Wetter (Hessen)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 54′ N, 8° 43′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Gießen | |
Landkreis: | Marburg-Biedenkopf | |
Höhe: | 220 m ü. NHN | |
Fläche: | 104,53 km2 | |
Einwohner: | 9010 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 86 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35083 | |
Vorwahl: | 06423 | |
Kfz-Kennzeichen: | MR, BID | |
Gemeindeschlüssel: | 06 5 34 021 | |
Stadtgliederung: | 9 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 1 35083 Wetter (Hessen) | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Kai Uwe Spanka | |
Lage der Stadt Wetter (Hessen) im Landkreis Marburg-Biedenkopf | ||
Wetter (Hessen) ist eine Kleinstadt in Hessen, Deutschland. Die eher ungebräuchliche Bezeichnung Wetter (Hessen-Nassau) stammt aus der Zeit der Zugehörigkeit zur gleichnamigen preußischen Provinz und wird im Wesentlichen nur bei der Eisenbahn benutzt – noch heute heißt der Bahnhof der Stadt so.
Geographie
Geographische Lage
Wetter liegt im Landkreis Marburg-Biedenkopf am Westrand des Burgwaldes im Tal der Wetschaft und seinen Randbereichen ungefähr 14 km nördlich von Marburg. Die westlichen Stadtteile an der Grenze zur Gemarkung Biedenkopf bzw. Dautphetal gehen hingegen bereits in das Rothaargebirge über. Dort, in den sogenannten Sackpfeifen-Vorhöhen, befindet sich mit dem 510 m hohen Hollerberg auch die höchste Erhebung der Ortsgemarkung.
Nachbargemeinden
Wetter grenzt im Norden an die Stadt Rosenthal (Landkreis Waldeck-Frankenberg), im Osten an die Stadt Rauschenberg und die Gemeinde Cölbe, im Süden an die Gemeinde Lahntal, im Südwesten an die Gemeinde Dautphetal, sowie im Westen an die Stadt Biedenkopf und die Gemeinde Münchhausen (alle im Landkreis Marburg-Biedenkopf).
Gliederung
- Wetter
- Niederwetter
- Unterrosphe
- Oberrosphe
- Mellnau
- Todenhausen
- Amönau
- Oberndorf
- Warzenbach
- Treisbach
Geschichte
Wetter wird das erste Mal im Codex Eberhardi genannt. Es wird ein karolingischer Königshof inmitten eines ausgedehnten Bezirks an Reichsgut vermutet. Er dürfte mit dem fränkischen Kastell auf dem nahe gelegenen Christenberg in Verbindung gestanden haben. Der Hof lag an einem Flussübergang der nord-südlich verlaufenden sogenannten Weinstraße (Wagenstraße), einer bedeutenden überregionalen Verbindung aus dem Frankfurter Raum in das Sachsenland (Paderborn). Eine Besiedlung des Klosterberges konnte durch archäologische Grabungen bis in das 8. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Ab dem 11. Jahrhundert ist auch die Nutztierhaltung nachweisbar, was durch hunderte Tierknochen belegt ist. Der Marktflecken Wetter selbst wird 1223 als „cives“ bezeichnet und ist damit eine der frühesten Städte in Hessen. Bereits 1235 finden fünf Bürger und Schöppen Erwähnung, womit ein Stadtgericht belegt ist.
Das Stift Wetter entstand wohl im beginnenden 11. Jahrhundert; eine Verbindung zum ottonischen Königshaus wird vermutet. Es wurde im Jahr 1108 erstmals erwähnt. Das Stift diente später neben der Aufnahme von weiblichen Adeligen auch als Bildungsanstalt; 1266 war ein „Magister Konrad“, 1323 ein Rektor Heinrich an dieser Schule tätig.
