Britische Jungferninseln
Britische Jungferninseln | |||||
British Virgin Islands | |||||
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Wahlspruch: The Land, The People, The Light (engl. „Das Land, das Volk, das Licht“) | |||||
Amtssprache | Englisch | ||||
Hauptstadt | Road Town | ||||
Staatsoberhaupt | Königin Elisabeth II. vertreten durch Gouverneur John S. Duncan | ||||
Regierungschef | Premierminister Ralph T. O’Neal | ||||
Fläche | 151 km² | ||||
Einwohnerzahl | 28.045 (Zensus 2010) | ||||
Bevölkerungsdichte | 186 Einwohner pro km² | ||||
Währung | US-Dollar (USD) | ||||
Nationalhymne | God Save the Queen | ||||
Zeitzone | UTC−4 | ||||
Kfz-Kennzeichen | VG | ||||
ISO 3166 | VG, VGB, 092 | ||||
Internet-TLD | .vg | ||||
Telefonvorwahl | +1 (284) siehe NANP | ||||
Die Britischen Jungferninseln (engl. British Virgin Islands, offiziell nur Virgin Islands) sind ein britisches Überseegebiet in der Karibik. Sie umfassen geographisch über 60 Inseln und Riffs im nordöstlichen Teil der Inselgruppe der Jungferninseln am nördlichen Ende des Inselbogens der Kleinen Antillen. Die insbesondere durch Zuwanderung schnell wachsende Bevölkerung (Wanderungssaldoziffer 2012: 18,56 pro 1000 Ew., weltweit dritthöchster Wert) bewohnt 16 der etwa 100 km östlich von Puerto Rico gelegenen Inseln.
Die Wirtschaft ist eng verknüpft mit den bevölkerungsstärkeren Amerikanischen Jungferninseln, die offizielle Währung ist daher der US-Dollar. Dominierend ist der Dienstleistungssektor, darin insbesondere die Tourismus- und die Offshore-Finanzbranche.
Geschichte
Im 1. Jahrhundert v. Chr. besiedelten Arawak die Inseln, wurden aber im 15. Jahrhundert von Kariben unterworfen. 1493 entdeckte Christoph Kolumbus die Jungferninseln für die Europäer. 1555 besiegten spanische Truppen die indigene Bevölkerung und rotteten sie in den kommenden Jahrzehnten aus.
Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die Inseln zwar mehrfach von spanischen und englischen Schiffen auf deren Expeditionen nach Süd- und Mittelamerika besucht, eine Kolonisierung unterblieb aber zunächst. Erst 1615 erscheint in spanischen Aufzeichnungen eine dauerhafte Siedlung des holländischen Freibeuters Joost van Dyk auf Tortola. Bald darauf erkannte die Niederländische Westindien-Kompanie die strategische Bedeutung der Jungferninseln. Durch holländische Siedler wurden in der Folgezeit mehrere Schanzen und kleine Forts errichtet; es kam zu zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen mit spanischen Truppen.
Nach dem Ausbruch des Dritten Englisch-Niederländischen Krieges wurde das Gebiet 1672 von England annektiert und in die Kolonie der British Leeward Islands eingegliedert. Die Briten legten Plantagen zum Anbau von Zuckerrohr an, wofür sie eine wachsende Anzahl aus Afrika deportierter Sklaven benötigten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es hier bereits über 6000 Sklaven. Heute sind daher 90 % der Bevölkerung schwarzafrikanischer Abstammung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu mehreren Sklavenaufständen; 1834 wurde die Sklaverei offiziell abgeschafft.
