttet wurde, da es keine natürlichen Erhebungen gab. Gleich daneben befindet sich der „Rodelberg“, der in den 1970er Jahren von der Gemeinde aufgeschüttet wurde und im Winter zum Rodeln und Schifahren benutzt werden kann.
  • Bekanntheit in jüngster Zeit erlangte der Ort durch die Entführung von Natascha Kampusch. Sie war dort fast achteinhalb Jahre lang im Keller eines Einfamilienhauses gefangen gehalten worden, bis ihr am 23. August 2006 die Flucht gelang. Der Entführer Wolfgang Přiklopil beging am Abend desselben Tages Suizid.

Sport und Freizeit

  • Der Beachvolleyballplatz, der Fun-Court, der Rollschuh- und Natureislaufplatz sowie zahlreiche Spiel- und Sportplätze bieten dem Besucher von Strasshof an der Nordbahn ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm.
  • Der BMX-Radwanderweg in Strasshof ist bis weit über die Gemeindegrenzen bekannt und beliebt. Zahlreiche Wanderwege durch die herrliche Landschaft des Marchfeldes runden einen Ausflug ab.
  • Der Rodelberg in Strasshof an der Nordbahn sorgt im Winter und Sommer für Unterhaltung.
  • Das Biotop im Familienwald wurde von den Naturfreunden Strasshof 2004 neu errichtet. Der Platz davor dient Erholungssuchenden als Platz der Ruhe und Besinnung, Kindergärten und Schulklassen besuchen den Platz gerne. Auch Veranstaltungen diverser Vereine finden dort immer wieder statt. [5]

Literatur

  • Josef Neidhart: Strasshofer Heimatbuch, Strasshof 1989.
  • Irene Suchy: Strasshof an der Nordbahn. Die NS-Geschichte eines Ortes und ihre Aufarbeitung. Metroverlag, Wien 2011, ISBN 978-3-9930005-4-7.
  • Judith Eiblmayr: Lernen vom Raster. Strasshof an der Nordbahn und seine verborgenen Pläne. Neuer wissenschaftlicher Verlag, Wien 2013, ISBN 978-3-7083-0943-9.
Commons: Strasshof an der Nordbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jochen von Lang (Hg.): Das Eichmann-Protokoll - Tonbandaufzeichnungen der israelischen Verhöre. Severin und Siedler, Berlin 1982. ISBN 3-88680-036-9. S. 221–229.
  2. Bernhard Blank (Verein Arbeitsgruppe Strasshof): Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in Strasshof an der Nordbahn und seinem Durchgangslager für ausländische Zwangsarbeiter
  3. Bevölkerungsentwicklung von Strasshof an der Nordbahn. (PDF)
  4. Gasfeld Strasshof bringt der OMV keine Ausbeute, Bezirksblatt Gänserndorf 13. August 2012.
  5. Homepage der Betreibergruppe des Familienwaldes