Die überragende Stellung der Stadt, die später Sitz eines Amtes wurde, wurde durch die Tätigkeit von Elisabeth von Thüringen in Marburg und die spätere Wallfahrt zum Grab der Heiligen gebremst. Nachdem Marburg zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte in Deutschland und im 16. Jahrhundert die Philipps-Universität Marburg gegründet wurde, rutschte Wetter in die Bedeutungslosigkeit ab. Auch mehrere Stadtbrände (u. a. 1622, 1626, 1629 und 1649), die nur wenige Bauwerke, darunter die Stiftskirche, überstanden, warfen die Stadt in ihrer Entwicklung immer wieder zurück.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 40,5 | 12 | 33,2 | 10 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 39,1 | 12 | 52,2 | 16 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 9,4 | 3 | 7,1 | 2 |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 8,5 | 3 | 7,6 | 3 |
Die Linke.PDS | Linkspartei.PDS | 2,6 | 1 | – | – |
Gesamt | 100 | 31 | 100 | 31 | |
Wahlbeteiligung in % | 49,4 | 55,9 |
Präsentationsrecht für den Pfarrer
Nachdem das Präsentationsrecht für den Pfarrer von Wetter in Folge der Reformation durch Landgraf Philipp von Hessen dem Stift genommen wurde, erhielt dieses der Magistrat. Bis heute hat der Magistrat bei einer vakanten Pfarrstelle das Recht, dem Landesbischof einen Bewerber vorzuschlagen. Dafür ist die Stadt mit verantwortlich für den Unterhalt der Kirchengebäude.
Wappen
Im goldenen (gelben) Schild auf grünem Dreiberg ein grüner Lilienzweig mit drei silbernen (weißen) Blüten beseitet von zwei geneigten Schilden, darin vorne der hessische Löwe, hinten das Mainzer Rad.
Die beiden Schilde erinnern an die ehemalige gemeinsame Herrschaft der Landgrafen von Hessen und der Mainzer Erzbischöfe über die Stadt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Durch das Stadtgebiet verläuft in nord-südlicher Richtung die Bundesstraße 252 aus Ostwestfalen-Lippe über Korbach und Frankenberg (Eder) bis nach Göttingen (Gemeinde Lahntal). Um den starken Verkehr aus den Orten des Wetschafttales zu entfernen, ist der Bau einer Umgehungsstraße geplant. Dieser ist jedoch höchst umstritten, da durch den Bau der sogenannten Westumgehung für die Stadt wichtige Naturschutz- und Naherholungsgebiete verloren gingen. Des Weiteren wird die Entlastung des Wetschaftstales mit einer deutlichen Mehrbelastung von Wetter-West erkauft, was den Sinn des Bauvorhabens weiter in Frage stellt.
Die Strecke der Burgwaldbahn verbindet die Stadt mit Marburg und Frankenberg. Die die Bahnlinie betreibende Kurhessenbahn beabsichtigt die Wiedereröffnung der Fortsetzung der Strecke zwischen Frankenberg und Korbach.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Stadtarchiv
Das 1993 gegründete Archiv der Stadt Wetter verwahrt die im 16. Jahrhundert beginnende Überlieferung der Stadtverwaltung und des Magistrates. Darüber hinaus werden die örtlichen Mitteilungsblätter der Stadt und Kirchgemeinde gesammelt.
Bedeutend ist die Sammlung der im 17. Jahrhundert beginnenden Amtsbücher. Einige Bucheinbände konnten als hochmittelalterliche Klosterhandschriften des aufgelösten Stiftes Wetter identifiziert werden.
Die Urkunden des Stiftes Wetter werden im Staatsarchiv Marburg (Bestand A II 30) verwahrt.
Bauwerke
- Ehemalige Stiftskirche St. Maria, jetzt evangelische Pfarrkirche. Die kreuzförmige, ursprünglich turmlose Hallenkirche mit Dachreiter wurde wohl in der Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen. Der Westturm wurde 1506 hinzugefügt. Mit seinem spitzen Helm galt er einstmals als der höchste Kirchturm Hessens. 1783 gekürzt, wurde er 1869 bis 1871 abgenommen und erst 1957/58 durch den jetzigen Spitzhelm ersetzt. 1859 bis 1864 wurde der Bau durch Georg Gottlob Ungewitter umfassend restauriert. Die kräftige Innenfarbigkeit wurde 1962 nach Befund wiederhergestellt. Ähnliche Farbfassungen finden sich in der Elisabethkirche zu Marburg und in der Klosterkirche Haina. Bedeutendstes Ausstattungsstück ist ein hölzernes Altarretabel aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Es zählt zu den frühesten Retabeln überhaupt. Zur weiteren Ausstattung gehören ein Taufstein des 13. Jahrhunderts mit Löwenköpfen, der 1466 gestiftete gotische Zelebrantenstuhl und das prächtiges Orgelgehäuse von 1763 bis 1766.