Die 1871 gegründete Leewards Islands Federation wurde 1956 aufgelöst. Die Britischen Jungferninseln bildeten ab 1960 eine eigene Kronkolonie und erlangten mit der Verfassung von 1967 eine stärkere innere Autonomie.[1]
Bevölkerung
Die Britischen Jungferninseln haben 28.054 Einwohner (Stand 2010).[2] Die Mehrheit der Bevölkerung ist ganz oder zum Teil afrikanischer Abstammung. 33 % sind Methodisten, 17 % sind Anglikaner, 10 % Katholiken, 9 % Mitglieder der Gemeinde Gottes, 6 % Adventisten des siebenten Tages, 4 % Baptisten, 2 % Zeugen Jehovas und 19 % bekennen sich zu einer anderen oder keiner Religion.[3]
Geographie
Das Gebiet hat die Größe von 151 km² und besteht aus 16 bewohnten und über 20 unbewohnten Inseln. Die vier Hauptinseln sind Anegada, Jost Van Dyke, Tortola und Virgin Gorda. Gesamtliste:
Anegada | Beef Island | Bellamy Cay | Carvel Rock |
Cockroach Island | Cooper Island | Dead Chest | Eustatia Island |
Fallen Jerusalem Island (unbewohnt) | Frenchman's Cay | George Dog Island | Ginger Island |
Great Camanoe | Great Dog Island | Great Thatch | Great Tobago Island |
Green Cay | Guana Island | Jost Van Dyke | Little Camanoe |
Little Jerusalem Island | Little Jost Van Dyke | Little Seal Dog Island | Little Thatch |
Little Tobago | Marina Cay | Mosquito Island | Necker Island |
Norman Island | Oyster Rocks | Pelican Island | Peter Island |
Prickly Pear Island | Saba Rock | Salt Island | Sandy Cay |
Sandy Spit | Scrub Island | Seal Dog Island | Tortola |
Virgin Gorda | West Dog Island |
Die Insel Anegada besteht aus Steinkorallen und Kalkstein und ist relativ flach; die anderen Inseln sind vulkanischen Ursprungs und bergig bzw. hügelig. Der höchste Punkt der Inseln ist der Mount Sage mit 523 m auf Tortola.[4] Die Küstenlinien haben eine Länge von 80 km.
Das Klima ist tropisch und feucht, die Temperaturen sind durch Winde gemäßigt. Hurrikane und tropische Stürme gibt es von Juli bis Oktober. Die natürlichen Süßwasservorkommen sind begrenzt. Abgesehen von einigen Quellen und periodischen Wasserläufen auf Tortola, die im Sommer austrocknen, beruht die Wasserversorgung der Inseln auf Brunnen und Regenwasserzisternen.[5]
Politik
Die Britischen Jungferninseln sind assoziiertes Mitglied der Karibischen Gemeinschaft und Mitglied der Organisation Ostkaribischer Staaten. Sie gehören zu den Trägern der University of the West Indies.
Die oberste exekutive Autorität der Britischen Jungferninseln hat Königin Elisabeth II. inne. In dieser Funktion wird sie vom Gouverneur vertreten, der von ihr auf Vorschlag der britischen Regierung ernannt wird. Für die Außen- und Verteidigungspolitik ist das Vereinigte Königreich zuständig.
Die Verfassung der Inselgruppe wurde zuletzt 2007 neu erlassen.[6] Regierungschef ist der Premier, bis 2007 Chief Minister, der zusammen mit den vier anderen Regierungsmitgliedern aus den Mitgliedern des Legislativrates vom Gouverneur ernannt wird. Der Legislativrat (House of Assembly) besteht aus 13 vom Volk gewählten Abgeordneten, dem Speaker sowie dem nicht stimmberechtigten Attorney General.
Seit 2014 hat John Duncan das Amt des Gouverneurs inne. Amtierender Premier ist seit August 2007 Ralph T. O’Neal, Virgin Islands Party (VIP), der Orlando Smith, National Democratic Party (NDP), dessen Vorgänger er bereits von 1995 bis 2003 war, nach einem klaren Sieg bei den im selben Monat erfolgten Wahlen zum Legislativrat ablöste.[7]
Infrastruktur
Das Straßennetz umfasst 200 km befestigte Straßen,[3] es herrscht Linksverkehr. In Road Town gibt es einen Hafen.
Auf dem Gebiet der Britischen Jungferninseln gibt es fünf Flughäfen: Anegada auf der Insel Anegada (IATA-Flughafencode: NGD), Beef Island auf der Insel Beef Island (EIS), Virgin Gorda auf der Insel Virgin Gorda (VIJ) sowie die beiden Wasserflugplätze North Sound Water Aerodrome nördlich der Insel Virgin Gorda (NSX) und West End Seaplane Base nördlich der Insel Tortola (TOV).