- Rathaus – In den Obergeschossen verschieferter Fachwerkbau mit Zwerchhaus, errichtet um 1680. Das Erdgeschoss massiv. Jüngst durch Neubauten erweitert.
- Ehemalige Synagoge – Der zweigeschossige quadratische Fachwerkbau mit polygonalem Dachreiter wurde wohl in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Zwar wurde die Synagoge in der Reichspogromnacht im Innern zerstört und ausgeräumt. Der Bau entging jedoch – wohl aufgrund der unmittelbaren Nähe zur angrenzenden Fachwerk-Wohnbebauung, die bei einem Brand sicherlich Schaden genommen hätte – der völligen Vernichtung. Nach 1945 diente er als Abstellraum, Stall und Lager. Um das mittlerweile heruntergekommene Gebäude auf Dauer zu erhalten, wurde Mitte der 1980er Jahre die Dachdeckung in Schiefer erneuert. Im Jahr 2000 ging die Synagoge schließlich in den Besitz der Stadt über. 2004 konnte dann eine umfassende Restaurierung vorgenommen werden. Heute wird das Gebäude als „Haus des Gedenkens“ für diverse Veranstaltungen (Ausstellungen und Lesungen) genutzt.
- Wohnbauten – Das noch weitgehend geschlossene Ortsbild wird in erster Linie durch giebelständige Fachwerkhäuser geprägt, von denen die meisten jedoch verschiefert oder verputzt sind. Nach mehreren Stadtbränden sind nur wenige, vor 1629 entstandene Bauten erhalten. Mehrere Häuser weisen klassizistische Türen auf. An Einzelbauten sind hervorzuheben:
- Markt 7 – Dreigeschossiges Giebelhaus mit Eckerker. Am steinernen Untergeschoss hübsches Renaissanceportal, bezeichnet 1570.
- Markt 8 – 17. Jahrhundert
- Markt 9 – Das dreigeschossige Giebelhaus entstand vermutlich im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Das zweite Obergeschoss wurde um 1700 hinzugefügt.
- Markt 14 – Barocker Fachwerkbau mit Zierschnitzereien, vermutlich Ende 17. Jahrhundert.
- Krämergasse 14 – Traufenhaus mit geschnitzten Füllbrettern, bezeichnet 1671.
- Krämergasse 10 – Zweigeschossiger Fachwerkbau, wohl erstes Drittel des 16. Jahrhunderts.
- Reste der mittelalterlichen Stadtmauer mit zwei Türmen haben sich vor allem im Süden und im Westen erhalten. An der Leitergasse befindet sich ein um 1200 entstandener Rundturm. Östlich der Kirche steht der sogenannte Diebsturm (größtenteils 15. Jahrhundert), dessen Dach kürzlich erneuert wurde.
Regelmäßige Veranstaltungen
Alle sieben Jahre findet das Grenzgangfest statt, das nächste vom 6. bis 12. August 2008. Anlässlich des Grenzgangfestes 1939 dichtete Karl Albert aus Wetter das Grenzbeganglied, welches zu jedem Fest von den Wetteraner Bürgern gesungen wird.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johannes Combach (Philosoph und Theologe)
- Johann Dryander (Anatom, Arzt, Astronom und Mediziner)
- Johannes Fokken, Lehrer und ehemaliger Leiter der Wollenbergschule in Wetter, langjähriger Stadtverordneter und Kreistagsabgeordneter (SPD), Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande (verliehen am 13. Januar 2005)
- Dr. Claudia Kuhnhen, Ärztin und Leiterin des Gesundheitsamtes des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande (verliehen am 21. November 2005)
- Justus Vultejus, deutscher Pädagoge und Philologe (1529–1575), Vorfahr von Ernst Reuter (1889–1953), dem ehemaligen Oberbürgermeister (1948–1951) und Regierenden Bürgermeister von West-Berlin (1951–1953)
- Hermann Vultejus, deutscher Jurist (1555–1634), Rektor der Universität Marburg (1592–1601), Sohn von Justus Vultejus
Partnergemeinden
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
Weblinks
Linkkatalog zum Thema Stadt Wetter bei curlie.org (ehemals DMOZ)