Wirtschaft
Die Wirtschaft, eine der stabilsten und florierendsten in der Karibik, ist sehr stark vom Tourismus abhängig. Der direkte Beitrag des Tourismus zum Bruttoinlandsprodukt lag 2014 bei etwa 30 %; der Gesamtbeitrag zur Wirtschaftskraft des Landes, der auch die indirekten Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige berücksichtigt, übersteigt 85 %.[8] Circa 825.000 Touristen, darunter mehr als 440.000 Kreuzfahrtpassagiere hauptsächlich aus den USA, besuchten 2006 die Inseln. Haupteinnahmequelle der örtlichen Tourismusindustrie ist das Verchartern von Yachten.[9]
Von vergleichsweise untergeordneter Bedeutung ist die Landwirtschaft, deren Hauptaktivität in der Viehzucht liegt. Die schlechte Bodenqualität ermöglicht nur eine begrenzte Versorgung der heimischen Bevölkerung.
Die Wirtschaft ist eng an die der Amerikanischen Jungferninseln gebunden. Seit 1959 ist der US-Dollar die offizielle Währung.
Steueroase
Seit Mitte der 1980er Jahre bietet die Regierung Unternehmen die Möglichkeit, auf den Inseln mit einer Briefkastenfirma ansässig zu sein. Die Gebühren für die Gründung solcher Gesellschaften machen inzwischen mehr als 50 % des Staatseinkommens aus. Etwa 450.000 Briefkastenfirmen waren 2012 auf den Inseln registriert. [9] Bis 2015 waren es bereits 800.000 Unternehmen.[10]
Kultur
Feiertage
Datum | Name | Deutscher Name | Anmerkungen |
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1. Januar | New Years Day | Neujahr | |
4. März | H. Lavity Stoutt’s Birthday | Geburtstag von Hamilton Lavity Stoutt | Minister von 1957 bis 1995 |
März | Commonwealth Day | Commonwealth-Tag | Zweiter Montag im März |
März/April | Good Friday und Easter Monday | Karfreitag und Ostermontag | Ostern |
Juni | Whit Monday | Pfingstmontag | |
Juni | Sovereign’s Day | Feier zum Geburtstag von Elisabeth II. | |
1. Juli | Territory Day | Fest des Territoriums | |
August | Festival Holidays | Festival (drei Tage) | der erste Montag – Mittwoch im August zur Befreiung von der Sklaverei 1834 |
21. Oktober | St. Ursula’s Day | Fest der Heiligen Ursula | |
25. und 26. Dezember | Christmas Day und Boxing Day | Weihnachten |
Literatur
- Isaac Dookhan: A history of the British Virgin Islands. University of the West Indies, Mona 1968.
- Norwell Harrigan, Pearl I. Varlack: The British Virgin Islands (a Chronology). Research and Consulting Services, Tortola 1970.
Weblinks
- Datenbank inhaltlich erschlossener Literatur zur gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation in Britische Jungferninseln
- BVI Government
- BBC: Regions and territories: British Virgin Islands.
- Touristeninformation
Einzelnachweise
- ↑ Our History Website der Regierung der Britischen Jungferninseln (englisch), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ Zusammenfassung des Census 2010 Meldung vom 18. November 2014 auf bvinews.com (englisch), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ a b CIA World Factbook: Britische Jungferninseln (englisch)
- ↑ Sage Mountain National Park Kurzbeschreibung des Nationalparks mit Wegeskizze (englisch), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ Geography Website der Regierung der Britischen Jungferninseln (englisch), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ BVI Government: 2007 Virgin Islands Constitution Order. (PDF)
- ↑ Foreign & Commonwealth Office: British Virgin Islands
- ↑ Travel & Tourism Economic Impact 2015 - British Virgin Islands Publikation des World Travel & Tourism Council (englisch), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ a b Our Economy Website der Regierung der Britischen Jungferninseln (englisch), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ Luxus in Steueroasen: Ducati streicheln unter Palmen. – Artikel und Fotoserie über Steueroasen, Spiegel Online.
Koordinaten: 19° N, 65° W